Psychosomatische Kur: Ablauf und Ziele

Viele Menschen leiden unter beruflichen oder privaten Belastungen, welche in weiterer Folge zu einem erhöhten Stresserleben führen. Kurzfristig kann sich der menschliche Körper an solche Belastungen anpassen und damit umgehen. Problematisch kann die Situation jedoch werden, wenn der Auslöser - der sogenannte Stressor - andauert. Anhaltender Stress kann zu einer depressiven Symptomatik führen oder am Anfang einer Angststörung stehen. Daher ist es wichtig, diese Symptomatik von einer vorübergehenden Phase der Erschöpfung abzugrenzen.

Eine psychosomatische Kur kann eine grundlegende Betrachtungsweise in der Medizin sein. Dabei geht es um eine integrative Sichtweise, die körperliche, psychische und soziale Faktoren berücksichtigt. Schließlich kann Psychosomatik auch die Bezeichnung einer medizinischen Einrichtung sein: Patientinnen und Patienten mit komplexen, psychosomatischen Erkrankungen erhalten hier ein spezialisiertes, darauf ausgerichtetes Behandlungsangebot. Unser Department für Psychosomatik ist eine solche Einrichtung. Wir behandeln Patientinnen und Patienten mit Stress- und Trauma-Folgeerkrankungen, mit chronischen Schmerzstörungen, somatoformen Störungen und mit Essstörungen. Diese Erkrankungen treten häufig in Kombination mit depressiven Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen, z. B. Borderline-Störung auf.

Was ist eine psychosomatische Rehabilitation?

Die psychiatrische Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Dabei geht es darum, Menschen mit psychischen Erkrankungen dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen wiederzuerlangen, um ein erfülltes und unabhängiges Leben zu führen. Die psychiatrische Rehabilitation umfasst eine breite Palette von Behandlungsansätzen, die darauf abzielen, die Lebensqualität von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern.

Im Gegensatz zu einem Gesundheitsvorsorge Aktiv-Aufenthalt, der einen vorbeugenden Auftrag hat, versteht sich Rehabilitation als eine wiederherstellende Maßnahme und beinhaltet somit eine höhere Therapieanzahl und -dichte.

Ziele der psychiatrischen Rehabilitation

Ein vorrangiges Ziel der psychiatrischen Rehabilitation stellt die Verbesserung der psychischen Gesundheit und die Stabilisierung von Symptomen dar. Hierbei geht es darum, die Symptome der psychischen Erkrankung zu reduzieren, damit der Patient bzw. die Patientin ein höheres Maß an Zufriedenheit im Alltag erreichen kann.

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Maßgeblich für den Erfolg einer psychischen Rehabilitation entscheidend ist die Verbesserung der Lebensqualität und Unabhängigkeit. Hierbei geht es darum, den Menschen dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen wiederzuerlangen, um ein unabhängiges und erfülltes Leben zu führen.

Weitere Ziele sind:

  • Verbesserung der sozialen Fähigkeiten und Integration in die Gemeinschaft.
  • Verbesserung der beruflichen Fähigkeiten und Integration in den Arbeitsmarkt.

Ablauf einer psychosomatischen Kur

Zu Beginn der Reha wird eine detaillierte ärztliche Untersuchung durchgeführt. Im Zuge einer Untersuchung zu Beginn werden krankheitsbedingte Beschwerden und Einschränkungen erhoben.

Nach einem eingehenden Aufnahmegespräch erstellt der:die betreuende (Fach-)Arzt:Ärztin gemeinsam mit Ihnen ein individuelles Therapieprogramm. Das Therapieprogramm ist individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst.

Während einer psychosomatischen Rehabilitation bekommen unsere Gäste die Möglichkeit, sich von akuten Belastungen zu erholen und wieder mit sich selbst in Kontakt zu treten. Sie können sich die nötige Zeit nehmen, um Bewegung, Ernährung, Körper und Psyche wieder ins Lot zu bringen. Durch psychologische Gespräche, Körper-, Atem- und Wahrnehmungsübungen, sowie diverse andere Therapien können Spannungen abgebaut und Symptome gelindert werden.

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Therapieangebote

Unser Therapieangebot besteht aus Einzel- und Gruppentherapien. Wir legen den Schwerpunkt auf die therapeutische Begleitung, um Sie bei der Bewältigung von Beruf und Alltag zu unterstützen.

Die Integrierte psychosomatische Kurzzeittherapie ist ein kostenloses Angebot der Klinischen Psychologie am Standort Elisabethinen. Alle Therapien sind auf die Belastbarkeit des:der Patienten:Patientin sowie auf die technischen Gewichtsobergrenzen der Therapiegeräte abgestimmt.

Das Psychosomatik-Team, bestehend aus Ärzt*innen und Therapeut*innen, vermittelt den Betroffenen auch Wissen und Strategien, wie sie mit Stress- und Belastungssituationen besser umgehen können. Der Fokus liegt unter anderem auf dem Erlernen von Selbstfürsorge, dem Wiedererlangen von Autonomie und Selbstvertrauen, sowie der Stärkung der Sozialkompetenz.

Einige Beispiele für Therapieangebote:

  • Psychotherapie sowie die klinische- und Gesundheitspsychologie
  • Ergotherapie
  • Heil- bzw. Schulungen
  • Störungsspezifische Gruppentherapie
  • Spezialtherapien
  • Aktive Physiotherapie, Sport- und Bewegungstherapie
  • Entspannungstrainings und Gesundheitsschulungen
  • Kreativangebote

Ambulante Rehabilitation

Die Ambulante Psychiatrische Rehabilitation bietet interessierten Patientinnen und Patienten die Möglichkeit einer multiprofessionellen Behandlung ihrer psychischen Erkrankungen. Dabei möchten wir den Genesungsprozess möglichst alltagsnah fördern, um die Teilhabe am sozialen Leben nicht einzuschränken.

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Die Phase II (142 Einheiten) bietet ein ganztägiges und ganzheitliches Therapieprogramm für 6 Wochen, täglich von Montag bis Freitag zwischen 8:00 und 17:00 Uhr. Die Phase III (100 Einheiten) kann im Anschluss an eine vorherige ambulante Rehabilitation Phase 2 angesucht werden.

Eine familien- und alltagsfreundliche Therapiesituation sind die zentralen Vorteile einer ambulanten Behandlung. Die Phase 2 der ambulanten psychiatrischen Rehabilitation umfasst alle Behandlungen und Therapien zur Schaffung bestmöglicher physischer, psychischer und sozialer Bedingungen, um Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen die Möglichkeit zu geben, aus eigener Kraft ihren gewohnten Platz in der Gesellschaft zu bewahren oder wieder einzunehmen. Durch verbesserte Lebensgewohnheiten soll das Fortschreiten der Erkrankung sowie deren Folgen begrenzt werden.

Die ambulante psychiatrische Rehabilitation eignet sich besonders für Sie, wenn Sie aufgrund Ihrer Lebensumstände keinen stationären Aufenthalt durchführen können oder möchten. Die Rehabilitation der Phase 2 dauert in der Regel 5 - 6 Wochen. Die Rehabilitation findet an 5 Tagen der Woche ganztätig statt. Im Anschluss an eine psychiatrische Rehabilitation der Phase 2 haben Sie mit der Phase 3 die Möglichkeit, bisher erlernte Fähigkeiten nachhaltig zu festigen. Unter fachärztlicher Aufsicht optimieren Sie Ihre Stabilität und Kraft. Durch die ambulante Rehabilitation haben Sie den Vorteil der berufsbegleitenden Behandlung.

Wann ist eine psychosomatische Rehabilitation nicht geeignet?

Eine ambulante Rehabilitationsmaßnahme gilt als nicht zielführend für Patientinnen und Patienten, die aktuell eine akute bzw. schwerwiegende psychische Symptomatik zeigen. Auch bei bestehender Suizidalität sowie vorrangig organischen Störungen, akuten Suchterkrankungen und Essstörungen kann keine adäquate Behandlung angeboten werden.

Weitere Ausschlusskriterien:

  • Akute Selbst- oder Fremdgefährdung
  • Patienten mit unbehandelten Psychosen oder bipolarer Störung
  • Keine ausreichende Belastbarkeit
  • Patienten mit Suchterkrankungen (Abstinenz von mindestens sechs Monaten erforderlich)

Wie komme ich zur Reha?

Zusammen mit Hausärztin, Hausarzt, Fachärztin, Facharzt oder dem behandelnden Krankenhaus ausfüllen und „Reha-Oberndorf“ als Wunsch-Einrichtung angeben. Sie haben bereits einen Antrag auf Rehabilitation gestellt und noch keine Info erhalten?

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