Psychosomatische Beschwerden: Ursachen, Behandlung und die Rolle des Herzens

Die Herzgesundheit und psychische Faktoren stehen in engem Wechselspiel miteinander. Beschwerden auf beiden Ebenen können sowohl die Psyche als auch den Organismus ernsthaft belasten. Schon die Umgangssprache zeigt: Psychische Themen können intensiv mit unserer Herzgesundheit in Verbindung stehen. Das Wechselspiel zwischen Körper und Seele - die Psychosomatik - spielt zunehmend auch im klinischen Alltag eine wesentliche Rolle.

Was ist Psychokardiologie?

Das Wort Psychokardiologie setzt sich zusammen aus den Begriffen „Psychotherapie“ und „Kardiologie“. Die Psychokardiologie widmet sich den beiden Feldern, die miteinander zusammenhängen, und erforscht das Wechselspiel zwischen Herzkrankheiten und Belastungen der Psyche. Aktuell gilt die Psychokardiologie als eher junges Fachgebiet der ganzheitlichen, evidenzbasierten Medizin.

Sie befasst sich sowohl mit den psychischen Belastungsfaktoren, die zu organischen Herzproblemen führen können, als auch mit den Auswirkungen, die Herzkrankheiten auf die Psyche von Menschen haben. Die Psychokardiologie beschäftigt sich mit allen Faktoren, die im Hinblick auf die Herzgesundheit eine wesentliche Rolle spielen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von bio-psycho-sozialen Faktoren.

Die Rolle von Angst, Stress und Depression

So können etwa Stress, Angst oder Depressionen Herzerkrankungen begünstigen oder deren Verlauf ungünstig beeinflussen. Umgekehrt können Herzerkrankungen bestehende psychische Erkrankungen verstärken. Überdies kann ein Herzinfarkt ein traumatisches Erlebnis darstellen, das in weiterer Folge z. B. Angststörungen, wie Panikattacken oder Generalisierte Angststörungen, auslösen kann.

Studien belegen, dass das Herzinfarktrisiko zwei- bis viermal höher bei Menschen ist, die von einer Depression oder einer Angsterkrankung betroffen sind. Sowohl in Verbindung mit depressiven Zuständen als auch davon unabhängig weisen rund 16 % aller Herzinfarkt-Betroffenen eine Form der Angststörung auf. Das Risiko für einen Herzinfarkt ist bei Angst-Patient:innen - ähnlich wie bei der Depression - signifikant erhöht.

Lesen Sie auch: Herausforderungen in der Borderline-Versorgung

Beachtlich ist, dass psychosozialer Stress sogar der drittwichtigste Faktor für die Entstehung von Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems ist. Sogar krankhaftes Übergewicht oder zu hoher Blutdruck rangieren in der Bedeutung der beeinflussbaren Faktoren hinter dem psychosozialen Stress. Ein anhaltend hektischer Alltag, psychische Belastungsaspekte wie Krisen oder Konflikte in Partnerschaften sowie im Berufsalltag können zu einer dauerhaften Anspannung des Organismus führen und sollten demnach nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Das Broken-Heart-Syndrom

Besonders eindrücklich zeigt sich der Einfluss von stressbedingten Belastungen am sogenannten „Broken-Heart-Syndrom“. Es wird fälschlicherweise auch als „Psychischer Herzinfarkt“ bezeichnet und in der Fachsprache Takotsubo-Syndrom genannt. Das Syndrom beschreibt eine akute Schwäche des Herzmuskels. Es wird von starkem psychischem Stress ausgelöst.

Psychische Auswirkungen von Herzerkrankungen

Die Psychokardiologie beschäftigt sich nicht nur mit psychischen Auslösern für funktionelle oder organische Herzprobleme. Sie widmet sich auch dem umgekehrten Wechselspiel. So können beispielsweise organische Beschwerden mit dem Herzen die Psyche stark belasten. Beschwerden mit dem Herzen und vor allem schwere Herzereignisse können einen erheblichen Stressfaktor und damit eine große Belastung für die Seele darstellen.

Gerät es aus dem Gleichgewicht, kommt es zu einem bedrohlichen Ereignis wie einem Herzinfarkt oder zu Reanimierungsmaßnahmen, kann das auf vielen Ebenen ängstigen. Lange und teils wiederkehrende Krankenhausaufenthalte, das Gefühl der daraus resultierenden sozialen Isolation oder auch Nebenwirkungen der oft lebenslang notwendigen Therapie nach einem Herzinfarkt können depressive Phasen auslösen.

Nach einem Herzinfarkt kann bei rund 4 % der Betroffenen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) diagnostiziert werden. Bei vielen weiteren Herzinfarktpatient:innen - nämlich bei rund 15 % - zeigen sich auch ohne ausgeprägte PTBS Symptome dieser Störung.

Lesen Sie auch: Deutsche Kliniken zu Long Covid und Psychosomatik

Behandlung und Therapie

In der Psychokardiologie geht es häufig darum, sich ausreichend Zeit für die psychosozialen Anliegen von Patient:innen zu nehmen, aber auch dafür, hinreichend und verständlich zu erklären. Dieser wird dann häufig als weniger traumatisch erlebt. Kardiale Rehabilitation kann das Sterblichkeitsrisiko erheblich reduzieren.

Einerseits können unbewusste Belastungsfaktoren, die Stress verursachen, sichtbar und damit bearbeitbar gemacht werden. Psychosoziale Zusammenhänge mit den Herzbeschwerden werden beleuchtet und psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können therapeutisch begleitet werden. Andererseits kann die Psychotherapie auch nach traumatischen Herzereignissen relevant sein, um daraus entstehenden Folgen wie z. B. Im Hanusch-Krankenhaus im 14. Bezirk in Wien gibt es die österreichweit einzige Ambulanz für spezielle Psychosomatik in der Kardiologie.

Funktionelle Körperbeschwerden

Funktionelle Körperbeschwerden werden meist durch verschiedene körperliche, psychische und soziale Faktoren hervorgerufen. Bei der Diagnose und Therapie geht es für die Patientinnen/Patienten auch darum, mögliche Ursachen und Zusammenhänge ihrer Beschwerden nachvollziehen zu können. Bei lang andauernden, sehr belastenden Beschwerden wird dabei zusätzlich ein therapeutischer Schwerpunkt auf Information und Selbsthilfe - etwa im Rahmen einer Psychoedukation empfohlen.

Bei schwereren Verläufen umfasst eine Behandlung zusätzlich Psychotherapie (z.B. Ansätze aus der Verhaltenstherapie, der Psychoanalyse oder Hypnosepsychotherapie). Dabei können auch Achtsamkeitstechniken zur Anwendung komme sowie ggf. auch psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten zur Alltagsbewältigung. Die Anwendung von Medikamenten sollte bei somatoformen Störungen eher zurückhaltend erfolgen.

Es können u.a. auch Physiotherapie oder Ergotherapie hilfreich sein. Wenn eine Behandlung früh beginnt, kann ein chronischer Verlauf möglicherweise verhindert werden. Die Therapie erfordert mitunter Geduld. Es ist sinnvoll, Schritt für Schritt Therapieziele zu setzen.

Lesen Sie auch: Ihre psychosomatische Kur in Hessen: Was Sie wissen müssen

Prinzipiell sind Maßnahmen hilfreich, die das Gefühl vermitteln, aktiv etwas für sich zu tun. Das erfordert zwar oft Überwindung und Kraft, erweist sich jedoch meist als sehr unterstützend.

Herzneurose

Die Herzneurose ist eine psychische Erkrankung, bei der Betroffene über verschiedene Herzbeschwerden klagen und in der Regel überzeugt davon sind, an einer Herzerkrankung zu leiden. Sie leben oft in der ständigen Angst, einen Herzinfarkt zu bekommen. Die Herzneurose oder Herzangst gehört zu den somatoformen, autonomen Funktionsstörungen. Das heißt, dass die körperlichen Beschwerden der Herzneurose keine körperliche Ursache haben, sondern psychisch bedingt sind.

Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Theorien, wo die Ursachen einer Herzneurose zu suchen sind:

  • Ursachen in der Kindheit: Die Fachliteratur beschreibt häufig ein gestörtes Verhältnis der Eltern zu ihrem Kind als Risikofaktor für eine Herzneurose im späteren Leben.
  • Krankheiten im sozialen Umfeld: Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Risiko für eine Herzneurose größer ist, wenn bereits ein naher Verwandter oder eine Person aus dem engen Freundeskreis an einer Herzneurose oder an tatsächlichen Herzbeschwerden gelitten hat.
  • Todesfälle: Auch Todesfälle im Umfeld können eine Herzneurose verursachen.
  • Konflikte und Probleme: Ungelöste Probleme und Konflikte im Alltagsleben können ebenso zur Entstehung der Herzneurose beitragen.
  • Vorerkrankungen: Eine Herzneurose kann auch die Folge einer vorherigen Erkrankung sein.

Behandlung der Herzneurose

Da eine Herzneurose psychisch bedingt ist, findet die Behandlung bei einem Psychiater, einem Psychotherapeuten oder einem Arzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie statt. Grundlage der Behandlung der Herzneurose ist eine Psychotherapie. Je nach Problematik und Persönlichkeit des Patienten stehen zwei Optionen zur Wahl: die kognitive Verhaltenstherapie und psychodynamische Therapien, zum Beispiel die Psychoanalyse.

Wo finde ich Hilfe?

Bei Stress, Nervosität, Angst, Frustration, Ärger oder psychischer Anspannung reagiert der Körper: man nimmt Herzrasen wahr, Enge oder Druck in der Brust, ein flaues Gefühl im Magen oder Rumoren im Bauch, weiche Knie, ein Kälte- oder Hitzegefühl, schwitzige Hände, einen angespannten Nacken. Bei psychosomatischen Beschwerden und bei Somatisierungsstörungen kann eine Psychotherapie hilfreich sein.

Einfluss nehmen, z.B. Takotsubo-CMPAICD-TrägerInnenZ.n. Reanimationvor und nach kardialen OPsRhythmusstörungenschwer einstellbaren HypertonienBeschwerden trotz unauff. Erkrankungen, z.B. Einzelgespräche.

Ordination Dr. Aktuelle Termine, Seminare,...

tags: #psychosomatische #beschwerden #herz #ursachen #behandlung