Psychische Probleme in den Wechseljahren: Ursachen, Symptome und Behandlung

Bereits ab dem 40. Lebensjahr beginnen die Eierstöcke, die Hormonproduktion zu verlangsamen. Ab dem 40. Lebensjahr (bei etwa 1 % der Frauen auch davor) beginnen die Eierstöcke die Hormonproduktion zu verlangsamen, was langfristig zur Unfruchtbarkeit führt. Die Wechseljahre beschreiben die Zeit dieser Veränderung. In seltenen Fällen wird der Beginn des Wechsels schlagartig wahrgenommen.

Phasen der Wechseljahre

Die Wechseljahre verlaufen über Jahre in verschiedenen Phasen ab. In der ersten Phase der Menopause ist das Gelbkörperhormon für die Beschwerden dafür verantwortlich.

  • Gelbkörperhormon (Progesteron): Der Hormonspiegel fällt ab, dadurch kommt es zu unregelmäßigen Blutungen, die Menstruation kann stärker sein oder auch länger andauern.
  • Östrogen: Der Östrogenspiegel fällt nur langsam und unregelmäßig ab. Das Hormon steuert die Eizellenreifung, sinkt der Östrogenstatus, sinkt auch die Chance, schwanger zu werden.

Die Prämenopause kann sich häufig aufgrund des Hormonabfalls schon im Vorfeld mit Beschwerden, wie Kopfschmerzen oder Brustschmerzen ankündigen. Etwa um das 50. Lebensjahr setzt die Perimenopause ein. Die Hormonproduktion verändert sich weiter, die Follikelreifung nimmt ab. Von den zirka 1 Million Eizellen, die ein Mädchen von Geburt an trägt, liegt nur mehr etwa 1 % vor. Daher bleibt auch der Eisprung aus und die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, liegt bei etwa 2 %. Progesteron ist für die Stabilität des Menstruationszykluses verantwortlich, daher kann es auch häufiger zu unregelmäßigen Perioden kommen, bis diese schließlich ganz ausbleibt. Wenn keine Follikelreifung stattfindet, wird auch die Östrogenproduktion verringert, der Hormonhaushalt gerät aus der Balance. Die Zeit nachdem die letzte Regel ein Jahr ausgeblieben ist, bezeichnet man als Postmenopause.

In dieser Phase hat sich der Progesteron- und Östrogenmangel bereits fest etabliert. Ein neues Hormongleichgewicht sollte sich im weiblichen Körper allmählich einstellen. Dennoch gibt es immer noch Begleiterscheinung wie trockene Haut und trockene Scheide. "Schuld" an den Wechseljahresbeschwerden ist also die Hormonumstellung im weiblichen Körper, die von der Gehirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert werden. Während die Östrogenproduktion sinkt, steigt hingegen der Gonadotropin-Spiegel an. Eines der Steuerungshormone der Hypophyse für den Eierstock ist das follikelstimulierenden Hormon (FHS). Ein weiteres heißt Luteinisierendes Hormon (LH).

Vorzeitige Wechseljahre

Etwa 1 bis 4 % aller Frauen kommt bereits zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr in die Wechseljahre. Dies wird als "premature ovarian failure-syndrom" (POF) bezeichnet oder Klimakterium präcox. Ursache ist meist ein bis dato nicht näher definierbarer genetischer Faktor, der die angeborene Störung der Eierstockfunktion dann in Gang setzt. Aber auch Erkrankungen, wie Morbus Crohn oder Behandlungen, wie Strahlentherapie und Chemotherapie, sowie die Entfernung von Eierstöcken oder der Gebärmutter führen zu vorzeitigen Wechseljahren.

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Bei einem frühzeitigen Ausfall der Eierstockfunktion ist eine Hormontherapie unausweichlich. Zum einen, da die Betroffenen sehr starke Beschwerden haben und zum anderen da viele Organe und Organfunktionen unter dem Hormonmangel leiden. Durch eine rechtzeitige Therapie können meist viele Langzeitschäden (u.a. Osteoporose) verhindert werden.

Symptome der Wechseljahre

In den Wechseljahren können Beschwerden auftreten, die die Lebensqualität betroffener Frauen erheblich schmälern. Auch die psychische Befindlichkeit ändert sich im Laufe dieser Phase. Viele Frauen neigen zu depressiven Verstimmungen oder fühlen sich "überflüssig". Wechseljahresbeschwerden sind häufig. 3 von 10 Frauen sind mit unangenehmen Symptomen konfrontiert.

Typische Beschwerden sind unter anderem Nervosität, Schlafstörungen, Erschöpfung, depressive Verstimmungen und Hitzewallungen. Adrenalin- und Noradrenalinproduktion sinkt: Hitzewallungen, Herzrasen. Diese Beschwerden breiten sich vom Gesicht aus weiter auf Hals und Oberkörper aus, es folgt ein Schweißausbruch, der mehrere Minuten dauern kann. Weitere Begleiterscheinungen können Herzrasen und verstärkter Herzschlag sein. Üblicherweise beruhigt sich der Organismus nach einem solchen Schub. Schweißausbrüche können Schlafstörungen mit sich bringen. Darüber hinaus macht sich die abnehmende Leistungsfähigkeit bemerkbar und hindert am Ein- und Durchschlafen.

Stimmungsschwankungen sind in den Wechseljahren nicht ungewöhnlich. Erst machen sie sich als Antriebslosigkeit bemerkbar, später können sie in ein Gefühl der Leere und des Überflüssigseins münden. Aufgrund der sinkenden Östrogenproduktion werden die Schleimhäute der Haut schlechter durchblutet. Das betrifft auch die Scheide, die trocken wird und mitunter mit brennendem Juckreiz auf die Hormonumstellung reagiert. Der Geschlechtsverkehr wird mitunter als schmerzhaft empfunden, auch die Anfälligkeit für Infektionen (Pilze, Bakterien) in der Scheide ist erhöht. Da Muskeln und Gewebe generell schneller erschlaffen als in jungen Jahren, kommt es auch häufiger zu einer Erschlaffung des Beckenbodens und der Muskeln, die die Harnwege umgeben.

Östrogen schützt vor Herz- und Kreislauf-Erkrankungen. Bei einem Absinken des Hormons, steigt das Risiko für diese Erkrankungen. Der Cholesterinspiegel steigt ebenfalls. Auch die Kombination einer nachlassenden Östrogenproduktion und einer stagnierenden Testosteronproduktion ist ein Risikofaktor, denn erhöhte Werte des männlichen Hormons Testosteron machen sich in Fettablagerungen im Bauchraum bemerkbar. Die Wechseljahre können auch ein verstärktes Osteoporose-Risiko mit sich bringen. Östrogene unterstützen den Knochenaufbau, verringert sich die Produktion dieser Hormone, wird der Knochen brüchiger.

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Zyklusstörungen bei Frauen ab dem 40. Die Ursachen für die Menstruationsbeschwerden stellt die Ärzt:in durch eine Untersuchung der Gebärmutter und Vagina fest. Sie tastet sie ab und entnimmt einen Abstrich vom Gebärmuttermund. Damit können auch Gewebsveränderungen entdeckt werden, die evt. Mithilfe einer Blutuntersuchung kann der Hormonstatus bestimmt werden.

Behandlung von Wechseljahresbeschwerden

Frauen müssen sich nicht mit Beschwerden abfinden. Eine mögliche Behandlungsoption bei Wechseljahresbeschwerden bietet die Hormonersatztherapie (HET, HRT "hormone replacement therapy"), da sie eine kausale Therapie darstellt. Sie kann die Beschwerden und Symptome verringern, nicht aber die Wechseljahre hinauszögern. Ob eine derartige Therapie durchgeführt werden soll, ist eine individuelle Entscheidung, denn die Behandlung hat sowohl Vor- wie auch Nachteile.

Krebserkrankungen: Die HRT kann vor manchen Krebserkrankungen (wie z.B. Darmkrebs) schützen, aber auch das Brustkrebsrisiko erhöhen. Beschwerden: Dazu zählen etwa bereits vorhandene Thrombosen, Übergewicht oder längere Bewegungsunfähigkeit (z.B. nach Operationen). Sollten Sie sich für eine HRT entscheiden, führt die Ärzt:in zunächst eine Blutuntersuchung durch, bei der Blutzucker, Leber- und Blutfettwerte erhoben werden. Der Blutdruck wird kontrolliert, auch eine Mammographie sollte durchgeführt werden. Üblicherweise erfolgt eine Therapie zunächst in einer möglichst niedrigen Dosierung. Die Hormongabe und der Therapieerfolg (ev. Unverträglichkeit) sollte zu Beginn nach 3 Monaten, danach halbjährlich von Ärzt:in kontrolliert und evt. abgeändert werden. Bei manchen Frauen ist ein früher Therapiebeginn im Hinblick auf den Langzeiterfolg von Vorteil. So etwa auf das Herzkreislauf-System, denn ältere Frauen neigen eher zu Sklerosen (Verklebung von Gewebe) und es kann häufiger zu Thromboembolien kommen.

Dabei werden ausschließlich Östrogene oder Gestagen alleine eingesetzt. Östrogen und Gestagen werden kombiniert verabreicht. Durch die HRT werden die körpereigenen Hormone zwar nicht wieder hergestellt, jedoch durch deren Ersatz die häufigsten Beschwerdebilder (Schlafstörungen, Hitzewallungen, Herzbeschwerden, Gelenk- und Muskelschmerzen) zum Großteil verbessert. Die Wirkung setzt nach 1 bis 2 Monaten ein.

Osteoporose: Studien haben gezeigt, dass die HRT auch vor Osteoporose schützen kann, vorausgesetzt, sie wird langfristig (5 bis 10 Jahre) verabreicht und BEVOR deutliche Symptome eines fortgeschrittenen Knochenschwundes auftreten. Deshalb ist es wichtig, gefährdete Frauen rechtzeitig mithilfe einer Knochendichtemessung zu erfassen, um wirkungsvoll therapieren zu können. Herz- und Kreislauf-Erkrankungen: Wenn die Östrogenproduktion nachlässt, ist die Frau nicht mehr so stark vor Herzerkrankungen geschützt. Depressive Verstimmungen entstehen im Zuge der Hormonumstellung und können deshalb auch kausal mit einer Hormontherapie gebessert werden. Bei einigen Frauen ist diese Form der Verstimmung selbstlimitierend.

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Um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, sollten Sie Kohlenhydrate mit Bedacht auswählen. Mit zunehmend sinkendem Östrogenspiegel steigt der Insulinspiegel, damit werden Kohlenhydrate rascher als Depotfett gespeichert als in jüngeren Jahren. Pflanzliche Ernährung, die reich an Phytoöstrogenen ist, kann zwar den Hormonverlust nicht wettmachen, doch in gewissem Ausmaß die Auswirkungen davon günstig beeinflussen. Sie sind reichlich z.B. in Sojabohnen und Tofu enthalten sind, können die Beschwerden mildern. Isoflavone zählen ebenfalls zu den Phytoöstrogenen, hier ist vor allem Rotklee eine gute Quelle, um das Östrogendefizit pflanzlich auszugleichen. Untersuchungen zeigen, dass Wanzenkraut, besser bekannt als Traubensilberkerze, Hitzewallungen verhindern kann.

Vor allem Ausdauersportarten wie Laufen, Rudern und Radfahren sind in den Wechseljahren und danach besonders geeignet, den Sauerstoffaustausch in den Zellen anzukurbeln. Ideal ist es, zusätzlich 2 bis 3 Mal in der Woche die Muskeln gezielt zu trainieren. Schwimmen schont die Gelenke und Tanzen reduziert auf vielfache Weise altersbedingte Probleme. Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass Frauen mit hohem Selbstbewusstsein leichter über die Wechseljahre kommen. Ein gesunder Lebensstil kann zur Linderung der Symptome beitragen. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Betätigung wirken sich oft positiv aus.

Weitere Informationen

Mit Beginn der Wechseljahre lässt die Fruchtbarkeit der Frau zunehmend nach und endet schließlich. Ursache ist die nachlassende Produktion der Geschlechtshormone. Für einen Teil der Frauen geht dieser Umstellungsprozess mit Wechseljahrbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Gewichtszunahme einher.

Die Wechseljahre beginnen individuell ganz unterschiedlich. Meist setzen sie um das 45. Lebensjahr ein. Bei einigen Frauen beginnen sie allerdings schon sehr früh, teilweise deutlich vor dem 35. Lebensjahr. Andere haben noch mit über 50 Jahren einen regelmäßigen Zyklus.

Die Wechseljahre dauern Untersuchungen zufolge im Schnitt sieben bis acht Jahre. Je früher sie einsetzen, desto länger dauern sie jedoch tendenziell an. Bei einem frühen Beginn erstrecken sie sich oft über einen Zeitraum von mehr als elf Jahren, bei einem späten Beginn sind es oft nur zwei bis drei Jahre.

Wechseljahrbeschwerden sind meist in den Jahren vor und dem Jahr nach der letzten Regelblutung - der Menopause - besonders ausgeprägt.

Die Wechseljahre sind abgeschlossen, wenn die hormonelle Umstellung abgeschlossen ist und der Körper sich auf den neuen Zustand eingestellt hat. Dann verschwinden meist auch die Wechseljahrbeschwerden oder bessern sich zumindest deutlich.

Abhängig von der Art der Wechseljahrbeschwerden können verschiedene Heilpflanzen helfen. Entspannungsverfahren wirken psychisch und damit auch körperlich stabilisierend. Bei ausgeprägten Symptomen bringt meist nur eine Hormonersatztherapie wirkliche Besserung.

Auch bei Männern lässt die Produktion der Sexualhormone mit zunehmendem Alter nach. Allerdings sind die Änderungen bei ihnen weniger abrupt und fallen weniger gravierend aus als bei Frauen. Auch Männer leiden jedoch unter einer nachlassenden sexuellen Lust, Muskelabbau, mehr Bauchfett und dem Nachlassen geistiger Leistungsfähigkeit.

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