Psychiatrische Weiterbildung für Pflegeberufe: Inhalte, Perspektiven und Möglichkeiten

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Vorbereitung auf den Berufseinstieg

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Ziel der psychiatrischen Weiterbildung

Sie haben Interesse Ihre Pflegeexpertise mit wissenschaftlichen Kompetenzen im Spezialbereich der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege mit dem besonderen Fokus auf das Recovery-Modell zu vertiefen. Außerdem ist Ihr Ziel, im Rahmen des Pflegeprozesses Ihre Rolle im interdisziplinären Team zu schärfen und Expert*in für die psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege zu werden.

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Dazu möchten Sie Expert*in der professionellen Kommunikation und Beziehungsgestaltung werden, Krisen frühzeitig erkennen und mithelfen, psychiatrische Krankheiten vorzubeugen. Sie sehen es als Ihre Aufgabe, Familien dabei zu unterstützen, gesundheitsbezogene Entscheidungsprozesse selbstbestimmt zu beeinflussen.

Alle Lehrenden verfügen über langjährige Erfahrung in berufsfeld-relevanten Strukturen und eine ausgewiesene Expertise und Anerkennung im speziellen Berufsfeld der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege. Ebenso zeichnen sie sich durch ein hohes Maß an formellen, wissenschaftlichen und pflegepädagogischen Fähigkeiten aus.

Als Teilnehmende des Hochschullehrgangs erwerben Sie alle nötigen Kompetenzen in der akuten Krisenbewältigung und Deeskalation.

Inhalte der Weiterbildung

Die psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Menschen in ihren speziellen Lebenssituationen. Sie bietet Menschen, die psychische und neurologische Gesundheitsleistungen in unterschiedlichen Bereichen suchen, eine primäre Gesundheitsversorgung an. Die primäre Gesundheitsversorgung beinhaltet vertrauensvolle, kontinuierliche und umfassende Dienstleistungen zur Förderung von psychischer Gesundheit, Prävention, Betreuung und Pflege von psychiatrischen sowie neurologischen Krankheiten.

Im Hochschullehrgang Akademische Expertin bzw. Akademischer Experte in der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege eignen sich Studierende alle Kompetenzen an, welche in diesem Spezialbereich erforderlich sind. Die in der Ausbildung bzw. dem Studium zur Gesundheits- und Krankenpflege bereits erworbenen fachlich-methodischen, sozial-kommunikativen und wissenschaftlichen Kompetenzen werden im Spezialbereich vertieft und erweitert.

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Die Vermittlung dieser Fähigkeiten erfolgt im Rahmen eines wissenschaftlich fundierten Lehrgangs in Verbindung mit praktischen Übungen an der FH Gesundheitsberufe OÖ und an den Praktikumsstellen. In begleitenden Berufspraktika wird den Studierenden die Möglichkeit geboten, die erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten unter fachlicher Anleitung zu vertiefen und umzusetzen.

Der Hochschullehrgang ist in Module gegliedert, die teilweise interdisziplinär angeboten werden. Das Curriculum zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von fundierter, theoretischer Ausbildung, Wissenschaftlichkeit und Praxisbezug in den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen aus.

Die Absolvent*innen des Weiterbildungslehrgangs sind in der Lage, Menschen ganzheitlich und umfassend zu begleiten sowie zu pflegen und dabei Wissen aus verschiedenen Disziplinen zu verbinden. Hochschullehrgang gem.

Der Hochschullehrgang qualifiziert Sie für die Berufsausübung im Spezialbereich der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege. Neben dem Ausbau Ihrer sozialen und kommunikativen Kompetenzen eignen Sie sich fachspezifische pflegerische Interventionen an, welche im Umgang mit den vielfältigen Krankheitsbildern notwendig sind. Die berufsbegleitende Weiterbildung richtet sich an Absolvent:innen aus dem Bereich Gesundheits- und Krankenpflege.

Detaillierte Inhalte und Lernergebnisse

Die Studierenden analysieren die Zusammenwirkung unterschiedlicher kultureller, geschichtlicher und sozialer Faktoren (Religion, Herkunft, Sitten und Gebräuche, Familie, Peer Group, Berufsfeld, Gesellschaft, Gesundheitssystem etc.) im Kontext mit Interaktions-/Verhaltensmustern und Glaubenssätzen bei der Entstehung psychischer Erkrankung bzw. dem Umgang mit psychischer Erkrankung, reflektieren internationale Betreuungskonzepte und erkennen daraus die Bedeutung der Ressourcen der Betroffenen und leiten daraus grundlegende Strategien für die pflegerische Begegnung ab.

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Die Studierenden verstehen die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen persönlichen Identität (z.B. InhaltHistorische Entwicklung in der Pflege und Betreuung psychisch kranker Menschen und deren Auswirkung auf heutige Verhältnisse, Lehren aus der GeschichteNormal vs. abnormalSelbsteinschätzung vs. FremdeinschätzungErfahrungen mit psychischen Erkrankungen (bei einem selbst, in der Familie, im Umfeld, in der Gesellschaft)Umgang der Gesellschaft mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, Problem Stigma, StigmapräventionDarstellung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Film, Fernsehen, Soziale Medien und PresseExkurs: Betreuungskonzepte psychisch kranker Menschen anhand von Beispielen im internationalen Bereich.

Die Studierenden analysieren eigene Auffassungen von Normalität und Abnormalität, leiten daraus aktuelle Kriterien für die Beurteilung von normalem und abnormem Verhalten ab; beachten hierbei das Problem Stigma und stellen mögliche Strategien zum Umgang mit dem Stigma dar.

Die Studierenden vergleichen Betreuungskonzepte von Menschen mit psychischen Erkrankungen im internationalen Kontext und vergleichen den Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen in der historischen Entwicklung mit der heutigen Situation und leiten daraus positive Veränderungen, aber auch immer noch vorhandene Gefahren ab.

Die Studierenden reflektieren und analysieren die Auswirkungen von Migration, Kultur, Religion und Spiritualität auf die Einstellungen und Meinungen der Bevölkerung gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen und leiten daraus die Erfordernisse für die psychiatrische Pflege ab.

Die Studierenden beschreiben die Auswirkung kultureller, geschichtlicher und sozialer Faktoren im Kontext mit Interaktions-/Verhaltensmustern und Glaubenssätzen auf die Entstehung psychischer Erkrankung bzw. den Umgang mit psychischer Erkrankung.

Die Studierenden erläutern die Bedeutung des Selbstkonzepts sowie die Entwicklung der eigenen persönlichen Identität (z.B. Gefühle, Bedürfnisse, Erwartungen, Werte) im Zusammenhang mit der Entstehung psychischer Erkrankung und reflektieren den eigenen Anteil in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Die Studierenden erläutern unterschiedliche Erklärungsmodelle psychischer Störungen und können aktuelle Klassifikationsschemata zu psychischen Erkrankungen erklären.

Die Studierenden analysieren die Bedeutung der Ressourcenorientierung als Grundhaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, beziehen persönliche und soziale Ressourcen (u. a. Familie, Berufsfeld, Peer Group, Selbsthilfegruppen) in den Pflege- und Behandlungsprozess mit ein und passen die Unterstützung bei Selbstpflege/Alltagskompetenzen krankheits-, alters-, entwicklungsentsprechend sowie Individuums- und situationsbezogen an (z. B. Zulassen von Eigenheiten unter Abwägen des ethischen Dilemmas von Fürsorge vs. Autonomie).

Die Studierenden erläutern exemplarisch die Auswirkung unterschiedlicher kultureller, spiritueller und sozialer Aspekte auf das Selbstkonzept des Betroffenen sowie den Prozess der Beziehungsgestaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Die Studierenden definieren die besondere Bedeutung von Nähe und Distanz in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und berücksichtigen dies auf Basis der Reflexion der eigenen persönlichen Identität in der professionellen Beziehungsarbeit mit ihnen.

Die Studierenden erkennen situations- und entwicklungsspezifische Kommunikationseinschränkungen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wählen bedarfsangepasst geeignete Kommunikationsformen und -hilfsmittel aus und setzen diese zielgerichtet ein.

Die Studierenden erheben Unterstützungsbedarfe in der Beziehungsgestaltung, erkennen deren Auswirkung auf die Lebens- und Alltagswelt sowie Vorlieben, Kompetenzen des Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen; planen unter Berücksichtigung der eigenen Gefühls- und Bedürfnislage und der Reflexion des eigenen Anteils in der Begegnung entsprechende Interventionen im Sinne der gewaltfreien Kommunikation und setzen diese um.

Die Studierenden reflektieren im Beziehungsprozess die Werte, Realitäten, Gefühle und Bedürfnisse von Menschen mit psychosozialem Leiden und analysieren diese und sprechen sie wertfrei an; sie erläutern exemplarisch anhand des Modells von Peplau den Prozess der Beziehungsgestaltung in der Begegnung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, vertreten anwaltschaftliches Handeln im Rahmen des Behandlungs-, Pflege- und Betreuungsprozesses auf Basis einer ethischen Reflexion und Verstehens psychischer Erkrankung, und wahren die Interessen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.

Die Studierenden unterscheiden quantitative Forschungsdesigns in der Pflegewissenschaft und erläutern Vor- und Nachteile digitaler Softwareprogramme zur quantitativen Auswertung Die Studierenden unterscheiden Deskriptiv- und Inferenzstatistik und erklären diese Unterschiede unter Rückbezug auf den Forschungsprozess.

Wo arbeiten Fachkräfte in der psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflege?

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger:innen mit Spezialisierung auf Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege arbeiten in unterschiedlichen Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens, z.B. in Spitälern, ärztlichen Ordinationen, Pflegeheimen, psychosozialen Einrichtungen, Behinderteneinrichtungen oder in der Hauskrankenpflege. Sie können ihren Beruf in einem Dienstverhältnis oder freiberuflich ausüben.

Wenn Sie während eines Spitalsaufenthaltes von einer oder einem Gesundheits- und Krankenpfleger:in mit Spezialisierung auf Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege betreut werden, sind die Kosten durch Ihren Krankenversicherungsträger abgedeckt.

In der Hauskrankenpflege sind Gesundheits- und Krankenpfleger:innen mit Spezialisierung auf Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege für die pflegerische Betreuung, die Durchführung medizinisch-diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen sowie für deren Organisation zuständig. Sie kümmern sich auch um den Einsatz von anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie um die Einschulung der betreuten Personen und Angehörigen.

Finanzielle Aspekte der psychiatrischen Pflege

Bei den Kosten für die Hauskrankenpflege fallen in der Regel für die betreute Person finanzielle Eigenleistungen an. Zuschüsse gewähren Bundesländer und/oder Gemeinden bzw. Magistrate. Die tatsächliche Förderung ist je nach Bundesland verschieden, konkrete Auskünfte gibt Ihnen die Sozialabteilung Ihrer Landesregierung. Informationen finden Sie auch auf den jeweiligen Gesundheits- und Sozialseiten der Bundesländer und beim Info-Service des Sozialministeriums.

Die sogenannte „medizinische Hauskrankenpflege“ wird - wenn diese ärztlich verordnet wurde - grundsätzlich für längstens vier Wochen von Krankenversicherungsträgern bezahlt. Gibt es eine medizinische Begründung, kann die medizinische Hauskrankenpflege von der Chefärztin oder vom Chefarzt auch für einen längeren Zeitraum bewilligt werden (ärztliches Attest erforderlich). Für die Patientinnen und Patienten entstehen dann keine Kosten. Darüber hinausgehende Inanspruchnahme von Hauskrankenpflege oder jene ohne Bewilligung ist kostenpflichtig.

Für Menschen ab einem bestimmten Pflegebedarf gibt es das Pflegegeld. Dieser zweckgebundene Zuschuss dient zur Abdeckung des aus der Pflegebedürftigkeit entstehenden Mehraufwandes. Nähere Informationen über die Höhe des Pflegegeldes, die Beantragung und die Voraussetzungen finden Sie auf www.oesterreich.gv.at.

Voraussetzungen für die Bewerbung

Der Lehrgang richtet sich an Angehörige des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege bzw. an Pflegepersonen mit:Diplom im gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege an einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule bzw.

Ihre vollständige Bewerbung umfasst folgende Unterlagen:AnmeldeformularInfektionsschutznachweis (gilt nicht für Mitarbeiter:innen der Tirol Kliniken)Tabellarischer Lebenslauf, unterschriebenBestätigung über Vorerfahrungen, berufliche TätigkeitGeburtsurkundeStaatsbürgerschaftsnachweis bzw. bei nicht-österreichischen Bewerberinnen oder Bewerbern eine Kopie des Reisepasses oder Personalausweisesggf. Heiratsurkunde Zeugnis des höchsten Schulabschlusses z.B. Maturazeugnis, Zeugnis Berufsreifeprüfung, etc.Diplom bzw.

Das Aufnahmeverfahren besteht aus zwei Teilen. 1. Evaluierung der schriftlichen UnterlagenAnhand der eingereichten Unterlagen wird die Erfüllung Ihrer formalen Zugangsvoraussetzungen überprüft. 2. AufnahmegesprächDas Aufnahmegespräch bietet Ihnen die Gelegenheit, Fähigkeiten und Kenntnisse, die für den Lehrgangserfolg von Bedeutung sind, umfassend nachzuweisen.

Studienplan

Studienplan 1. Lehrveranstaltung (LV)

LV-Typ SWS ECTS Inhalt
VO 2,0 2,0 Medizinische Grundlagen, Psychopathologie, psychiatrische Krankheitslehre, Pharmakologie
VO 2,0 2,0 Menschen mit akuten und chronischen psychiatrischen Störungen 1
VO 1,0 1,0 Kinder- und Jugendpsychiatrie
ILV 1,5 1,5 Gesprächsführung in der psychosozialen Betreuung
SE 1,5 2,0 Psychosoziale Problembereiche, Deeskalation und Recht
ILV 1,0 1,5 Krisenintervention
VO 1,0 1,0 Wissenschaftliches Arbeiten im Berufsfeld
PR 6,5 Berufspraktikum 1

Abkürzungen: ILV ... Integrierte Lehrveranstaltung; LV ... Lehrveranstaltung; PR ... Praktikum; SE ... Seminar; SWS ... Semesterwochenstunden; VO ...

Zusätzliche Informationen und Perspektiven

Die beständig zunehmende Bedeutung psychiatrischer Erkrankungen bedingt einen nachhaltigen Bedarf an qualifizierten Pflegeassistent:innen (PA) und Pflegefachassistent:innen (PFA). Die Inhalte des Universitätskurses zielen auf die Bedeutung der unterschiedlichen Therapieformen und die professionelle Bewältigung von psychosozialen Krisensituationen ab. Das Erkennen und die Deeskalation von Selbst- und Fremdgefährdungspotenzialen sind dabei genauso wesentlich wie Berufsethik und die eigene Stress- bzw. Burnoutprophylaxe.

Am Weg zur Pflegeexpertin:zum Pflegeexperten in der Psychiatrie stehen Pflegequalität, Patient:innenzufriedenheit und Berufszufriedenheit der Pflegenden im Fokus.

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