Judith Holofernes, bekannt als Frontfrau der Band "Wir sind Helden", hat sich intensiv mit dem Thema Freude auseinandergesetzt. "Ich komme immer wieder darauf, dass man Freude üben muss. Dass man sein Lebensglück nicht aufschieben soll", sagte die 40-Jährige der Zeitschrift "Donna" (März-Ausgabe).
Dafür hat die Sängerin einfache Werkzeuge: "Meditieren, tanzen, spazieren gehen. Und extremes Nichtstun". Trotzdem lasse sie auch negative Gefühle zu. Sie habe ein Talent zum Sehr-Traurig-Sein, sagte sie der Zeitschrift - und das sei auch in Ordnung. "Wenn man empfindsam ist, kann es nicht der Weg sein, sich hart zu machen."
Holofernes' Auseinandersetzung mit dem Thema Freude spiegelt sich auch in ihrer Musik wider. Auf ihrem neuen Album „Bring mich nach Hause“ geht es um Freundschaften, um Beziehungen, um das Verloren- und das Gefundenwerden, es geht um Wahrheiten, um die Begeisterung und um die Erkenntnis, dass das Leben schön ist.
Kinder sind alles Mögliche und am allermeisten sind sie eine große Freude. In dem Moment, wo man seine Kinder kennen lernt, weiß man, dass man nicht mehr von ihnen los kommt und dass man auf Gedeih und Verderb mit ihnen verbunden ist. Ja, es kommt eine große Abhängigkeit ins eigene Leben und auch eine große Verwundbarkeit, die man liebend gerne in Kauf nimmt.
Sie hat sich vorher viel mit Spiritualität und mit der Vergänglichkeit beschäftigt und das hatte immer auch einen euphorischen Moment. Man merkt schnell, wenn man sich mit Vergänglichkeit beschäftigt, dass darin eine große Freiheit liegen kann. Auf diese Angst der Vergänglichkeit des Lebens gehen in Wahrheit alle Ängste zurück.
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Zum Beispiel ist unheimlich viel Geschäftigkeit darauf zurückzuführen, dass man sich immer in die Zukunft projiziert, um sich zu vergewissern, dass man dann auch noch da sein wird. Das ist ein Grundantrieb unserer Arbeit. Das zu erkennen und sich dieses Schreckensbild vertrauter zu machen, kann aus einem Feind einen Freund machen. Nur ist es tatsächlich so, dass man auf Null gesetzt wird, wenn Kinder ins Leben kommen. Oder sagen wir es einmal so: Alles, was vorher theoretisch war, ist dann praktischer.
Allerdings gesteht Holofernes ein, dass das Musikerleben mit kleinen Kindern auch schwierig sein kann. Musiker zu sein und kleine Kinder zu haben, würde wunderbar zusammenpassen. Schwierig ist es, wenn man im weitesten Sinn Popstar ist, weil es da so viel zu tun gibt. So schwankt die Stimmung bei mir. Es gibt Momente, wo ich sage „geht doch“, weil ich sehr an diesem Musikerleben hänge. Dann gibt es Momente, wo ich mir denke, dass ist eigentlich ein totales Himmelfahrtskommando, was wir hier machen und ich stelle mir die Frage, wie lange geht das noch gut. Dieses Fragezeichen, das überall dran ist, hat aber auch etwas Schönes. Weil es wieder einmal eine sehr große Dankbarkeit mit sich bringt. Es führt mich an den Punkt zurück, wo ich das Lied „Wenn’s passiert“ geschrieben habe. Vielleicht ist es nur ein Ja. Es ist genau die Band, in der ich spielen will. Es ist genau die Musik, die ich machen will.
Die Band hat eine Pause eingelegt, weil sie aus der Mühle heraus- kommen wollte. Das wird für mich eine Lebensaufgabe. Unsere Hirne arbeiten auf Hochtouren. Mein Hirn sagt mir die ganze Zeit: Das muss doch auch anders gehen (lacht). Ich versuche, dem zu entgehen, wo es geht. Trotzdem hat diese Maschine eine wahnsinnige Wucht und einen wahnsinnigen Sog. Es gibt viele Momente, in denen man denkt, ich weiß nicht, ob es in dieser Konstellation mit diesem Eigengewicht, das diese Band an sich schon hat, wirklich groß anders geht, oder ob es nur Feinheiten sind, man quasi an den Stellschrauben dreht, so weit es geht. Das tun wir und das bringt viel Erleichterung mit sich. Pola hat sich zum Beispiel total aus der Promotion herausgenommen. Das bringt für mich eine große Erleichterung mit sich. Es fühlt sich nämlich an Tagen, an denen ich viele Interviews geben muss, anders an, wenn ich weiß, die Kinder sind beim Papa.
Die Band ist schlauer, was das Touren angeht. Wir wissen, dass man tatsächlich zwei Babysitter mitnehmen muss, damit man keine Skrupel hat, sie in der Früh aufstehen zu lassen. In der Vergangenheit haben wir Headliner beim Festival Rock am Ring gespielt und sind am nächsten Tag um 5.20 Uhr mit dem kleinen Friedrich strammgestanden. Wir haben die Babysitterin weiter schlafen lassen, weil wir dachten, die hatte gestern so einen langen Tag.
Es wird irgendwann ein Handbuch herausgegeben für all die anderen Bands, die in der gleichen Konstellation mit Kindern unterwegs sind wie wir. Wer für das Linzer Konzert keine Karten mehr bekommen hat, darf sich damit trösten, dass es eine zweite Chance gibt, die Band demnächst in Oberösterreich zu erleben. Am 23. Juli 2011 werden Wir sind Helden beim von den OÖN präsentieren Konzertsommer auf Burg Clam auftreten. Das einzigartige Open-Air-Ambiente passt vorzüglich zum sehr prägnanten musikalischen Tun der Band.
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Neben ihrer eigenen Musik schätzt Holofernes auch die Werke anderer Künstler. Die tolle Judith Holofernes hat in einer Folge ihres Podcasts gemeint, sie würde sich immer wieder verschiedener Kunstformen bedienen und könne sehr empfehlen, sich nicht nur ausschließlich auf eine zu konzentrieren. Und dies durchaus mit der Furchtlosigkeit, auch „schlechte“ Kunst zu erzeugen.
"Freundschaft ist unnötig, so wie Philosophie und Kunst. Sie hat keinerlei Nutzen für das Leben, vielmehr gehört sie zu den Dingen, die das Leben lebenswert machen.“Dieses Zitat wird nun wiederum C.S. Meine Freundschaft mit Rainer Krispel umfasst mittlerweile mehrere Jahrzehnte. Indem er mir als Reflexionspartner zur Verfügung steht, ich mich inhaltlich an ihn wenden kann, ohne dass Parameter wie „gut genug“, „Wertigkeit“, „Omnipotenz“, „Vermarktung“ und Ähnliches uns dabei im Wege stehen, kann ich mich unbefangener mit dem auseinandersetzen, was ich musikalisch erzeuge.
Holofernes Auseinandersetzung mit Freude und Vergänglichkeit findet auch Ausdruck in ihrem Blick auf gesellschaftliche Themen. Es stellt sich die frage, was nach einem derartigen kraftaufwand, wie diesem letzten album bleibt - einem verarbeitungsalbum. einem mit hoffnung. eines schonungslosen. es stellt sich die frage, ob es gelingen kann, haltung zu bewahren, wenn sie bedroht wird. subtil oder offen. und? was ist es, das bleibt? was ist es, dass weitermachen lässt? wenn ich mich frage, dann ist es die solidarität. es ist der zusammenhalt. es ist das erkennen eines gegenübers, was wirklich los ist. danke an all die lieben menschen da draußen, die nicht müde werden, dieses zwischenmenschliche zu nähren. die nicht müde werden, das solidarische anzubieten. die, auch wenn sie müde werden zu erkennen geben, dass sie haltung haben. ich liebe euch zivilcouragierte menschen!
Die Komponistin, Textdichterin, Instrumentalistin und Liedermacherin Sibylle Kefer präsentierte heuer im März ihr 6. Soloalbum mit dem Titel „hoid“, eine Sammlung von 14 Liedern, die im Laufe der Jahre seit März 2020 als Brücke bzw. Klammer für vermeintlich widersprüchliche Erfahrungen und künstlerische Reaktion auf die in dieser Zeit allgegenwärtigen Themen entstanden sind.
Manchmal ist man traurig. Manchmal einfach so, manchmal hat man einen grund. Oder öfter als manchmal. Meiner lieben Omi habe ich damals ein lied geschrieben und eine art kleines requiem dazu. Dieses möchte ich jetzt mit euch teilen. Ich habe ein video dazu gemacht.
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Darüber hinaus ist es interessant, Holofernes' Perspektive im Kontext von Beethovens "Ode an die Freude" zu betrachten. Die 9. Sinfonie in d-Moll op. 125, uraufgeführt 1824, ist die letzte vollendete Sinfonie des Komponisten Ludwig van Beethoven. Im Schlusssatz werden zusätzlich zum Orchester auch Gesangssolisten sowie ein gemischter Chor eingesetzt. Als Text wählte Beethoven hierfür das Gedicht An die Freude von Friedrich Schiller.
Als erste sogenannte Sinfoniekantate stellt das Werk eine Zäsur in der Musikgeschichte dar und beeinflusste nachfolgende Generationen von Komponisten. Mit seiner Aufführungsdauer von rund 70 Minuten sprengte das Werk deutlich die üblichen Dimensionen und bereitete so den Boden für die teils abendfüllenden Sinfonien der Romantik - wie jene von Bruckner oder Mahler. Heute ist Beethovens Neunte weltweit eine der populärsten Kompositionen der klassischen Musik.
1972 wurde das vokale Hauptthema des letzten Satzes (Freude schöner Götterfunken) vom Europarat zu seiner Hymne erklärt und 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als offizielle Europahymne angenommen. In der Begründung heißt es, „sie versinnbildliche die Werte, die alle teilen, sowie die Einheit in der Vielfalt“.
Zum 200. Jahrestags ihrer Uraufführung wurde die Sinfonie erstmals in der von Beethoven vorgegebenen programmatischen Konstellation, mit dem historischen Instrumentarium und der räumlichen Aufstellung aufgeführt. Im Unterschied zur damals üblichen Satzfolge schnell - langsam - Menuett/Scherzo - schnell vertauscht Beethoven in der 9. Sinfonie erstmals den langsamen Satz mit dem Scherzo, was in der Folge von zahlreichen Komponisten der Romantik aufgenommen wurde.
Der Orchesterapparat ist neben der Hinzunahme von Piccoloflöte, Kontrafagott (wie in der 5. Sinfonie) und Posaunen (wie in der 5. und 6. Sinfonie) und der Aufstockung auf vier Hörner im Schlusssatz zusätzlich durch weitere Schlaginstrumente (große Trommel, Becken und Triangel) sowie Gesangssolisten und einen gemischten Chor erweitert. Die Aufführungszeit beträgt zwischen 65 und 75 Minuten.
Blasinstrumente: Piccoloflöte (nur 4. Satz), 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Kontrafagott (nur 4. Satz), 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen (nur 2. und 4. Schlagwerk: Pauken / Große Trommel, Becken, Triangel (alle nur 4. Streichinstrumente: 1. Violine, 2.
Die Worte aus Schillers Gedicht, die Beethoven vertonte, lauten:
O Freunde, nicht diese Töne! Sondern laßt uns angenehmere anstimmen und freudenvollere. Freude! Freude! Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder Was die Mode streng geteilt; Alle Menschen werden Brüder, Wo dein sanfter Flügel weilt. Wem der große Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu sein; Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja, wer auch nur eine Seele Sein nennt auf dem Erdenrund! Und wer’s nie gekonnt, der stehle Weinend sich aus diesem Bund! Freude trinken alle Wesen An den Brüsten der Natur; Alle Guten, alle Bösen Folgen ihrer Rosenspur. Küsse gab sie uns und Reben, Einen Freund, geprüft im Tod; Wollust ward dem Wurm gegeben, Und der Cherub steht vor Gott. Froh, wie seine Sonnen fliegen Durch des Himmels prächt’gen Plan, Laufet, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zum Siegen. Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder, überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen. Ihr stürzt nieder, Millionen? Ahnest du den Schöpfer, Welt? Such’ ihn überm Sternenzelt! Über Sternen muß er wohnen. Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Brüder, überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen. Seid umschlungen, Millionen! Diesen Kuß der ganzen Welt! Freude, schöner Götterfunken Tochter aus Elysium, Freude, schöner Götterfunken, Götterfunken.
Schillers Gedicht An die Freude erschien erstmals 1786 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Thalia (Band 1, 1786, 2. Heft, S. 1-5). Schon bald darauf beschäftigte Beethoven die Idee einer Vertonung. Zusätzlich inspirierte ihn Schillers Gedicht Die Götter Griechenlandes, in dem Schiller dem harmonischen Miteinander von Religion und Wissenschaft zur Zeit der Antike den christlichen Ansatz gegenüberstellt, der - bedauerlicherweise - eine geistliche Gotteswelt von einer entgötterten Natur trenne.
Der mit Schiller und Beethoven befreundete Bonner Jurist Bartholomäus Fischenich schrieb am 26. Januar 1793 an Charlotte von Schiller über ein Gespräch mit Beethoven: „Er wird auch Schiller’s Freude und zwar jede Strophe bearbeiten. Zu dieser Zeit lebte Beethoven bereits in Wien. Erste Skizzen zur 9. Sinfonie entstanden erst 1815 im sogenannten Scheide-Skizzenbuch.
Der letzte Satz mit dem bedeutenden Chorfinale ähnelt in Satztechnik und Motivik der Chorfantasie in c-Moll op. 80 (1808), der „Kleinen Neunten“, deren Hauptthema wiederum dem Lied Gegenliebe WoO 118 (1794/1795) nach einem Text von Gottfried August Bürger entnommen ist.
Die Sommer 1821, 1822 und 1823 verbrachte Beethoven in Baden bei Wien (heute Beethovenhaus Baden, Rathausgasse 10) und schrieb dort wesentliche Teile der 9. Symphonie.[5] Die Vollendung der Komposition zog sich bis in das Jahr 1824 hin. Der vierte und letzte Satz wurde in Beethovens Wohnung in der Ungargasse 5 in der Wiener Vorstadt Landstraße fertiggestellt. Anlass war 1817 ein Auftrag der Londoner Philharmonic Society für zwei Symphonien. Es entstanden erste Skizzen und Entwürfe, an denen erkennbar ist, wie beharrlich Beethoven an der Themenbildung feilte. Schon 1818 dachte er, das Finale um Singstimmen zu erweitern.
Obwohl die Absicht der Vertonung von Schillers Hymne fast das ganze Leben Beethovens begleitete, hat er sich erst relativ spät entschieden, die Verse im Finale der 9. Sinfonie zu verwenden. Wie die Skizzen zeigen, fiel eine Entscheidung für den Chor erst gegen Ende des Jahres 1823. Zur selben Zeit, im Dezember 1823, erwog Beethoven in einem Skizzenheft noch einmal ein „finale instromentale“.
Beethoven widmete „in höchster Ehrfurcht“ die Sinfonie König Friedrich Wilhelm III. Die 9. Sinfonie gelangte in einem Konzert zur Uraufführung, das Beethoven am 7. Mai 1824 im Theater am Kärntnertor veranstaltete. Es begann mit der Ouvertüre zu Die Weihe des Hauses op. 124, gefolgt von Auszügen aus der Missa solemnis op. 123. Danach folgte wahrscheinlich eine Pause, ehe zum Schluss erstmals die 9. Sinfonie op. 125 erklang.
Solisten der Uraufführung waren Henriette Sontag (Sopran), Caroline Unger (Alt), Anton Haizinger (Tenor) und Joseph Seipelt (Bariton). Der Dirigent war Michael Umlauf. Beethoven, der bereits völlig ertaubt war, stand beim Schlusssatz mit dem Rücken zum Publikum und las die Worte der Sänger von ihrem Munde ab. Nach der Aufführung brach ein frenetischer Beifall los. Nach Aussagen von Sigismund Thalberg, der unter den Zuhörern war, drehte Caroline Unger Beethoven nach dem Ende des Scherzo zum jubelnden Publikum,[9] laut Anton Schindler auch nach dem Ende des Chorfinales.
Er sah die begeisterte Menge und verbeugte sich dankend. „Am 7. May wurde im k. k.priv. Hof-Operntheater ein musikalisches Hochfest abgehalten: Beethoven gab eine große musikalische Akademie und führte von seiner Composition eine große Ouvertüre, drey Hymnen, (Theile von seiner neuen Messe) und eine große Symphonie, mit im Finale eintretenden Solo-und Chor-Stimmen auf Schiller's Lied an die Freude auf. Die Solo-Stimmen wurden durch die Demoisellen Sonntag und Unger und durch die Herren Haitzinger und Seipelt vorgetragen. Herr Schuppanzigh hatte die Direktion des Orchesters, Herr Kapellmeister Umlauf die Leitung des Ganzen, der Musik-Verein hatte die Verstärkung des Chores und Orchesters übernommen. Der Compositeur selbst zeigte sich bey der Leitung des Ganzen thätig. Die Eintritts-Preise waren die gewöhnlichen, das Haus sehr gefüllt. Das Publikum empfing den großen Ton-Heroen mit dem ehrenvollsten Antheil, hörte seine wundervollen, gigantischen Schöpfungen mit der gespanntesten Aufmerksamkeit an, und brach oft während den Theilen, nach jedem derselben aber widerholtermahlen in jubelnden Beyfall aus.
„Beethoven gab dem sehnlichen Wunsche, dem dringenden Verlangen aller Verehrer des wahren Schönen, der echten Kunst nach, und es kam durch das thätige Bestreben solcher Freunde zu einer zweyten Aufführung der neuesten Compositionen dieses einzigen Genies, und zwar diesmahl um die Mittagsstunde im großen Redouten-Saale. […] Hr. Kapellmeister Umlauf hatte abermahl die Leitung des Ganzen, Hr. Rezension in der Allgemeinen Theaterzeitung und Unterhaltungsblatt für Freunde der Kunst, Literatur und des geselligen Lebens, 17. Jahrgang Nr. 67 vom 3.
In London gelangte das von der Philharmonic Society of London in Auftrag gegebene Werk erstmals am 21. Mai 1825 unter der Leitung von Sir George Smart zur Aufführung. Smart lernte Beethoven kurz darauf in Wien persönlich kennen. Ein Exemplar vom Anschlagzettel der Londoner Erstaufführung mit handschriftlichen Notizen von Smart ist heute im Besitz der British Library, ebenso die von Smart benutzte Kopistenabschrift der gesamten 9. Sinfonie.
Durch die Länge des vierten Satzes drohte die Balance zwischen den einzelnen Sätzen verloren zu gehen. Dem wirkt Beethoven entgegen, indem er den üblicherweise an zweiter Stelle stehenden langsamen Satz auf die dritte Position setzt. Der dritte Satz wirkt damit als ruhende Mitte im Gesamtwerk.
Der erste Satz der 9. Sinfonie entspricht der Sonatenhauptsatzform mit verhältnismäßig kurzer Reprise und überdimensionaler Coda. Der Satz umfasst fast 600 Takte. Dem ersten Thema ist eine Einleitung vorangestellt, die nicht in d-Moll, sondern in A beginnt (Tongeschlecht nicht festgelegt, da Terz fehlt = eine sog. Leere Quinte). Dieses A entpuppt sich also als Dominante zur Haupttonart d-Moll, und in Takt 17 beginnt das Hauptthema (Akkordbrechungen in d-Moll) in punktiertem Rhythmus.
Nach einer Ausweichung nach Es-Dur kehrt die Musik wieder zur Ruhe zurück, und die Einleitung steht auch vor dem Nachsatz, dieses Mal in d. Der Nachsatz steht bereits in der Untermediante B-Dur (wie später in der Romantik üblich), und in Takt 80 beginnt die Überleitung (mit eigenem Thema) zum zweiten Themenkomplex, dem Seitensatz in B-Dur. Der Seitensatz bringt drei Themen, ein lyrisches und zwei eher martialische Themen. Nach diesem Seitensatz folgt eine zweiteilige Schlussgruppe, die in B-Dur endet. Auch die Durchführung beginnt mit der Einleitung, wieder auf A, sie ist in vier Abschnitte unterteilt, der dritte Abschnitt ist ein großes Doppelfugato. Die Reprise hat keinen Nachsatz und bleibt auch großteils in d-moll (bzw. Dur). Die Coda verlässt die Tonika nicht mehr und enthält ein neues, trauermarschartiges Thema. Der Satz endet im Unisono (Akkordbrechung d-Moll).
Der erste Satz - „allegro ma non troppo, un poco maestoso“ - wird vom Zuhörer als mächtig und hart empfunden. Der Hauptsatz[T 1] beginnt mit einer Einleitung,[T 2] einem Crescendo, das später wiederholt in diesem Satz auftaucht. Mit dem Anstieg der Lautstärke erhöht sich auch der Rhythmus, er „wird enger“ und verstärkt die Kraft und die Angst, die sich mit dem Crescendo gebildet haben. Das Thema, beginnend in Takt 17, das nun im Fortissimo gespielt wird, scheint aus dem Nichts entstanden zu sein; dies ist allerdings ein Fehlschluss, in der Einleitung wurde es bereits angedeutet, nun sind jedoch die Notenwerte stark verkürzt, weshalb jetzt erst ein Thema zu erkennen ist. Seine Dramatik wird durch das Spielen im Tutti noch verstärkt.
Der Schluss des Themas ist geprägt durch „martialische Rhythmen in Trompeten und Pauken“, die Holzbläser spielen im Kontrast dazu ruhige Motive. Es endet[T 3] und es folgt eine kurze Überleitung mit der Motivik der Einleitung bzw. Das Schlussmotiv, bestehend aus hektischen Sechzehntelbewegungen, wird an dieser Stelle besonders lange fortgesetzt. Es folgt der Nachsatz, dessen Halbsatz ein sanfteres Ende nimmt.[T 6] Hier erklingt vierfach ein feines Motiv in den Holzbläsern (dolce); damit ist die Überleitung zur neuen Tonika B-Dur geschafft, mit ihr beginnt der Seitensatz.
Die Themen des Vordersatzes[T 8] bestimmen hier deutlich die Holzbläser,[T 9] die unter anderem von den Violinen mit einem variierten Motivausschnitt des ersten Themas begleitet werden. Es folgt nicht direkt der Nachsatz, das Stück wird durch ein Motiv unterbrochen,[T 10] das zum Nachsatz[T 11] überleitet. Dieser scheint dann dem Ende zuzugehen,[T 12] Beethoven knüpft diesem allerdings einen weiteren, stärker ausgebildeten Nachsatz an. Er bedient sich hier wiederholt der Motivik des ersten Themas, der Satz wird dadurch aus seiner Harmonie gerissen, bis die Bläser mit einer leisen Kadenz in Richtung B-Dur ansetzen, allerdings auf H-Dur ankommen. Im Anschluss hieran folgt der lange Rückweg zur Tonika B-Dur.
Beide Teile, Hauptsatz und Seitensatz, „entwickeln sich nicht linear, nicht ‚organisch‘“, jedoch sind sie einander trotzdem so gegensätzlich, sie repräsentieren „verschiedene Welten: die Innen- und die Außenwelt“. Der Hauptsatz, die Außenwelt, die bedrohlich und mächtig gegen den Hörer angeht, und die Innenwelt, die das Empfinden des Hörers widerspiegelt, mit der sich dieser identifizieren kann. Die nun folgende Durchführung[T 13] bildet sich von Beginn an weiter in Richtung Reprise aus. Der erste Teil wird von den Motiven des anfänglichen Crescendos und des ersten Themas beherrscht.[T 14] Es folgt ein Fugato, der zweite Teil der Durchführung, in dem das Chaos, das sich während der Kadenz gebildet hat, aufgelöst wird. An dieser Stelle ist der Weg zur Reprise bereits besonders deutlich.
Die Durchführung endet.[T 15] Sie scheint hier allerdings auch erst ihren endgültigen Höhepunkt erreicht zu haben. Die sich anschließende Reprise ist der zentrale Punkt des ersten Satzes, sie setzt im Fortissimo ein, unterstützt vom „Donnergrollen“ der Pauken. Diese ist von so schauriger Schönheit und so bedrohlich, dass sie allen Schrecken und alle Angst, die sich zuvor aufgebaut haben, in den Schatten stellt. Dies steigert sich im Folgenden nicht mehr, die Spannung wird eher wieder etwas reduziert und scheint, auf einem konstanten Level angekommen, stets präsent zu sein. Die weiteren Teile der Reprise stehen im Schatten dieses machtvollen Anfangs.
Die Coda[T 16] ist da ein Gegensatz. Als „süß“ bezeichnet sticht sie aus dem Gesamtbild der Reprise hervor und leitet das Ende ein. Sie steigert sich[T 17] und baut diese Steigerung auch wieder ab,[T 18] hier beginnt das erste große Crescendo, gefolgt von einem weiteren Crescendo, das den Satz noch ein Mal antreibt. Nach diesem wird das alte Tempo wieder aufgenommen, im Anschluss daran setzt ein leiser Teil ein, der zwar ruhig, jedoch zugleich dramatisch und steigernd ist. Dies wird fortgesetzt, die Steigerung bleibt erhalten durch den Wandel vom Piano üb...