Nicht aufgeben: Hilfe bei Depressionen

Gedanken, dass einem alles über den Kopf wächst und man so nicht mehr weitermachen möchte, kennen vielleicht viele von euch. Was aber, wenn einen diese Gedanken nicht mehr loslassen? Dieser Artikel soll Ihnen helfen, Depressionen zu verstehen und Wege zur Bewältigung aufzuzeigen.

Was sind Depressionen?

Depressionen sind psychische Erkrankungen, welche durch Gefühle der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und dem Verlust von Interesse an Tätigkeiten, die einem vor Beginn der Depression Freude bereitet haben, gekennzeichnet sind. Depressionen gehören zu einer der häufigsten psychischen Erkrankungen. Das Risiko, mindestens einmal im Leben an einer depressiven Episode zu erkranken, liegt in etwa bei 15%, wobei Frauen ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko haben wie Männer.

Symptome einer Depression

Von einer depressiven Störung wird dann gesprochen, wenn über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen bestimmte Symptome in Zusammenhang mit der Stimmungslage (Affekt) auftreten. Das Hauptkriterium ist, dass dabei eine „depressive Verstimmung an fast allen Tagen“ und/oder der „Verlust an Interesse oder Freude an fast allen Aktivitäten“ bei einer betroffenen Person vorliegt (Wittchen & Hoyer, 2011). Die Stimmung wird oft als innerlich leer oder gar tot beschrieben und ist meist durch das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und einer negativen Zukunftssicht gekennzeichnet. Es besteht eine Verminderung der Energie und des Antriebs, was zu einer erhöhten Ermüdbarkeit führt. Oft fällt es Betroffenen schwer, sich morgens überhaupt aus dem Bett zu raffen und, je nach Schweregrad, kann bereits die kleinste Anstrengung als eine überfordernde Belastung wahrgenommen werden.

Eines der wichtigsten Diagnosemanuale das ICD-10 nennt für Depressionen drei Hauptsymptome:

  • Gedrückte Stimmung
  • Interessensverlust/Freudlosigkeit
  • Antriebsverminderung

Sowie sieben Zusatzsymptome wie:

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  • Verminderte Konzentration/Aufmerksamkeit
  • Vermindertes Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle/Wertlosigkeitsgefühle
  • Pessimistische Zukunftsperspektiven
  • Suizidgedanken/-Handlungen
  • Schlafstörungen
  • Verminderten Appetit

Wie sich Depressionen bei Frauen und Männern unterscheiden

Sowohl Frauen als auch Männer berichten von einem „Gefühl von innerer Leere, Sinnlosigkeit, Erschöpfung, Energielosigkeit und Nüchternheit“. Wie Menschen diese Empfindungen nach außen hin zeigen, kann aber von Geschlecht zu Geschlecht unterschiedlich sein. Männer leiden häufig unbemerkt an Depressionen. Mag. Holawe erklärt: „Männer wurden oft dazu erzogen, ‚schwache‘ Gefühle nicht zu zeigen oder nicht zu spüren.“ Deshalb wirken sie bei Depressionen manchmal eher aggressiv als niedergeschlagen, eher reizbar als antriebslos. Solche Reaktionen passen einfach besser zum traditionellen Männerbild. Frauen sind hingegen eher bereit, über Probleme zu sprechen. Das könnte mit ein Grund sein, warum es statistisch mehr Frauen mit Depressionen gibt als Männer.

Verschiedene Arten von Depressionen im Fokus

Es gibt verschiedene Arten von Depressionen, die sich in ihren Symptomen und Ursachen unterscheiden:

  • Altersdepression: Wird oft nicht erkannt oder mit einer Demenz verwechselt, da Betroffene eher über körperliche Beschwerden klagen.
  • Atypische Depression: Betroffene überspielen ihre Freudlosigkeit im Alltag und scheinen normal zu „funktionieren“.
  • Bipolare Depression: Menschen schwanken zwischen Phasen mit extremen Hochs und Tiefs.
  • Dysthymie: Eine länger anhaltende depressive Verstimmung mit schwächer ausgeprägten Symptomen als bei einer Depression.
  • Perimenopausale Depression: Tritt im Zusammenhang mit den Wechseljahren auf.
  • Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS): Schwere Stimmungsschwankungen und Angstzustände in der zweiten Zyklushälfte.
  • Präpartale und postpartale Depression: Tritt während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung auf.
  • Rezidivierende Depression: Depressionen kehren immer wieder.
  • Winterdepression (saisonal-affektive Störung): Tritt in der kalten, dunklen Jahreszeit auf.
  • Somatoforme Störung: Typische psychische Symptome fehlen, stattdessen klagen die Betroffenen über körperliche Beschwerden.

Ursachen von Depressionen

Jede Person und jede Situation ist speziell und komplex. Man kann also keine eindeutigen Ursachen von Suizidgedanken festmachen. Auch gibt es nicht nur einen Grund, sondern mehrere Ursachen, die zusammenkommen. Eine tiefe Verzweiflung oder z. B. während der Pubertät und auch später ist es durchaus normal, dass man sich Gedanken über den Sinn des Lebens und die eigene Aufgabe darin macht. Auch das Erleben von schlimmen, traumatischen Ereignissen kann Betroffenen das Gefühl vermitteln, diese Belastung niemals aushalten bzw. überstehen zu können.

Depressionen können unterschiedlichste Ursachen haben, meist lässt sich jedoch nicht die eine Ursache finden, sondern es sind verschiedene Faktoren, die Menschen depressiv machen. Depressive Menschen fühlen sich häuftig wie von der Umgebung abgeschnitten, sie berichten, sie fühlten sich als wären sie in einer Wattekugel und nichts dränge zu ihnen hinein. Meistens ist die Depression aber nicht so stark ausgeprägt. Gedanken kreisen im Kopf, meist sorgenvolle Gedanken, Versagens- oder Verlustängste. Man denkt an Dinge, die man erledigen sollte, kann sich aber nicht aufraffen. Man hat das Gefühl als hänge Balast an einem, jede alltägliche Handlung wird zu einer mitunter fast unüberwindbaren Herausforderung. Depression führt aber auch dazu, dass wir einmal wirklich Ruhe geben müssen. Das kann auch eine Chance sein, darüber nachzudenken, was mir im Leben wirklich wichtig ist, was mir guttut und was mich belastet.

Diagnose von Depressionen

Der erste Schritt zur Behandlung einer Depression ist die Diagnose der Erkrankung. Dazu müssen die vorliegenden Symptome erhoben und klassifiziert werden (nach ICD-10). Durch die Beobachtung des Betroffenen können bereits einige Informationen gesammelt werden (Mimik, Gestik, Bewusstseinslage, Sprechverhalten, Aufmerksamkeit, Affektivität etc.). Die aktuelle Befindlichkeit und Symptomatik wird festgestellt, Informationen aus der Vergangenheit werden in Form von gezielten diagnostischen Gesprächen (und eventuell Vorbefunden) gesammelt, um mögliche vorhergehende Episoden zu erkennen und andere Krankheiten, die vielleicht der eigentliche Verursacher der Depression sind, auszuschließen (Möller et al., 2013). Hier sind nicht nur Aussagen von den Betroffenen selbst relevant, auch Informationen von Angehörigen können bei der Diagnose eine Rolle spielen.

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Behandlung von Depressionen

Die Behandlung von Depressionen erfolgt in meinen Gesundheitspraxen in Thalheim bei Wels und Wien u.a. Gleichzeitig arbeite ich mit ihnen daran negative Denkmuster über sie selbst, die Welt, andere Menschen und Ihre Zukunft umzubauen, da diese aus psychologisch-therapeutischer Sicht maßgeblich für die Entstehung, aber auch den Fortbestand ihrer Depressionen waren/sind.

Wichtige Elemente der psychologischen Behandlung sind die Aufklärung und Beratung bezüglich der depressiven Erkrankung, um der betroffenen Person möglichst viel Wissen und Selbsthilfe zu ermöglichen. Weiter geht es um die Stützung und Begleitung im Krankheitsverlauf, als Vertrauensperson sollen emotionale Entlastung und die Bearbeitung aktueller Problembereiche geboten werden. Ein depressiver Zustand ist durch negative Vorstellungen über die eigene Person (geringer Selbstwert), über die Zukunft (Hoffnungslosigkeit) und über die gesamte Welt (Niederlagen, Enttäuschungen) geprägt. Das Leben der Betroffenen ist durch negative Gedankenmuster ausgefüllt, die automatisch ablaufen und den depressiven Zustand aufrecht erhalten. Ein zentraler Baustein einer psychologischen Behandlung ist es, diese negativen Gedankenvorgänge (z.B. Selbstabwertung, Schwarz-Weiß-Denken) sowie schädliche zu hohe Selbstansprüche zu erkennen und zu korrigieren. Selbstreflexion und die daraus resultierende Selbsterkenntnis (z.B. über Beziehungen, Gefühle, Gedanken, Verhaltensweisen) sind grundlegend für positive Veränderungen. Weiter ist es wichtig, wieder Positives in das Leben einer depressiven Person zu bringen, da Betroffene sich meist zurückziehen und alle Hobbys und erfreulichen Tätigkeiten aufgeben. Bei stätig unruhigen und angespannten Personen, empfiehlt sich das Erlernen einer Entspannungstechnik im Rahmen der psychologischen Behandlung (z.B. Biofeedback, Muskelrelaxation). Gemeinsam kann daran gearbeitet werden, die Hilflosigkeit zu verlassen und negative unbefriedigende Punkte im Leben der depressiven Personen zu verändern.

Was kann ich selbst tun?

Es gibt viele Dinge, die Sie selbst tun können, um Ihre psychische Gesundheit zu fördern:

  • Darüber reden: Reden Sie über ihre Probleme. Nur wenn Sie über ihre Probleme, Sorgen und Ängste mit vertrauten Menschen sprechen, kann Ihnen geholfen werden.
  • Um Hilfe fragen: Manchmal wollen wir uns nicht eingestehen, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir nicht mehr weiterwissen. Genau dann sollten Sie sich anderen Menschen anvertrauen und um Hilfe bitten.
  • Sich nicht aufgeben: In herausfordernden Situationen ist es wichtig, sich nicht aufzugeben und sich auf eigene Stärken und Fähigkeiten zu verlassen.
  • Sich selbst annehmen: Es ist wichtig, unsere eigenen Talente zu erkennen. Die Stärken sind genauso wichtig wie die Schwächen. Mitmenschen können uns helfen, Schwächen auszugleichen und unsere Stärken zu benennen.
  • In Kontakt bleiben: Ihre Familie, Freunde und Bekannte bilden auch in schwierigen Situationen ein Sicherheitsnetz. Pflegen Sie diese Kontakte regelmäßig, um in Notsituationen auf Hilfe vertrauen zu können.
  • Aktiv bleiben: Durch Bewegung, Sport und das Genießen der Natur aktivieren Sie die Kraft und die Leistungsfähigkeit Ihres Körpers. So schaffen Sie den richtigen Ausgleich zu Belastungen im Arbeitsalltag und Privatleben.
  • Sich beteiligen: Durch die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten, sind Sie Teil einer Gemeinschaft und fühlen sich nicht einsam.
  • Etwas Kreatives tun: Durch kreative Tätigkeiten wie zum Beispiel Malen oder Musizieren bringen Sie Ihre Wünsche, Gedanken, Sehnsüchte, Träume und auch Ihre Sorgen zum Ausdruck. Die kreative Gestaltung unterstützt auch beim Entspannen.
  • Sich entspannen: Entspannung ist wichtig. Sie können eine Pause einlegen, auf der Couch ruhen und bewusst ein- und ausatmen, um neue Kraft zu tanken.
  • Neues lernen: Bleiben Sie neugierig und interessieren Sie sich für neue Themen wie zum Beispiel Bücher oder Dokumentationen.

Wo finde ich Hilfe?

Es gibt viele Stellen, an die du dich kostenfrei und völlig anonym wenden kannst, also deinen Namen nicht sagen musst und selbstverständlich auch nicht sagen musst, woher du kommst.

  • PsyNot - Das psychiatrische Krisentelefon für die Steiermark: PsyNot ist eine kostenfreie 24h-Notfall-Hotline, die bei Krisen als erste Ansprechstelle zur Verfügung steht. Sie erreichen PsyNot rund um die Uhr unter der Telefon-Nummer 0800 44 99 33.
  • Psychologisches Beratungsservice des Berufsverbands Österreichischer Psycholog*innen: Von Montag bis Donnerstag zwischen 9:00 und 13:00 Uhr stehen Psycholog*innen für Ihre Fragen und persönlichen Anliegen zur Verfügung. Unter der Telefon-Nummer 01 504 8000 erhalten Sie Rat und Unterstützung in akuten Krisen und belastenden Situationen.
  • Telefonseelsorge: Die Telefonseelsorge bietet vertrauliche Gespräche rund um die Uhr. Das Angebot ist kostenlos und für alle, die jemanden zum Reden und zum Zuhören brauchen. Unter der Telefon-Nummer 142 erreichen Sie die Mitarbeiter*innen der Telefonseelsorge.

Mythen und Fakten über psychische Gesundheit

Es ist wichtig, mit einigen Mythen über psychische Gesundheit aufzuräumen:

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  • Mythos 1: Psychische Belastungen sind eh so selten. Das betrifft mich nicht. Fakt: Ungefähr ein Drittel der Österreicher*innen erlebt mindestens einmal im Leben eine psychische Erkrankung oder Krise.
  • Mythos 2: Nur schwache Menschen sind psychisch krank. Fakt: Psychische Gesundheit hängt nicht von Stärke oder Schwäche ab. Jeder und jede kann eine psychische Erkrankung entwickeln.
  • Mythos 3: Bei psychischen Belastungen kann man nicht helfen. Fakt: Jeder und jede kann helfen!

Die 10 Schritte für meine psychische Gesundheit

Die 10 Schritte für psychische Gesundheit umfassen einfache Maßnahmen, die helfen, psychisch gesund zu bleiben[5]:

  1. Darüber reden
  2. Um Hilfe fragen
  3. Sich nicht aufgeben
  4. Sich selbst annehmen
  5. In Kontakt bleiben
  6. Aktiv bleiben
  7. Sich beteiligen
  8. Etwas Kreatives tun
  9. Sich entspannen
  10. Neues lernen

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