Depressionen werden bei Männern seltener diagnostiziert als bei Frauen. Ein möglicher Grund dafür liegt in der nach wie vor mangelnden Kenntnis darüber, dass sich die psychische Erkrankung bei Männern mit anderen Symptomen äußert als bei Frauen. Im Allgemeinen tendieren Männer dazu, sich sehr spät Hilfe zu holen. Sie meinen, sie müssten stark und selbstständig sein, mit Schmerzen umgehen können und immer Herr der Lage sein. Eine Depression ist jedoch eine ernsthafte und verbreitete Krankheit, die von alleine nicht besser wird.
Jeder Mensch kennt das Gefühl, “deprimiert” zu sein. Wenn Sie sich aber über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg traurig, niedergeschlagen oder gereizt fühlen, Schlaf- oder Konzentrationsschwierigkeiten haben, kann dies auf eine Depression hinweisen. Eine Depression ist nicht selten bei Männern. Jeder achte Mann leidet einmal in seinem Leben darunter. Sie sollten die Anzeichen erkennen lernen.
Symptome der Depression bei Männern
Im Gegensatz zu Frauen neigen Männer dazu, eher die körperlichen Symptome einer Depression (wie Müdigkeit oder Gewichtsverlust) zu erkennen und zu beschreiben. Männer gestehen sich eher ein, dass sie gereizt oder wütend sind, als dass sie niedergeschlagen sind. Weil sich diese Symptome eben von landläufig bekannten Anzeichen einer Depression unterscheiden, wird die Krankheit bei Männern häufig erst spät oder gar nicht als solche wahrgenommen.
Während eine gedrückte Stimmungslage, der Verlust von Interessen und Freude, verminderter Antrieb, aber auch Schuldgefühle, vermindertes Selbstwertgefühl, Pessimismus, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Suizidgedanken bzw. Suizidhandlungen, Schlafstörungen und verminderter Appetit bei beiden Geschlechtern auf eine Depression hinweisen können, finden sich bei Männern zusätzlich häufiger:
- Reizbarkeit
- Aggressivität
- Risiko- bzw. Suchtverhalten
Weitere mögliche Symptome sind:
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- Erhöhte Risikobereitschaft (z.B. im Sport und Straßenverkehr)
- Eskapismus (exzessiver Sport oder noch mehr Zeit in der Arbeit)
- Alkohol- und Substanzmissbrauch
Es gibt auch Symptome, die mit denen von depressiven Frauen übereinstimmen. So zeigen Betroffene häufige Rückzugstendenzen. Sie verlieren viele ihrer bisherigen Interessen, üben ihre Hobbys nicht mehr aus und ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld (Familie, Freunde) zurück. Die wenige verbleibende Energie wird, solange dies möglich ist, in die Notwendigkeiten des Lebens (Geld verdienen etc.) gesteckt.
Ein wichtiges Erkennungsmerkmal einer Depression ist die Schlafstörung. Männer reagieren auf verminderten Schlaf und die damit verbundene Energielosigkeit häufig mit einem erhöhten Konsum von Kaffee, Nikotin und Alkohol.
Wenig bekannt ist, dass sich eine Depression auch in körperlichen Symptomen wie unerklärlichen Schmerzen ausdrücken kann. Bei Männern treten als körperliche Symptome dabei besonders häufig auf:
- Atembeschwerden
- Beklemmungsgefühle
- Unspezifische, nicht eruierbare Schmerzen (etwa Rückenschmerzen)
Ursachen und Risikofaktoren
Es gibt unterschiedliche Arten von Depressionen, deren Ursachen nicht eindeutig bestimmt werden können, da sie von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind. Bestimmte Risikofaktoren treffen aber vor allem auf Männer zu. Die Ursachen von Depressionen und Angststörungen können nicht eindeutig bestimmt werden und sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Manchmal kann eine schwierige Zeit im Leben eine Depression oder Angststörung auslösen. Manchmal spielen mehrere Faktoren, die sich im Laufe der Zeit angestaut haben, eine Rolle.
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Gender-Unterschiede beschreiben Wissenschafter:innen auch bei den möglichen Auslösern von Depressionen: „Zahlreiche Studien berichten über soziale Risikofaktoren für das Auftreten von Depressionen bei Frauen. Dazu gehören die Mehrfachbelastung durch Haushalt, Kinderbetreuung und Beruf.
Ein häufiges Merkmal depressiver Männer ist ihr ausgeprägtes Leistungsdenken. Sie stellen an sich selbst hohe Ansprüche und leben mit der (oft unbewussten) Angst, diese nicht erfüllen zu können. Ihr Bild von sich selbst, sich in Arbeit und auch im Privatleben beweisen zu müssen, treibt sie zu hohem Engagement. Anerkennung durch ihre soziale Umwelt ist ihnen wichtig.
Da ihr Selbstwert somit von Umständen abhängt, die sie nicht immer selbst beeinflussen können, entsteht bei (Gefahr von) Jobverlust oder bei Niederlagen aller Art rasch eine Abwärtsspirale. Ist man bereits geschwächt (z.B. durch Schlafstörungen, Ängste oder zu viel Engagement), kann jedes weitere Problem die Spirale nach unten beschleunigen.
Eine klare Risikogruppe stellen vereinsamte Pensionisten dar, hier nehmen gesellschaftliche Zuschreibungen Einfluss. Ehemänner haben immer noch häufig die Rolle des "Brotverdieners" und sehen sich nach der Pensionierung mit einer neuen Situation konfrontiert.
Diagnose und Behandlung
Ein ausführliches Arztgespräch - Hausarzt, dann Psychiater oder Psychotherapeut - ist immer der Grundpfeiler der Depressions-Diagnose. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung. Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.
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Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation.
Zwei Therapieformen stehen im Vordergrund: Medikamentöse Therapie und Psychotherapie (bzw. klinisch-psychologische Behandlung). In vielen Fällen ist eine Kombination aus Psychotherapie und medikamentöser Behandlung zielführend. Bei leichten bis mittleren Formen kann Psychotherapie als alleinige Behandlungsmethode ausreichend sein.
Medikamentöse Behandlung
Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.
Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.
Psychotherapie
Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Daneben gibt es eine Reihe weiterer zusätzlicher Behandlungsmöglichkeiten, wie:
- Ergo- und Physiotherapie (um innere Anspannungen zu lösen)
- Magnetische Tiefenstimulation
- Elektrokrampftherapie (falls keine andere Methode erfolgreich ist)
- Lichttherapie
Behandlung je nach Schweregrad
Behandlung einer leichten depressiven Episode: Hier können etwa ärztliche Gespräche, Psychoedukation oder psychotherapeutische Beratung ausreichend sein. Fachleute empfehlen Psychotherapie, wenn: Die Patientin oder der Patient diese Maßnahmen ablehnt, diese Möglichkeiten nicht ausreichen, Psychotherapie schon früher geholfen hat oder das Risiko für eine Verschlechterung absehbar ist. Bei leichten Depressionen schlägt die Ärztin oder der Arzt Antidepressiva zusätzlich nur unter besonders kritischer Abwägung von Nutzen und Risiko vor. Antidepressiva kommen auch zum Einsatz, wenn eine Psychotherapie abgelehnt wird.
Behandlung einer schweren depressiven Episode: Hier empfehlen Fachleute eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten. Wird eines von beiden abgelehnt, erfolgt entweder Psychotherapie oder Medikamenteneinnahme allein.
Was Sie selbst tun können
Auch ohne Behandlung kann eine Depression nach einiger Zeit wieder abklingen. Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag.
Hilfe suchen: Es kann schwer sein, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen. Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt bzw.
Hilfe für Angehörige
Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Es kann z.B. zu einer verlangsamten Entwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder Problemen in der Schule kommen.
Wie kann man den Betroffenen helfen? Für Partner, Familienangehörige und Freunde eines depressiven Menschen ist es häufig schwer, mitzuerleben, wie schlecht es dieser Person geht. Sie fragen sich, wie sie bei Depressionen am besten helfen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen mit Depressionen den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern:
- Unterstützung beim Arztbesuch
- Geduld haben
- Hoffnung statt Druck machen
- Gut gemeinte Ratschläge vermeiden
- Suizidgedanken ernstnehmen
Psychiatrische Notfälle
Nicht nur bei Verletzungen, Vergiftungen etc. kann Erste Hilfe notwendig sein, sondern auch bei psychiatrischen Krisen. Es handelt sich dabei um teils lebensbedrohliche Zustände. Sofortige medizinische Hilfe ist notwendig. Bei einem psychiatrischen Notfall tritt eine psychiatrische Störung akut auf oder verschlimmert sich bis hin zu einem medizinischen Notfall. Auch ein akutes körperliches Leiden (z.B. Gehirnblutung, Stoffwechselstörung) kann zu psychiatrischen Symptomen führen.
Bei einem psychiatrischen Notfall droht Lebensgefahr (z.B. bei Gefahr der Selbstschädigung oder eskalierender Gewalt). Eine akute Verschlechterung eines Krankheitszustandes mit unter Umständen nicht rückgängig zu machenden Folgen ist möglich. Daher ist bei einem psychiatrischen Notfall rasche medizinische Hilfe unumgänglich!
Rufen Sie die Rettung unter 144 bzw. Betroffene in Notsituation ansprechen: Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren und die Lage zu erfassen. Sprechen Sie die betroffene Person an. Betroffene sollten Raum bekommen, selbst zu erzählen, wie es Ihnen geht. In jedem Fall ist die Privatsphäre der Person zu akzeptieren. Rasch Hilfe holen: Rufen Sie die Rettung unter 144 oder die Polizei unter 133 bei Risiko einer Selbst- oder Fremdgefährdung.
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