ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die im Kindes- und Jugendalter auftritt.
Was ist ADHS?
ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung im Kindes- und Jugendalter. In der Regel tritt ADHS akut im Kindesalter auf. Mit dem Älterwerden bilden sich die Symptome meist zurück, sind jedoch bei Erwachsenen schwächer ausgeprägt. Sie sind weniger hyperaktiv, neigen jedoch zu Rastlosigkeit und innerer Unruhe.
Symptome von ADHS
Meist reagieren Betroffene mit impulsiven Verhaltensweisen oder übermäßiger Hyperaktivität. Die Aufmerksamkeit ist sehr gering und oft haben Menschen mit ADHS Probleme im Umgang mit anderen Menschen.
- Unaufmerksamkeit: Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Aufgabe zu lenken und diese über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Sie können leicht abgelenkt werden und haben oft Probleme, ihre Gedanken zu organisieren und ihre Aufgaben zu strukturieren.
- Hyperaktivität: Dies bezieht sich auf übermäßige körperliche Unruhe und eine konstante Neigung zur Bewegung. Menschen mit ADHS können Schwierigkeiten haben, ruhig zu sitzen oder still zu bleiben, insbesondere in Situationen, die Geduld erfordern. Das ewige Quasseln, Zappeln, Wippen, Fummeln, Herumspielen und die unlösbare Anspannung.In erster Linie eine getriebene Unruhe die bei Erwachsenen vorwiegend im Kopf stattfindet.
- Impulsivität: Betroffene neigen dazu, spontan zu handeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Sie können Schwierigkeiten haben, Impulse zu kontrollieren, sei es beim Sprechen, Handeln oder Entscheiden. Im klassischen Sinne bedeutet das unüberlegte Entscheidungen zu treffen und spontan zu handeln. Impulsive Reaktionen können zu Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben führen.
Aus jeder der Symptomgruppen muss eine bestimmte Anzahl von Verhaltensweisen beobachtet werden, bevor von ADHS gesprochen wird. Die Symptome müssen vor dem 7. Lebensjahr aufgetreten sein und über sechs Monate hinweg andauern. Außerdem müssen sie in mindestens zwei Lebensbereichen (z.B. Familie, Schule) auftreten.
Ursachen von ADHS
Wie ADHS entsteht, ist wissenschaftlich nicht vollständig geklärt. Man geht aber davon aus, dass mehrere Faktoren zur Entwicklung von ADHS beitragen:
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- Genetik: Dass Aufmerksamkeitsstörungen bis zu einem gewissen Grad vererbbar sind, ist bereits wissenschaftlich erwiesen.
- Neurotransmitter: Die bei ADHS veränderten Gene bewirken unter anderem, dass die Botenstoffe im Gehirn (Neurotransmitter) nicht in gewohnter Art und Weise ausgeschüttet werden.
- Gehirn: Im Gehirn von Kindern mit ADHS lassen sich diese Veränderungen nachzeichnen - es kommt zu einer genetisch bedingten Verzögerung der Hirnentwicklung. So ist z.B. das Frontalhirn davon beeinträchtigt: Dieses ist für die exekutiven Funktionen (u.a. Planung, Organisation) zuständig.
Zudem gibt es einige Risikofaktoren für die Entwicklung von ADHS vor der Geburt: Wenn die Mutter in der Schwangerschaft raucht, Alkohol trinkt oder virale Infektionen hat, kann das Zentralnervensystem geschädigt werden.
ADHS im Erwachsenenalter
Bei Erwachsenen bilden sich die Symptome meist zurück und sind schwächer ausgeprägt. Sie sind weniger hyperaktiv, neigen jedoch zu Rastlosigkeit und innerer Unruhe. Viele Betroffene benötigen im Erwachsenenalter keine Behandlung mehr. Dennoch weisen etwa 50 - 80 % der im Kindesalter Betroffenen auch als Erwachsene noch ADHS-Symptome auf.
Diagnose von ADHS
Zu Beginn erfolgt ein ausführliches Gespräch und eine körperliche sowie neurologische Untersuchung, um andere mögliche Ursachen ausschließen zu können. Zur Diagnosestellung werden von den Kindern und Jugendlichen selbst, aber auch von Eltern und Lehrkräften verschiedene Informationen eingeholt. Psychologische Tests, die z.B. die Aufmerksamkeit prüfen, werden durchgeführt.
Bei der Erstellung der Diagnose achten die Ärzt:innen und Psycholog:innen auch darauf, welche Form der ADHS vorliegt. Beim Mischtypus liegen sowohl Unaufmerksamkeit, als auch Hyperaktivität / Impulsivität vor. Wenn keine Hyperaktivität auftritt, wird von ADS statt ADHS gesprochen.
In vielen Fällen haben Kinder und Jugendliche mit ADHS auch andere Beeinträchtigungen, die bei der Erstdiagnose abgeklärt werden müssen.
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Behandlung von ADHS
Um ADHS zu behandeln, stehen verschiedene nichtmedikamentöse und medikamentöse Therapien zur Auswahl, die häufig kombiniert werden:
- Psychoedukation: Sowohl die Kinder als auch die Eltern werden in der Psychoedukation umfassend über ADHS informiert und Handlungsstrategien erarbeitet.
- Ergotherapie: In der Ergotherapie werden u.a. feinmotorische Fähigkeiten gefördert und Strategien für den Alltag erlernt.
- Stimulanzien: Wirkstoffe wie Methylphenidat und Amphetamin werden bereits seit langer Zeit zur Behandlung von ADHS eingesetzt und haben eine gute Wirksamkeit. Vereinzelt werden auch andere Medikamente wie z.B. Antidepressiva eingesetzt.
Für Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass sie auch selbst Anlaufstellen haben, wo sie ihre Probleme im Alltag besprechen können. Wenn die Eltern ihre Kinder gut unterstützen können, verbessert das den Therapieerfolg. Eltern sollten außerdem immer hinter ihrem Kind stehen und gut mit der Schule zusammenarbeiten. Ein an das Kind angepasster Unterricht (z.B. bekommt das Kind Aufgaben, wo es sich bewegen darf, wie z.B. Austeilen) kann hilfreich sein.
Tabelle: Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten von ADHS
Therapieform | Beschreibung | Ziel |
---|---|---|
Psychoedukation | Umfassende Information über ADHS und Erarbeitung von Handlungsstrategien | Besseres Verständnis der Erkrankung und Erwerb von Bewältigungsstrategien |
Ergotherapie | Förderung feinmotorischer Fähigkeiten und Erlernung von Alltagsstrategien | Verbesserung der motorischen Fähigkeiten und der Alltagsbewältigung |
Stimulanzien | Medikamentöse Behandlung mit Wirkstoffen wie Methylphenidat oder Amphetamin | Reduktion der Hauptsymptome (Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit, Impulsivität) |
Selbsttest: Habe ich ADHS?
Vermuten Sie von ADHS betroffen zu sein? Dieser Test wurde auf Grundlage der Fragen des WHO-Selbsttests erstellt. Solltest du dich hier mehrfach erkennen, bedeutet das nicht, dass du sicher ADHS hast! Wenn du unsicher bist, Unterstützung am Weg suchst oder mehr wissen möchtest, kannst du gerne einen Termin bei mir buchen.
Dieser Selbsttest basiert auf der ADHS-Selbstbeurteilungsskala (ADHS-SB) und dem „Adult ADHD Self-Report Scale“ (ASRS) der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dabei handelt es sich um wissenschaftlich anerkannte ADHS-Screening-Tests mit Selbstbeurteilungs-Skala für Erwachsene. Der Online-Test eignet sich daher nicht für Kinder, bei denen sich ADHS-Symptome häufig auf andere Weise äußern.
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Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass dieser Test keine ärztliche Diagnose ersetzt, sondern lediglich als Orientierungshilfe dient. Holen Sie bitte unabhängig vom Testergebnis ärztlichen Rat ein, falls Sie Beschwerden haben und sich dadurch in bestimmten Bereichen Ihres Lebens beeinträchtigt fühlen.
Masking Kontrollfragen
Die hier mit aufgeführten Masking Kontrollfragenzielen darauf ab die Hintergründe zu analysieren. Gerade in der Diagnostik von Erwachsenen sind Fragen zu den eigentlichen ADHS Symptomen oft nicht zielführend. Sie leben ja schon immer mit ihrer ADHS und haben sich diverse Möglichkeiten angeeignet um ihre Symptome zu verstecken. Ein Selbstschutz, der zwar zeitweise ganz gut funktioniert, aber viel zusätzliche Energie kostet. Diese Verhaltensmuster kommt unter Druck oder Stress schnell ins Wanken.
Weitere Symptome
- Es geht nicht um das Fehlen von Aufmerksamkeit!
- Verlierst du häufig Dinge die du für den Alltag brauchst (z. B. Schlüssel, Handy, Geldbeutel)?
- Fühlst du dich unwohl, wenn du über längere Zeit still sitzen musst z. B. im Kino oder bei einer Besprechung?
- Stehst du oft spontan auf, auch wenn du eigentlich still sitzen solltest z. B. im Unterricht oder bei einer wichtigen Sitzung?
- Versuchst du Nervosität oder Unruhe zu kaschieren indem du kleine, unauffällige Bewegungen machst (z. B. mit den Füßen wippen oder mit den Fingern auf dem Tisch trommeln)?
- Fällt es dir schwer zu warten, bis du an der Reihe bist? z. B. im Gespräch oder an der Kasse im Supermarkt?
Emotionale Dysregulation und exekutive Dysfunktion
Auf emotionale Dysregulation und exekutive Dysfunktion möchte ich doch noch ergänzend eingehen. Wörtlich genommen beschreibt es die Fähigkeit etwas durch- oder auszuführen, nur dass das halt nicht so richtig funktioniert. Das die Steuerung dafür im präfrontalen Kortex sitzt, verwundert nicht.
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