Mussolini und Hitler: Eine fatale Beziehung im Zweiten Weltkrieg

Die Schlüssel zu manchem Rätsel werden in einer Erhellung der Wechselwirkungen zwischen den Persönlichkeiten Hitlers und Mussolinis gefunden werden.

Gewiß, Mussolini fühlt sich als Doyen der Diktatoren - erst zehn Jahre nach seinem Marsch auf Rom ist Hitler zur Macht gekommen.

Aber Hitler hat ein unvergleichlich leistungsfähigeres Instrument erlangt und Erfolg auf Erfolg gehäuft - fast immer ohne Mussolini zu fragen, meist ohne ihn auch nur zu verständigen.

Im Grunde verachtete Mussolini seinen Partner, ja die ganze germanische Rasse: „Hitler und Roosevelt sind beide Idioten, Söhne der gleichen Rasse“, sagte er zu Ciano.

Wiewohl der Duce nah dem Überfall auf die von ihm und Hitler in München garantierte Rest - Tschechoslowakei sagte, daß sich bei Veröffentlichung des italienischen Bündnisvertrages mit Deutschland, „sogar die Steine in Italien empören würden“ - der König hatte ihm gegenüber die Deutschen als „Lumpen und Schurken“ bezeichnet -, vermag ihn nichts und niemand von der Gefolgschaft zu Hitler abzubringen.

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Noch 1933 hat er über Hitler „er erwarte ihn mit einer Art ängstlichen Freude“ gespottet, jetzt ist er ganz in seinem Bann.

Um seine Minderwertigkeitsgefühle zu übertäuben, redete er sich ein: „In der Politik bin ich ohne Zweifel intelligenter als Hitler.“

Dabei weiß Mussolini sehr gut, daß „jeder Vertrag mit Deutschland ein Papierfetzen ist“.

Er träumt von Heldentaten gegen Jugoslawien, von Erreichung der rumänischen Petroleumfelder, von Vorherrschaft auf dem Balkan und vergißt die Wirklichkeit.

Schließlich wurde er kindischeitel wie Nero.

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Mussolini wohnte, wie Ciano erzählt, der Aufführung des Stückes „Cesare“ von Forzano bei, an dem er selbst mitgearbeitet hatte.

Es war ein Machwerk zu seiner Verherrlichung, „ohne Geist und ohne Technik und das Ergebnis war das Gegenteil von dem, was er erzielen wollte“.

Seine Gegner hatten freilich zu seinem Größenwahn beigetragen.

Der britische Botschafter übersandte ihm am 27. Jänner 1939 den Text der Rede, die Chamberlain im Unterhaus halten wollte, damit Italien allenfalls noch Wünsche dazu äußern könne.

Der Duce „billigte“ sie und bemerkte: „Ich glaube, es ist das erstemal, daß der Chef der britischen Regierung einer ausländischen Regierung den Entwurf einer Rede unterbreitet.“

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Noch am 5. April 1940 erhält Mussolini eine Nachricht Chamberlains, voll „unruhiger Suche nach einem Kompromiß“.

Die Denkschrift der britischer! Regierung “nach der Annexion Albaniens könnte, wie Ciano sagt, „von unseren eigenen Ämtern verfaßt sein“.

Wieviel Unglück wäre Europa erspart worden, wenn die beiden Diktatoren die Hand eines entschlossenen Gegenspielers gefühlt hätten!

Alle seine vermessenen Schritte werden durch seine stupende Unkenntnis der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse ge-fördert.

Er glaubt nicht, daß England ach dem Fall Polens weiterfechten werde, er glaubt nicht an den oft und gerade Italien in freundschaftlich-eindringlicher Weise als zwangsläufig dargelegten Kriegseintritt Amerikas.

Uber den Gedanken, daß der Pakt mit Japan den Achsenmächten die Intervention Amerikas auf den Hals ziehen könnte, „ist Mussolini glücklich“!

Roosevelt ist für ihn ein Mann mit ^progressiver Paralyse“.

Erst viel zu spät sieht der Verblendete ein, daß Churchill, der ihm Schach bieten wollte, „sein wahrer Freund war“.

In wirtschaftlichen Dingen fehlt Mussolini das bescheidenste Urteil.

Er will die Millionenimporte an englischer Steinkohle durch den spärlichen und schlechten inländischen Lignit ersetzen und macht sich von den Folgen für Industrie und Verkehr keinerlei Vorstellungen.

Italien hat seine ganzen ausländischen Aktiven, den größten Teil des Goldschatzes der spanischen und abes-sinischen Politik geopfert, und Mussolini spricht von den „Vorteilen einer gigantischen Inflation“.

Bei Kriegseintritt hat Italien einen mikroskopischen Vorrat von 100 Tonnen Nickel und es fehlen fast alle Legierungsmetalle für die Stahlindustrie.

Im Herbst 1939 wird der von Deutschland zu deckende Rüstungsbedarf Italiens mit 17 Millionen Tonnen, also 17.000 Eisenbahnzügen beziffert - worauf Hitler damals noch gerne auf die Kriegsteilnahme Italiens verzichtete.

Im Jänner 1940 fehlt bis zu 92 Prozent des vorgesehenen Standes die Artillerie bei den einzelnen Divisionen.

Mussolini will aber um diese Zeit siebzig Divisionen neu aufstellen, das Rohmaterial reicht gerade mir für zehn.

,Es fügt sich gut in dieses Bild, daß Mussolini im Gespräch den „Soldatenköng“ Friedrich Wilhelm von Preußen lobt, „der Frauen, welche spazierengingen, mit den Füßen trat, und die Priester, die Soldaten zusahen, mit Stöcken schlug“.

„Das italienische Volk ist eine Rasse von Schafen“, sagt der Duce an anderer Stelle.

„schlagt sie, schlagt sie!“ und: „um ein Volk groß 7ju machen, muß man es in die Schlacht schicken, selbst wenn man ihm dazu einen Fußtritt geben muß und das werde ich tun.“

Es ist die Denkungsart eines moralisch Entgleisten.

Schrecklicher Gedanke, daß solche Menschen - er und der ihm artverwandte Hitler - Weltgeschichte machen und ganze Völker ins Unglück stürzen konnten.

Mit diesen Worten hat Mussolini selbst sein Verhältnis zum italienischen König kurz aber prägnant gekennzeichnet.

Allerdings war es zu spät, als er zu dieser Erkenntnis kam.

Sein königlicher Gegenspieler hatte es verstanden, die besseren Trümpfe in der Hand zu behalten.

Im Februar 1943, als bereits die Alliiertenvor den Küsten Italiens standen, bildete Mussolini zum letztenmal sein Kabinett um.

Zum allgemeinen Erstaunen befand sich unter den entfernten Ministern auch der Außenminister Graf Galeazzo Ciano, der Schwiegersohn des Duce, der zum Botschafter am Vatikan ernannt wurde.

Trotzdem der König unverhohlen seine Ablehnung gegen die deutsche Politik zeigte, lenkte Mussolini dem Konflikt mit Frankreich und England zu.

Am 11. April 1940 sagte er nach einer Konferenz mit dem König zu Ciano:„Es ist demütigend, mit gefalteten Händen zu sitzen, wahrend andere Geschichte schreiben.

Es ist gleichgültig, wer gewinnt.

U m e i n Volk groß zu machen, ist es notwendig, es in die Schlacht zu schicken, selbst wenn man es dazu zwingen muß Das werde idi tun.

30. Mai 1940.

Um 17.30 Uhr trifft in der Italienischen Botschaft in Berlin die Chiffredepesche ein, daß Mussolini den Kriegseintritt Italiens gegen die Alliierten mit 5. Juni beschlossen habe, außer Hitler wünsche einen Aufschub um einige Tage -zwecks- besserer Zeitübereinstimmung mit den deutschen Plänen.

Wäre Italien vom Kriege ferngeblieben, so w:'re der Welt die riesige Ausdehnung der Kriegsschauplätze, der Verlust von Millionen Menschanleben erspart geblieben und hätte wahrscheinlich der Krieg um zwei Jahre eher sein Ende gefunden.

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