Sucht ist ein der größten gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Probleme unserer Zeit.
Abhängiges Verhalten ist durch einen Teufelskreis gekennzeichnet: Durch den Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten wird eine unbefriedigende und als unerträglich erlebte Situation scheinbar verbessert. Lässt die Wirkung der Substanz aber nach, kommt es im wahrsten Sinne des Wortes zu einer "Ernüchterung", denn die Person muss feststellen, dass sich ihre Situation nicht wirklich verändert hat.
Ursachen von Abhängigkeit
Ob sich eine Abhängigkeit entwickelt hängt u. a. von bestimmten Merkmalen der Substanz ab. Zum einen ist entscheidend, wie leicht verfügbar eine bestimmte Substanz ist. Die Tatsache, dass die Alkoholabhängigen den größten Teil der Abhängigen ausmachen, dürfte zumindest teilweise darauf zurückzuführen sein, dass Alkohol sehr leicht zu beschaffen ist.
Wie aber die Diskussion um die Legalisierung der sogenannten "weichen" Drogen zeigt, scheint andererseits gerade der "Reiz des Verbotenen" besonders groß zu sein, wenn eine Substanz nur schwer verfügbar ist. Darüber hinaus spielt die Wirkung der jeweiligen Substanz eine wichtige Rolle. So führt z.B. Alkoholkonsum zur Enthemmung und löst Ängste. Bei Medikamentenabhängigkeit steht zumindest am Anfang die schmerzlindernde oder beruhigende Wirkung im Vordergrund.
Ein weiteres einflussreiches Merkmal der Substanz ist ihr Abhängigkeitspotential, das heißt wie leicht sie zu psychischer oder körperlicher Abhängigkeit führt. Das Abhängigkeitspotential darf aber nicht als eine feste Größe betrachtet werden. Zwar führen einige Substanzen schneller zu Abhängigkeit als andere, andere Faktoren, wie z.B. die Persönlichkeit des Konsumenten spielen aber eine entscheidende Rolle.
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Individuelle Faktoren
Auf Seiten des Individuums stehen folgende Faktoren im Zusammenhang mit Abhängigkeit:
- Selbstunsicherheit und Komplexe
- Spaß an Verbotenem und Risiko
- Langeweile
- Beeinflussbarkeit
- Problemverdrängung
- Leistungssteigerung
- Kontaktstörungen und Geltungsdrang
Diese Faktoren führen in Kombination mit der Drogenwirkung dazu, dass Abhängigkeit geradezu erlernt wird. Am Beispiel des Alkoholkonsums heißt das z.B.: Eine eher unsichere und ängstliche Person macht die Erfahrung, dass sie unter Alkoholeinfluss wesentlich gelöster ist und leichter in Kontakt mit anderen kommt. Sie lernt so, dass Alkohol eine (scheinbare) Hilfe und Lösung bei Problemen ist.
Auch konnte gezeigt werden, dass Personen, die nur schwer mit Frustrationen umgehen können und keine angemessenen Strategien entwickelt haben, mit Konflikten umzugehen, ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko haben. Auch genetische Faktoren scheinen beteiligt zu sein, so ist z.B. häufig der eineiige Zwilling eines Abhängigen auch abhängig.
Soziales Umfeld und Situation
Die Umwelt übt auf verschiedenen Ebenen Einfluss auf die Entstehung von Abhängigkeit aus. So ist beispielsweise in unserer Gesellschaft Alkoholkonsum nicht nur toleriert, sondern gehört fast schon zum Alltag. In bestimmten Gruppen (z.B. Vereinen) gibt es feste Trinkrituale, Abstinenz wird verlacht, Trinkfestigkeit gelobt. In anderen Kreisen gilt z.B. Kokain als chic.
Auf familiärer Ebene lernen Kinder oft von ihren Eltern den unangepassten Konsum von Alkohol. Sie erleben, dass Alkohol zur Freizeit gehört und auch zur Problemlösung eingesetzt wird und übernehmen später häufig dieses Verhalten. Oft sind es Kinder aus Familien mit gestörten Beziehungen, die abhängig werden.
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Medikamentenmissbrauch beruht häufig auf körperlichen Beschwerden und psychosomatischen Störungen (z.B. Angst, Unruhe, Depression). Diese Beschwerden entstehen oft durch Arbeits- und Lebensbedingungen wie Zeitdruck, emotionale Belastung und Isolation, die zu Konflikten und Spannungen führen.
Es ist also eine Kombination verschiedener Risikofaktoren, die die Entstehung einer Abhängigkeit wahrscheinlich machen. Dies wird auch deutlich, wenn man betrachtet, warum bestimmte Berufe, wie z. B. Piloten, als Risikoberufe für Abhängigkeit gelten. Zum einen ist in diesem Bereich die Verfügbarkeit von Alkohol, z.B. im Duty-Free, sehr groß. Außerdem ist der Beruf mit großer Verantwortung und Anspannung verbunden. Darüber hinaus ist die familiäre Situation durch die häufigen Trennungen problematisch.
Auswirkungen von Abhängigkeit
Abhängigkeit äußert sich durch vielfältige körperliche und psychische Störungen. Auf der psychischen Seite sind häufig Interessenverlust, Stimmungsschwankungen, Gleichgültigkeit, ängstliche Unruhe, Spannung usw. zu beobachten. Körperliche Symptome sind u. a. Schwitzen, Übelkeit, Gewichtsverlust, Schlafstörungen, neurologische Ausfälle.
Typische Erscheinungsbilder sind Vergiftungserscheinungen bis hin zum Koma und das Entzugssyndrom, häufig mit Krampfanfällen. Es gibt charakteristische Verhaltensweisen wie Beschönigung, Verleugnung und Verheimlichungstendenzen. Abhängigkeit hat auch häufig soziale Auswirkungen wie Kriminalität oder beruflichen Abstieg.
Spezifische Abhängigkeitstypen
Sucht hat viele Gesichter. Einige der häufigsten Typen werden hier kurz vorgestellt:
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- Opiat-Typ: Diese Substanzklasse besitzt unter den Drogen das höchste Abhängigkeitspotential, es entsteht sowohl psychische als auch körperliche Abhängigkeit mit rascher Dosissteigerung. Bei Missbrauch beherrschen Euphorie, Entrücktheit und Stimmungsschwankungen das Bild. Als Anzeichen einer Vergiftung treten Koma und Atemschwierigkeiten auf. Typische Entzugssymptome sind Unruhe, laufende Nase, Gänsehaut, Muskelschmerzen, Magenkrämpfe und Schlaflosigkeit. Diese Symptome beginnen etwa 6 - 12 Stunden nach der letzten Einnahme und erreichen nach 24 - 48 Stunden ihren Höhepunkt.
- Barbiturat-/Alkohol-Typ: Zu diesen Substanzen zählen Schlafmittel (Barbiturate), Beruhigungsmittel und Alkohol. Bei Barbituraten besteht ein beträchtliches Abhängigkeitspotential, relativ häufig werden sie auch bei Selbstmordversuchen verwendet. Nach der Einnahme stellen sich Beruhigung, Stimmungsschwankungen, Gedächtnislücken, Euphorie aber auch depressive Verstimmtheit ein. Nach Absetzen kommt es zu Schwäche, Übelkeit und Alpträumen. Wird das Medikament nach längerfristiger Einnahme hoher Dosen schlagartig abgesetzt, kann es zu Verwirrtheit mit ängstlicher Unruhe und Krampfanfällen kommen.Bei den Alkoholabhängigen kann man verschiedene Abhängigkeitstypen unterscheiden. Die bedeutsamsten Formen sind der süchtige und der Gewohnheitstrinker. Beim süchtigen Trinker stellt sich zunächst psychische, später auch körperliche Abhängigkeit ein. Es kommt zu Dosissteigerung und Kontrollverlust über den Alkoholkonsum, jedoch besteht (meist auf äußeren Druck) zeitweilig Fähigkeit zur Abstinenz. Der Gewohnheitstrinker ist körperlich abhängig und unfähig zur Abstinenz. Er ist charakterisiert durch einen rauscharmen, über den Tag verteilten Alkoholkonsum und bemüht, so den Alkoholspiegel konstant zu halten, um Entzugserscheinungen zu vermeiden. Psychische Symptome der Alkoholabhängigkeit sind oft depressive Verstimmung, Schuldgefühle, verminderte Leistungsfähigkeit. Das Denken kreist um Alkohol, zunehmend wird heimlich und schon am Morgen getrunken. Akute Vergiftungserscheinungen reichen von gesteigertem Leistungsgefühl, Euphorie und Reaktionsverlangsamung über Veränderungen der Muskelfeinbewegung und Sehstörungen bis hin zu möglichem Umschlagen in depressive Verstimmung und Übergang in einen narkotischen Zustand. Als Entzugserscheinung tritt ein Delir auf, das durch Schlaflosigkeit, Angst, Unruhe, optische Halluzination, Zittern gekennzeichnet ist. Es kann aber auch durch Herz-Kreislauf-Versagen zum Tod führen.
- Kokain-Typ: Am weitesten verbreitet sind Kokain und Crack. Es entsteht eine starke psychische aber keine körperliche Abhängigkeit. Die akute Kokainwirkung äußert sich in einem "Kick" mit euphorischem Glücksgefühl, Abbau von Hemmungen und reduziertem Hunger, - Durst- und Schlafgefühl. Dem anschließenden Rauschstadium, in dem Halluzinationen in den Vordergrund treten, folgt ein depressives Stadium mit Angst und Depressionen. Das Verlangen nach erneuter Einnahme setzt ein, um diesen negativen Zustand zu beenden. Bei chronischem Kokainkonsum kommt es häufig zu Impotenz/Potenzstörungen, Herzrasen, vermehrten Halluzinationen und Verfolgungswahn. Beim Entzug stellt sich depressive Stimmung ein. Die Folgen von Crack-Konsum können sehr schwerwiegend sein, so treten z.B.
- Cannabis-/Marihuana-Typ: Hierbei entwickelt sich eine psychische, aber keine körperliche Abhängigkeit mit nur geringer Tendenz zur Dosissteigerung. Ein charakteristisches Entzugssyndrom gibt es nicht. Cannabis-Konsum kann zu Euphorie, Gedächtnisstörungen, Halluzinationen, Feinhörigkeit, Unruhe und Herzrasen führen. Relativ häufig treten akute Angstreaktionen auf, es kann auch zu einem Nachrausch ohne Einnahme der Droge kommen.
- Amphetamin-Typ: Diese synthetisch hergestellten, stimulierenden Substanzen werden zur Antriebs- und Leistungssteigerung (Doping) und als Appetitzügler eingenommen. Hierzu zählt auch die vollsynthetisch im Labor hergestellte Droge Ecstasy. Es entsteht eine psychische, aber keine körperliche Abhängigkeit. Es gibt kein typisches Entzugssyndrom. Psychische Symptome sind Unruhe, Enthemmung, Euphorie, auch das Gefühl, verfolgt zu werden, kann auftreten.
- Halluzinogen-Typ: Hier besteht starke psychische Abhängigkeit mit Tendenz zur raschen Dosissteigerung, es bildet sich aber keine körperliche Abhängigkeit. Die Substanzen sind teils synthetischen, teils pflanzlichen (Pilze, Kakteen) Ursprungs. Der Rauschzustand ist gekennzeichnet durch Gefühlsintensivierung, optische Halluzinationen sowie Veränderungen des Körpergefühls und Raum-Zeit-Erlebens. Relativ häufig kommt es auch zu akuten Angstreaktionen und Nach- Rausch.
- Schnüffelsucht (organische Lösungsmittel): Hier wird ein Rauschzustand durch Inhalation von Klebstoff, Lösungsmitteln oder Lacken herbeigeführt. Es entsteht psychische, aber keine körperliche Abhängigkeit. Nach einem kurzen Erregungsstadium mit Reizung der oberen Atemwege tritt ein Traumzustand mit Bewusstseinstrübung auf. Neben Euphorie kommt es im akuten Rausch zu Desorientiertheit und optischen Halluzinationen.
- Polytoxikomanie: Unter dieser Bezeichnung versteht man eine Mehrfachabhängigkeit. So konsumieren viele Drogenabhängige zusätzlich Alkohol und Medikamente als Ersatzstoffe gegen Entzugserscheinungen.
Speed und seine Folgen
Die ganze Nacht durchtanzen, nie müde werden, immer Höchstleistung bringen - wer seinem Körper regelmäßig die Droge Speed zuführt, lebt wortwörtlich am Limit. Doch auf den Rausch mit all seinen Hochgefühlen folgt in der Regel ein Absturz, der umso tiefer ist. Gleichzeitig bringen Speed oder Pep, wie der Stoff umgangssprachlich auch genannt wird, ein besonders hohes Abhängigkeitspotential mit sich. Schon ein einmaliger Konsum kann süchtig machen.
Speed wird als sogenannte harte Droge der Gruppe der Amphetamine zugeordnet und birgt eine äußerst große Suchtgefahr. Häufig ist der Stoff mit anderen Drogen und psychoaktiven Substanzen gestreckt, darunter Methamphetamin, Koks oder Heroin, aber auch Koffein, Paracetamol und Milchpulver.
Wer das Suchtmittel als Line durch die Nase zieht, als Tablette einnimmt oder es als „Bombe“ in Zigarettenpapier gewickelt verzehrt, kann die Wirkung meist innerhalb von Minuten spüren. Sogenannte Glückshormone wie die Botenstoffe Noradrenalin und Dopamin werden im zentralen Nervensystem ausgeschüttet und sorgen für extrem positive Gefühle. Parallel dazu wird das Hormon Adrenalin vermehrt produziert, sodass der Körper im Drogenrausch in einen Ausnahmezustand versetzt wird.
Müdigkeit, Hungergefühle und depressive Verstimmungen fallen vom Konsumenten ab. Die Betroffenen bekommen das Gefühl, körperlich und geistig maximal leistungsfähig zu sein. Das anschließende Loch, in das sie nach dem Abklingen der Wirkung fallen, ist umso größer, je höher die Dosis der Substanz gewesen ist. Verschiedene Abstufungen in der Wirkung gibt es in Abhängigkeit von den Streckmitteln, die im Amphetamin-Mix enthalten sind.
Die Suchtgefahr von Speed
Die exakte Suchtgefahr ist davon abhängig, welche tatsächlichen Substanzen im Drogencocktail enthalten sind. So bergen die häufig für die Zubereitung von Speed verwendeten Methamphetamine, Kokain und Heroin ein noch höheres Suchtrisiko und begründen genau dadurch das große Risiko des Speed-Konsums. Schließlich kann man dem weißen bis gelblichen Pulver nicht ansehen, welche Stoffe genau in ihm stecken.
Die ersten Anzeichen dafür, dass ein Konsument nach Speed süchtig ist, kann er theoretisch selbst erkennen. So verspürt er einen großen Drang danach, die Droge wieder und wieder zu konsumieren. Selbst dann, wenn es ihm nach der Einnahme physisch oder psychisch schlecht geht. Mit der Zeit stellt sich als Folge der Speed-Abhängigkeit eine Speed-Toleranz ein. Das bedeutet, dass die Substanz in immer höheren Dosen eingenommen werden muss, um die stimulierende Wirkung im gleichen Maße genießen bzw. erfahren zu können.
Außenstehende können eine Speed-Sucht meist am Verhalten der Betroffenen erkennen. Schließlich vernachlässigen die Süchtigen nicht nur ihr äußeres Erscheinungsbild, sondern auch ihre beruflichen und sozialen Pflichten. Sie ziehen sich zurück, isolieren sich und verwahrlosen zunehmend. Auch der Verfall von Körper und Psyche im Rahmen der kurzzeitigen und langfristigen Nebenwirkungen der Amphetamine kann als Signal gewertet werden.
Regelmäßig größere Mengen Pep zu konsumieren, erhöht die Gefahr einer Speed-Sucht und beschleunigt das Auftreten von Nebenwirkungen. Manche der Schäden, die Amphetamin-Cocktails den Konsumenten zufügen, sind irreversibel und können somit nicht mehr geheilt werden. Vor allem die psychischen Folgen des Konsums sind schwerwiegend und können die Lebenstüchtigkeit der Betroffenen stark einschränken.
Der Konsum hinterlässt allerdings auch für den Körper deutliche Spuren. So ist das Immunsystem meist stark geschwächt, wodurch häufig Infektionen auftreten. Darüber hinaus zügeln die Amphetamine den Appetit, weshalb viele Süchtige an Mangelernährung und Untergewicht leiden.
Behandlung von Speed-Abhängigkeit
Generelle Behandlungsziele sind die Nachreifung und Stabilisierung der Persönlichkeit und die Rehabilitation und Reintegration des Abhängigen.
Wenn psychische und physische Abhängigkeit zusammentreffen, können Betroffene in der Regel nicht einfach aufhören die Droge zu konsumieren. Schließlich ist das Gefühl bzw. der Drang wieder und wieder eine Line ziehen zu müssen, übermächtig stark. Auch der Körper gibt anhand verschiedener Entzugserscheinungen zu verstehen, dass er die Wirkung der Amphetamin-Mischung braucht.
Trotzdem ist eine radikale Entgiftung mit sofortigem Verzicht der erste Schritt auf dem Weg aus der Sucht. Deshalb ist ein Aufenthalt in einer qualifizierten Suchtklinik sinnvoll. Im Rahmen einer stationären Therapie werden hier die körperliche Entgiftung und die anschließende psychische Entwöhnung durchgeführt und engmaschig kontrolliert. Auch Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen werden mitbehandelt.
Phasen der Behandlung
- Kontakt- und Motivationsphase: Hier bekommen Abhängige den ersten Kontakt zu Hilfsmaßnahmen, wobei die eigene Motivation wichtig ist. Häufig finden hier grundlegende diagnostische Abklärungen statt.
- Entgiftungsphase (körperlicher Entzug): Stationäre/Ambulante Entgiftung, kann in Anspruch genommen werden, das hängt jedoch von der Art des Suchtmittels, von den zu erwartenden Entzugserscheinungen und vom sozialen Umfeld ab.
- Nachsorge- und Rehabilitationsphase und Rückfall-Vorbeugung: Hier entscheidet sich, ob die Entwöhnung erfolgreich war und dauerhaft sein kann. Hilfe geben kann die psychologische Betreuung. Diese Einbindung ist sehr wichtig. Gerade in diesem Stadium der Entwöhnung darf ein Betroffener nicht allein gelassen werden. Eine Rückfallprophylaxe ist ein wichtiger Bestandteil der Nachsorgephase. Vorbeugende Maßnahmen vor Rückfällen beinhalten ein Selbstsicherheitstraining und die Stärkung der Persönlichkeit und Maßnahmen, den Kontakt mit Suchtmitteln zu vermeiden.
Dieses Phasenmodell soll orientierenden Charakter haben. Immer sollten Hilfsmaßnahmen und Therapie sich an den Motiven und den individuellen Gegebenheiten orientieren. Sie haben die Möglichkeit, einen Antrag auf Kostenzuschuss bei Ihrer Sozialversicherung zu stellen.
Mit der körperlichen Entgiftung ist die Sucht nach Pep allerdings noch lange nicht überwunden. Weitaus schwieriger ist es, die psychische Abhängigkeit und das Craving (Verlangen) nach dem Amphetamin-Mix hinter sich zu lassen. An dieses Ziel kann nur eine langfristig angelegte Psychotherapie führen. Diese beschäftigt sich nicht nur mit der Sucht und deren Folgen, sondern auch mit den Ursachen, die zum krankhaften Konsum geführt haben. Begonnen wird diese Therapie während des Entzugs und danach ambulant fortgesetzt.
Die größten Erfolgsaussichten hat eine Therapie, wenn Patienten „nur“ von Pep abhängig sind. Sobald Betroffene auch Cannabis rauchen, Alkohol trinken oder andere Suchtmittel konsumieren, verstärken und beeinflussen sich die jeweiligen Effekte der Substanzen im Gehirn. Die Therapie muss in diesem Fall ausgeweitet werden und sämtliche Suchtaspekte berücksichtigen. Das beansprucht nicht nur mehr Zeit, sondern erweist sich für den Patienten als weitaus belastender.
Der "Midweek Blues"
Hierzulande ist der Begriff des Midweek Blues verknüpft mit synthetischen Drogen - er kann jedoch auch mit Arbeitsstress oder mit einem allgemeinen Überlastungszustand zusammenhängen. Es fühlt sich an wie eine kleine, temporär limitierte Depression und führt letztlich zu Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit.
Der Midweek Blues hängt häufig mit dem Konsum von Alkohol oder Drogen zusammen - kann aber auch durch andere Umstände ausgelöst werden. Vor allem Stimulantien wie Kokain, Speed und MDMA/Ecstasy führen zu einem Tief nach dem durchzechten Wochenende.
Ecstasy verändert kurzfristig deinen Serotoninhaushalt. Dies bewirkt das Gefühl, unermüdlich, euphorisiert und emotional offen zu sein. Jedoch hat dies den negativen Effekt, dass du dich im Nachhinein erschöpft und manchmal sogar gereizt fühlt, aber auch Gedächtnisstörungen können auftreten. Es dauert bis zu drei Wochen, um den Serotoninhaushalt wieder in Ordnung zu bringen.
Bei Speed und Kokain ist es der Dompaminhaushalt, der gestört wird. Nach dem Abfall der Wirkung führt dies zu einer fehlenden Stimulation der Dopaminrezeptoren. Dadurch können Folgen wie Depressionen, Antriebslosigkeit und Aufmerksamkeitsstörungen auftreten. Frauen sind aufgrund ihrer hormonellen Gegebenheiten häufig stärker betroffen.
Jedoch können auch Überbelastung und Erschöpfung durch Arbeit zu einem Midweek Blues führen. Logisch, denn nicht nur Drogen und Alkohol greifen auf unseren Serotonin- und Dopaminhaushalt ein. Weniger Freizeit bedeutet weniger Freude und durch das Fehlen erfreulicher Aktivitäten oder auch Bewegung fällt die Ausschüttung von wichtigen Botenstoffen aus.
Lösungsansätze gegen den Midweek Blues
Natürlich hängt es bei den Lösungsansätzen davon ab, wie weit es sich wirklich nur um einen Midweek Blues handelt oder um eine wirkliche Depression. Solltest du an einer Depression leiden, empfehlen wir dir, dich eventuell in Therapie zu begeben oder eine:n Psychiater:in aufzusuchen. Jedoch helfen die Tipps gegen den Midweek Blues und genauso auch gegen leichte Depressionen.
- Sport und Bewegung: So einfach es auch klingen mag, schaffen es viele nicht einmal, diese offensichtliche Lösung in ernsthaft in Betracht zu ziehen. Sport und Bewegung schaffen einerseits kleine Erfolgsmomente und greifen andererseits positiv auf deinen Hormonhaushalt ein. Außerdem fördert es einen gesunden Schlafrhythmus, was sich ebenso positiv auf deine Psyche auswirkt. Natürlich ist es gerade in depressiven Momenten schwer, sich aufzuraffen und nach draußen zu gehen.
- Gesunde Ernährung: Eine gesunde Ernährung wirkt sich ebenso positiv auf unsere Psyche aus. Außerdem brauchen wir eine vollwertige Ernährung, um unserem Körper auch die nötigen Bausteine zu liefern, um wieder in einen normalen Zustand zu gelangen. Wie bei Sport und dem Muskelaufbau braucht es auch bei der Produktion von Hormonen ausreichend Nährstoffe. Spart euch, wenn möglich, Ungesundes und greift auf viel Obst, Gemüse und Nüsse zurück. Aber Schokolade darf natürlich auch sein - macht ja bekanntlich ebenso glücklich.
- Musik: Die Auswirkungen von Musik auf unsere Psyche und unsere Emotionen ist mittlerweile Teil vieler Studien. Daher empfiehlt es sich, nicht die Depri-Playlist zu wählen, wenn dich gerade der Midweek Blues heimsucht. Viel eher solltest du dir eine Happy-Playlist zusammenstellen, die dich im Idealfall auch noch in Bewegung versetzt.
- Kreativität: Ein kleines Erfolgserlebnis schaffen, indem du etwas zeichnest, ein Musikstück schreibst oder einen Text verfasst, hilft ebenso. In der Tat gibt es auch hierzu psychologische Studien. Unter anderem beobachtete der Psychologe Mihály Csikszentmihalyi den Vorgang und beschrieb diesen mit dem sogenannten Flow-Erleben. Also flowt einfach mal.
- Soziale Kontakte: Allein zu Hause zu sein, verschlimmert zumeist ein Tief, außer ihr befolgt einen der vorangegangenen Punkte. Sollten diese Aktivitäten jedoch nichts für euch sein, dann bleiben da immer noch eure Freunde. Hierbei solltet ihr aber idealerweise darauf verzichten, euch mit Menschen zusammenzutun, denen es aktuell genau gleich geht - denn das kann auch nach hinten losgehen. Im Notfall reicht auch das, aber womöglich verlässt ihr dann nicht einmal die Couch. Besser als nichts ist es auf alle Fälle.
Sollte es sich bei dir jedoch um ein immer wiederkehrendes Gefühl handeln und dein Gemütszustand nicht nur aufgrund von Wochenenden gedrückt sein, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. Therapie bekommt ihr in Österreich auch auf Krankenschein. Psychische Leiden sind ein ernstzunehmendes Thema, wenngleich dieses noch nicht ganz in der gesellschaftlichen Mitte angekommen ist.
Wussten Sie, dass …? (Zahlen und Fakten zur Sucht in Österreich)
- 1,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher (15%) Alkohol in einem problematischen, deutlich gesundheitsgefährdenden Ausmaß trinken? Der Anteil ist unter Männern doppelt so hoch wie unter Frauen. Davon gelten ca. 370.000 Personen (5 % der Österreicherinnen und Österreicher), als alkoholkrank.
- aktuell 20 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher über 15 täglich Zigaretten rauchen? In Österreich sind geschätzt rund 1,6 Millionen Menschen nikotinabhängig. Das Rauchverhalten von Männern und Frauen hat sich in den letzten Jahrzehnten zusehends angeglichen und die Anzahl an Personen, die rauchen ist zurückgegangen.
- jede zehnte Person in Österreich mindestens einmal pro Woche Schlaf- oder Beruhigungsmittel einnimmt? 5 Prozent tun dies täglich.
- schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte der Erwachsenen in Österreich bereits mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert hat, Männer häufiger als Frauen?
- rund 35.000 bis 40.000 Personen in Österreich einen risikoreichen und problematischen Opioidkonsum haben? Die Anzahl ist in den letzten Jahren stabil geblieben.
- der Konsum von Kokain in Österreich leicht zugenommen hat?
- der Versuch gesunder Personen, ihre geistige Leistungsfähigkeit durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen zu steigern als Neuro-Enhancement bezeichnet wird?
- die regelmäßige Einnahme von geringen Mengen psychedelischer Substanzen als Microdosing bezeichnet wird? Menschen erhoffen sich dadurch eine Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens. Es gibt jedoch keine Belege für eine positive Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgeht.
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