Arbeitnehmer, die sich „ausgebrannt“ (Burnout) fühlen, bilden in der Arbeitswelt keinen Einzelfall mehr. Seit einigen Jahren verbreitet sich aber auch die Kehrseite zur ständigen Überforderung. Denn: permanente Unterforderung und Langeweile im Job können auch zu Stress und Depression führen. Während die arbeitsbedingte Erkrankung durch Burnout mittlerweile weitgehend akzeptiert und respektiert wird, ist das Boreout-Syndrom in der österreichischen Arbeitsgesellschaft noch lange nicht so etabliert.
Was ist Boreout?
Das Buch „Diagnose Boreout“ (2007) der Schweizer Autoren Rothlin und Werder hat den umstrittenen Begriff des Ausgelangweilt-Seins (Boreout) geprägt. Im Gegensatz zum Burnout beschreiben die Autoren, dass viele Arbeitnehmer am Arbeitsplatz an ständiger Langeweile und Unterforderung erkranken. Kritiker des Syndroms sehen in dem Begriff jedoch eine geschickt inszenierte Terminologie, die sich aus dem Kontrast zum Burnout-Syndrom nährt.
Langeweile vs. Boreout
Solltest du dich auf der Arbeit momentan gelangweilt oder unterfordert fühlen, musst du noch lange nicht von einem Boreout betroffen sein. Die Unterforderung kann natürlich zur inneren Kündigung führen, wir haben für dich die Gegenmaßnahmen zusammengefasst. Wirklich gefährlich wird das Ausgelangweilt-Sein im Beruf insbesondere, sobald es nicht nur an Aufgaben, sondern auch an Anerkennung und Sinn fehlt. Im Gegensatz zu einem gelegentlichen Leerlauf auf der Arbeit wird beim Boreout somit das identitätsstiftende Selbstwertgefühl angegriffen. Boreout-Betroffene fühlen sich zu einem hohen Maße austauschbar. Zwischen dem, was du leisten kannst und dem, was du leisten sollst, liegen beim Boreout meist Welten.
Rothlin und Werder beschreiben verschiedene Boreout-Strategien der Betroffenen, um die arbeitsbedingte Langeweile zu kompensieren - indem die Arbeit beispielsweise künstlich in die Länge gezogen, ganz ignoriert oder Vollbeschäftigung vorgetäuscht wird. Obwohl die Arbeitssituation zunächst gegenläufig scheint, können die Anzeichen und Symptome beim Boreout am Arbeitsplatz ähnlich derer im Burnout sein. Nicht nur die Burnout-bedingten Überstunden und eine unausgewogene Work-Life-Balance können demnach zu ernstzunehmenden Symptomen und Stress am Arbeitsplatz führen. Zu wenige oder falsche Aufgaben sowie die fehlende Motivation im Betrieb bilden häufige Ursachen für das schrittweise Abgleiten in die krankhafte Unterforderung und chronische Langeweile am Arbeitsplatz.
Ursachen von Boreout
Dementsprechend ebnen meist nicht etwa fehlendes Engagement oder Faulheit der Arbeitnehmer den Weg ins Boreout, sondern eine vernachlässigte Unternehmenskultur. Ursächlich wirken dabei insbesondere ein Bündel aus geringer Wertschätzung, „sinnlos“ wahrgenommener Aufgaben, geringes Feedback sowie monotones Abarbeiten statt Abwechslung in den Tätigkeitsfeldern. Ein weiterer Grund könnte sein, dass du von der Chefetage gemobbt wirst? Die Ursachen deuten bereits darauf hin, dass gewisse Charaktereigenschaften und Soft Skills der Arbeitnehmer einen anfälliger oder resistenter gegenüber dem Boreout-Syndrom machen können. Dementsprechend können Menschen mit Kommunikationshemmungen, fehlender Initiativkraft und geübter Verdrängung besonders schnell in die Negativ-Spirale rutschen. Wem Veränderung Angst macht, wer sichere Kontinuität sucht und sich oft zu den ertragenden „Stillen“ zählt, kann also weitaus schneller am Boreout leiden. Dabei zeigen insbesondere Großunternehmen, in denen Feedback und Jahresgespräche schnell mal untergehen, ein ungünstiges Umfeld. Du erledigst stets nur Teilaufgaben ohne Langzeitergebnisse oder räumen den Aktenstapel täglich von links nach rechts? Das Ausbleiben von Erfolgen zeigt auf lange Sicht Auswirken für Arbeitnehmer und -geber. Fehlende Aufgaben führen auf lange Sicht zu fehlenden Leistungen, was beide Seiten der Arbeitswelt unzufrieden stimmt.
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Was tun gegen Boreout?
Ebenso wichtig und damit verbunden, ist auch die Frage der wiederherzustellenden Gesundheit im Job für Körper und Geist. Da in den meisten Fällen von einer psychosomatischen Symptomatik ausgegangen werden kann, heißt der erste Schritt in Richtung Besserung: Anerkennung und Wertschätzung. Aber auch Betroffene auf Arbeitnehmerseite sind nicht machtlos. Dafür braucht es meist eins: Mut zur Veränderung. Damit ist nicht immer gleich ein Jobwechsel gemeint. Auch das Ergreifen der Initiative für ein Mitarbeitergespräch, in dem du neue Perspektiven, Ideen und Aufgabenfelder einbringen kannst, zahlt sich aus! Das Führen eines Tagebuchs für die tägliche Bestandsaufnahme kann zunächst helfen, um sich die eigene Verantwortung und die deines Chefs bewusst zu machen. Je sachlicher du in Beobachtung zu dir selbst treten kannst, desto erfolgreicher und professioneller kannst du dich auch gegenüber deinem Vorgesetzten verhalten. Solltest du dennoch nicht die Kraft finden, um aus der Boreout-Spirale mit eigener Kraft herauszukommen, können sinnstiftende Hobbys in der Freizeit sowie klärende Gespräche mit einem Therapeuten helfen, um sich in Sachen beruflicher Veränderungen zu öffnen.
Burnout als verwandtes Problem
Burnout kann jede Person treffen - ob am Arbeitsplatz oder zu Hause. Es handelt sich dabei jedoch um keine eigenständige Erkrankung. Fachleute verstehen darunter ein Zusammenwirken von mehreren Beschwerden. Die Fachwelt ist sich nicht ganz einig, was Burnout genau ist. Allerdings orientiert sich diese an bestimmten Beschwerden. Fachleute gehen davon aus, dass Burnout eine Folge einer Überlastung von beruflichen oder privaten Tätigkeiten ist. Burnout ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Syndrom mit verschiedenen Beschwerden.
Symptome von Burnout
- Erschöpfung: Menschen mit Burnout fühlen sich energielos, ausgelaugt und völlig erschöpft.
- Verringerte Leistungsfähigkeit: Betroffenen fällt es schwer, die bisherige Leistung zu halten - ob im Haushalt, im Beruf oder bei der Pflege von Angehörigen.
- Entfremdung von der Tätigkeit: Betroffene erleben ihre Tätigkeit immer mehr als belastend. Es kann zur Abstumpfung gegenüber Aufgaben und Situationen kommen. Auch Gefühle innerer Leere sowie Schlafstörungen treten auf. Zudem können sich Probleme in der Partnerschaft oder Familie verstärken. Weiters sind körperliche Beschwerden möglich, wie etwa Verdauungsprobleme oder Schmerzen.
Burnout ist ein Risikofaktor für weitere Erkrankungen, bei denen dauerhafter Stress eine große Rolle spielt. Dazu zählt etwa die Depression. Diese tritt mitunter auch bereits im Lauf des Burnouts auf. Es kann etwa auch zu übermäßigem Alkoholkonsum bzw.
Stadien von Burnout
Die völlige Burnout-Erschöpfung ist nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen da. Fachleute beschreiben Burnout unter anderem in zwölf Stadien. Ein Burnout verläuft je nach Person unterschiedlich. Diese Stadien können jedoch der groben Orientierung dienen, wie ein Burnout verlaufen kann. Es ist möglich, Stadien zu „überspringen“ bzw. können sie auch in anderer Reihenfolge auftreten.
- Zwang, sich zu beweisen. Aus gesundem Engagement kann übersteigerter Ehrgeiz werden.
- Verstärkter Einsatz. Betroffene versuchen, die Arbeit immer besser zu machen.
- Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. So sind etwa soziale Kontakte, Ruhe und Entspannung nicht mehr so wichtig wie zuvor.
- Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikte. Es kommt in der Folge immer häufiger zu Fehlleistungen wie etwa Verspätungen, Verwechslungen sowie zu Konflikten.
- Umdeutung von Werten. Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme.
- Betroffene schotten sich immer mehr von der Umwelt ab. Sozialer Rückzug. Die Abschottung verschärft sich.
- Orientierungslosigkeit und Hoffnungslosigkeit treten auf. Es kommt z.B. zu „Dienst nach Vorschrift“.
- Ersatzbefriedigungen treten in den Vordergrund, z.B. Verhaltensänderungen.
- Betroffene ziehen sich nun noch stärker vom sozialen Leben zurück.
- Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Betroffene fühlen sich nicht mehr in der Lage, ihr Leben aktiv zu steuern.
- Innere Leere. Mutlosigkeit, Angst und Panik treten auf.
- Depression.
- Völlige Burnout-Erschöpfung.
Ursachen von Burnout
Fachleute orientieren sich bei der möglichen Erklärung für die Entstehung von Burnout an mehreren Aspekten. Stress dürfte eine große Rolle spielen. Zu einem Burnout kommt es, wenn eine Anpassung an die stressige Situation nicht mehr möglich ist und der Stress länger anhält. Zudem kann sich eine sogenannte Gratifikationskrise negativ auswirken. Das bedeutet, es kommt zu einem Ungleichgewicht von eigener Leistung und Anerkennung durch die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber. Fachleute gehen unter anderem auch davon aus, dass die Belastung direkt mit dem Arbeitsplatz bzw. dem Ort und der Art einer Tätigkeit zusammenhängen kann. Diese Belastungen können so groß werden, dass sie die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung übersteigen. Zudem vermuten Fachleute unter anderem, dass manche Menschen ein erhöhtes Risiko für ein Burnout haben.
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Vorbeugung und Behandlung von Burnout
Da Burnout durch ein Zusammenspiel von vielen Faktoren entsteht, kann man diesem nicht sicher vorbeugen. Angemessene Möglichkeiten einer Karriere bzw. Unterstützung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, z.B. Einrichtung einer Ansprechstelle für Burnout im Betrieb, z.B. Angebot von Schulungen, z.B. Ggf. Vorsorgeuntersuchungen im Betrieb können helfen, Burnout möglichst früh zu erkennen. Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz sieht unter anderem die verpflichtende Evaluierung von Arbeitsplätzen vor. Darunter versteht man die Ermittlung und Beurteilung von Gefahren durch den Arbeitgeber sowie die Festlegung von Maßnahmen zu ihrer Vermeidung. Auch die Gefahren durch psychische Belastungen müssen dabei festgestellt werden. Realistische eigene Arbeitsplanung bzw. Eigene Bedürfnisse beachten, z.B. Erlernen von Entspannungstechniken, wie z.B. Auch Coaching kann hilfreich sein, sich mit der eigenen Tätigkeit auseinanderzusetzen.
Burnout ist nicht als eigenständige Diagnose im sogenannten ICD-10, der internationalen Klassifikation der Krankheiten, angeführt. Es findet sich dort unter dem Begriff „Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ als „Ausgebranntsein“ (Burnout). Die Ärztin oder der Arzt stellt Burnout meist als eine sogenannte Nebendiagnose. Zu Stellung der Diagnose erhebt die Ärztin oder der Arzt die Krankengeschichte. Sie oder er fragt dabei, welche Beschwerden bestehen und wann diese aufgetreten sind. Zur Stellung der Diagnose können auch Fragebögen helfen. Zudem führt die Ärztin oder der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Sie oder er schließt zudem andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden aus.
Fachleute konnten bisher noch keine verbindlichen, einheitlichen Empfehlungen für die Therapie von Burnout zur Verfügung stellen. Lernen und Anwenden von Entspannungsmethoden bzw. Bei diesen Maßnahmen können etwa Fachleute aus dem Bereich der Gesundheitspsychologie oder Klinischen Psychologie helfen. Bei Problemen am Arbeitsplatz unterstützen Änderungen im betrieblichen Umfeld. Auch Initiativen wie fit to work bieten dabei Hilfe. Darüber hinaus kann Psychotherapie unterstützen, mit der Situation umzugehen und die seelische Belastung zu vermindern. Dabei hat sich etwa der Ansatz der Akzeptanz- und Commitment-Therapie bewährt. Dieser Ansatz kommt aus der Verhaltenstherapie. Dabei lernen Betroffene, achtsam und mit Selbstmitgefühl mit ihren Problemen umzugehen sowie sich neu im Leben zu orientieren. Die Ärztin oder der Arzt kann auch bei Bedarf Medikamente verschreiben, um Symptome zu lindern - zum Beispiel Schlaflosigkeit. Liegt eine Depression vor, erfolgt die Behandlung daran ausgerichtet. Allerdings finden dabei auch besonders Aspekte von Überlastungsreaktionen Berücksichtigung. Nähere Information finden Sie unter Depression: Behandlungsmöglichkeiten und Rückfallprophylaxe. Auch eine Rehabilitation kann sinnvoll sein. Fachärztin bzw. Facharzt für Psychiatrie (und psychotherapeutische Medizin) bzw. bei Kindern oder Jugendlichen auch Fachärztin bzw.. Ärztinnen bzw. Psychotherapeutin bzw. Klinische Psychologin bzw.
Boreout: Mehr als nur Langeweile
Boreout beschreibt einen Zustand chronischer Langeweile und Unterforderung am Arbeitsplatz. führen kann. die sowohl die persönliche Gesundheit als auch die Arbeitsleistung beeinträchtigen kann. Die Auswirkungen reichen von mentaler Belastung bis hin zu körperlichen Symptomen wie Schlafstörungen und Kopfschmerzen. Ein Langeweile- oder Unterforderungsgefühl am Arbeitsplatz sollte nicht ignoriert werden, da es die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit beeinflusst. Boreout kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Eine häufige Ursache ist die mangelnde Herausforderung im Arbeitsumfeld. Ein weiterer Faktor ist die fehlende Anerkennung für die geleistete Arbeit. Zudem kann unklare Kommunikation über Erwartungen und Ziele dazu beitragen, dass Mitarbeiter:innen nicht wissen, welche Rolle sie im Unternehmen spielen und wie sie zu den Gesamtzielen beitragen können. Boreout kann auch dann auftreten, wenn Mitarbeiter:innen in Positionen arbeiten, die nicht ihren Fähigkeiten oder Interessen entsprechen.
Was können Betroffene tun?
- Spreche mit deinem Vorgesetzten über deine Situation und schlage Lösungen vor, wie du mehr Verantwortung übernehmen kannst.
- Bitten um neue Aufgaben oder Projekte, die deinen Fähigkeiten entsprechen und bei denen du das Gefühl bekommst, gefordert zu sein.
- Investieren in Weiterbildungsmaßnahmen, um neue Fähigkeiten zu erlernen, die deine Rolle im Unternehmen erweitern können.
Zusammenfassend ist Boreout mehr als nur eine vorübergehende Langeweile am Arbeitsplatz - es ist ein ernstzunehmendes Phänomen, das die Motivation, Zufriedenheit und letztendlich die Gesundheit der Mitarbeiter:innen beeinflussen kann. Betroffene fühlen sich unterfordert, ihre Fähigkeiten nicht ausgeschöpft und ihre Arbeit erscheint sinnlos. Arbeitgeber tragen eine wichtige Verantwortung, Boreout zu verhindern. Indem sie für eine herausfordernde Arbeitsumgebung sorgen, Anerkennung für Leistungen zeigen und klare Kommunikation fördern, können sie das Engagement und die Zufriedenheit steigern. Das Streben nach Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit ist kein Nebenaspekt, sondern ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens.
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