Wenn ein nahestehender Mensch psychisch erkrankt, stellt dies eine große Herausforderung für Verwandte, Bezugspersonen und Freunde dar. Es ist wichtig zu wissen, dass Sie nicht alleine sind. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten, die Ihnen helfen können, mit dieser schwierigen Situation umzugehen.
Unterstützung für Angehörige
HPE - Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lebensqualität von Angehörigen psychisch Erkrankter zu verbessern. Die HPE ist in allen Bundesländern aktiv und bietet verschiedene Formen der Unterstützung an, darunter:
- Schriftliche Beratung im Internet
- Regelmäßige Selbsthilfegruppen
- Seminare zu unterschiedlichen Themen
- Informationsmaterialien
Durch den Austausch mit anderen Angehörigen können Sie erfahren, dass Sie mit Ihren Sorgen und Problemen nicht alleine sind. Die HPE bietet Ihnen die Möglichkeit, sich zu informieren, zu vernetzen und neue Kraft zu schöpfen.
Angebote der HPE
Die HPE bietet eine Vielzahl von Angeboten, die speziell auf die Bedürfnisse von Angehörigen zugeschnitten sind:
- Beratungsstelle für Angehörige und Freunde psychisch Erkrankter: Hier erhalten Sie individuelle Beratung und Unterstützung.
- Gruppentreffen: Finden Sie Unterstützung beim Austausch mit anderen Angehörigen.
- HPE in den Bundesländern: Die HPE ist in jedem Bundesland aktiv und bietet regionale Angebote.
- veRRückte Kindheit: Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Thema Kinder psychisch kranker Eltern.
- Zeitschrift KONTAKT: Artikel und Beiträge zu psycho-sozialen Themen, die Angehörige interessieren.
- Termine: Österreichweite Übersicht an Veranstaltungen, die besonders für Angehörige interessant sein können.
- Blog von HPE Österreich: Lesen Sie hier verschiedene Artikel von und über Angehörige, Erfahrungsberichte, Interviews, Neuigkeiten bei HPE und vieles mehr.
Wichtige Termine
- Yellow September: Der Yellow September bezeichnet den Monat zwischen dem 10. September (dem Welttag der Suizidprävention) und dem 10. Oktober (dem Welttag der mentalen Gesundheit).
- Beziehung gestalten: Psychische Erkrankungen verändern das Leben - Wie können wir Angehörige Beziehungen gestalten? Zu diesem Thema findet am 9. und 10. Mai 2025 die Angehörigentagung der HPE Österreich statt.
Wie Sie als Angehöriger helfen können
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie als Angehöriger einem depressiven Menschen helfen können:
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- Seien Sie aufmerksam: Oft sind es Verwandte oder Freunde, die zuerst beobachten, dass jemand in eine Depression gefallen ist. Überlegen Sie, ob dauerndes Klagen und Niedergeschlagenheit nicht vielleicht ein Krankheitszeichen sein könnten. Sprechen Sie dies vorsichtig an.
- Akzeptieren Sie die Depression als Krankheit: Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis sind von großer Bedeutung, trotzdem ist professionelle ärztliche Hilfe notwendig. Dies gilt ebenso für Informationen, die Sie im Internet finden. Wenden Sie sich mit offenen Fragen bitte immer direkt an die behandelnde Ärztin bzw.
- Fördern Sie die Therapietreue: Hat die:der Betroffene bereits ein Medikament zur Behandlung der Depression verschrieben bekommen, bestärken Sie sie:ihn darin, es regelmäßig einzunehmen. Eine kontinuierliche Behandlung - Medikamenteneinnahme und Psychotherapie - gewährleistet eine Verbesserung der depressiven Symptome und hilft auch maßgeblich dabei, dass Betroffene ihren Alltag wieder meistern können. Unterstützen Sie sie:ihn dabei, über eventuell auftretende Nebenwirkungen, wie auch eine allfällige Beeinträchtigung des sexuellen Empfindens, mit der Ärztin bzw. dem Arzt zu sprechen. Beachten Sie insbesondere, dass eine Veränderung der Medikamenteneinnahme oder dahingehende Ratschläge ohne Absprache mit der Ärztin bzw.
- Hören Sie zu, anstatt Ratschläge zu erteilen: Bieten Sie der:m Betroffenen an, über Ängste und Sorgen zu reden, und hören Sie aufmerksam zu. Wenn Sie eine:n depressive:n Patient:in davon überzeugen wollen, dass es ihr:ihm besser geht als sie bzw.
- Appellieren Sie nicht an den Willen: Menschen, die an einer Depression leiden, können nicht „wollen“!
- Unterstützen Sie die:den Betroffene:n: Aufgrund ihrer:seiner Erkrankung fällt es ihr:ihm schwer, Entscheidungen zu treffen.
- Suizidgedanken sind ein Hilfeschrei: Spricht die:der Betroffene über das Thema Suizid oder vermehrt über den Tod, so nehmen Sie ihre:seine Worte ernst und suchen Sie unverzüglich gemeinsam die Ärztin bzw. den Arzt auf oder verständigen Sie bitte die Rettung!
- Auf sich selbst achten: Wichtig ist, dass Sie neben der Unterstützung der:des Angehörigen auch auf sich selbst achten. Auch Sie sind nicht endlos belastbar! Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und nehmen Sie gegebenenfalls ebenso ärztliche oder psychologische Hilfe in Anspruch oder wenden Sie sich an Angehörigenselbsthilfegruppen wie „Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter“ (HPE).
Depression und Beziehungen
Eine Depression kann Beziehungen beeinflussen und belasten: sowohl die zu einem selbst als auch die zu anderen Menschen. Ihr:e Partner:in, Ihre Familie, Ihr Freundeskreis nehmen die Veränderungen durch die Krankheit stark wahr. Sie lernen zu verstehen, was mit Ihnen los ist und wie sie mit den Auswirkungen der Depression umgehen können.
Es ist normal, dass Krankheiten Beziehungen belasten. Die Beziehungen müssen dadurch aber nicht langfristig Schaden nehmen, da man die Krankheit überwinden kann. Gerade mit unterstützenden Menschen an der Seite können Sie diese Herausforderung gemeinsam bewältigen.
Das Leben mit einem Menschen mit Depression kann belastend sein. Es ist wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten und sich Hilfe zu holen. Die wichtigste Anlaufstelle ist HPE - Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter. HPE bietet Informationsmaterialien, Beratung, Selbsthilfegruppen, Seminare und vieles mehr in ganz Österreich.
Es kann sowohl der:dem Betroffenen als auch Ihnen selbst als Angehörige:r, Partner:in oder Freund:in sehr helfen, wenn auch Sie sich Unterstützung holen: www.hpe.at
Tipps für die Partnerschaft
Es gibt viele Wege und kleine und große Gesten, durch die Ihr:e Partner:in Sie unterstützen können. Wichtig ist sich vor Augen zu führen, dass Partner:innen eben Partner:innen sind und nicht Therapeut:innen. Ihr:e depressive:r Partner:in hat Expert:innen, die sie:ihn bei medizinisch-therapeutischen Entscheidungen begleiten. Das ist deren Aufgabe und nicht die der Partner:innen. Denn diese sind durch die Beziehung selber zu stark befangen.
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Denken Sie daran, dass Sie Ihre:n Partner:in nicht an allem teilhaben lassen müssen und Nähe auch manchmal Grenzen braucht.
Tipps für Angehörige:
- Aufmerksam sein: Hören Sie Ihrer:Ihrem Partner:in gut zu, wenn sie:er über ihre:seine Gefühle spricht. So können Sie Veränderungen rasch merken und Hilfe anbieten.
- Die Depression akzeptieren: Eine Depression ist eine Krankheit, die man ernst nehmen muss. Informieren Sie sich darüber. So können sie Ihre:n Partner:in besser verstehen.
- Keine Ratschläge geben: Bieten Sie ein offenes Ohr, eine innige Umarmung und Hilfe an. Das hilft ihrer:ihrem Partner:in am meisten.
- Schuldzuweisungen vermeiden: Niemand ist an der Depression schuld. Weder Ihr:e Partner:in noch Sie. Diskussionen darüber bringen nichts.
- Entscheidungen erleichtern: Während einer Depression fällt es einem schwer, etwas zu entscheiden. Sie können dabei unterstützen und zeigen, welche Optionen es gibt.
- Die:Den Partner:in nicht bevormunden: Bevormunden bewirkt nur Streit und Widerstand. Niemand möchte bevormundet werden, auch Sie nicht.
- Gefühle nicht unterdrücken: Es ist völlig natürlich, wenn Angehörige diese Gefühle haben: Wut, Zorn, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit, Ärger oder Ohnmacht. Sie dürfen diese Gefühle auch zulassen und zeigen. Es belastet Sie und die Beziehung, wenn Sie Gefühle unterdrücken.
- Auf sich achten: Es ist schön, dass Sie Ihre:n Partner:in unterstützen und für sie:ihn da sind. Vergessen Sie aber nicht Ihre eigenen Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse. In einer Selbsthilfegruppe für Angehörige können Sie mit Menschen reden, denen es ähnlich geht. Dort finden Sie in schwierigen Zeiten immer Verständnis und Beistand. Unter www.hpe.at finden Sie Informationen zu Gruppen in Ihrer Nähe.
Depression und Sex
Eine Depression und auch die Medikamente können sich auf den Sex auswirken. Durch die Depression ist meistens im Vergleich zu früher weniger Lust da. Auch die körperlichen Funktionen können betroffen sein. Es ist ganz unterschiedlich, wie das erlebt wird. Am besten ist es, ganz offen mit der:dem Partner:in zu reden. Weniger Lust muss aber nicht heißen, dass die:der Partner:in weniger anziehend oder attraktiv ist. Man kann auf viele Arten zeigen, wie sehr man sich mag. Formen der Nähe sind etwa auch: Kuscheln, Küsse und Umarmungen. Sprechen Sie offen über Ihre Wünsche und wie Sie die:den Partner:in wahrnehmen. Eine Geste zeigt, wie Sie sich fühlen. Nicht immer sind Worte notwendig.
Sprechen Sie mit Ihren Ärzt:innen oder Therapeut:innen darüber, wenn Sie damit unzufrieden sind. Es ist wichtig, dass die Therapie auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt wird.
Beziehungen zu Freunden und Familie
Verbringen Sie Zeit mit Menschen, die Ihnen guttun. Dabei ist es ganz gleich, ob das Familie, Freund:innen, Arbeitskolleg:innen, Nachbar:innen oder andere Betroffene aus einer Selbsthilfegruppe sind.
Sie werden sich bestimmt fragen: „Wie geht es meinen Angehörigen?“ Diese Frage wird auftauchen, aber bitte belasten Sie sich damit nicht. Es ist natürlich, dass sich Angehörige und Freund:innen Sorgen machen. Sie können Ihre Gefühle und Stimmungen nicht immer richtig deuten. Sie können Ihnen helfen, Sie besser zu verstehen. Sprechen Sie darüber, wie es in Ihnen aussieht.
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Hilfe zulassen
Gespräche mit Familie und Freund:innen schaffen gegenseitiges Verständnis. Die Menschen in Ihrem Umfeld lernen, mit Ihrer Situation klarzukommen. Die Zeit, die sie dafür brauchen, müssen Sie ihnen zugestehen. Verstehen Sie Fragen bitte nicht als Vorwurf - mit ihren Fragen zeigen Angehörige Interesse, es muss kein Vorwurf dahinterstecken.
Angehörige oder andere wichtige Bezugspersonen aus Ihrem Umfeld bieten Ihnen Hilfe an? Dann lassen Sie sie bitte etwas für Sie tun.
- Lassen Sie sie einfache Tätigkeiten für Sie übernehmen.
- Nehmen Sie sie als Bezugspersonen mit zu Ihrer Therapie - in vorheriger Absprache mit Ihren Ärzt:innen oder Therapeut:innen.
- Ruhen Sie sich bei Ihren wichtigen Bezugspersonen aus.
- Umarmen Sie einander und reden Sie miteinander.
- Geben Sie ihnen Zeit: Angehörige brauchen Zeit, mit der neuen Situation klarzukommen - bis Sie einen gemeinsamen Weg gefunden haben.
- Sprechen Sie es offen an, wenn die Fürsorge der Bezugspersonen zu anstrengend und belastend für Sie ist.
- Hören Sie sich ihre Fragen an. Angehörige wollen die Situation verstehen. Das geht nur, wenn Sie ihnen dabei helfen. Sagen sie es ehrlich, wie es Ihnen geht und dass Sie Ihre Stimmungen manchmal selbst nicht verstehen.
- Seien sie ehrlich. Dazu gehört auch zu sagen: „Nein“, „Ich kann das nicht“, „Ich will das nicht tun“,oder „Ich will deine Meinung gerade nicht hören“.
Kinder und Depression
Auch Kinder bemerken, dass es Ihnen nicht gut geht. Kinder beziehen das oft auf sich und glauben, dass sie schuld daran sind; sie überlegen, was sie falsch gemacht haben. Sie brauchen Erklärungen, die zu ihrem Alter passen. Der wichtigste Satz ist: „Du bist nicht schuld, dass es Mama oder Papa nicht gut geht.“
Es gibt Bilderbücher, in denen die Krankheit Depression beschrieben ist, wie zum Beispiel:
- „Warum ist Mama traurig?“ Susanne Wunderer, Mabuse, Auflage: 3 (17. März 2014), ISBN-10: 3940529613
- „Was ist bloß mit Mama los?“ Karen Glistrup,Kösel, Auflage: 4 (6.
Depression und Demenz
Manchmal führt die Demenz auch dazu, dass die/der Betroffene die Freude an Dingen verliert und sich mehr und mehr zurückzieht. In schlimmen Fällen kann die Demenz aber auch eine Depression hervorrufen bzw. verstärken. Dies ist bei ca. jeder 5. Person mit Demenz der Fall. Ebenso kann eine depressive Störung demenzähnliche Symptome hervorrufen.
Symptome
- Gedächtnisverlust
- Niedergeschlagenheit
- Interessenlosigkeit
- Angst, Sorge
- Veränderter Appetit
Treten bei Ihnen bzw. einer/einem Angehörigen diese oder ähnliche Symptome auf, ist es daher ratsam, so schnell wie möglich mit einer Ärztin/einem Arzt Ihres Vertrauens zu sprechen, um gemeinsam eine Therapie zu planen - denn die Depression ist behandelbar, und das Fortschreiten einer Demenz kann verzögert werden. Bei Depression kann Psychotherapie helfen. In schweren Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Als pflegende*r Angehörige*r einer Person mit Demenz
Auch als Angehörige*r kann es sehr belastend sein, die Depression einer/eines nahen Verwandten mitzuerleben. Zu wissen, dass man der/dem Betroffenen nur bedingt helfen kann, kann frustrieren und entmutigen. Streben Sie daher nach kleinen, erreichbaren Zielen. Helfen Sie der/dem Betroffenen, noch soweit es geht selbstständig Dinge zu erledigen (z. B. die Körperpflege oder das Zubereiten von Mahlzeiten), und loben Sie auch bei kleinen Erfolgen.
Unterstützung beim Arztbesuch
Ist jemand über einen längeren Zeitraum hinweg niedergeschlagen, freudlos und antriebslos, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Bei diesem ersten Schritt sind viele Betroffenen auf die Unterstützung ihrer Angehörigen angewiesen. Depressiven Menschen fehlt oft der nötige Antrieb, um einen Arzttermin zu vereinbaren oder sie glauben nicht daran, dass ihnen dort geholfen wird.
Zudem wirkt die Diagnose "Depression" bedrohlich - viele Menschen haben Angst davor. Doch es ist oft auch eine Erleichterung, zu wissen, dass die fehlende Lebensfreude Folge einer Erkrankung ist, die sich behandeln lässt. Zudem entlastet die Diagnose die Patienten, weil klar wird, dass es nicht ihr Fehler ist, wenn sie sich ständig niedergeschlagen fühlen. Nutzen Sie diese Informationen, um Angehörige mit einer Depression dazu zu motivieren, sich Hilfe zu suchen.
Geduld haben
Menschen mit Depressionen ziehen sich zurück und wirken auf ihr Umfeld oft ablehnend. Depressive melden sich vielleicht nicht mehr so häufig und gehen auf Abstand. Sozialer Rückzug und die Vernachlässigung der beruflichen und alltäglichen Pflichten sind typische Auswirkungen schwerer Depressionen.
Angehörige unterstützen den Patienten durch Geduld und Verständnis. Machen Sie sich bewusst, dass das Verhalten des Betroffenen nicht gegen Sie gerichtet ist, sondern Teil einer depressiven Phase ist. Wenden Sie sich nicht ab, auch wenn Ihr depressiver Angehöriger Sie zurückzuweisen scheint.
Hoffnung statt Druck machen
Setzen Sie einen depressiven Menschen nicht mit Bemerkungen wie "Nun reiß dich doch ein bisschen zusammen" unter Druck - denn "Zusammenreißen" ist bei einer Depression nicht möglich. Auch Vorwürfe sind unangebracht und verschlimmern die Lage nur. Die Kranken machen sich ohnehin selbst starke Vorwürfe und leiden unter Schuldgefühlen aufgrund ihrer Depression. Die Beziehung aufrecht zu halten und den Betroffenen nicht aufzugeben, hilft, die Krankheit zu bewältigen.
Ebenfalls wichtig: Streiten Sie nicht mit Ihrem depressiven Angehörigen darüber, ob seine negative Sichtweise der Situation "objektiv" gerechtfertigt ist oder nicht. Auch das hat keine Aussicht auf Erfolg. Werten Sie die intensiv erlebten körperlichen Missempfindungen des Depressiven und seine Ängste vor einer körperlichen Erkrankung nicht als übertrieben oder "nur psychisch bedingt" ab. Denn depressive Menschen übertreiben ihr Erleben nicht.
Gut gemeinte Ratschläge vermeiden
Seien Sie vorsichtig mit gut gemeinten Ratschlägen: Empfehlen Sie einem depressiven Menschen beispielsweise nicht, mal richtig abzuschalten und für ein paar Tage zu verreisen. Gerade Menschen mit schweren Depressionen erleben in einer nicht vertrauten Umgebung ihre Freudlosigkeit manchmal noch weitaus schmerzhafter.
Wenn jemand sich vollständig vom gesellschaftlichen Leben zurückzieht, liegt es nahe, ihn aufmuntern oder motivieren zu wollen. Gute Ratschläge, die gesunden Menschen mit Problemen helfen, fruchten aber bei Depressiven nicht. Sie setzen den Patienten vielmehr unter Druck.
Keine Ratschläge zu erteilen, ist natürlich eine schwierige Aufgabe für Angehörige. Eine Depression ist aber definitiv nicht durch Aktivitäten und schöne Erlebnisse zu heilen. Depressive Menschen sind in ihren negativen Gedanken und Gefühlen gefangen und benötigen daher eine medikamentöse und/oder psychotherapeutische Behandlung.
Suizidgedanken ernstnehmen
Bei einer schweren Depression verlieren Betroffene manchmal den Lebensmut. Suizidgedanken sind Teil der depressiven Störung und werden durch Hoffnungslosigkeit und starke Selbstzweifel verstärkt. Wenn Menschen mit einer Depression davon sprechen, sich das Leben zu nehmen, ist das ein ernstzunehmendes Warnsignal!
Meist steckt dahinter nicht ein wirklicher Sterbewunsch, sondern vielmehr die fehlende Kraft, SO weiter zu leben, beziehungsweise der Verlust der Hoffnung, dass die Situation sich auch wieder zum Besseren wenden kann.
Auch wenn es schwerfällt: Sprechen Sie die Betroffenen darauf an, wenn er sich entsprechend äußert. Das können auch Sätze sein wie "Ohne mich wärt ihr besser dran" oder "ich bin für alle eine Last" oder auch nur "Ich mag nicht mehr". Konkrete Pläne, wie der Suizid umzusetzen wäre, deuten drauf hin, dass der Schritt zur Durchführung nicht mehr weit sein könnte.
Bieten Sie an, gemeinsam in eine psychiatrische Notfallklinik zu fahren.
Die eigene Gesundheit nicht vergessen
Die Begleitung eines Menschen mit Depressionen oder Angststörungen kann dem Umfeld vieles abverlangen. Nehmen Sie sich Zeit, um mit der beziehungsweise dem Betroffenen zu sprechen. Sie müssen stark und verlässlich bleiben - nicht nur für die Person, um die Sie sich sorgen, sondern auch für sich selbst. Jedoch kann die bisweilen überfordernde Aufgabe des Betreuens die erkrankte Person stark gefährden, ebenfalls eine Depression zu entwickeln.
Austausch mit anderen Betroffenen
Wenn Sie mit jemandem, der unter einer Depression oder Angststörung leidet, zusammenleben oder diese Person betreuen, fühlen Sie sich vielleicht manchmal isoliert, oder haben den Eindruck, dass Ihre Mühe nicht bemerkt oder als selbstverständlich angesehen wird. Versuchen Sie, mit Menschen zu sprechen, die in einer ähnlichen Lage sind. Eine Selbsthilfegruppe kann hier eine gute Möglichkeit zum Austausch bieten.
Informationen und Austausch
Leidet ein Mensch an einer psychischen Erkrankung, stellt das auch sein näheres Umfeld häufig vor einige Herausforderungen und Fragen. In manchen Situationen können sich Angehörige etwa sprachlos oder hilflos fühlen. Meist möchten nahestehende Personen Betroffenen helfen oder sie motivieren, Unterstützung zu suchen. Informationen über die jeweilige Krankheit sowie Austausch mit anderen Angehörigen oder Beratungsgespräche können helfen.
Umgang mit der Situation
Der Alltag mit einem Menschen, der an einer psychischen Erkrankung leidet, kann Angehörige stark fordern. Es ist normal, dass verschiedene Gefühle auftauchen, zum Beispiel Angst, Traurigkeit, Schuldgefühle oder etwa Wut. Zudem ist es sehr gut nachvollziehbar, dass eine solche Situation überfordern kann und man alleine nicht mehr weiter weiß.
Tipps für Angehörige
- Sich über die Erkrankung informieren: Symptome und Krankheitsverlauf zu kennen hilft, Anzeichen richtig zuzuordnen und Betroffene besser zu verstehen sowie zu unterstützen.
- Darüber reden: Mit jemandem Vertrauten über die eigenen Situation zu sprechen entlastet meist. Da sich seelische Krankheiten auf menschliche Beziehungen auswirken, kann auch eine Beratung sehr hilfreich sein. Professionelle Helfer:innen oder andere Angehörige bringen zudem eine andere Sicht auf die Dinge mit.
- Auf sich selbst achten: Es ist wesentlich, auch auf sich zu schauen. Wenn es Ihnen selbst schlecht geht, können Sie andere nicht so gut unterstützen.
- Verständnisvoller, aber konsequenter Umgang mit Betroffenen: Zuhören und Mitgefühl sind wichtig, damit Menschen mit einer psychischen Erkrankung sich verstanden fühlen.
Psychiatrischer Notfall
Bei einem psychiatrischen Notfall droht oft Lebensgefahr, zum Beispiel bei Risiko der Selbstschädigung. Eine akute Verschlechterung eines Krankheitszustandes mit schweren Folgen ist möglich. Daher ist bei einem psychiatrischen Notfall rasche medizinische Hilfe unumgänglich!
Auslöser für sogenannte psychosoziale Krisen sind etwa belastende Lebensereignisse oder veränderte Lebensumstände. Betroffene Personen können diese nicht mit ihren üblichen Strategien zur Problemlösung bewältigen. In der Folge kommt es zu Schwierigkeiten, das Berufsleben sowie soziale Leben zu meistern.
Durch rechtzeitiges Handeln ist es möglich, Folgeerkrankungen oder gefährliche Situationen (z.B. Suizid) zu vermeiden.
Weitere Unterstützung
Wir bieten Angehörigen und nahen Bezugspersonen Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer schwierigen Aufgabe. Für viele Angehörige ist es entlastend, mit einer Fachperson über ihre Situation sprechen zu können.
Angebote
- Psychoedukation: Klienten und deren Angehörige erhalten umfassende Aufklärung über alle Aspekte der Erkrankung. Das ist eine wichtige Voraussetzung für den selbstverantwortlichen Umgang mit der Erkrankung.
- Gespräche für Angehörige und Bezugspersonen: Eine psychische Erkrankung verunsichert alle im Umkreis lebenden Menschen. Ein vertrauter Mensch verändert sich plötzlich oder schleichend, die Kommunikation gelingt nicht mehr. Fragen, Ängste und Unsicherheiten tauchen auf. Wichtig für das Verständnis für die Betroffenen ist eine umfangreiche Information ist.
- Schnittstelle zu Selbsthilfegruppen: Oft hilft es, sich mit Menschen in ähnlichen Situationen auszutauschen. Die Sozialpsychiatrischen Dienste der aks gesundheit arbeiten eng mit den beiden Selbsthilfeorganisationen zusammen.
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