Freude schöner Götterfunken: Entstehung und Geschichte der Europahymne

Die Geschichte der Europahymne beginnt mit zwei berühmten Männern, die beide davon überzeugt waren, dass Freude die Welt verbessern kann. Der eine war Friedrich Schiller, ein berühmter deutscher Dichter. Im Jahr 1785 schrieb er das Gedicht „An die Freude“.

Für Schiller war Freude etwas, das alle Menschen verbindet, egal, woher sie kommen oder wie sie aussehen. Tatsächlich hat dieses Gedicht vielen Menschen Freude bereitet. Einer von ihnen war Ludwig van Beethoven, ein berühmter Komponist aus Bonn (eine Stadt im heutigen Deutschland), der das Gedicht „An die Freude“ entdeckte, als er noch jung war.

Fast 40 Jahre später war es so weit. Beethoven lebte damals in Wien und war fast taub, als er 1817 mit der Arbeit an seinem Meisterwerk begann. Also legte er seinen Kopf auf das Klavier, um die Töne zu spüren, und stellte sich die Melodie im Kopf vor.

Obwohl es nicht üblich war, Worte in eine Sinfonie einzubauen, verwendete Beethoven im letzten und vierten Teil des Werkes das Gedicht von Schiller. Damit die Menschen beim Zuhören Freude empfinden, schrieb er dazu eine besonders fröhliche und kraftvolle Musik. Es funktionierte.

Die erste Aufführung der 9. Sinfonie am 7. Mai 1824 war ein großer Erfolg. Das Publikum klatschte begeistert, doch Beethoven konnte den Applaus nicht hören. Die Freude über dieses Meisterwerk ist bis heute geblieben und wurde vor mehr als 50 Jahren zur Hymne der EU.

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1985 beschloss die EU, nur Musik ohne Worte zu verwenden, damit sich alle Menschen in Europa gleich fühlen, wenn sie diese Musik hören, und sich niemand ausgeschlossen fühlt, weil er die Worte nicht versteht.

Ludwig van Beethoven komponierte nicht viele ausgesprochen religiöse Musikstücke. Das Lied „Bitten“ aus dem Liederzyklus „Sechs Lieder von Gellert“ ist eines davon, es ist von Psalm 36 inspiriert. Durch Beethovens Werk schimmert dennoch ein starker Glaube - der kirchenkritische Glaube eines Suchenden. Seine Jugend in Bonn prägte ihn katholisch.

Die zu seiner Zeit revolutionären Ideen der Aufklärung begeisterten ihn. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die Ideale der Französischen Revolution, waren auch seine Ideale. Die katholische Kirche des ausgehenden 18. Jahrhunderts teilte diese Ideale kaum. Kirche und aufklärerische Strömungen entwickelten sich zu Gegenspielern.

So war Ludwig van Beethoven auf der Suche, fand Gott in der Natur, beschäftigte sich mit indischen Heilslehren, war bei allem Zweifel doch von Grund auf überzeugt, dass es einen liebenden Gott gibt.

Seine Wut über den Gehörverlust führte dazu, dass er ernsthaft mit dem Gedanken spielte, seinem Leben ein Ende zu setzen, wie das „Heiligenstädter Testament“ bezeugt. Da er sich jedoch zum Ausnahmemusiker berufen fühlte und es als seine Aufgabe sah, der Welt alles zu geben, was er geben konnte, nahm er vom Suizid wieder Abstand.

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Beethoven fühlte sich eingebunden in etwas Höheres, was zu einem starken Selbstbewusstsein führte, wie der Musiker, Musikwissenschaftler und Lambacher Musikalienarchivar Peter Deinhammer erklärt. „Beethoven motiviert Menschen durch seine Musik, ihren eigenen Weg zu gehen.

Deinhammer selbst hat Beethoven besser kennengelernt als viele andere. Er organisierte von 2007 bis 2016 die Aufführung sämtlicher Kompositionen Ludwig van Beethovens in über 50 Konzerten. „Unter den mehr als 130 Kompositionen gibt es auch viele unbekannte Stücke.

Das Faszinierende am Schaffen Beethovens sei, wie ausdauernd und unbeirrbar er seine Ideen über die Jahre hinweg entwickelte. Er suchte immer nach Neuem und arbeitete an einer Idee, indem er sie in verschiedene Stücke aufnahm und ausprobierte, weiterentwickelte, perfektionierte. Wenn er nach langer Zeit des Suchens gefunden hatte, was er wollte, staunte er selbst über das, was ihm gelungen war.

Der Musiker und Musikpädagoge Peter Deinhammer entwickelte früh eine persönliche Beziehung zu dem großen Meister. „Unter den Schallplatten meiner Eltern fanden sich ein paar mit Beethovens Musik. Sie faszinierten mich.

Beethoven sah seine 9. Sinfonie und ihre berühmte Ode „An die Freude“ als Reise aus der Dunkelheit ins Licht. Die großen Events zum Beethovenjahr konnten nicht wie geplant stattfinden, da die Konzertsäle geschlossen sind. „Trotzdem brauchen wir Musik“, schreibt das Team des Beethovenjahrs „BTHVN2020“, „insbesondere Beethovens Botschaft von Einheit, Zusammenhalt, Freude - mehr denn je.“

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Getauft am 17. Dezember 1770 in St. Remigius in Bonn, geboren eventuell einen Tag früher, so genau weiß man das nicht. Der Vater war Sänger und Musiklehrer, die Mutter gebar sieben Kinder, von denen nur drei das Säuglingsalter überlebten. Ludwig war der Älteste der drei. Er erhielt keine große Allgemeinbildung, dafür umso besseren Musikunterricht von seinem teils gewalttätigen Vater und von anderen Musikern aus dem Bekanntenkreis. Mit sieben Jahren gab der Klaviervirtuose sein erstes Konzert. Mit dreizehn Jahren erhielt er eine Anstellung als zweiter Hoforganist.

Mit 22 übersiedelte Beethoven nach Wien. Durch sein Talent fand er bald adelige Förder/-innen. Er nahm Kompositionsunterricht beim damaligen Musikstar Joseph Haydn (von dem er sich sein Leben lang abzugrenzen versuchte) und anderen. Mit 24 begann er, Klavierstücke zu schreiben, darunter die berühmte „Mondscheinsonate“. Erst später schrieb er auch Sinfonien und andere Gattungen, wie seine einzige Oper „Fidelio“ und zahlreiche Lieder.

Bereits mit 28 merkte er, dass er immer schlechter hörte. Das immer schwächere Gehör trieb ihn teils zur Verzweiflung und jedenfalls in die Vereinsamung. Er zog sich zurück, da es ihm als Musiker peinlich war, eine Hörschwäche zugeben zu müssen.

Ob auf CD, auf YouTube oder im Konzertsaal: Zu Beethovens 250. Geburtstag lohnt es sich, seine Musik zu probieren. Als Begleitung zu Arbeit oder Geselligkeit eignet sich die Musik nicht. Sie wirbt um Aufmerksamkeit, sanft oder dramatisch, spielerisch oder herrisch.

Die Melodie wurde 1972 zur Europahymne bestimmt (ohne Text, um keine Sprache zu bevorzugen). Die "Ode an die Freude" kennen auch jene, die sonst weniger mit Klassik anfangen können.

Am Anfang stand jedoch ein Trinklied. Ludwig van Beethovens neunte Sinfonie begeisterte gleich bei der Uraufführung am 7. Mai 1824. Die Darbietung wurde "von den enthusiastischen Ausrufungen des Publikums mehrmals unterbrochen", schrieb ein Kritiker nach dem Konzert in Wien, bei dem der taube Star-Komponist anwesend war.

Dass diese Sinfonie 200 Jahre später als europäische Hymne mit bewegter politischer Vergangenheit und als eines der klassischsten Klassik-Werke bekannt sein sollte, war damals nicht abzusehen.

Denn in die Begeisterung über die erste Sinfonie der Musikgeschichte, in der ein Chor zum Einsatz kam, mischte sich bei manchen Kritikern die Frage, ob der letzte Satz der Sinfonie mit der Vertonung von Friedrich Schillers Gedicht "An die Freude" nicht doch etwas zu unkonventionell geraten sei.

"Beethoven ist als Avantgardist wahrgenommen worden", sagte der Dirigent Martin Haselböck der Deutschen Presse-Agentur. "Das war das Modernste vom Modernen", sagte er über das Werk des Komponisten, der 1770 in Bonn geboren wurde und 1827 in seiner Wahlheimat Wien starb.

Der Gedanke von Völkerverständigung und europäischer Einheit, der heute mit der Sinfonie verbunden ist, steht hinter einem TV-Event des Senders Arte, bei dem die vier Sätze des Werks am 7. Für seine neunte Sinfonie griff Beethoven auf ein Gedicht zurück, das damals sehr bekannt war und zuvor von anderen vertont worden war. Schiller hatte "An die Freude" 1785 geschrieben, wenige Jahre vor der Französischen Revolution.

"Bettler werden Fürstenbrüder" heißt es etwa in dem Originaltext, der mit den Worten "Freude, schöner Götterfunken" beginnt. Das Lied war schon vor der Adelung durch Beethoven ein Gassenhauer, wie die Beethoven-Forscherin Beate Kraus vom Beethoven-Haus Bonn der dpa sagte. Dafür sei nicht nur der revolutionäre Text verantwortlich. Die Hymne auf Freude und Freundschaft sei auch in Studentenkreisen beliebt gewesen. "Das ist einfach ein Sauflied", meinte Kraus.

Unter dem Titel "Ode an die Freude" wurden Schillers Verse zum inhaltlichen Kern der Neunten. Seit der Uraufführung hätten der Genie-Kult um Beethoven und die Vielschichtigkeit dieser Sinfonie dazu geführt, dass sie mit unterschiedlichsten Inhalten aufgeladen wurde, meinte Kraus. "Deshalb kann jeder sich herauspicken, was er oder sie favorisiert", sagte die Wissenschaftlerin.

Beethovens Musik wurde in der NS-Zeit instrumentalisiert. Die neunte Sinfonie erklang etwa zum Geburtstag von Adolf Hitler. In der DDR wurde das Werk des Komponisten im kommunistischen Sinne als Musik des Friedens und der Völker-Freundschaft gedeutet.

Die "Ode an die Freude" begleitete die Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands. In den 50er und 60er Jahren diente sie bei Olympischen Spielen als deutsche Hymne für die gesamtdeutschen Teams aus west- und ostdeutschen Athletinnen und Athleten. Nach dem Mauerfall führte Stardirigent Leonard Bernstein die Neunte mit dem umgedichteten Text "Freiheit, schöner Götterfunken" im Dezember 1989 in Ost- und Westberlin auf.

Anfang der 70er Jahre dampfte Herbert von Karajan den komplexen vierten Satz mit seinen Dissonanzen, dramatischen Wendungen und verflochtenen Gesangsstimmen zu einer massentauglichen Hymne für den Europarat ein. Später wurde sie auch zur Hymne der Europäischen Union. Dadurch wurde Beethovens Melodie auch zum politischen Reibebaum: So drehten sich etwa Abgeordnete der britischen Brexit-Partei während der Hymne im Europäischen Parlament demonstrativ um.

Man kann Beethovens Meisterwerk aber auch einfach nur genießen. Das tun viele Menschen in Japan, wo Aufführungen der Neunten mit Amateur-Chören zu den Traditionen rund um den Jahreswechsel gehören. Beethovens Musik drücke aus, dass Freude nicht so einfach zu bekommen sei. "Wir müssen einander umarmen, um Freude erreichen zu können", sagte er der dpa. Das gelte auch mit Blick auf Naturkatastrophen und Kriege.

Zum 200-Jahr-Jubiläum der Uraufführung von Beethovens Neunter Symphonie haben die Wiener Philharmoniker veranlasst, dass erstmals eine beeindruckende Auswahl unterschiedlicher Beispiele aus den 397 Seiten des Autographs in Wien präsentiert wird. Die Präsentation erfolgt in Kooperation mit dem Theatermuseum und der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz und wird von DDr. Die Originalhandschrift von Beethovens Neunter Symphonie war schon bei Beethovens Tod aufgeteilt, einzelne Seiten wurden danach als Erinnerungsstücke weitergegeben.

Von 1846 bis 1901 wurde die Handschrift annähernd vollständig in der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin wieder vereinigt. Die Präsentation will Verstehen und Wissen um die Niederschrift dieses Kunstwerkes vermitteln. Die Idee, Schillers „Ode an die Freude“ zu vertonen, hat Beethoven während all der 32 Jahre begleitet, die er von der Ankunft in Wien bis zur Uraufführung der Neunten hier verbracht hat.

Die Präsentation der Originalhandschrift erfolgt im Musikzimmer des Palais Lobkowitz, in dem Beethoven selbst oft musiziert hat. „Aus den Dokumenten kann man ersehen, dass die Idee zur Gründung der Wiener Philharmoniker auch durch die Uraufführung der Neunten Symphonie entstanden ist. So spielten einige Musiker, die danach Gründungsmitglieder der Wiener Philharmoniker wurden, bei der vom Komponisten veranstalteten Uraufführung im Kärntnertortheater mit.

Schon in jungen Jahren liebäugelte Ludwig van Beethoven mit einer Vertonung des 1786 erschienenen Gedichts "An die Freude" von Friedrich Schiller. Aber erst in der am 7. Mai 1824 uraufgeführten Neunten Symphonie sollte es so weit sein: Die Ode "An die Freude" im vierten Satz mit der eingängigen Melodie zur Textzeile "Freude schöner Götterfunken" machte die "Neunte" weltberühmt. Auch einige andere Komponisten widmeten sich dem Gedicht von Schiller. Schon vor Beethoven vertonte der 18-jährige Franz Schubert die Ode, als Lied für Solostimme und Klavier.

Dies ist die Hymne nicht nur der Europäischen Union, sondern Europas in einem weiteren Sinne. Mit dem letzten Satz dieser Symphonie vertonte Beethoven die "Ode an die Freude" von Friedrich von Schiller aus dem Jahr 1785. 1972 nahm der Europarat (dieselbe Organisation, die die europäische Flagge entworfen hatte) Beethovens "Ode an die Freude" als eigene Hymne an.

Der bekannte Dirigent Herbert von Karajan wurde damit beauftragt, drei Instrumentalfassungen - für Solopiano, Blas- und Symphonieorchester - zu arrangieren. 1985 wurde sie von den Staats- und Regierungschefs der Union als offizielle Hymne der EU angenommen.

Es ist eines der monumentalen Werke der Menschheit, das - zumindest in Auszügen - selbst jene kennen, die sonst keinen Bezug zur klassischen Musik haben: die 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven samt der Ode „An die Freude“.

„An die Freude“ mit den Anfangsworten „Freude, schöner Götterfunken“ ist eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers und beschreibt das klassische Ideal einer Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freude und der Freundschaft verbunden sind. Die Ode entstand im Sommer 1785 und wurde von Ludwig van Beethoven im vierten Satz seiner 9. Sinfonie vertont.

Dass das musikalische Werk eine neue Phase der Musikgeschichte einläutete, war auch schon bei der Uraufführung klar. Erstmals erklang das weit über eine Stunde dauernde Werk im 1708 fertiggestellten und 1873 abgerissenen Wiener Kärntnertortheater. Beim Publikum war das Stück sogleich ein Erfolg, die Kritiker beurteilten die musikalische Revolution allerdings ambivalenter.

Diese war das Ende eines langen Schaffensprozesses, trug sich Beethoven doch bereits kurz nach dem Erscheinen von Schillers Gedicht „An die Freude“ im Jahr 1786 mit dem Gedanken, das Poem zu vertonen. Es folgte eine jahrzehntelange Suche nach der Form, die schließlich im Aufbrechen des sinfonischen Kanons mündete, in dem der bereits weitgehend taube Komponist im letzten Satz Chor und Solisten einfügte.

Die König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gewidmete, letzte vollendete Sinfonie Beethovens ebnete damit den stilistischen Weg für Nachfolger wie Anton Bruckner und Gustav Mahler. Zugleich begründete das von Richard Wagner als „das menschliche Evangelium der Kunst der Zukunft“ gepriesene Werk den Mythos der neun Sinfonien, die einerseits große Tonsetzer erreichen müssen und andererseits auch schwerlich überschreiten können.

Beethovens berühmte Ode „An die Freude“ wurde 1972 vom Europarat zur Hymne erkoren, 1985 von der damaligen Europäischen Gemeinschaft zur Europahymne gekürt.

Zahlreiche Institutionen in ganz Österreich begehen nun den 200. Geburtstag dieses Stücks. Die Wiener Philharmoniker würdigen das Jubiläum gemeinsam mit dem Theatermuseum und der Staatsbibliothek zu Berlin. So hat man es geschafft, die größte je in Österreich gezeigte Auswahl an Blättern der handschriftlichen Partitur temporär von Berlin nach Wien zu holen.

Im einstigen Musikzimmer der Theatermuseumsheimstatt Palais Lobkowitz sind die Blätter noch bis 1. Juli unter dem Titel „Freude, schöner Götterfunken“ zu sehen.

Darin zeichnet Regisseurin Barbara Weissenbeck die Geschichte des abgetragenen Uraufführungsortes nach, von dem ein bis in alle Details korrektes Modell erstellt wurde, um die damaligen akustischen Bedingungen im Detail nachvollziehbar zu machen.

Noch weit über das eigentliche Jubiläum hinaus ist im Beethovenhaus Baden die neue Sonderausstellung „Der Weg der Neunten - von Baden in die Welt“ zu sehen, die bereits eröffnet ist. Bis 3. November wird hier die umfassende Kulturgeschichte der 9.

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