Bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) denkt man an Einsätze von Soldaten oder Feuerwehrleuten und Kriegsflüchtlinge. Aber nicht nur lebensbedrohliche Ausnahmesituationen können Auslöser für eine psychische Erkrankung sein: Täglich sterben zum Beispiel Patienten in der Altenpflege, in Kliniken nach komplizierten Eingriffen oder in Notarztwägen.
Wie soll man mit psychischen Ausnahmebelastungen im Alltag umgehen? Wo kann man Hilfe finden? Welche Methoden gibt es in der Therapie?
Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?
Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychische Erkrankung, die in Folge eines traumatisches Erlebnis auftreten kann. Traumatische Erlebnisse sind gefährliche oder beängstigende Situationen, die das Leben oder die Sicherheit bedrohen. Beispiele dafür sind Naturkatastrophen, schwere Unfälle, Kriege, lebensbedrohliche Erkrankungen sowie Gewalttaten.
Menschen, die in medizinischen Berufen arbeiten, betrifft PTBS überwiegend, wenn sie unmittelbar mit potenziell lebensgefährdenden Situationen zu tun haben. Das betrifft demzufolge etwa Rettungssanitäter, Onkologen und Altenpfleger. Bei ihnen gehören Tod und Sterben durch Unfälle, Krebserkrankungen und Alter zum Berufsalltag. Aber auch z. B. Ein Trauma ist eine psychische Ausnahmesituation, die durch überwältigende Ereignisse (wie Gewalt, Tod oder Krankheit) ausgelöst wird.
Nicht immer muss das traumatische Ereignis außerhalb normaler menschlicher Erfahrungen liegen. Das heißt, die Situation, die PTBS auslöst, kann Teil des Arbeitsalltags sein. Je nach Einzelfall und Persönlichkeit können z. B. leicht verletzte Kinder oder eine schwierige Geburt, bei der dennoch alles gut verläuft, eine PTBS auslösen. Ein Trauma ist immer individuell und ohne „Mindestanforderungen“.
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Deshalb gibt es auch keine “Regeln”, wie sich PTBS äußert oder eine davon betroffene Person fühlt. Die Ursache einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist daher egal: ob ein Altenpfleger morgens einen friedlich verstorbenen Patienten im Bett vorfindet, oder ob eine Chirurgin ein Gewaltopfer nach einem Terroranschlag „zusammenflickt“.
Prävalenz und Risikogruppen
Das Österreichische Netzwerk für Traumatherapie hat in seiner Studie „Traumatherapie in Österreich“ umfangreiches Zahlenmaterial zur Posttraumatischen Belastungsstörung unter Österreichern veröffentlicht. Die Wahrscheinlichkeit der Allgemeinbevölkerung, an einer PTBS zu erkranken, liegt demnach generell zwischen einem und sieben Prozent, kann aber bei exponierten Personen wie z. B. In kindlichen Risikogruppen (z. B. Kinder mit Fluchterfahrungen, aus dysfunktionalen Familien etc.) entwickeln bis zu 58 % eine PTBS.
Die Prävalenz zur Entwicklung einer PTBS liegt bei sexuellem Missbrauch in der Kindheit bei 30 % und nach einer Vergewaltigung bei 50 %. Bezüglich sexueller Gewalt geben rund 28 % der Österreicherinnen an, in ihrer Kindheit sexuelle Gewalterfahrungen gemacht zu haben; bei Österreichern sind es rund 12 %. Jede dritte Frau in der EU (33 %) wird nach ihrem 15. Lebensjahr Opfer körperlicher und / oder sexueller Gewalt. 31 % berichten von körperlicher Gewalt, 11 % haben sexuelle Gewalt erlebt. Eine von 20 Frauen (5 %) wird Opfer einer Vergewaltigung, eine etwas höhere Zahl (6 %) hat eine versuchte Vergewaltigung erlebt.
Eine aktuelle Studie der TU Dresden in Zusammenarbeit mit Peter Zimmermann aus dem Berliner Bundeswehrkrankenhaus kommt zu diesem Ergebnis: Bei Soldaten, die von einem Auslandseinsatz zurückkehren, erkranken 2,9 % an PTBS, 3,6 % an Angststörungen, 1,8 % an Depressionen und 1,5 % entwickeln ein Suchtproblem.
Symptome
Einige Menschen erleben aufdringliche Erinnerungen an die traumatische Situation (Nachhallerinnerungen) oder Albträume, die Angst und körperliche Reaktionen (z. B. Anspannung, Schmerzen) hervorrufen können. Betroffene vermeiden Gedanken und Erinnerungen sowie Aktivitäten, Situationen oder Personen, die mit dem traumatischen Ereignis verbunden sind.
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Auch lange nach der traumatischen Situation kann es sein, dass sich Betroffene durch die mögliche Wiederkehr neuer traumatischer Erlebnisse bedroht fühlen. Das anhaltende Gefühl von Bedrohung kann dazu führen, dass Betroffene eine erhöhte Schreckhaftigkeit aufweisen, z. B. Neben den o.g. drei Hauptsymptomen sind generelle Angespanntheit, Angst und Gereiztheit Zeichen einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
In einigen Fällen tritt aber auch das Gegenteil auf: Gefühle und Interessen flachen immer mehr ab, bis man auf nichts mehr reagiert. Nahestehende Menschen sollten Betroffene und ihre Posttraumatische Belastungsstörung verstehen und Verhaltensänderungen (z. B. Reizbarkeit) dementsprechend einordnen.
Wenn Betroffene mit ihren nahestehenden Menschen über das Erlebte sprechen wollen, kann dies sehr hilfreich sein. Hier ist es besonders empfehlenswert zuzuhören, nicht über das Erzählte zu urteilen und keine ungebetenen Ratschläge zu geben. Dennoch sollten nahestehende Menschen ihre eigenen Belastungsgrenzen wahrnehmen und nicht überschreiten. Insbesondere wenn man die traumatische Situation selbst miterlebt hat, bietet es sich an, Hilfe von außen einzuschalten.
Ursachen
Die Ursachen einer Posttraumatische Belastungsstörung sind eine oder mehrere traumatische Ereignisse (z. B. Unfall, Gewalt, Notfall). Das bloße Erleben eines traumatischen Ereignisses führt aber nicht zwingend zur Entwicklung einer PTBS, da Menschen sehr unterschiedlich auf traumatische Situationen reagieren können.
Es ist daher schwierig, eine Liste von Ursachen anzuführen. Während beispielsweise für eine erfahrene Chirurgin ein offener Schädelbasisbruch Routine sein kann, kann ein Apotheker vom Aushändigen eines Schwangerschaftstests an eine Zwölfjährige nächtelang wachliegen.
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Behandlung
Posttraumatische Belastungsstörungen lassen sich mit Psychotherapie behandeln. Die meisten Menschen werden in den Tagen und Wochen nach einem traumatischen Ereignis Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung erleben. Wer Schwierigkeiten bei der Bewältigung hat - v.a. wenn die Beschwerden mit der Zeit nicht besser werden - sollte professionelle Hilfe aufsuchen. Der erste Schritt sollte zum Hausarzt führen, mit dem man über seine Beschwerden spricht.
Posttraumatische Belastungsstörungen können bei beiden Geschlechtern und in jedem Alter nach dem Erleben einer traumatischen Situation auftreten und verlaufen meist über mehrere Monate. Die typischen Merkmale einer PTBS treten während der ersten Wochen nach dem Trauma auf. Direkt nach dem Trauma (Stunden und Tage danach) sind psychische Schockreaktionen (z. B. Versteinern oder Herumhampeln) und akute Belastungsreaktionen (z. B. Hilfe
In Akutfällen sollte man den Notruf (112) verständigen oder sich in eine psychiatrische Notfallambulanz begeben. Im Vordergrund der Verhaltenstherapie steht die Aufarbeitung, in welcher die Patienten durch den Psychotherapeuten angeleitet werden, das Trauma zu schildern und zu verarbeiten. Bei der EMDR-Methode (Eye Movement Desensitization and Reprocessing = Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung) führen zusätzliche gezielte Augenbewegungen dazu, dass das Gehirn bilateral stimuliert wird.
Hierbei werden Inhalte der Behandlung über ein technisches Medium (z. B. über eine Online-Plattform) vermittelt. Betroffene erhalten bei der Durchführung zusätzliche menschliche Unterstützung, um motiviert zu bleiben und Rückmeldung zu erhalten. Neben der Verhaltenstherapie sind bestimmte Medikamente wie Antidepressiva oder Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer in der Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen wirksam.
Heilungschancen und Dauer
Posttraumatische Belastungsstörungen haben in der Mehrzahl der Fälle gute Heilungschancen, sofern eine geeignete Therapie eingeleitet wird. Etwa die Hälfte der Betroffenen wird sogar ohne Behandlung gesund (sog. Spontanremission). Eine PTBS dauert mit adäquater Behandlung durchschnittlich 36 Monate, ohne Therapie durchschnittlich 64 Monate.
Psychologen beim Bundesheer
Neben den Uniformierten gibt es im Bundesheer eine Vielzahl an zivilen Fachkräften und Experten. Sie sorgen dafür, dass die Soldatinnen und Soldaten sich voll und ganz auf ihre Aufgabenerfüllung konzentrieren können. Ob Handwerker, Techniker, Verwaltungsexperten, Juristen, IT-Fachpersonal, Gastronomen, Psychologen, Ärzte oder Übersetzer, alle arbeiten eng mit den Soldaten und Soldatinnen zusammen, und ergänzen deren Fähigkeiten und Erfahrungen.
Arbeits- und Organisationspsychologie
Die Arbeits- und Organisationspsychologie beschäftigt sich vorwiegend mit Fragen zur Personalauswahl, Zusammenarbeit, Führung, Motivation, Kommunikation und Diversity-Management sowie mit der Analyse und Gestaltung von gesunden Arbeitsbedingungen. Psychologen/Psychologinnen befassen sich hier mit der Untersuchung des Erlebens und Verhaltens von Menschen bzw. MitarbeiterInnen im Umfeld ihrer Arbeit/einer Organisation. Typische Tätigkeitsbereiche sind z.B: Betriebliche Gesundheitsförderung, Arbeitsanalysen, Organisationsdiagnostik, Umgang mit arbeitsbedingten Belastungen und Erkrankungen, psychologische Arbeitsunfallanalysen, Fehlzeitanalysen, Burnout, Mobbing, Stress, sowie Sucht im betrieblichen Kontext.
Wirtschaftspsychologie
Die Wirtschaftspsychologie befasst sich mit Menschen im Wirtschaftsgeschehen. Hierbei stellt vor allem das Verhalten als KonsumentIn einen zentralen Forschungsgegenstand dar. Das umfasst z.B. Markt- und Meinungspsychologie, Konsumentenforschung und Werbepsychologie. Im Speziellen gibt es auch die Finanzpsychologie.
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