Burnout: Ursachen, Symptome und Prävention

Arbeit gehört für die meisten Menschen zentral zum Leben und ist eine unumgängliche Anforderung der Existenz. Gerade deshalb soll das Tätigsein als Quelle für gutes Leben Erfüllung geben und ein wichtiger Sinnfaktor sein. Doch gibt es Warnsignale.

Burnout ist ein solches Zeichen, dass wir unser Dasein nicht mehr voll und ganzheitlich leben. Anhand zahlreicher Beispiele werden Ursachen und Anzeichen von Burnout dargestellt und wichtige Mittel zur Vorbeugung und zum Stressabbau beschrieben. Ein Burnout ist längst kein Erschöpfungszustand mehr, an dem "nur" erfolgreiche Manager:innen leiden. Alleinerziehende sowie Sportler:innen können genauso vom völligen "Ausgebranntsein" betroffen sein.

Was ist ein Burnout?

Das Wort Burnout (Burn-out) kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt "ausbrennen". Diesen Zustand des Ausgebranntseins, der mit emotionaler, geistiger sowie körperlicher Erschöpfung einhergeht, wurde von Herbert Freudenberger (*1927, †1999) geprägt. Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker und Psychologe veröffentlichte 1974 die erste wissenschaftliche Arbeit über das Burnout-Syndrom.

Darin verwendete er beispielsweise den Begriff, um in Pflegeberufen die Folgen von starkem Stress zu beschreiben. Heutzutage kann ein Burnout, auch oft als Erschöpfungsdepression bezeichnet, aber jede:n treffen: vom Pflegepersonal in Krankenhäusern, über Hochleistungssportler:innen oder Menschen in Führungspositionen bis hin zu Alleinerziehenden.

Geht man nach der Definition der WHO (World Health Organization) nach ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) wird ein Burnout seit 2022 so beschrieben:

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Burnout ist ein Syndrom als Folge von chronischem, arbeitsplatzbezogenem Stress, der nicht erfolgreich bewältigt wurde.

Diese drei Dimensionen charakterisieren den Stress laut WHO:

  • Gefühle von Energieverlust oder Erschöpfung
  • erhöhte mentale Distanz zum Beruf oder berufsbezogene Gefühle von Negativismus oder Zynismus
  • reduzierte berufliche Leistungsfähigkeit

Weiters: "Burnout bezieht sich spezifisch auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht zur Beschreibung von Erfahrungen in anderen Lebensbereichen herangezogen werden." Dass die WHO ein Burnout "nur" im Arbeitsumfeld sieht, ist ein Kritikpunkt, denn auch außerhalb des Arbeitsplatzes kann es zu einer emotionalen sowie körperlichen Erschöpfung kommen, beispielsweise bei der Pflege schwerkranker Familienmitgliedern zu Hause oder auch Haushalt, Job und Kinderbetreuung zu jonglieren.

Ein Burnout wird laut ICD-11 nicht als eigenständige Krankheit gesehen, sondern als ein Zustand einer längeren Überlastung und dieser kann die Gesundheit beeinträchtigen. Unbehandelt kann dieser Erschöpfungszustand unter anderem zu Bluthochdruck, Depressionen oder Panikattacken führen.

Daher ist es wichtig, ein Burnout ernstzunehmen und medizinischen Rat einzuholen.

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Verlauf eines Burnouts: 12-Phasenmodell nach Freudenberger

Es gibt unterschiedliche Phasenmodelle (z. B. nach Burisch, Freudenberger oder Maslach), die den Verlauf in einen Burnout-Zustand beschreiben bzw. veranschaulichen. Wichtig ist aber im Hinterkopf zu behalten, dass ein Burnout sehr individuell verlaufen kann, bestimmte Phasen ausgelassen oder übersprungen werden können oder in einer anderen Reihenfolge ablaufen.

Die Annahmen dieser theoretischen Modelle stammen aus der Praxis und wurden noch in keinen wissenschaftlichen Studien bestätigt. Trotzdem können sie nützlich sein, beispielsweise für die Selbstreflexion.

Die 12 Phasen nach Freudenberger sind:

  1. Zwang, sich zu beweisen
  2. Verstärkter Einsatz
  3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  4. Verdrängung von Konflikten
  5. Umdeutung von Werten
  6. Verleugnung der Probleme
  7. Sozialer Rückzug
  8. Verhaltensänderung
  9. Depersonalisation
  10. Innere Leere
  11. Depression
  12. Völlige Erschöpfung

Ein weiteres Phasenmodell und zwar das des deutschen Psychologen Matthias Burisch sehen wir uns im Zusammenhang mit den Burnout-Symptomen näher an.

Welche Anzeichen und Symptome gibt es?

Die Antwort auf die Frage "An welchen Symptomen erkenne ich, ob ich an einem Burnout leide" ist nicht so schnell formuliert, denn alleine Burisch beschreibt in seinem Buch "Das Burnout-Syndrom", das 1989 erstmals veröffentlicht wurde, rund 130 Burnout-Symptome.

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Man hat sich [...] darauf geeinigt, emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und Leistungsunzufriedenheit (gelegentlich auch noch Arbeitsüberdruss) als die "Kernsymptome" anzusehen.

Der deutsche Psychologe gliedert ein Burnout in folgende sieben Kategorien, die die Entwicklung sowie Symptome erklären:

  • Warnsignale in der Anfangsphase
  • Reduziertes Engagement
  • Emotionale Reaktion
  • Abbau
  • Verflachung
  • Psychosomatische Reaktionen
  • Verzweiflung

Sind Frauen von einem Burnout anders betroffen?

Ein Blick in die Studie "Arbeitsunfälle und arbeitsbezogene Gesundheitsprobleme" der Statistik Austria (2020) zeigt, dass bei Frauen 1,5-mal häufiger Angstzustände und Depressionen auftraten als bei Männern (8 zu 5,3 Prozent). Auch Stress wurde bei Frauen öfters als arbeitsbezogenes Gesundheitsproblem genannt als bei Männern (5,6 zu 4 Prozent).

Job, Hausarbeit und Kinderbetreuung erhöhen aufgrund der Rollenverteilung in vielen Familien den Workload von Frauen mehr als den von Männern.

Haben nun aber Frauen die gleichen Burnout-Ursachen wie Männer?

"Die WHO sagt: Burnout ist eine Folge von chronischem Arbeitsstress, der nicht erfolgreich bewältigt wurde und bezieht sich ausschließlich auf den beruflichen Kontext - andere Bereiche des Lebens werden als Ursache ausgeschlossen", so "Mutmacherin" Silvia Breier, die Mentaltraining, Systemisches Coaching und Hypno-Coaching anbietet.

"Andauernde Überforderung durch die Arbeit führt zum Risikozustand Burnout, der wiederum Folgeerkrankungen wie z. B. Depressionen, Angststörungen und dergleichen bedingen kann. Risikofaktoren wie Burnout liegen einerseits in der Arbeit und den Arbeitsbedingungen selbst (z. B. hoher Zeitdruck, zu wenig Ressourcen und Unterstützung, Unterbesetzung, hoher Workload, lange Arbeitszeiten, kaum Ruhepausen, …), andererseits haben sie mit der Persönlichkeit (z. B. Perfektionismus, der Wunsch gefallen zu wollen, übersteigerte Hilfsbereitschaft, hohes Verantwortungs- und Loyalitätsgefühl, geringe Distanz, zu wenig Selbstfürsorge, hoher Kontrollwunsch, Narzissmus, …) zu tun."

Tendenziell versuchen Frauen sehr oft, allen Anforderungen gerecht zu werden, wohingegen es Männern leichter fällt sich abzugrenzen und Nein zu sagen, wenn es zu viel wird.

Die Expertin spricht noch einen weiteren wichtigen Punkt an: "Job, Hausarbeit und Kinderbetreuung erhöhen aufgrund der Rollenverteilung in vielen Familien den Workload von Frauen mehr als den von Männern. Ganz besonders trifft es Alleinerzieherinnen, von denen es wesentlich mehr gibt als Alleinerzieher." Dazu kommt noch: "Manchmal haben Frauen auch das Gefühl, im Job selbst mehr leisten zu müssen als Männer, um eine angemessene Bezahlung und Karrieremöglichkeiten zu bekommen. Hinzu können noch Rollenkonflikte (erfolgreiche Business-Frau oder Zeit für die Kinder?) kommen."

Männern fällt es leichter Nein zu sagen: "Tendenziell versuchen Frauen sehr oft, allen Anforderungen gerecht zu werden, wohingegen es Männern leichter fällt sich abzugrenzen und Nein zu sagen, wenn es zu viel wird." Abschließend betont Silvia Breier: "Burnout ist immer eine individuelle Sache. Aber es gibt Maßnahmen, die das Risiko im völligen Erschöpfungszustand zu landen, senken können.

Prävention: Tipps zur Vorbeugung

Betriebliche Maßnahmen, um ein Burnout am Arbeitsplatz vorzubeugen:

  • gute Pausen- und Urlaubskultur
  • klare Abgrenzung von Aufgabenbereichen
  • klare Regelungen bezüglich Erreichbarkeit
  • Möglichkeiten einer Weiterentwicklung
  • offenes Betriebsklima
  • Wertschätzung der Arbeit und Person
  • Informationen zu Burnout, Schulungsangebote zu Stressbewältigung oder auch Ansprechpartner:in (z. B. Fachperson aus der Arbeitspsychologie) zur Verfügung stellen

Weitere Tipps zur betrieblichen Prävention findest du in "Burnout: Leitfaden zur Betrieblichen Gesundheitsförderung" von Fonds Gesundes Österreich.

5 Expertinnen-Tipps, um im eigenen Unternehmen Frustration und Stress vorzubeugen

  • Tipp 1: Prozesse optimieren
  • Tipp 2: Profitabilität in den Fokus rücken
  • Tipp 3: Rücklagen vorausschauend aufbauen
  • Tipp 4: Aus dem "goldenen Käfig" ausbrechen
  • Tipp 5: Regelmäßige Selbstreflexion

Und welche Maßnahmen kann ich für eine persönliche Burnout-Prävention treffen:

  • Arbeits- und Tagesplanung, die realistisch ist
  • Eigene Bedürfnisse beachten
  • Entspannungstechniken erlernen
  • Erholung bewusst in den Alltag einplanen
  • Klare Trennung von Arbeit, anderen Tätigkeiten

Viele Menschen leben mit einem wachsenden Schlafdefizit. Grade hier herrscht ein großes Informationsdefizit. Wer kennt schon Vitamine und Mineralstoffe die helfen Stress abzubauen. Doch gerade während der Arbeit ist eine vitalstoffreiche, regelmäßige Ernährung besonders notwendig. Der Genuss von Nikotin, Koffein, Süßigkeiten, Alkohol sollte in vernünftigen Maß erfolgen.

Viele Menschen kommen auch am Wochenende nicht zur Ruhe. Sie stürzen sich in Freizeitaktivitäten, sodass das Wochenende anstrengender wird als die Arbeit. Wohnung durchforsten und Gegenstände die länger nicht mehr benutzt wurden, aussortieren. Mein persönliche Tipp einfach verschenken und anderen Menschen eine Freude bereiten.

Viele haben Erfolg im Beruf, doch beim Versuch ein erfolgreiches Leben zu führen, scheitern sie. Statt materiellen Dingen nachzulaufen, macht es vielleicht Sinn der eigenen Entwicklung mehr Zeit und Raum zugeben. Die wahren Werte kann man nicht mit Geld kaufen.

Dieses Buch behandelt Stress und Burnout im gesamten politischen Zusammenhang, zeigt typische Krankheitsbilder anhand von Fallbeispielen, gibt Hilfestellung zur Früherkennung. Betriebliche Gesundheitsförderung ist mir persönlich ein großes Anliegen. Diesem Thema wird in dem vorliegenden Buch viel Raum gegeben.

Das vorliegende Buch richtet sich primär an Führungskräfte, Betriebsrätlnnen und Arbeitsmedizinerlnnen, auch an alle, die tagtäglich im Berufsleben mit anspruchsvollen und manchmal nicht zu bewältigenden Situationen konfrontiert sind. Die Rolle der Führungskräfte wird hier ausführlich beleuchtet.

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