Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPD) ist durch ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität gekennzeichnet. Menschen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung fällt es schwer, ihre Handlungen und Gefühle zu kontrollieren.
Was ist Borderline?
Der Begriff „Borderline“ ist englisch und bedeutet „Grenzbereich“. Er geht darauf zurück, dass die Fachwelt früher nicht genau wusste, wo sie diese Störung einordnen soll - ob bei psychischen Erkrankungen des Gefühlslebens oder der Wahrnehmung. Jedes Jahr bekommen 1-2% der Menschen die Diagnose Borderline-Störung. Männer und Frauen sind zirka gleich häufig betroffen.
ICD-Codes für Borderline
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
- F60
Symptome und Anzeichen der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Borderline-Symptome sind vielfältig. Die Patienten leiden besonders unter ihrem impulsiven Verhalten und ihrer instabilen emotionalen Welt. Die Schwierigkeit, Emotionen zu steuern, steht im Mittelpunkt der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Die meisten anderen Probleme hängen damit zusammen.
Hauptsymptome im Überblick
- Instabile Gefühlslage: Innerhalb von wenigen Stunden kann die Stimmung von Borderline-Betroffenen stark schwanken.
- Impulsivität: Die impulsiven Handlungen können dem Betroffenen Schaden zufügen und treten in mindestens zwei Bereichen auf.
- Selbstverletzung und Suizid: Etwa 3/4 aller Borderline-Betroffenen fügen sich selbst Verletzungen zu (z.B. Ritzen oder Schneiden der Haut). Außerdem wird Selbstmord angedeutet oder versucht. Etwa jeder 10.
- Angst vor dem Verlassenwerden: Betroffene bemühen sich verzweifelt darum, ein tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden (z.B. von der Partner:in) zu vermeiden.
- Instabile, intensive Beziehungen: Die Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit zeichnen sich durch einen Wechsel zwischen Extremen aus: Liebe und Hass wechseln sich ab.
- Aussetzer des Realitätsempfindens: Vorübergehend, besonders wenn Belastungen auftreten, können Betroffene psychotische Symptome zeigen. Sie empfinden die Realität nicht mehr so, wie sie ist, es können z.B.
Weitere Symptome
- Unsicherheit bezüglich des Selbstbilds, der Ziele und "inneren Präferenzen" (einschließlich sexueller)
- Neigung zu intensiven, aber instabilen Beziehungen, auf die emotionale Krisen folgen
- Übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden
- Wiederholte Drohungen oder Handlungen mit Selbstschädigung
- Anhaltende Gefühle von Leere
Manche Borderline-Patienten erleben auch sogenannte Derealisationen oder Depersonalisationen. Bei einer Derealisation wird die Umwelt als fremd und unwirklich wahrgenommen. Bei einer Depersonalisation empfinden die Betroffenen ihr eigenes Ich als fremd. Ihre Gefühle erscheinen ihnen wie losgelöst von ihrer Person.
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Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die genauen Ursachen dieser Persönlichkeitsstörung sind noch nicht bekannt. Besonders gut ist der Borderline-Typ untersucht. Für die Entstehung der Borderline-Störung lässt sich das Biopsychosoziale Modell heranziehen.
Mögliche Faktoren
- Genetische Einflüsse, die den Ausbruch der Krankheit fördern
- Belastende Zustände innerer Anspannung
- Traumatische Erlebnisse in der Kindheit
- Anomalien, die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin betreffend
Borderline und Beziehungen
Beziehungen zu Freunden sind für Personen mit dieser Persönlichkeitsstörung sehr schwierig. Besonders schwierig ist dies in romantischen Beziehungen für Betroffene von Borderline, da eine "Ich hasse dich, verlasse mich nicht"-Dynamik entsteht. Ob Liebesbeziehung oder Freundschaft - der Umgang mit Borderline-Erkrankten ist immer ein Drahtseilakt.
Herausforderungen in Beziehungen
- Ständiger Wechsel zwischen Nähe und Distanz
- Emotionale Achterbahnfahrten
- Wutausbrüche
- Angst vor dem Alleinsein
- Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen
Umgang mit Borderlinern in Beziehungen
In einer Beziehung mit Borderlinern muss man sich den Herausforderungen bewusst sein und wissen, dass ein Funktionieren viel Arbeit benötigt.
- Informieren: Umso mehr Sie über die Erkrankung wissen, umso besser können Sie damit umgehen.
- Auf sich schauen: Die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu achten, ist unbedingt notwendig!
- Ruhig bleiben, nicht manipulieren lassen: Gerade, wenn man sich diese Auszeiten schafft, kann es auf Gegenwehr stoßen, auf Beziehungsabbruch oder Androhungen davon.
- Regeln: Feste Regeln können sehr helfen, um klare Grenzen zu stecken. Außerdem geben sie der erkrankten Person einen Halt und Sicherheit, sie kann sich darauf einstellen.
- Therapie unterstützen: Sie können der Person mit Borderline nicht alleine helfen und als Partner sind Sie emotional zu sehr involviert. Eine Therapie ist oft unabdingbar - motivieren Sie Ihr Gegenüber dazu.
- Sicherheit und Abgrenzung: Da Menschen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung so große Angst vor dem Verlassenwerden haben, brauchen Sie das Gefühl von Sicherheit von ihren Freunden oder ihrem Partner. Zeigen Sie, dass Sie da sind und hier bleiben - zeigen Sie aber auch, dass Sie sich so (z. B. bei Wutanfällen) nicht behandeln lassen, ziehen Sie Konsequenzen.
Therapie und Behandlung
Zur Behandlung einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung zählt in erster Linie Psychotherapie. Gegebenenfalls verschreibt die Ärztin oder der Arzt auch Medikamente. Die Psychotherapie kann in einer Einzelsitzung mit der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten oder in der Gruppe stattfinden.
Therapieformen
- Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
- Übertragungsfokussierte Psychotherapie
- Schematherapie
Medikamentöse Behandlung
Es gibt derzeit keine speziell für die emotional instabile Persönlichkeitsstörung zugelassenen Medikamente. Die Ärztin oder der Arzt kann jedoch Medikamente „off-label“ bei starken und anhaltenden Symptomen zusätzlich zur Psychotherapie vorschlagen. Die Medikamente richten sich dabei gezielt nach den Beschwerden.
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Umgang mit der Diagnose
Die Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung kann sowohl für Betroffene als auch für Angehörige eine Herausforderung darstellen. Es ist wichtig, sich umfassend über die Erkrankung zu informieren und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Angehörige bzw. nahestehende Menschen können zudem in die Behandlung miteinbezogen werden, wenn die betroffene Person das möchte bzw. es im Therapieverlauf hilfreich erscheint.
Unterstützung für Angehörige
- Beratungsstellen
- Therapeuten
- Selbsthilfegruppen
Statistiken und Fakten
Die Borderline-Störung bricht bei den meisten Menschen im frühen Erwachsenenalter aus. Bis zum 30. Lebensjahr sind die Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben am schlimmsten, danach stabilisiert sich der Verlauf meist. Bei etwa 10 Prozent der Betroffenen kommt es zu Selbstmord, vor allem, wenn Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch stattfindet.
Prävalenz
- Ca. 5% der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Borderline-Störung.
- Die Punktprävalenz wird hingegen auf ca. zeitgleich eine Borderline-Diagnose.
Zusammenfassung
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine komplexe psychische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen kann. Durch eine umfassende Behandlung und ein besseres Verständnis der Erkrankung ist es jedoch möglich, die Symptome zu lindern und ein erfülltes Leben zu führen.
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