Unter Burnout versteht man den Zustand von tiefer, emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Der Begriff Burnout (oder auch Burnout-Syndrom) wird als Zustand der totalen Erschöpfung bezeichnet.
Laut WHO ist sie eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Burnout kann jede Person treffen - ob am Arbeitsplatz oder zu Hause. Es handelt sich dabei jedoch um keine eigenständige Erkrankung. Fachleute verstehen darunter ein Zusammenwirken von mehreren Beschwerden.
Was ist Burnout?
Die Fachwelt ist sich nicht ganz einig, was Burnout genau ist. Allerdings orientiert sich diese an bestimmten Beschwerden. Fachleute gehen davon aus, dass Burnout eine Folge einer Überlastung von beruflichen oder privaten Tätigkeiten ist. Burnout ist keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Syndrom mit verschiedenen Beschwerden.
Definition von Stress
Wir definieren Stress als wahrgenommenes, länger andauerndes Ungleichgewicht zwischen Anforderungen, die an einem Menschen gestellt werden, und den Möglichkeiten, die ihm zur Bewältigung dieser Anforderungen zur Verfügung stehen. Andauernder Stress kann zur Gesundheitsschädigung führen, wenn eine ausreichende Entspannung des Körpers nicht mehr möglich ist.
Ursachen und Stressoren
Ursachen bzw. auslösende Faktoren (= Stressoren) für Stress sind z.B. Von jedem Menschen werden Belastungen anders wahrgenommen und verarbeitet. Für die Bewältigung von Belastungen ist es wichtig, welche Ressourcen der betroffenen Person zur Verfügung stehen. Ressourcen sind positive Rahmenbedingungen, die Menschen helfen, Belastungen zu bewältigen. Zu nennen sind hier z.B.
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Fachleute orientieren sich bei der möglichen Erklärung für die Entstehung von Burnout an mehreren Aspekten. Stress dürfte eine große Rolle spielen. Zu einem Burnout kommt es, wenn eine Anpassung an die stressige Situation nicht mehr möglich ist und der Stress länger anhält. Zudem kann sich eine sogenannte Gratifikationskrise negativ auswirken. Das bedeutet, es kommt zu einem Ungleichgewicht von eigener Leistung und Anerkennung durch die Arbeitgeberin oder den Arbeitgeber.
Fachleute gehen unter anderem auch davon aus, dass die Belastung direkt mit dem Arbeitsplatz bzw. dem Ort und der Art einer Tätigkeit zusammenhängen kann. Diese Belastungen können so groß werden, dass sie die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung übersteigen. Zudem vermuten Fachleute unter anderem, dass manche Menschen ein erhöhtes Risiko für ein Burnout haben.
Symptome von Burnout
Die völlige Burnout-Erschöpfung ist nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen da. Fachleute beschreiben Burnout unter anderem in zwölf Stadien. Ein Burnout verläuft je nach Person unterschiedlich. Diese Stadien können jedoch der groben Orientierung dienen, wie ein Burnout verlaufen kann. Es ist möglich, Stadien zu „überspringen“ bzw. können sie auch in anderer Reihenfolge auftreten.
Das Burnout-Syndrom ist vielfältig und individuell in Auftreten und Ausmaß: Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, aber auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe oder körperliche Dysfunktionen. Typisch sind auch Schuldgefühle oder Versagensängste.
Wichtige Kennzeichen von Burnout sind Erschöpfung, Zynismus und eine geringere berufliche Leistungsfähigkeit. Möglicherweise sind Sie bereits mitten im Burnout, wenn Sie sich am Morgen in die Arbeit quälen, Ihnen Menschen, die für Sie einmal wichtig waren, gleichgültig werden oder wenn Sie keinen Sinn (mehr) in Ihrer Arbeit sehen, bedrückt sind und sich ständig erschöpft fühlen.
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Häufige Symptome:
- Erschöpfung: Menschen mit Burnout fühlen sich energielos, ausgelaugt und völlig erschöpft.
- Verringerte Leistungsfähigkeit: Betroffenen fällt es schwer, die bisherige Leistung zu halten - ob im Haushalt, im Beruf oder bei der Pflege von Angehörigen.
- Entfremdung von der Tätigkeit: Betroffene erleben ihre Tätigkeit immer mehr als belastend. Es kann zur Abstumpfung gegenüber Aufgaben und Situationen kommen.
- Auch Gefühle innerer Leere sowie Schlafstörungen treten auf. Zudem können sich Probleme in der Partnerschaft oder Familie verstärken.
- Weiters sind körperliche Beschwerden möglich, wie etwa Verdauungsprobleme oder Schmerzen.
Die zwölf Stadien des Burnout
- Zwang, sich zu beweisen.
- Verstärkter Einsatz.
- Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse.
- Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikte.
- Umdeutung von Werten.
- Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme.
- Sozialer Rückzug.
- Verhaltensänderungen.
- Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit.
- Innere Leere.
- Depression.
- Völlige Burnout-Erschöpfung.
Folgen von Burnout
Als Stressfolgen können sowohl körperliche als auch psychische Beeinträchtigungen auftreten, wobei das Beschwerdebild individuell sehr unterschiedlich sein kann. Burnout ist ein Risikofaktor für weitere Erkrankungen, bei denen dauerhafter Stress eine große Rolle spielt. Dazu zählt etwa die Depression.
Anhaltender Stress kann jedoch zu krankheitswertigen Folgeerscheiungen führen. Es kann zu Schäden am Gefäßsystem, Schlaganfällen, Diabetes, Gastritis, Geschwüren, Kopfschmerzen, Depressionen usw. kommen, auch werden psychische Störungen wie Angststörungen, Schlafprobleme, sexuellen Störungen, etc. begünstigt.
Prävention und Therapie
Da Burnout durch ein Zusammenspiel von vielen Faktoren entsteht, kann man diesem nicht sicher vorbeugen.
Wer in die Burnout-Spirale geraten ist, hat gute Chancen, ihr wieder zu entkommen, da es zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten gibt. In der Psychotherapie können Symptome verdeutlicht und Betroffene sensibilisiert werden. Es wird ein individueller Weg erarbeitet, wie man den Stress bewältigen und vorbeugen kann.
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Die in der Psychotherapie vermittelten Stressbewältigungsstrategien zielen auf eine Verbesserung des individuellen Umgangs mit den jeweiligen „Stressoren“ ab. So wird zum Beispiel daran gearbeitet, wie man Probleme im beruflichen Alltag vermindern (Problemlösetraining), übersteigerte Kontrollambitionen abbauen, möglichen Ärger reduzieren und diverse Entspannungsmethoden (wie etwa die Progressive Muskelrelaxation von Jacobson) erlernen kann.
Präventionsmaßnahmen
- Angemessene Möglichkeiten einer Karriere bzw. Unterstützung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, z.B. Einrichtung einer Ansprechstelle für Burnout im Betrieb, z.B. Angebot von Schulungen, z.B. Ggf. Vorsorgeuntersuchungen im Betrieb können helfen, Burnout möglichst früh zu erkennen.
- Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz sieht unter anderem die verpflichtende Evaluierung von Arbeitsplätzen vor. Darunter versteht man die Ermittlung und Beurteilung von Gefahren durch den Arbeitgeber sowie die Festlegung von Maßnahmen zu ihrer Vermeidung. Auch die Gefahren durch psychische Belastungen müssen dabei festgestellt werden.
- Realistische eigene Arbeitsplanung bzw. Eigene Bedürfnisse beachten, z.B. Erlernen von Entspannungstechniken, wie z.B. Auch Coaching kann hilfreich sein, sich mit der eigenen Tätigkeit auseinanderzusetzen.
Therapiemöglichkeiten
- Lernen und Anwenden von Entspannungsmethoden bzw. Bei diesen Maßnahmen können etwa Fachleute aus dem Bereich der Gesundheitspsychologie oder Klinischen Psychologie helfen.
- Bei Problemen am Arbeitsplatz unterstützen Änderungen im betrieblichen Umfeld. Auch Initiativen wie fit to work bieten dabei Hilfe.
- Darüber hinaus kann Psychotherapie unterstützen, mit der Situation umzugehen und die seelische Belastung zu vermindern. Dabei hat sich etwa der Ansatz der Akzeptanz- und Commitment-Therapie bewährt. Dieser Ansatz kommt aus der Verhaltenstherapie. Dabei lernen Betroffene, achtsam und mit Selbstmitgefühl mit ihren Problemen umzugehen sowie sich neu im Leben zu orientieren.
- Die Ärztin oder der Arzt kann auch bei Bedarf Medikamente verschreiben, um Symptome zu lindern - zum Beispiel Schlaflosigkeit. Liegt eine Depression vor, erfolgt die Behandlung daran ausgerichtet.
Diagnosestellung
Burnout ist nicht als eigenständige Diagnose im sogenannten ICD-10, der internationalen Klassifikation der Krankheiten, angeführt. Es findet sich dort unter dem Begriff „Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ als „Ausgebranntsein“ (Burnout). Die Ärztin oder der Arzt stellt Burnout meist als eine sogenannte Nebendiagnose.
Zu Stellung der Diagnose erhebt die Ärztin oder der Arzt die Krankengeschichte. Sie oder er fragt dabei, welche Beschwerden bestehen und wann diese aufgetreten sind. Zur Stellung der Diagnose können auch Fragebögen helfen. Zudem führt die Ärztin oder der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Sie oder er schließt zudem andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden aus.
Hilfsangebote
Wer von Burnout betroffen ist, muss kein:e Einzelkämpfer:in sein. Grundsätzlich sollten die eigene Vertrauensärztin oder der eigene Vertrauensarzt die erste Ansprechperson sein. Im betrieblichen Kontext können dies auch Betriebsärztinnen bzw. -ärzte oder Arbeitspsychologinnen bzw. - psychologen sein.
Fit2work umfasst ein flächendeckendes, niederschwelliges Beratungsangebot für Betriebe und Einzelpersonen. Für Betroffene können auch Selbsthilfegruppen eine gute Unterstützung sein. Das Berufliche Bildungs- und Rehabilitationszentrum hilft dabei, Job-Perspektiven nach Unfällen und Krankheiten zu schaffen, und hat auch ein spezialisiertes Angebot für seelische Leiden.