ADHS Ursachen: Ein umfassender Überblick

ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung. Das ist eine der häufigsten psychischen Störungen in der Kindheit. Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind ihre Hauptmerkmale. In vielen Fällen bleibt ADHS lebenslang bestehen. Ihre Häufigkeit bei Kindern und Jugendlichen liegt weltweit bei etwa fünf Prozent.

Wie äußert sich ADHS?

Zu den Hauptfaktoren von ADHS gehören:

  • Unaufmerksamkeit
  • Impulsivität
  • Hyperaktivität

Ohne Behandlung beeinträchtigt die Störung die schulische und berufliche Leistungsfähigkeit sowie die sozialen Kontakte der Betroffenen. Häufig bleibt die Symptomatik ein Leben lang bestehen.

Welche Formen von ADHS gibt es?

Die Symptome von ADHS können bei Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sein und es treten nicht immer alle Symptome bei einem Patienten auf. Grundsätzlich wird zwischen drei Untergruppen von ADHS unterschieden:

  • Vorwiegend hyperaktiv-impulsiv - „Zappel-Phillipp“
  • Vorwiegend unaufmerksam - „Träumer - (ADS)
  • Mischtyp: hyperaktiv und unaufmerksam

ADHS ist keine Modekrankheit, der Symptomenkomplex ist schon sehr lange bekannt. Früher verwendete man nur andere Begriffe dafür (z.B. MCD, POS). Astrid Lindgren beschrieb mit „Michel von Lönneberga“ ein typisches ADHS-Kind. Auch viele bekannte Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Berufsgruppen, gehen mit ihrem ADHS offen um.

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Ursachen von ADHS

Die genauen Ursachen, wie ADHS entsteht, sind bis heute nicht geklärt. Man geht allerdings davon aus, dass mehrere Faktoren zusammenspielen, dass sich eine Hyperaktivitätsstörung und/oder ein Aufmerksamkeitsdefizit entwickeln können. Als Hauptauslöser gelten neben der genetischen Veranlagung auch erworbene Auslöser wie Komplikationen bei der Schwangerschaft und Geburt sowie psychosoziale Gegebenheiten.

Genetische Veranlagung

Eine wesentliche Rolle für ADHS wird der genetischen Veranlagung zugeschrieben. ADHS ist eine angeborene Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn. Das heißt, bestimmte Informationen (Reize) werden nur lückenhaft weitergeleitet oder gehen ganz verloren. Vielfach sind auch Eltern, Geschwister oder andere Verwandte von der Erkrankung betroffen, wenn auch in anderer Ausprägung und in einem anderen Ausmaß. Sofern ein Elternteil an ADHS erkrankt ist, liegt das Erkrankungsrisiko für Kinder bei 20 bis 40 Prozent. Man vermutet also, dass mehrere Gene an der Entstehung der Krankheit beteiligt sind.

Weitere Faktoren

Einige Experten sehen gesellschaftliche Veränderungen (z.B. Reizüberflutung, Bewegungsmangel, zu viel Medienkonsum, zu viel Zucker……) als mögliche Mitauslöser für ADHS.

Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von ADHS erhöhen können, sind zwar wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht, doch einzelne Studien weisen auf einige Faktoren hin, die das Risiko erhöhen könnten:

  • Konsum von Alkohol oder Drogen in der Schwangerschaft
  • niedriges Geburtsgewicht
  • Probleme bei der Geburt (z.B. Sauerstoffmangel)
  • ADHS bei den Eltern

ADS vs. ADHS

Im Unterschied zur ADHS liegt bei Patienten mit ADS keine erkennbare Hyperaktivität vor. Betroffene Kinder wirken meist ruhig und stören den Unterricht kaum, haben aber trotzdem Probleme, mitzukommen und sich zu konzentrieren. Sie wirken oft verträumt und in ihren Gedanken versunken. Durch die Hyperaktivität und der Unruhe, unter der ADHS-Kinder leiden, sind sie vergleichsweise in ihrem Verhalten meist auffälliger als ADS-Betroffene. Kinder mit ADHS werden häufig als sehr anstrengend manchmal auch als aggressiv empfunden.

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Ähnlich wie bei ADHS, treten auch bei Kindern mit ADS Aufmerksamkeitsprobleme auf. Sie wirken oft unaufmerksam und lassen sich leicht von anderen Dingen ablenken. Im Unterricht oder beim Lösen der Hausaufgaben verlieren sie schnell Lust und Konzentration und arbeiten sehr langsam. Oftmals kann das Erarbeiten der Hausaufgaben stundenlang dauern. Gelerntes wird meist schnell vergessen und Kinder mit ADS sind oft sozial schlecht integriert.

Symptome von ADHS/ADS

Kinder mit ADHS/ADS zeigen häufig folgende Symptome:

  • Probleme sich zu organisieren
  • Hohe Ablenkbarkeit
  • Vergesslichkeit
  • Häufiges Verlieren von Gegenständen (Stifte, Hauben…)
  • „Aufschieberitis“ (alles auf den letzten Drücker)
  • Gibt erledigte Hausübungen nicht ab oder findet sie in der Schultasche nicht
  • Kann nicht lange ruhig sitzen
  • Braucht übermäßig lange für die Hausübung
  • Übergänge sind oft ein Problem
  • Muss an tägliche Routinen immer wieder erinnert werden (z.B. Zähneputzen)
  • Häufige Wutanfälle
  • Unterbrechen häufig Gespräche anderer
  • Hoher Gerechtigkeitssinn
  • Kann nicht verlieren
  • Kommt mit Gleichaltrigen eher schlecht zurecht (besser mit jüngeren oder älteren Kindern)
  • Leicht zu beeinflussen
  • Oft eine „Rampensau“ (ADHS) oder wirken in der Klasse fast unsichtbar (ADS)
  • Sehr charmant mit Erwachsenen
  • Oft hohe sprachliche Kompetenz
  • Oft sehr sensibel und mitfühlend

Behandlung von ADHS

Es ist wichtig, die Behandlung individuell anzupassen und die Familie und das nähere soziale Umfeld (Lehrer, Erzieher, Verwandte, Freunde) aufzuklären, um sie in pädagogische Maßnahmen mit einzubeziehen. Vor allem Familie und Schule können den Kindern und Jugendlichen mit ADHS helfen, das Leben besser zu meistern und vorhandene Fähigkeiten zu fördern.

Das Therapieziel bei ADHS ist primär eine Verbesserung der Lebensqualität.

Säulen der Behandlung

An unserem Zentrum sind 3 Säulen wichtig:

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  • Lehrercoaching
  • Elterncoaching
  • Kindercoaching

Lehrercoaching

Die Schule ist die Zerreißprobe für Kinder mit ADS/ADHS. Wenn sie hier positive Erfahrungen machen, und Erfolgserlebnisse sammeln können, dann wird ihr „Handikap“ fast nie zu einem ausufernden Problem.

Dies ist leider nicht oft der Fall, da viele heute üblichen pädagogischen Konzepte, für Kinder mit ADS/ADHS nicht geeignet sind.

Mit Freiarbeit, Gruppenarbeit und selbständiger Zeit- und Arbeitseinteilung sind diese Kinder meist heillos überfordert.

Hier hilft meist nur eine gute Aufklärung über das Phänomen ADS/ADHS. Weiß man erst einmal, was bei diesen Kindern anders funktioniert ist es meist nur ein kleiner Schritt zur Schaffung von geeigneten Lernbedingungen.

Für Kinder, die bei uns in Betreuung sind, ist die Einbeziehung der Lehrkraft eine Selbstverständlichkeit (außer dies wird nicht gewünscht).

Mit dem Einverständnis der Eltern verbringen wir auch gerne mal einen Vormittag in der Schule, um vor Ort mit hilfreichen Tipps zu unterstützen.

Kindercoaching

Den größten Leidensdruck hat das betroffene Kind selbst. Es möchte gerne das tun was man ihm sagt, aber es kann nicht. Es möchte am allerliebsten so sein wie alle anderen Kinder, aber es bekommt täglich zu spüren, dass es anders ist.

Kinder-Coaching beinhaltet:

  • altersentsprechende Aufklärung des Kindes
  • Konzentrationstrainings
  • Training zur Steigerung der sozialen Kompetenz
  • Verbesserung der Graphomotorik
  • Erarbeiten alternativer Handlungsmuster (z.B. nicht gleich hinschlagen, wenn ich mich ärgere)
  • Arbeit am Selbstwert des Kindes

Elterncoaching

Die Diagnose ADS/ADHS ist für viele Eltern eine Erleichterung, für andere eine Überraschung, für einige auch vorerst ein Schock. In jedem Fall besteht Handlungsbedarf, um dem Kind zu helfen und die Eltern zu entlasten.

ADS/ADHS in den Griff zu bekommen, heißt vor allem die Umweltbedingungen für das betroffene Kind zu adaptieren. Der wichtigste Punkt in der Therapie von ADS/ADHS ist eine gründliche Aufklärung über das Krankheitsbild. Wenn man ADS/ADHS verstanden hat, dann kommt man mit den Kindern viel besser und mit deutlich weniger Stress zurecht.

Hierfür ist ein Elterntraining sehr wichtig. Elterntrainings werden einzeln oder auch in der Gruppe angeboten. Sie beinhalten:

  • genaue Aufklärung über das Störungsbild
  • Hilfestellung in konkreten schwierigen Situationen (z.B. Hausaufgaben, zusammenräumen,…)
  • konkrete Erziehungstipps
  • Hilfestellung in der oft belasteten Partnerschaft
  • Hilfestellung zur Verbesserung der schulischen Situation
  • Austausch mit anderen betroffenen Eltern (in der Gruppe)

Medikation

Sie haben sicher schon von der Möglichkeit gehört/gelesen ADHS mit Medikamenten zu behandeln.

Medikation ist ein möglicher Baustein in der Behandlung, aber absolut kein zwingender.

Wir empfehlen Medikation sehr selten und in 98 % der Fälle ist das auch nicht notwendig.

Sollten wir gemeinsam mit den Eltern zu dem Schluss gelangen, dass dies doch eine Möglichkeit wäre (z.B.

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