Burnout Krankschreibung Dauer: Was Sie wissen müssen

Der Begriff des Burnout-Syndroms ist in vielen anhaltenden Leistungsgesellschaften weit verbreitet - so auch in der österreichischen Arbeitswelt. Das einseitige Leben für die Arbeit kann jede Person krank machen und nachhaltig belasten. Was steckt also hinter dem Begriff Burnout? Das „Ausgebranntsein“ steht allgemein für alle möglichen Arten von erhöhtem Stress sowie starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung, die in Arbeitsunfähigkeit und Depression münden können.

Auch wenn es keine klare Definition für Burnout gibt, ist es möglich, Burnout von anderen psychischen Krankheiten wie einem Boreout oder einer Depression abzugrenzen. Entsteht ein Burnout meist durch zu viel Stress am Arbeitsplatz, hat ein Boreout seinen Ursprung in der Unterforderung am Arbeitsplatz. Ein Burnout holt man sich nicht von heute auf morgen. Der schleichende Prozess der psychosomatischen Erschöpfung inmitten der Arbeitswelt zieht sich meist über mehrere Jahre hinweg.

Um gesund am Arbeitsplatz zu bleiben und auch 12-Stunden-Tage zu überstehen, braucht es also immer genügend Achtsamkeit für den eigenen Körper und die eigene Psyche. Gegensätze wie ein extremer Idealismus oder ein ermüdender Fatalismus sowie überfordernde Verantwortung oder mangelnde Einflussmöglichkeiten können alle ursächlich wirken. Auch zusätzliche Faktoren - wie Globalisierungseffekte, Automatisierungsprozesse oder eine Wirtschaftskrise können Arbeitnehmer als auch die Chefetage zusätzlich in die Verunsicherung stürzen.

So zeigt sich auch bei der Diagnose von Burnout schnell die Problematik der Uneindeutigkeit: Die Symptome können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht immer gleich auf ein Burnout hinweisen. So überschneiden sich die Symptome von Burnout auch schnell mit verschiedenen Arten der Depression. Auch lang vermutete aufeinanderfolgende Stadien des Burnouts, inklusive einer festen Symptomatik-Abfolge, konnten nie wissenschaftlich erwiesen werden.

Jeder Mensch in jeder Position und jeder Branche kann in den Teufelskreis der beschriebenen Symptome hereingezogen werden. Vom beruflichen „Ausbrennen“ ist lang nicht nur die Manager-Ebene betroffen. Ganz im Gegenteil: Nicht die Top-Verdiener, sondern die Positionen darunter in leitender Funktion sind besonders anfällig, da sie Druck von unten und oben aushalten müssen. Aber auch manche Branchen - wie die IT - sind durch ihre Arbeitsweisen im Alleingang und möglichem Home Office ohne Zeitlimit prädestinierter als andere Berufsgruppen. Bereiche mit großen Transformationsprozessen am Arbeitsmarkt gepaart mit extremen Selbstansprüchen und hohem Arbeitsdruck bilden eine gefährliche Kombination.

Lesen Sie auch: Burnout: Krankschreibung und Dauer

Die Umstellung auf Home-Office steigert die Belastung - vor allem Frauen müssen sich nun wieder vermehrt gleichzeitig um Haushalt, Kinder und den Beruf kümmern. Zu diesem privaten Druck gesellt sich der Stress in der Arbeit: Arbeitsabläufe müssen neu organisiert werden, die Kaffeepause mit Kollegen fällt weg. Psychologen warnen deswegen vor einem Anstieg an Burnout-Patienten.

Um herauszufinden, welche Strapazen du eventuell reduzieren kannst, braucht es zunächst ein Bewusstsein für zwei Arten von Stress: einerseits, den von der Arbeit auferlegten und, andererseits, den selbst aufgezwungenen. Das Zauberwort Work-Life-Balance ist momentan in aller Munde. Es ist extrem wichtig auch abzuschalten. Gearbeitet wird nur auf der Arbeit! Viele Arbeitnehmer verzichten auch gerne auf einen Teil des möglichen Vollzeit-Gehalts, um Teilzeit zu arbeiten. Egal, ob für dich ein langer Urlaub oder mehrere kleine Trips die größere Erholung bringen, versuche den bestmöglichen Kompromiss zwischen deiner seelischen Gesundheit und den urlaubstechnischen Möglichkeiten zu finden.

Da die Ursachen und Symptome des Burnout divers verlaufen können, macht auch eine universelle Therapieform keinen Sinn. An erster Stelle muss die ausgebrannte Erschöpfung jedoch zunächst von der betroffenen Person erkannt und akzeptiert werden, was teilweise sehr lange dauern kann oder erst in psychosomatischen Krisenmomenten passiert. Eine konstruktive Lösungsfindung für die eigenen Probleme ist bei Depressiven in Eigenregie meist nicht mehr möglich.

Krankschreibung bei Burnout: Was ist zu beachten?

Nach langem Kampf hast du eingesehen, dass es Zeit für eine Auszeit ist? Natürlich brauchst du für einen längeren Krankenstand ein ärztliches Attest. In diesem muss aber nicht der Grund für die Krankschreibung stehen. Ebenfalls hat dein Arbeitgeber nicht das Recht, dich nach der genauen Krankheit zu fragen.

Rechte und Pflichten während des Krankenstandes

Während des Krankenstandes ist der Arbeitgeber für mindestens 6 Wochen dazu verpflichtet das Gehalt inklusive üblicher Überstunden und Prämien weiter auszuzahlen. Besteht das Arbeitsverhältnis schon mehr als 5 Jahre erhöht sich die Zeit der Entgeltfortzahlung auf 8 Wochen. Bei 15 Dienstjahren sind es sogar 12 Wochen.

Lesen Sie auch: Posttraumatische Belastungsstörung – Zeitlicher Verlauf

Ab dem vierten Tag der Arbeitsunfähigkeit hat der Arbeitnehmer Anspruch auf Krankengeld. Jedoch wird das Krankengeld erst ausbezahlt, wenn der Arbeitgeber nur mehr weniger als die Hälfte des Gehalts auszahlt. Bis zum 43. Krankheitstag beträgt das Krankengeld grundsätzlich 50 % der Bemessungsgrundlage. Danach steigt es auf 60 %. Zeitgleich sinkt aber auch die Entgeltvorzahlung des Arbeitgebers. Das Krankengeld kann mindestens 26 Wochen bezogen werden.

Während eines Krankenstandes besteht kein Kündigungsschutz. Somit kann das Arbeitsverhältnis mündlich oder schriftlich seitens des Arbeitgebers jederzeit aufgelöst werden. Im Falle einer Kündigung im Krankenstand endet das Arbeitsverhältnis mit Ende der Kündigungsfrist.

Allgemein muss der Arbeitnehmer - wie bei jeder anderen Erkrankung - seine Arbeitsverhinderung durch eine ärztliche Bestätigung belegen können. Depressionen werden allgemein nicht mehr so tabuisiert wie vor vielen Jahren, sondern als ernstzunehmende Krankheit anerkannt. Der Begriff des Burnouts wird jedoch auch häufig als „Modekrankheit“ abgetan, unter dessen Label ein Bekenntnis einfacher oder gar zu schnell ablaufen kann.

Darüber hinaus ist der Arbeitnehmer derweil nicht verpflichtet im beruflich verursachten Krankenstand durch seine psychische bzw. psychosomatische Erkrankung für den Arbeitgeber erreichbar zu sein. Auch der Aufforderung sich vom Betriebs- oder Amtsarzt untersuchen zu lassen muss er keinesfalls nachkommen. Will der Arbeitgeber sich jedoch während des Krankenstandes ohne Angaben von Gründen trennen, muss auch dieser eine rechtliche Vorab-Beratung in Betracht ziehen, damit die Kündigung am Ende nicht als sozialwidrig angefochten wird.

Dauer der Krankschreibung

Burnouts können Wochen oder Monate dauern, das kommt auf den individuellen Fall an. In der Regel wird man mit Burnout nicht länger als sechs Wochen am Stück krankgeschrieben, meist eher im zwei-Wochen-Rhythmus bis zur Besserung der drastischsten Symptome. Wenn kein Ende der Krankheit absehbar ist, kann auch „bis auf Weiteres“ als Krankheitsdauer eingetragen werden.

Lesen Sie auch: Lebenserwartung bei ADHS: Ein Überblick

Arbeitsrechtliche Aspekte und Entgeltfortzahlung im Überblick

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Ansprüche auf Entgeltfortzahlung im Krankenstand, abhängig von der Dauer des Arbeitsverhältnisses:

Dauer des Arbeitsverhältnisses Volles Entgelt Halbes Entgelt
Im 1. Jahr 6 Wochen 4 Wochen
Vom 2. bis 15. Jahr 8 Wochen 4 Wochen
Vom 16. bis 25. Jahr 10 Wochen 4 Wochen
Ab dem 26. Jahr 12 Wochen 4 Wochen

Wiedereinstieg in den Job

Beim Wiedereinstieg in den Job werden den Betroffenen oft neue Arbeitskonditionen vom Arzt empfohlen - mehr Teamarbeit, weniger Dienstreisen, kein Home Office oder Teilzeit. Auch wenn die Therapie gut anschlägt und man sich wieder fit für die Arbeitswelt fühlt, sollte man nicht zu früh mit den therapeutischen Maßnahmen aufhören, sondern diese auch beim Wiedereintritt in das Berufsleben beibehalten. Eine intensive Therapie von etwa vier bis acht Wochen ist normalerweise eine gute Zeitspanne, um wieder zu Kräften zu kommen und sich mit neuen Bewältigungsstrategien zurück an den Arbeitsplatz zu wagen.

Optionen nach dem Burnout

Für viele Patienten ist die Rückkehr zur alten Arbeitsstelle schwierig - zu groß ist die Angst, von den Kollegen schräg angeschaut zu werden. Für viele Betroffene ist die Erfahrung eines Burnouts auch Anstoß, dem Leben eine neue Richtung zu geben. Nicht wenige nutzen die Kenntnisse eines Burnouts dafür, sich selbstständig zu machen und sich einen lange gehegten Traum zu erfüllen. Eine weitere Möglichkeit, völlig neu anzufangen, sind Quereinsteiger-Jobs. Deine bisherigen Erfahrungen in der Arbeitswelt können dir hier von großem Nutzen sein und dennoch übst du eine Tätigkeit in einem völlig neuen Bereich aus.

Bleib so nahe wie möglich an der Wahrheit und gib zu, dass du an einer Krankheit gelitten hast. Geh aber nicht näher auf die Erkrankung ein. Du bist nicht verpflichtet den Grund für deine krankheitsbedingte Auszeit preis zu geben. Erwähne kurz, dass du unter einem Burnout gelitten hast und betone, dass du nun wieder vollständig genesen und einsatzfähig bist. Heb hervor, was du durch die Krankheit über dich selbst gelernt hast und welche zusätzlichen Fähigkeiten du dadurch erlangt hast. Verwandle diese einfach in eine deiner Stärken.

Prävention von Burnout

Vor allem ein durchgehender, hoher Stresspegel ist oft für das Entstehen eines Burnouts verantwortlich. Wer glückliche, ausgeglichene Mitarbeiter hat, profitiert auch von weniger Ausfällen in der Belegschaft und guter Produktivität und Zusammenarbeit im Team.

Burnout ist nicht gleich Burnout. Denn es gibt verschiedene Stufen und Stadien des Krankheitsbilds. Der Psychologe Herbert Freudenberger und die Autorin Gail North haben ein Phasenmodell entwickelt, das zwölf Stufen von Burnout beschreibt.

  1. Der Mitarbeiter möchte sich immer als kompetent, leistungswillig und perfekt beweisen.
  2. Der Mitarbeiter geht Konflikten aus dem Weg.
  3. Der isolierte Mitarbeiter empfindet das eigene Dasein als hoffnungslos. Der berufliche Ehrgeiz verschwindet völlig.
  4. Der Mitarbeiter fühlt sich innerlich leer und versucht dies durch Essen, Drogen etc. auszugleichen.

Bei Stufe 4 bis 8 ist eine Beratung sinnvoll, da sowohl die körperliche und geistige Gesundheit als auch das soziale Leben betroffen sein können. Ab Stufe 9 sollte eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden. Selbst bei Burnout im Anfangsstadium sollte man sich anderen mitteilen.

Was kann der Arbeitgeber tun?

Bemerkt man ein Burnout, sollte man den/die Vorgesetzte/n darüber informieren. Am besten ist ein persönliches Gespräch, in dem man allerdings nicht zu sehr ins Detail geht. Es genügt zu sagen, dass man Symptome bemerkt hat (nicht ausführen, welche) und ein Burnout vermeiden will. Dazu sollte man gezielte Vorschläge parat haben, z.B.: „Ich kann die nächsten Wochen keine Nachtschichten machen.

Arbeitgeber/innen können auch präventive Maßnahmen anbieten, um das Risiko für Mitarbeiter/innen zu schmälern. Dies können Gesprächs- oder Sportangebote sein, z.B. entspannende Sportarten wie Yoga, Tai-Chi oder geführte Meditationen. Auch das Anbieten von Power Naps (Mittagsschläfchen im Büro, z.B.

Therapeutische und medizinische Hilfe

Die Behandlung ist immer dieselbe: Stressreduktion, Gespräche, sowie professionelle therapeutische oder ärztliche und ggf. sogar medikamentöse Hilfe. Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Burnout. Leidet die betroffene Person aber unter Symptomen einer Depression, können Antidepressiva eingesetzt werden.

Klinikaufenthalte oder Rehamaßnahmen sind besonders in drastischen Fällen notwendig. Die Ziele dieser Therapien sind die Stärkung der psychischen Widerstandskraft, das Verändern von schädlichen Verhaltensmustern, das Erlernen von Bewältigungsstrategien, die Beseitigung bzw. Minderung der körperlichen und psychischen Symptome sowie die Ermöglichung lustvollen Erlebens.

Burnout ist nicht als eigenständige Diagnose im sogenannten ICD-10, der internationalen Klassifikation der Krankheiten, angeführt. Es findet sich dort unter dem Begriff „Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ als „Ausgebranntsein“ (Burnout). Die Ärztin oder der Arzt stellt Burnout meist als eine sogenannte Nebendiagnose.

Fachleute konnten bisher noch keine verbindlichen, einheitlichen Empfehlungen für die Therapie von Burnout zur Verfügung stellen. Bei Problemen am Arbeitsplatz unterstützen Änderungen im betrieblichen Umfeld. Auch Initiativen wie fit to work bieten dabei Hilfe. Darüber hinaus kann Psychotherapie unterstützen, mit der Situation umzugehen und die seelische Belastung zu vermindern. Dabei hat sich etwa der Ansatz der Akzeptanz- und Commitment-Therapie bewährt.

tags: #Burnout #Krankschreibung #Dauer