Laut der österreichischen Arbeiterkammer gelten mehr als zehn Prozent der Bevölkerung hierzulande als Burnout-Betroffene. Weitere 17 bis 20 Prozent werden als gefährdet eingestuft. Da diese psychosomatische Krankheit demnach jede/n Dritte/n (indirekt) betrifft und vor allem bei Erwerbstätigen vorkommt, ist Burnout auch für Arbeitgebende ein relevantes, alltagsnahes Thema.
Was ist Burnout?
Unter Burnout versteht man körperliche und emotionale Erschöpfung. Das Burnout-Syndrom fällt in der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10-Code) in die Rubrik „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“.
Zu einem Burnout-Syndrom kommt es, wenn eine lang andauernde Belastung zur Überforderung wird und nicht vermieden werden kann. Nicht immer ist der Beruf Grund dafür: Private oder persönliche Belastungen können Menschen ans Ende ihrer Kräfte bringen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen und Anzeichen für ein Burnout sind vielfältig, denn Stress und Erschöpfung ist etwas individuell Empfundenes. Die Gründe für ein Burnout lassen sich in Cluster aufteilen, sodass sich verschiedene Kategorien herauskristallisieren lassen. Jedes der vier oben genannten Felder - Beruf, Privatleben, Person, Gesellschaft - birgt eigene Stressfaktoren, die sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen.
Zu den größten Stressfaktoren am Arbeitsplatz gehören u.a. Multitasking, das „Hamsterrad-Syndrom“ (immer zu viel zu tun haben), Konkurrenz, fehlendes bzw. negatives Feedback und fehlender Handlungsspielraum. Zeit- und Leistungsdruck sind weitere Faktoren. Auch hier ist es wieder eine subjektive Wahrnehmung der Gegebenheiten: Person A nimmt vielleicht die dauerhaften Überstunden als stressige, aber auch positive Herausforderung wahr. Doch Person B kann die Angelegenheit nicht länger so auffassen. Sie ist überfordert, unkonzentriert, energielos - ausgebrannt.
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Symptome von Burnout
Burnout beschreibt die Anhäufung von Symptomen, die sich individuell sehr unterschiedlich zeigen können. Als ein Syndrom bezeichnet Burnout also die Anhäufung von Symptomen, die sich individuell sehr unterschiedlich zeigen können. Die Symptome von Burn-Out und wie es zur Diagnose kommt, sind bei jedem und jeder anders.
Häufige Symptome sind:
- Erschöpfung: Betroffene fühlen sich überfordert, ausgelaugt und antriebslos, sind oft müde und niedergeschlagen. Viele haben zudem körperliche Beschwerden.
- Entfremdung von der eigenen Tätigkeit: Menschen mit einem Burnout erleben ihre Arbeit als frustrierend. Sie verlieren ihre Empathie, stumpfen ab und entwickeln eine zynische Haltung ihren Mitmenschen und Aufgaben gegenüber.
- Verminderte Leistungsfähigkeit: Betroffene haben meist Probleme, sich zu konzentrieren und sich Dinge zu merken.
- Auch Gefühle innerer Leere sowie Schlafstörungen treten auf.
- Zudem können sich Probleme in der Partnerschaft oder Familie verstärken.
Es kann etwa auch zu übermäßigem Alkoholkonsum bzw. Mehrkonsum von Kaffee, Aufputschmitteln bzw. Fallweise exzessive sinnliche Befriedigung, z.B. Fehlleistungen, z.B. Angegriffenes Immunsystem, Herz-Kreislauf- bzw.
Betroffene sind außerdem emotional ausgelaugt und nicht mehr in der Lage, in sozialen Beziehungen Mitgefühl aufzubringen. Stattdessen ziehen sie sich zurück, um möglichen Belastungen aus dem Weg zu gehen. Das eigene Bedürfnis nach Erholung wird so lange ignoriert, bis die Pausen, die man sich zugesteht, soziale Pausen sind. Überdies ist man durch die Erschöpfung antriebslos und kann im Beruf weniger leisten, wodurch persönliche Erfolgserlebnisse und die Verbundenheit zur Arbeit leiden. Dazu kommt die Scham, nicht mehr so zu funktionieren, wie es erwartet wird, oder ein schlechtes Gewissen, dass man die Kolleginnen und Kollegen im Stich lässt.
Die Phasen des Burnout-Syndroms
Burnout ist nicht gleich Burnout. Denn es gibt verschiedene Stufen und Stadien des Krankheitsbilds. Der Psychologe Herbert Freudenberger und die Autorin Gail North haben ein Phasenmodell entwickelt, das zwölf Stufen von Burnout beschreibt. Ein Burnout verläuft je nach Person unterschiedlich.
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- Zwang, sich zu beweisen.
- Verstärkter Einsatz.
- Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse.
- Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikte.
- Umdeutung von Werten.
- Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme.
- Sozialer Rückzug.
- Verhaltensänderungen.
- Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit.
- Innere Leere.
- Depression.
- Völlige Burnout-Erschöpfung.
Diagnose von Burnout
So zeigt sich auch bei der Diagnose von Burnout schnell die Problematik der Uneindeutigkeit: Die Symptome können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und müssen nicht immer gleich auf ein Burnout hinweisen. So überschneiden sich die Symptome von Burnout auch schnell mit verschiedenen Arten der Depression. Auch lang vermutete aufeinanderfolgende Stadien des Burnouts, inklusive einer festen Symptomatik-Abfolge, konnten nie wissenschaftlich erwiesen werden.
Die erste Ansprechstelle ist der/die Allgemein- bzw. Hausarzt/-ärztin. Da Burnout mittlerweile eine häufige Diagnose ist, kennen sie die Anzeichen und können Hilfe leisten. Wenn die Symptome jedoch gravierend sind, sollte man sich direkt an eine/n Psychologen/-in oder Psychotherapeuten/-in wenden. Befindet man sich in einem Stadium von Burnout ab Stufe 11 (z.B. Selbstmordgedanken), muss unverzüglich Hilfe gesucht werden. Die Seelsorge ist über den Notruf 142 jederzeit erreichbar.
Selbsttest
Um sich selbst aber zunächst ein grobes Bild über die eigene Anfälligkeit oder Betroffenheit zu machen, kann ein Burnout-Test zunächst helfen - aber Vorsicht: keine vorschnellen Diagnosen!
Dieser anerkannte Selbsttest stammt von der Fachklinik für Psychosomatik Friedenweiler. Die Fragen sollte man gemäß den folgenden Kriterien beantworten: trifft fast nie zu, trifft selten zu, trifft manchmal zu, trifft häufig zu, trifft (fast) immer zu.
- Ich handle manchmal, als wäre ich eine Maschine.
- Ich bin oft krank und anfällig für körperliche Krankheiten bzw.
Der Test basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist jedoch nicht als finale medizinische Diagnose zu betrachten.
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Behandlung von Burnout
Burnouts können Wochen oder Monate dauern, das kommt auf den individuellen Fall an. Die Behandlung ist jedoch immer dieselbe: Stressreduktion, Gespräche, sowie professionelle therapeutische oder ärztliche und ggf. sogar medikamentöse Hilfe.
Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Burnout. Leidet die betroffene Person aber unter Symptomen einer Depression, können Antidepressiva eingesetzt werden. Die fünf gängigsten Präparate in Österreich sind Cipralex (Wirkstoff: Escitalopram), Trittico (Wirkstoff: Tradozon), Fluctine (Wirkstoff: Fluoxetin), Sertralin (Wirkstoff: Sertralin) und Mirtabene (Wirkstoff: Mirtazapin).
Klinikaufenthalte oder Rehamaßnahmen sind besonders in drastischen Fällen notwendig. Die Ziele dieser Therapien sind die Stärkung der psychischen Widerstandskraft, das Verändern von schädlichen Verhaltensmustern, das Erlernen von Bewältigungsstrategien, die Beseitigung bzw. Minderung der körperlichen und psychischen Symptome sowie die Ermöglichung lustvollen Erlebens.
Weitere Therapieformen:
- Psychotherapeutische Therapie: Sie wird von zugelassenen Psychiatern/-innen, Psychologen/-innen und Psychotherapeuten/-innen stationär in Kliniken oder ambulant in Praxen durchgeführt und erschließt die Grundlagen der Erkrankung.
- Psychologische Beratung: Sie zielt im Gegensatz zu psychotherapeutischen Verfahren auf eine Verbesserung der Lebensqualität, des subjektiven Wohlbefindens sowie der Förderung der Problemlösefähigkeit ab. Zudem bietet sie Unterstützung und Hilfestellung in belastenden und schwer zu bewältigenden Lebenskrisen.
- Orthomolekulare Therapie: Im Mittelpunkt steht hierbei die hochdosierte Verwendung von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen zur Wiederherstellung der natürlichen Balance des Körpers und der Psyche.
Dauer der Krankschreibung
In der Regel wird man mit Burnout nicht länger als sechs Wochen am Stück krankgeschrieben, meist eher im zwei-Wochen-Rhythmus bis zur Besserung der drastischsten Symptome. Wenn kein Ende der Krankheit absehbar ist, kann auch „bis auf Weiteres“ als Krankheitsdauer eingetragen werden.
Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern
Allgemein muss der Arbeitnehmer - wie bei jeder anderen Erkrankung - seine Arbeitsverhinderung durch eine ärztliche Bestätigung belegen können. Darüber hinaus ist der Arbeitnehmer derweil nicht verpflichtet im beruflich verursachten Krankenstand durch seine psychische bzw. psychosomatische Erkrankung für den Arbeitgeber erreichbar zu sein. Auch der Aufforderung sich vom Betriebs- oder Amtsarzt untersuchen zu lassen muss er keinesfalls nachkommen.
Entgeltfortzahlung im Krankenstand
Ist der Arbeitnehmer völlig arbeitsunfähig, hat dieser, unabhängig ob Arbeiter oder Angestellter, mindestens sechs Wochen lang Anspruch auf Entgeltfortzahlung.
Je länger das Arbeitsverhältnis bereits besteht, umso länger ist der Arbeitgeber zur Entgeltfortzahlung verpflichtet.
Dauer des Arbeitsverhältnisses | Anspruch auf Entgeltfortzahlung |
---|---|
Mindestens | 6 Wochen |
Nach 5 Arbeitsjahren | 8 Wochen |
Nach 15 Jahren | 10 Wochen |
Maximal | 12 Wochen |
Zusätzlich haben Arbeitnehmer die Möglichkeit für weitere vier Wochen die Hälfte des Entgelts zu erhalten.
Der Arbeitgeber ist auch verpflichtet, jene Höhe des Entgelts zu zahlen, die der Arbeitnehmer erhalten hätte, wenn er seine Arbeit gewohnheitsmäßig erfüllt hätte.
Kündigung im Krankenstand
Will sich der Arbeitgeber vom Mitarbeiter trennen, kann er diesen - auch während des Krankenstandes - ohne Angabe von Gründen kündigen. Bevor der Arbeitgeber die Kündigung ausspricht, sollte dieser sich vor allem, wenn es sich um einen lange beschäftigten oder älteren Arbeitnehmer handelt, rechtlich beraten lassen. Je nach Sachlage könnte dieser nämlich die Kündigung bei Gericht als sozialwidrig anfechten.
Legt der Arbeitnehmer während seines Krankenstandes ein Verhalten an den Tag, das seine Genesung grob beeinträchtigen könnte, kann das prinzipiell eine Entlassung zur Folge haben. Wird ein ausgebrannter Arbeitnehmer gar beim Pfuschen erwischt, ist das zweifelsfrei ein Entlassungsgrund.
Prävention von Burnout
Zur Prävention des Burnouts ist es wichtig, Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung zu finden und die persönlichen Ziele und Werte im Job sowie zuhause regelmäßig zu reflektieren. Am besten wird man präventiv z.B. durch Sport oder Yoga sowie Gespräche mit Freunden/-innen tätig.
Besonders sollte man auf Faktoren achten, die man beeinflussen kann, um einem Burnout vorzubeugen: Kann man Überstunden reduzieren oder Aufgaben delegieren? Gibt es private Stressoren, die man zumindest vorübergehend ausklammern kann?
Arbeitgeber/innen können auch präventive Maßnahmen anbieten, um das Risiko für Mitarbeiter/innen zu schmälern. Dies können Gesprächs- oder Sportangebote sein, z.B. entspannende Sportarten wie Yoga, Tai-Chi oder geführte Meditationen. Auch das Anbieten von Power Naps (Mittagsschläfchen im Büro, z.B.
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