Wie lange dauert eine depressive Phase?

Ein vorübergehendes Stimmungstief kennt jeder von uns. Bleibt die gedrückte Stimmung aber mindestens 14 Tage lang bestehen, spricht man von einer Depression. Jeder Vierte ist im Laufe seines Lebens davon betroffen. Wichtig ist es, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Diagnose und Schweregrad einer Depression

Für die Diagnose einer Depression berücksichtigen Ärztinnen oder Ärzte unter anderem den Schweregrad und die Dauer der Symptome. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Symptomen und wie lange sie bestehen. Sie oder er erkundigt sich zudem nach der Lebenssituation und möglichen Problemen bei der Alltagsbewältigung.

Die Ärztin oder der Arzt schließt auch andere mögliche Erkrankungen aus bzw. Zudem ist es wesentlich, organische Ursachen für die Depression auszuschließen - z.B. durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Es können auch Fragebögen zum Einsatz kommen, um die Stellung der Diagnose zu unterstützen.

Fachleute teilen Depressionen in drei Schweregrade ein:

  • Leichte depressive Episode: Mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
  • Mittelgradige depressive Episode: Vier oder mehr der oben angegebenen Symptome sind vorhanden.
  • Schwere depressive Episode: Darunter verstehen Fachleute eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen quälenden Symptomen. Der Verlust des Selbstwertgefühls und Gefühle von Wertlosigkeit sowie Schuld sind stark ausgeprägt. Suizidgedanken sowie Suizidhandlungen sind häufig. Bei einer schweren depressiven Episode können auch psychotische Beschwerden auftreten. Dazu zählen zum Beispiel Halluzinationen oder Wahnideen. Aber auch Bewegungsstörungen oder ein Stupor können vorhanden sein. Der Alltag ist stark beeinträchtigt.

Symptome einer Depression

Eine Depression liegt vor, wenn mindestens zwei von drei Hauptsymptomen sowie mindestens zwei der Zusatzsymptome vorliegen und seit mindestens zwei Wochen bestehen. Je mehr Zusatzsymptome auftreten, umso ausgeprägter ist die depressive Episode. Wer sich über längere Zeit niedergeschlagen, antriebs- und/oder freudlos fühlt, sollte sich dem Hausarzt/ der Hausärztin oder einem Facharzt/ einer Fachärztin für Psychiatrie anvertrauen.

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Folgende Zusatzsymptome können auftreten:

  • Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls
  • Unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
  • Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Suizid, suizidales Verhalten
  • Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
  • Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung („krankhafte Unruhe“ oder ausgeprägte Antriebslosigkeit)
  • Schlafstörungen jeder Art
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit/ Heißhungerattacken mit entsprechender Gewichtsveränderung

Ebenfalls können körperliche Beschwerden in Zusammenhang mit einer Depression auftreten: diffuse Schmerzen (Kopfschmerzen, Herzstechen, Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Muskelverspannungen), Schwindel, Druck und Engegefühl in der Brust bzw.

Formen von Depressionen

Zum einen kann man eine Depression nach ihrem Schweregrad unterteilen in eine leichte, mittelgradige oder schwere depressive Phase:

  • Leichte depressive Phase: mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome
  • Mittelgradig depressive Phase: zwei Hauptsymptome und mindestens drei, höchstens vier weitere Zusatzsymptome
  • Schwere depressive Phase: alle drei Hauptsymptome und mindestens vier Zusatzsymptome

Zum anderen können Depressionen auch unterschiedlichste Formen zeigen. Es kann sich um eine Depression im Rahmen einer Belastung, um eine sogenannte unipolare wiederkehrende Depression (ausschließlich depressive Episoden) oder eine bipolare Störung (Wechsel zwischen depressiven und manischen Episoden) handeln.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Depressive Erkrankungen können bei Frauen und Männern unterschiedliche Symptome hervorrufen:

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  • Frauen: ziehen sich eher zurück, sind mutlos und verfallen ins Grübeln. Oft leiden sie auch an Schlaflosigkeit. Sie sind eher in der Lage, Hilfe zu suchen, als Männer.
  • Männer: verstecken ihre depressiven Symptome häufig hinter einer Maske. Der depressive Mann spricht kaum über seine Gefühle und Probleme. Vielleicht noch stärker als bei Frauen treten körperliche Symptome in den Vordergrund, die dann Anlass für einen Arztbesuch sein können. Depressive Männer reagieren oftmals aggressiv, gereizt und aufbrausend. Sie zeigen zudem eine Neigung zu erhöhter Risikobereitschaft (Auto-, Motorradfahren, Seitensprünge etc.).

Ursachen von Depressionen

Eine Depression entsteht durch mehrere Faktoren, zu denen innere und äußere Umstände gehören. So spielen einerseits genetische Faktoren eine Rolle: Die Neigung zu Depressionen ist vererbbar. Andererseits können auch familiäre Faktoren zur Entstehung einer Depression beitragen. Dazu zählen unter anderem Verlusterfahrungen in der Kindheit oder negative Beziehungsmuster, die beispielsweise die Entwicklung eines geringen Selbstwertgefühls zur Folge haben können.

Körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunter- oder -überfunktion (Hypothyreose/Hyperthyreose) oder bestimmte Medikamente (z.B.

Für unsere Gemütslage sind unter anderem die Überträgersubstanzen (= Neurotransmitter) Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure) sowie Glutamat verantwortlich. Bei einer Depression ist dieser Hirnstoffwechsel verändert. Dies führt zu Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, da die Fähigkeit, Freude oder Zufriedenheit zu empfinden, beeinträchtigt ist. Grundsätzlich gilt: Eine Depression kann jeden Menschen treffen!

Depressionen haben nichts mit Labilität oder Charakterschwäche zu tun! Allerdings besteht eine unterschiedliche Erkrankungsanfälligkeit aufgrund von Persönlichkeits- und familiären Faktoren sowie gesellschaftlichen Umständen und Lebensereignissen.

Ältere Menschen leiden sehr oft unter Depressionen, was allerdings in vielen Fällen nicht erkannt wird. Denn zumeist liegen gleichzeitig auch organische Erkrankungen vor, die mit Medikamenten behandelt werden. Viele dieser Krankheiten gehen mit einer Depression als Begleiterscheinung einher bzw. es können, wie erwähnt, auch Medikamente als unerwünschte Nebenwirkung Depressionen auslösen. Hinzu kommt, dass gedrückte Stimmung, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen sowie Interesselosigkeit von der Umwelt meist auf das Alter geschoben werden. Außerdem verdecken Schmerzen häufig eine Depression. Darüber hinaus kann der depressive Rückzug auch Ausdruck von Demenz oder einer beginnenden Parkinson-Erkrankung sein und als solche fehlinterpretiert werden. Bei Verdacht auf eine Altersdepression sollte daher eine besonders sorgfältige körperliche Untersuchung erfolgen und auch die Medikamente sollten auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen überprüft werden.

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Behandlungsmöglichkeiten

Zur Behandlung einer Depression stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Zu wesentlichen Therapiemaßnahmen zählen vor allem Medikamente, meist sogenannte Antidepressiva, und Psychotherapie. In jedem Fall erfolgt eine Aufklärung über die Erkrankung. Die Fachwelt nennt das Psychoedukation. Bei der Behandlung einer Depression können auch Ergotherapie oder Musiktherapie zum Einsatz kommen.

Die Ärztin oder der Arzt legt mit der betroffenen Person Ziele der Behandlung fest. Die Ziele können sich auch im Verlauf der Behandlung ändern. Milderung bzw.

Sowohl Psychotherapie als auch Medikamente können den Betroffenen helfen.

Psychotherapie

Psychotherapeutische Behandlungsmethoden basieren auf der Wirkung von Gesprächen, dem Verhalten sowie der Beziehung zwischen Therapeut/Therapeutin und Patient/Patientin. Mit verschiedenen wissenschaftlich fundierten Methoden wird versucht, Ursachen und Auslösern psychischer Belastungen auf den Grund zu gehen und eventuell bestehende Muster, die sich negativ auswirken, zu verändern. Es ist von großer Bedeutung, dass zwischen dem/der Betroffenen und dem Therapeuten/ der Therapeutin ein Vertrauensverhältnis entsteht.

Gerade zu Beginn einer Psychotherapie fehlen oft vielen von Depression Betroffenen die Worte, um sich auszudrücken und die Empfindungen ihres Körpers wahrzunehmen. Hier können Körpertherapien, imaginative Techniken, Gestalttherapie u.Ä.

Es gibt unterschiedliche Methoden der Psychotherapie. Eine Psychotherapie kann einzeln, in der Gruppe oder auch als Paartherapie erfolgen.

Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva)

Wenn Menschen unter Depressionen leiden, ist, wie bereits beschrieben, die Chemie im Gehirn aus der Balance. Antidepressive Medikamente erhöhen die Konzentration bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter) und können so diese Defizite ausgleichen. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze, auf welche Weise diese Medikamente eine Depression lindern können.

Sogenannte Antidepressiva sind Medikamente gegen Depressionen, denen ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt. Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.

Es sei kurz vorweggenommen, dass Antidepressiva nicht die Persönlichkeit verändern und auch nicht "süchtig" machen. Im Folgenden werden die wichtigsten Arten von Antidepressiva sowie die Einnahmedauer aufgeführt:

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI): blockieren die Wiederaufnahme des für die Stimmung bedeutenden Botenstoffes Serotonin aus den Synapsen (= Nervenspalt), sodass an den Andockstellen mehr Serotonin verfügbar ist. Dadurch wird die Serotoninkonzentration in der Gewebsflüssigkeit des Gehirns erhöht und die typischen Symptome einer Depression können ausgeschaltet werden. SSRI sind gut verträglich und finden breite Anwendung. (Wirkstoffe: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin)
  • Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SNRI): hemmen gezielt den Abtransport von Serotonin in die Synapsen und blockieren zusätzlich den Rücktransport von Noradrenalin, sodass diese Botenstoffe vermehrt zur Verfügung stehen. Sie wirken sowohl stimmungsaufhellend als auch antriebssteigernd. (Wirkstoffe: Duloxetin, Milnacipran, Venlafaxin)
  • Allosterische Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (ASRI): sind eine Weiterentwicklung der SNRI. Sie wirken noch spezifischer auf den Serotoninhaushalt. (Wirkstoff: Escitalopram)
  • Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI): wirken, indem sie den Rücktransport von Noradrenalin und Dopamin in die Neuronen bremsen. (Wirkstoff: Bupropion)
  • Noradrenaline-Wiederaufnahmehemmer (NARI): hemmen den Rücktransport des Botenstoffes Noradrenalin in seine Speicher. (Wirkstoff: Reboxetin)
  • Multimodale Antidepressiva: gelten als die modernsten Antidepressiva. Dabei kommen zwei unterschiedliche Wirkmechanismen zum Tragen: Zum einen werden bestimmte Serotoninrezeptoren im Gehirn blockiert und andere Rezeptoren wiederum stimuliert. Zum anderen blockieren diese Antidepressiva die Wirkung des Transporters, der Serotonin an dessen Wirkorten im Gehirn beseitigt. So wird die Aktivität des Serotonins erhöht. Neben der Stimmung werden auch Konzentration und Merkfähigkeit verbessert. Die Verträglichkeit ist sehr gut, sexuelle Nebenwirkungen (Verlust bzw. Verringerung der Libido etc.) treten seltener auf als bei anderen Antidepressiva. (Wirkstoff: Vortioxetin; kann derzeit in Österreich nur über chefärztliche Bewilligung oder Privatrezept verordnet werden)
  • 5-HT2C-Antagonisten: entfalten ihre Wirkung über die MT1- und MT2- Rezeptoren, die normalerweise durch Melatonin (das „Schlafhormon“) aktiviert werden. Außerdem blockieren sie die 5-HT2C Rezeptoren, die normalerweise durch Serotonin aktiviert werden. Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung normalisieren diese Medikamente auch den Schlaf. (Wirkstoff: Agomelatin)
  • Trizyklische Antidepressiva und tetrazyklische Antidepressiva (TZA): sind die am längsten verwendete Wirkstoffgruppe der Antidepressiva. Sie wirken auf mehrere Botenstoffe des Gehirns gleichzeitig, vor allem aber auf Serotonin und Adrenalin. Manche TZA steigern den Antrieb, andere dämpfen ihn und lindern Ängste. Trizyklika und Tetrazyklika haben eine sehr breite Wirkungsweise, allerdings auch mehrere unerwünschte Wirkungen; daher ist ihr Einsatz in den letzten Jahren zurückgegangen. (Wirkstoffe: Amitriptylin, Clomipramin, Desipramin, Maprotilin, Mianserin, Tianeptin)
  • MAO-Hemmer: hemmen das Enzym Monoaminoxidase, das für den Abbau wichtiger Hormone und Neurotransmitter im Gehirn verantwortlich ist. Dadurch wird die Konzentration der verschiedenen Botenstoffe erhöht. Es kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Auch verschiedene Nahrungsmittel, die Gewebshormone enthalten, wie Rotwein, Käse, Nüsse u.a., können bei Zufuhr großer Mengen und gleichzeitiger Behandlung mit MAO-Hemmern Bluthochdruckkrisen auslösen. Vorsicht: Bei der Umstellung von SSRI auf MAO-Hemmer und umgekehrt können gravierende Nebenwirkungen auftreten!

Alpha2-Rezeptor-Antagonisten: Diese erhöhen ebenfalls die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.

Monoaminooxidase-Inhibitoren (MAO-Hemmer): Diese blockieren die Wirkung des Enzyms Monoaminooxidase.

Nicht selektive Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitoren (NSMRI) erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin.

Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind. Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.

Tritt eine Wirkung nach ca.

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt klärt Sie über die Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie Nutzen und Risiko der Medikamente auf.

Auch Benzodiazepine oder Antipsychotika können zur Anwendung kommen. Zum Beispiel zur Beruhigung oder bei einer Psychose im Rahmen einer Depression.

Weitere Behandlungsmethoden

Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei der Elektrokonvulsionstherapie, kurz EKT oder auch Elektrokrampftherapie genannt, erfolgt in einer Kurznarkose eine Verabreichung von Stromimpulsen über Elektroden an der Kopfhaut. Dies führt zu einem Krampfanfall. Eine Therapieserie besteht aus ca. acht bis zwölf Einzelbehandlungen. Diese werden meist zwei- bis dreimal pro Woche durchgeführt. Die EKT kann für einige Wochen das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigen.

Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS): Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird eine Spule an die Kopfhaut angelegt. Diese erzeugt elektromagnetische Impulse, die wiederholt verabreicht werden. Dafür ist keine Betäubung bzw. Narkose notwendig. Ein Behandlungszyklus umfasst fünf Sitzungen pro Woche, die 20 bis 30 Minuten dauern. Die Behandlung erfolgt über drei bis sechs Wochen. In seltenen Fällen kann es zu einem Krampfanfall kommen.

Die Ärztin oder der Arzt klärt Sie über Möglichkeiten der Behandlung auf, falls die Therapie nicht gut anspricht bzw. wirkt. Fachleute sprechen in dem Zusammenhang von Therapieresistenz. Diese liegt vor, wenn mindestens zwei unterschiedliche Antidepressiva aus unterschiedlichen Wirkstoffklassen nicht zum Therapieerfolg geführt haben.

Ist eine Rückbildung der Symptome nicht möglich, konzentriert sich die Therapie meist auf eine möglichst gute Kontrolle der Symptome und Verbesserungen der Teilnahme am Alltagsleben. Die Therapie richtet sich dabei individuell nach den Patientinnen bzw. Es kann sein, dass Psychotherapie zusätzlich zu Medikamenten eine Empfehlung ist. Oder dass die Ärztin oder der Arzt zusätzlich zum Antidepressivum andere Medikamente verschreibt, zum Beispiel den Wirkstoff Quetiapin. Dieser wirkt auch antipsychotisch.

Zudem ist eine repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) eine Möglichkeit. Bei einer mittelgradigen bis schweren depressiven Episode, die auf mehrere durchgeführte Behandlungsversuche nicht angesprochen hat, schlägt die Ärztin oder der Arzt gegebenenfalls zusätzlich zu einem Antidepressivum Esketamin vor. Die Verabreichung von Esketamin erfolgt im Krankenhaus, eventuell in einer Ambulanz. Auch Ketamin als Infusion kann zum Einsatz kommen.

Die Ärztin oder der Arzt sucht zudem nach Ursachen, warum die Therapie bis jetzt nicht gut gewirkt hat.

Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen: Neben Bewegungstherapie hat sich vor allem Sport in der Gruppe als sporttherapeutische Maßnahme bewährt.

Musiktherapie: Bei der Musiktherapie kommen musikalische Mittel zum Einsatz.

Lichttherapie: Bei Depressionen, die einen Zusammenhang mit den Jahreszeiten zeigen, empfehlen Fachleute mitunter Lichttherapie. Diese hat das Ziel, den Spiegel der Hormone Serotonin und Melatonin zu regulieren. Am häufigsten kommt bei der Lichttherapie ein Licht von hoher Lichtstärke zum Einsatz. Fachleute raten zu einer Lichtstärke von ca. 10.000 Lux. Für die Lichttherapie gibt es zum Beispiel sogenannte Tageslichtlampen, aber auch etwa Lichtmasken oder Lichtbrillen. Die Häufigkeit und Dauer der Lichttherapie hängen vom jeweiligen Gerät ab. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt berät Sie, wie Sie zu einem hochwertigen Gerät kommen und was bei der Anwendung zu beachten ist.

Schlafentzugstherapie: Diese findet in einem Krankenhaus auf einer Station oder in einer spezialisierten Ambulanz statt. Dabei kommt es zu einem Schlafentzug über die ganze Nacht oder in der zweiten Nachthälfte.

Phasen der Behandlung

Zudem können Selbsthilfegruppen u.a. durch gegenseitigen Austausch entlasten. Wenn die Patientin oder der Patient damit einverstanden ist, können Angehörige in die Behandlung eingebunden werden. Zum Beispiel klärt die Ärztin oder der Arzt diese über die Erkrankung auf.

  • Akuttherapie: Diese dient u.a. der Linderung des Leidensdrucks, der Behandlung der Symptome, Wiederherstellung der beruflichen sowie psychosozialen Leistungsfähigkeit sowie sozialer Teilhabe. Die Akuttherapie findet statt, bis die Symptome deutlich zurückgehen bzw. nicht mehr vorhanden sind. Kommen Medikamente zum Einsatz, erfolgt die medikamentöse Einstellung.
  • Erhaltungstherapie: bei Medikamenten, Weiterführung bei Psychotherapie: Nach einer Akuttherapie erfolgt eine weiterführende Einnahme der Medikamente über vier bis neun Monate bzw.
  • Rückfall-Vorbeugung: Vor allem bei einem hohen Risiko eines Rückfalls bzw. eines chronischen Verlaufs rät die Ärztin oder der Arzt zu einer Rückfall-Vorbeugung. Diese kann mehrere Jahre andauern. Die Einnahme der Medikamente wird so fortgesetzt, wie sie bisher gut gewirkt hat.

Die Behandlung verläuft nicht immer nach einem bestimmten Schema. Es kann sein, dass die Ärztin oder der Arzt im Verlauf der Behandlung eine Anpassung der Maßnahmen vorschlägt.

Behandlung je nach Schweregrad

  • Behandlung einer leichten depressiven Episode: Hier können etwa ärztliche Gespräche, Psychoedukation oder psychotherapeutische Beratung ausreichend sein. Fachleute empfehlen Psychotherapie, wenn: Die Patientin oder der Patient diese Maßnahmen ablehnt, diese Möglichkeiten nicht ausreichen, Psychotherapie schon früher geholfen hat oder das Risiko für eine Verschlechterung absehbar ist. Bei leichten Depressionen schlägt die Ärztin oder der Arzt Antidepressiva zusätzlich nur unter besonders kritischer Abwägung von Nutzen und Risiko vor. Antidepressiva kommen auch zum Einsatz, wenn eine Psychotherapie abgelehnt wird.
  • Behandlung einer schweren depressiven Episode: Hier empfehlen Fachleute eine Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten. Wird eines von beiden abgelehnt, erfolgt entweder Psychotherapie oder Medikamenteneinnahme allein.

Dauer der Einnahme von Antidepressiva

Bis der stimmungsaufhellende Effekt eintritt, dauert es im Durchschnitt eine bis drei Wochen (hängt u.a. von der Wirkstoffgruppe ab). Nach Abklingen der Symptome sollte das Medikament mindestens noch sechs Monate eingenommen werden, um einem Rückfall vorzubeugen. Danach kann es langsam ausgeschlichen werden. Bei schweren oder wiederkehrenden depressiven Episoden sollte eine jahrelange Behandlung besprochen werden.

Als „Rückfallprophylaxe“ kann eine sogenannte „Erhaltungstherapie“, d.h. eine geringe Dosis eines Antidepressivums, das einen Rückfall verhindern soll, sinnvoll sein. Ihr behandelnder Arzt/ Ihre behandelnde Ärztin wird dies mit Ihnen besprechen.

Was Sie selbst tun können

Auch ohne Behandlung kann eine Depression nach einiger Zeit wieder abklingen.

  • Hilfe suchen: Es kann schwer sein, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen.
  • Den Tag planen: Ein strukturierter Tagesablauf unterstützt im Alltag.

Hilfe für Angehörige

Auch für Angehörige kann es sehr schwer sein, wenn ein nahestehender Mensch an einer Depression erkrankt. Depressionen eines Elternteils können etwa Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben. Es kann z.B. zu einer verlangsamten Entwicklung, Verhaltensauffälligkeiten oder Problemen in der Schule kommen.

Für den Umgang mit depressiven Menschen (vor allem auch durch die Umgebung) ist es wichtig, die Erkrankung, die bei Angehörigen und Arbeitskollegen oft als ein „Nicht-Wollen“ imponiert, als ein „Nicht-Können“ zu erkennen. Eine unterstützende, die Phasenhaftigkeit (und damit das zu erwartende Ende der Symptomatik) betonende Haltung, die den Patienten ermuntert, seine - vorübergehend limitierten - Resourcen (leichte Mithilfe im Haushalt, Spaziergänge) zu nützen, aber nicht überfordert, ist von eminenter Wichtigkeit.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Suche von Anlaufstellen finden Sie unter Gesundheitssuche.

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger.

Letzte Aktualisierung: 2. Priv.-Doz. Dr.

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