Weinen bei Panikattacken: Ursachen und Behandlung

Panikattacken sind plötzlich auftretende Angstanfälle, die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Die Angstzustände, die Betroffene dabei empfinden, beschränken sich oft nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar.

Ursachen von Panikattacken

Psychische Erkrankungen können viele Ursachen haben. Viele davon sind nach wie vor Gegenstand der Forschung. Bei der Entstehung einer psychischen Erkrankung wirken biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammen. Zum Beispiel ein mögliches Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn, genetische Veranlagung sowie Lebensumstände.

Vermehrter Stress oder starke Belastungen können Panikattacken fördern. Panikattacken können sich zudem bei sämtlichen Angststörungen begleitend zeigen. Beispielweise wenn das Kind an starker Trennungsangst leidet oder wenn es eine Phobie hat.

Organische Ursachen

Unter dem Oberbegriff „organische psychische Störungen“ (OPS) werden alle psychischen Befindlichkeitsstörungen zusammengefasst, denen direkt eine Schädigung des Gehirns zugrunde liegt. Zu dem Formenkreis OPS zählen auch körperliche Erkrankungen, die das Gehirn beeinträchtigen (z.B. psychische Störungen bei Schilddrüsenfunktionsstörungen etc.).

Eine organische psychische Störung (OPS) kann erste Erscheinung einer Grunderkrankung sein. Oder sie tritt im Verlauf einer bereits bekannten Krankheit als Folge bzw. Begleiterscheinung auf.

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Folgende allgemeine Mechanismen können zum Beispiel zu Schädigungen von Hirnsubstanz bzw. Schädel-Hirn-Verletzungen führen:

  • Durchblutungsstörungen im Gehirn (z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Störungen des Immunsystems (z.B. Infektionen - vor allem des Zentralnervensystems
  • Stoffwechselstörungen (z.B. Medikamente (z.B. das Anti-Parkinson-Medikament Levodopa) etc.

Psychische Faktoren

Regelmäßiges sorgenvolles Denken gepaart mit negativen Emotionen verändert die Struktur unseres Gehirns. Die Angst vor der Angst wird zur Begleiterin. Ein somatisches Muster entsteht. Immer wieder auftauchende Angst, Bilder einer sorgenvollen Zukunft, Grübeleien, innere Unruhe stärken die neurobiologische Grundlage für Panikattacken.

Ängste können zu Dauerstress führen. Panikattacken können ausgelöst werden durch spezifischen Reiz (z.B. Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder dass einem etwas Peinliches passiert; Erröten oder Zittern, Angst zu erbrechen, Harn- oder Stuhldrang bzw. Zwangsgedanken und Angst vor schlimmen Konsequenzen, wenn Zwangshandlungen nicht durchgeführt werden (z.B. Wiederkehrende Gedanken, Impulse und Vorstellungen, die als unangenehm erlebt werden; wiederholte Verhaltensweisen (z.B.

Borderline-Persönlichkeitsstörung

„Die Borderline-Persönlichkeitsstörung verbirgt sich häufig hinter anderen Störungen. Patienten kommen mit Symptomen wie Panikattacken, depressiven Episoden, Stimmungsschwankungen oder unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen“, sagt Diana Schaffer, Klinische und Gesundheitspsychologin in Klagenfurt. Meistens seien diese auf Traumata in der Kindheit zurückzuführen, es wurden damals kaum Grenzen gesetzt oder wenig Beachtung geschenkt.

„Das macht eine tiefgreifende Angst vor dem Verlassenwerden, aber auch vor tieferen Beziehungen“, sagt Schaffer. Häufig hatten auch die Eltern von Borderlinern psychische Erkrankungen oder waren drogenabhängig.

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Symptome einer Panikattacke

Bei einer Panikattacke bekommt man plötzlich sehr große Angst. Diese Angst führt zu körperlichen Beschwerden wie z.B.

  • Herzrasen
  • Schweißausbrüche
  • Zittern
  • Atemnot
  • Engegefühl in der Brust
  • Übelkeit
  • Schwindel

Da es sich um starke körperliche Symptome handelt, die sehr plötzlich einsetzen können, erkennen Betroffene häufig nicht, dass es sich eigentlich um Panik handelt. Sie bekommen Angst, zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden. Manchmal fühlt sich auch das Umfeld unwirklich oder fremd an. Man kann das Gefühl haben, neben sich zu stehen.

Eine Panikattacke beginnt abrupt und kann bis zu einer halben Stunde dauern. Das intensive Angstgefühl flaut nach rund fünf bis zehn Minuten allmählich ab.

Es kann auch zu Änderungen im Gefühlsleben kommen. Zudem sind Symptome einer Amnesie möglich. Störungen der Wahrnehmung (z.B. Schlafstörungen (z.B. verminderter oder vermehrter Bewegungsdrang bzw. Gefühlsbeeinträchtigungen z.B.

Panikstörung

Oft tritt eine Panikattacke einmalig oder nur vereinzelt auf. Manche Betroffene erleben jedoch immer wieder heftige Angstanfälle, die ihr Leben stark beeinträchtigen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Panikstörung (auch Paniksyndrom), die zu den sogenannten Angststörungen gehört.

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Laut der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen liegt eine Panikstörung jedoch erst vor, wenn die Panikattacken immer wieder auftreten (mindesten einmal im Monat) und die Angst vor einer erneuten Attacke über mindestens einen Monat anhält.

Agoraphobie mit Panikstörung

Panikattacken treten auch häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf. Vor allem Menschen mit Agoraphobie ("Platzangst") sind häufig von Panikattacken betroffen.

Sie haben Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen bzw. Angst, alleine oder weit weg zu reisen. Viele wagen es nicht, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, ein Kino oder ein Theater zu besuchen oder im Supermarkt einkaufen zu gehen. Sie machen daher nach Möglichkeit einen Bogen um Orte, die ihnen Angst machen (Vermeidungsverhalten).

Mediziner sprechen dann von einer "Agoraphobie mit Panikstörung". Diese kommt häufiger vor als eine reine Panikstörung.

Panikattacken bei Kindern und Jugendlichen

Auch bei Kindern und Jugendlichen treten Panikattacken auf, allerdings weitaus seltener als bei Erwachsenen. Bei Jugendlichen sind Panikstörungen zudem verbreiteter als bei jüngeren Kindern. Mädchen treffen sie etwa doppelt so häufig wie Jungen.

Die Auslöser für die Panikanfälle sind vielfältig. Oft haben die Kinder Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder fürchten sich vor Tieren oder der Dunkelheit beim Einschlafen.

Meist haben Kinder und Jugendliche Panikattacken, wenn auch ihre Eltern unter einer Panikstörung leiden. Sie übernehmen oft das ängstliche Verhalten ihrer Eltern. Gerade kleine Kinder imitieren ihre Eltern, um zu lernen.

Stress ist ein möglicher Auslöser. Vor allem bei Schulkindern ruft oft Leistungsdruck Panikattacken hervor. Zudem erleben auch Kinder mit Trennungsangst häufiger Angstattacken. Bei ihnen ist das Risiko zudem erhöht, später als Erwachsene eine Panikstörung zu entwickeln.

Daher ist es wichtig, Kinder möglichst frühzeitig zu behandeln. Meist ist es sinnvoll, die Eltern in die Therapie miteinzubeziehen. Unbehandelt kann die psychische Erkrankung chronisch verlaufen und sich negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirken.

Panikattacken bei Schwangeren

Bei manchen Frauen sind hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft Auslöser von Panikattacken. Die Angst vor der Geburt und vor dem Muttersein verstärken diese oft zusätzlich. Vor allem wenn Frauen bereits eine schwierige Schwangerschaft hinter sich haben oder unter einer bestehenden psychischen Erkrankung leiden, kann sich eine Panikstörung entwickeln.

Diagnose von Panikattacken

Bei vielen organisch psychischen Störungen (OPS) ist die Symptomatik jener von psychiatrischen Erkrankungen ohne konkrete organische Ursache gleich bzw. ähnlich. Daher ist eine Grundvoraussetzung der Diagnose von OPS, dass eine organische Erkrankung direkt oder indirekt einzelne oder mehrere Gehirnfunktionen beeinträchtigt.

Folgende Kriterien können auf eine OPS hindeuten:

  • Auftreten einer psychischen Erkrankung in einem dafür untypischen Alter (z.B.
  • zusätzlich zu psychischen Symptomen neurologische Auffälligkeiten (z.B.
  • ausbleibender Therapieerfolg bei etablierter Behandlung einer psychiatrischen Erkrankung (z.B.
  • Halluzinationen.

Welche Untersuchungsmethoden kommen zum Einsatz?

  • Funktionsdiagnostik z.B.
  • bildgebende Verfahren z.B.
  • Laboranalysen.

Bei der Diagnose von Angststörungen werden mehrere Informationsquellen herangezogen - das Kind selbst sowie Eltern und eventuell pädagogisches Personal berichten in strukturierten Interviews und Fragebögen, in welchem Ausmaß die Störung vorliegt.

Behandlung von Panikattacken

Die Therapie einer organisch psychischen Störung richtet sich nach der Ursache und den individuellen Symptomen, die sehr unterschiedlich sein können. Es kommen je nach Grunderkrankung diverse Behandlungstechniken von Medikamenten über Operationen bis hin zu Physiotherapie, Psychotherapie und anderen Maßnahmen (z.B. Rehabilitation) zum Einsatz.

Je breiter ein Therapeut ausgebildet ist, desto vielfältiger kann er auf die Bedürfnisse verschiedener Patienten eingehen, sagt Platz. Verhaltenstherapeuten werden ihre speziellen Fähigkeiten anwenden, tiefenpsychologisch Ausgebildete versuchen, unbewusste Hintergründe aufzuarbeiten. Ein systemischer Therapeut bezieht die Familie und das Umfeld mit ein. Und Psychiater setzen mitunter, wenn vom Patienten gewünscht, auf Medikamente gegen Instabilität und Impulskontrollstörung.

Medikamente, die hier eingreifen, wirken spezifischer, d.h. cholinerge Übertragung des parasympathischen Nervensystems. jedoch jeweils andere Rezeptorsysteme vorhanden. Bei der Art der Medikamente kommt es auch auf die Ausprägung der Störung an, erklärt Platz. Depressive erhalten Antidepressiva, wer unter Wutausbrüchen leidet, bei dem können Neuroleptika eingesetzt werden. Mit Angst Überflutete können kurzzeitig Benzodiazepine einnehmen. Wie bei der Therapie sollten auch Medikamente divers eingesetzt werden.

Die häufigste Behandlungsmaßnahme bei Angststörungen im Kindes- und Jugendalter ist die Kognitive Verhaltenstherapie. Dabei finden folgende Schritte statt:

  • Psychoedukation: Bei der Psychoedukation wird dem Kind Wissen über die vorliegende Angststörung vermittelt.
  • Kognitive Umstrukturierung: Das Kind lernt, wie es mit angsteinflößenden, unangepassten Gedanken besser umgehen und diese in positivere Gedanken umwandeln kann.
  • Konfrontation: Das Kind wird schrittweise während der Therapie mit den Angst auslösenden Reizen oder Situationen konfrontiert.
  • Rückfallprophylaxe: Am Ende der Therapie wird das Kind noch einmal daran erinnert, was es alles gelernt hat und darauf hingewiesen, welche Hilfe es in Anspruch nehmen kann, wenn die Angststörung erneut auftritt (z.B. erneutes Durchschauen der Unterlagen, Auffrischungstherapie).
  • Entspannungs-, emotionale und soziale Kompetenztrainings: Diese Trainings werden nach individuellem Bedarf des Kindes zusätzlich in der Therapie eingesetzt.

Wie kann man Betroffene unterstützen?

Wenn das eigene Kind an Panikattacken leidet, löst das bei vielen Eltern große Hilflosigkeit und Überforderung aus. Wichtig ist, Angst ernst zu nehmen und nicht herunter zu spielen. Weiters ist es hilfreich, sein Kind darüber aufzuklären, dass es sich bei den Symptomen um eine Panikattacke handelt. Das Wissen darüber, nicht zu sterben oder verrückt zu werden, ist sehr entlastend.

Beobachten Sie beim Wiederauftreten von Panik, welche Anzeichen es dafür gibt. Überlegen Sie, was dann konkret hilft. Wenn Ihr Kind weiß, wie sich eine Panikattacke ankündigt und was es zur Beruhigung tun kann, können die Anzeichen anders eingeordnet und im besten Fall gegengesteuert werden.

Haben Sie allgemein ein offenes Ohr für die Probleme und Belastungen Ihres Kindes. Überlegen Sie gemeinsam Bewältigungsmöglichkeiten. Kommen Sie mit Ihrem Kind darüber ins Gespräch, ob es Dinge gibt, die das Auftreten von Panikattacken lindern bzw. was diese fördert.

Was tun während einer Panikattacke?

Machen Sie sich und dem Kind bewusst, dass es sich um eine Panikattacke handelt und sich die Beschwerden im Normalfall nach einigen Minuten wieder legen werden. Besprechen Sie mit Ihrem Kind bereits vorab, dass Atemübungen bei Panikattacken hilfreich sein können. Bei Angst neigt man dazu eher schnell und flach zu atmen, was die Symptome für gewöhnlich verschlimmert. Ruhiges Atmen hilft dabei, sich zu entspannen. Man kann z.B. darauf achten, länger auszuatmen als einzuatmen (z.B. indem man beim Einatmen bis 3 zählt und beim Ausatmen bis 5 zählt).

Bei einer Panikattacke neigt man dazu, sehr auf seine körperlichen Symptome zu achten und vielleicht bestimmte Dinge überzubewerten (z.B. wenn das Herz schnell schlägt, Angst vor einem Herzinfarkt zu bekommen). Hier können Ablenkungstechniken hilfreich sein z.B. Musik hören, am Handy spielen, Filme schauen, von 100 rückwärts zählen. Lassen Sie sich nicht selbst von der Angst Ihres Kindes anstecken und vermitteln Sie ihm, dass es die Situation gut bewältigen kann.

Statistiken

Vereinzelte Panikattacken sind relativ häufig. Bis zu 20 Prozent der Menschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Doch macht eine einzelne Attacke noch keine Panikstörung aus.

Etwa jedes zehnte Kind ist in seiner Jugend von Angststörungen betroffen, Mädchen häufiger als Buben.

Zusammenfassung

Panikattacken sind ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von organischen Faktoren bis hin zu psychischen Belastungen. Eine frühzeitige Diagnose und eine individuelle Behandlung sind entscheidend, um den Betroffenen zu helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

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