Die Borderline-Störung ist eine komplexe psychische Erkrankung, die durch Impulsivität, Instabilität von Emotionen, Identität und zwischenmenschlichen Beziehungen gekennzeichnet ist.
Was ist Borderline?
Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, die sich durch Impulsivität und Instabilität von Emotionen und Stimmung, der Identität sowie zwischenmenschlichen Beziehungen charakterisiert. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung zeichnet sich vor allem durch Probleme in der Regulierung der eigenen Gefühle und Impulsivität aus.
Jedes Jahr bekommen 1-2% der Menschen die Diagnose Borderline-Störung. Männer und Frauen sind zirka gleich häufig betroffen. Bei etwa 10 Prozent der Betroffenen kommt es zu Selbstmord, vor allem, wenn Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch stattfindet.
Symptome der Borderline-Störung
- Angst vor dem Verlassenwerden: Betroffene bemühen sich verzweifelt darum, ein tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden (z.B. von der Partner:in) zu vermeiden.
- Instabile, intensive Beziehungen: Die Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit zeichnen sich durch einen Wechsel zwischen Extremen aus: Liebe und Hass wechseln sich ab.
- Impulsivität: Die impulsiven Handlungen können dem Betroffen:en Schaden zufügen und treten in zumindest zwei Bereichen auf: z.B.
- Selbstverletzung und Suizid: Etwa 3/4 aller Borderline-Betroffenen fügen sich selbst Verletzungen zu (z.B. Ritzen oder Schneiden der Haut). Außerdem wird Selbstmord angedeutet oder versucht.
- Instabile Gefühlslage: Innerhalb von wenigen Stunden kann die Stimmung von Borderline-Betroffenen stark schwanken.
- Aussetzer des Realitätsempfindens: Vorübergehend, besonders wenn Belastungen auftreten, können Betroffene psychotische Symptome zeigen. Sie empfinden die Realität nicht mehr so wie sie ist, es können z.B.
Ursachen und Risikofaktoren
Manche Menschen tragen Genvarianten in sich, die das Auftreten der Borderline-Störung wahrscheinlicher machen. Dabei handelt es sich um Gene, die den Botenstoff Serotonin beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass der Stoffwechsel dieses Neurotransmitters besonders bei impulsiven und aggressiven Verhaltensweisen gestört ist.
Diagnose der Borderline-Störung
Zur Diagnose wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt. Zumindest fünf der oben beschriebenen Symptome müssen vorliegen, bevor die Borderline-Störung diagnostiziert wird. Diese werden u.a. mit Selbstbeurteilungsfragebögen (wie z.B. Bei der Diagnose wird auch darauf geachtet, die Borderline-Störung genau von anderen psychischen Störungen abzugrenzen.
Lesen Sie auch: Psychische Gesundheit: Ein Überblick
Therapieansätze bei Borderline
Lange galt die Borderlinestörung als nicht behandelbar. Erst mit Entwicklung störungsspezifischer Psychotherapieansätze in den 1980er-Jahren hat sich das Blatt gewendet.
Psychotherapie steht bei der Behandlung gegenüber Medikamenten klar im Vordergrund, jedoch stoßen konventionelle Therapieansätze oft rasch an ihre Grenzen. Die Folge sind Frustration, häufige Therapieabbrüche und sinkende Therapiebereitschaft. Bei modernen störungsspezifischen psychotherapeutischen Konzepten gibt es daher zwischen den Borderline-Patientinnen und -Patienten und den Therapeutinnen und Therapeuten von Beginn an klare Vereinbarungen und Regeln (z. B. Therapieverträge) sowie eine Hierarchisierung des Behandlungsfokus, erklärt Experte Barth: „Solange drängende Selbstmordgedanken oder -versuche bestehen, liegt der Behandlungsschwerpunkt ausschließlich in der Gegenwart mit dem einzigem Ziel, wie die Betroffenen am Leben bleiben können, auch wenn die 'Versuchung' besteht, gerade jetzt über traumatische Vergangenheitserlebnisse als mutmaßliche 'Ursachen' der Krise zu sprechen. Ebenso Vorrang hat die Besprechung von Verhaltensmustern, die ein Aufrechterhalten der Therapie gefährden.
Bei der Therapie wird zumeist eine medikamentöse Therapie gemeinsam mit Psychotherapie eingesetzt. Für die medikamentöse Therapie können Psychopharmaka wie Antidepressiva, z.B. Bei der Psychotherapie werden mit speziellen verhaltenstherapeutischen und psychoanalytischen Behandlungsverfahren gute Erfolge erzielt.
Die Behandlung an einer Station mit Schwerpunkt „Borderline“ (z. B. Diagnose „Borderline“ - mind. Ebenso Vorrang hat die Besprechung von Verhaltensmustern, die ein Aufrechterhalten der Therapie gefährden. Häufig sind „Borderliner/-innen“ recht talentierte Menschen. „Ein baldiger Therapiebeginn ist daher wichtig, um zu verhindern, dass die Betroffenen durch frühzeitige Pensionierung aus dem Leben driften und zu 'Drehtür-Psychiatriepatienten' werden“, betont Barth.
Stationäre Traumatherapie
Ziel der stationären Traumatherapie ist es, - insbesondere in der Stabilisierungsphase - Fertigkeiten im Umgang mit den eigenen Symptomen und Gefühlszuständen aufzubauen, die die Lebensqualität verbessern. Zugleich soll das Wissen über das Krankheitsbild erweitert werden, um Sicherheit zu gewinnen.
Lesen Sie auch: Depressionen verstehen
Komorbidität und Suchterkrankungen
Treten eine Persönlichkeitsstörung wie zum Beispiel eine bipolare Störung oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung zusammen mit einer Abhängigkeitserkrankung auf, ist in vielen Fällen davon auszugehen, dass diese Störung „der Boden“ der Sucht ist. Oft liegen zwischen dem ersten Auftreten der psychischen Störung und dem chronischen Substanzmittelgebrauch mehrere Jahre.
Ganz gleich, ob Störungen wie z. B. eine Depression, auch in Form einer Erschöpfungsdepression möglich, eine Suchtproblematik ausgelöst haben oder durch diese verursacht wurden - um Abhängigkeitserkrankungen in den Griff zu bekommen und Ping-Pong-Effekte beider Erkrankungen zu vermeiden, ist eine ganzheitliche Behandlung notwendig. Das gelingt nur, wenn vor Beginn der Therapie alle Erkrankungen identifiziert und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Dafür ist die Einstufung in Grund- und Begleiterkrankungen sehr hilfreich.
Hilfe für Angehörige
Für die Angehörigen von Betroffenen gibt es Einrichtungen, die ihnen im Umgang mit der psychischen Störung helfen, wie z.B.
Lesen Sie auch: Früherkennung bipolarer Störung
tags: #Borderline #schlimmste #Phasen