Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen: Ursachen und Folgen

Die Haltung der Bevölkerung gegenüber psychisch kranken Menschen ist stark von Vorurteilen geprägt.

Ursachen von Vorurteilen

Alltägliche und scheinbar harmlose Wort- und Satzkompositionen werden von den Sprecher*innen nicht immer hinsichtlich vielfacher Bedeutungsmöglichkeiten überprüft. Doch was genau verbirgt sich wirklich hinter der politischen Korrektheit? Sprache stellt nämlich mehr dar als die bloße Kommunikation zwischen Menschen; sie gibt Einblicke in die ganz persönliche Sichtweise der sprechenden Person und ermöglicht es, deren Weltanschauung in Erfahrung zu bringen.

Durch entsprechende Verunglimpfungen, welche gehört, wiederholt und damit weitergetragen werden, können Vorurteile entstehen, die schließlich zur allgemeinen Stigmatisierung führen. Ebendiese Problematik betrifft nicht nur verschiedenste Ethnien, Religionen oder Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung; auch all jene Personen, welche an einer psychischen Erkrankung leiden, sehen sich immer wieder mit falschen und abwertenden Vorurteilen konfrontiert.

Die Medienberichterstattung über psychisch Kranke in Fernsehen und Printmedien ist oft sehr negativ. Wer kennt nicht die Schlagzeile, dass ein „mutmaßlich geistesgestörter Täter“ eine abscheuliche Gewalttat begangen hat.

Stigmatisierung von anderen hilft, die eigene Normalität zu betonen, denn ohne die Stigmatisierten wäre es kein Vorteil, „normal“ zu sein.

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Folgen der Stigmatisierung

Was versteht man genau unter Stigma? Inwieweit sind psychisch Kranke davon betroffen? Psychisch Kranke, und hier vor allem an Schizophrenie Erkrankte, sind in einem besonders hohen Ausmaß davon betroffen. Sie gelten gemeinhin oft als unheilbar, unberechenbar und gefährlich.

Neben diesen heute immer noch herrschenden falschen Vorurteilen existieren auch in der alltäglichen Umgangssprache sprachliche Konstellationen, die dazu führen könnten, dass sich Betroffene zunehmend sozial isolieren. „Es tut weh, wenn Erkrankungen, an denen man selbst leidet, als Attribute verwendet werden, die etwas Negatives, nicht „Normales“ oder Übertriebenes ausdrücken sollen“, wie Manuel, der an einer Persönlichkeitsstörung leidet, erläutert. Und dass nicht nur Manuel, sondern viele Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, alltäglich Gesagtes als diskriminierend wahrnehmen, hat auch unmittelbare Auswirkungen auf den Verlauf der Krankheit.

Die Folgen sind geringeres soziales Ansehen, Arbeitsmarktchancen und soziale Teilnahme sowie Ausschluss und Isolierung. Auch die Angehörigen sind von Isolation, Ängsten vor allem aber Schuldzuweisungen betroffen.

Als gesichert gilt mittlerweile, dass negative Vorurteile gegenüber Betroffenen sowie sprachliche Stigmatisierungsprozesse starke gesundheitliche Benachteiligungen nach sich ziehen können.

Wege zur Entstigmatisierung

In Bezug auf eine politisch korrekte Sprache bedeutet dies, dass sich die/der Sprecher*in über bestimmte beleidigende bzw. diskriminierende Ausdrucksweisen im Klaren ist und deswegen auch versucht, entsprechend andere Wort- oder Satzkonstruktionen zu wählen. Denn Sprecher*innen haben mit bestimmten Ausdrucksweisen die Macht, den Gegenüber oder bestimmte Personengruppen bewusst oder unbewusst herabzuwürdigen und in weiterer Folge vom sozial-gesellschaftlichen Leben auszugrenzen.

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Gemäß den Ausführungen liegt es also an uns allen, gegen die Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Krankheiten anzukämpfen, indem bewusster auf eine Sprache frei von Diskriminierung geachtet wird. Wörter wie „Psycho“, „Geisteskranker“ oder „Wahnsinnige“ beinhalten nämlich ebendiese genannten Vorurteile gegenüber Betroffenen und führen unbewusst zu ihrer Herabwürdigung. Und deswegen ist es von großer Wichtigkeit, dass eine politisch korrekte Sprache verwendet wird, die frei von beleidigenden Elementen und Demütigung ist.

Auf der gesellschaftlichen Ebene unternimmt man Versuche zur Entstigmatisierung durch Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärungsarbeit und Anti-Stigma-Kampagnen. Aber die Veränderungen von Einstellungen und Haltungen der Bevölkerung dauert sehr lange.

Ein anderer Ansatz ist die Befähigung der psychisch Kranken zur Stigmabewältigung. Dazu ist es notwendig, dass die Kranken ihre Diagnose kennen, dass sie fachlich begründetes Wissen über sie erwerben und dass sie sich auf die Auseinandersetzung mit ihr einlassen.

Einerseits versuchen wir die Öffentlichkeit z. B. Ein weiterer Aspekt ist der gemeinsame Dialog von Betroffenen und Nicht-Betroffenen. Mehrere wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Vorurteile sich durch einen direkten Kontakt schneller abbauen lassen. Der Rahmen für den gemeinsamen Dialog muss jedoch hergestellt werden.

Neben der Vermeidung der eben angeführten Wort- bzw. Satzkonstruktionen könnte dabei schon bereits mit der Benennung betroffener Personen selbst angefangen werden - „Menschen mit psychischer Erkrankung“ statt „psychisch Kranke“. Mit einem solch sensiblen sprachlichen Umgang kann wesentlich dazu beigetragen werden, die nach wie vor bestehende Stigmatisierung zu reduzieren und des Weiteren die allgemeine Haltung positiv zu verändern. Im Vordergrund steht also die individuelle Überprüfung der eigenen verbalen Ausdrucksformen; dadurch können mögliche beleidigende und diskriminierende Komponenten erkannt, in neutrale Aussagen umgewandelt und schließlich auch weitergegeben werden.

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