Verhalten bei Blitzschlag: Sicherheitstipps für den Ernstfall

Es fängt an zu stürmen, am Himmel ziehen immer mehr dunklere Wolken auf und der Blick zum Himmel verheißt nichts allzu Gutes. Gerade im Sommer - an sehr heißen und schwülen Tagen - sind Blitz und Donner keine Seltenheit. Gewitter kündigen sich vor allem durch die Wolken an. Wenn die Haufenwolken immer größer und mächtiger werden und die Kanten an der Oberseite der Wolken zerfransen, könnte es Schauer und Gewitter geben.

Ein weiteres Anzeichen ist eine hohe Luftfeuchtigkeit bei hohen Temperaturen und natürlich Donnergrollen oder Wetterleuchten, sofern sich ein Gewitter nähert. Doch wie verhält man sich richtig, wenn ein Gewitter aufzieht? Dieser Artikel gibt Ihnen wichtige Tipps und Verhaltensweisen an die Hand, um sich vor Blitzschlägen zu schützen.

Gefahren durch Blitzschlag

Blitzeinschläge sind ein faszinierendes Naturschauspiel, bergen aber auch erhebliche Gefahren. Dabei entstehen extrem hohe elektrische Spannungen von vielen Millionen Volt. Zum Vergleich: Die haushaltsübliche Steckdose liefert 230 Volt. Entladen sich die Spannung, erhitzt sich die Luft schlagartig auf einige 10.000°C. Wenig verwunderlich, dass diese Kräfte erhebliche Schäden anrichten können - an Gegenständen ebenso wie an Pflanzen, Tieren und Menschen.

Bei einem Gewitter besteht nicht nur die Gefahr eines direkten Blitzschlags, sondern auch das Risiko, sich in unmittelbarer Nähe eines Einschlags aufzuhalten. Der Strom breitet sich an der Einschlagstelle radial im Boden aus. Die Spannung zwischen zwei Punkten mit gleichem Abstand vom Einschlagpunkt nimmt mit zunehmender Entfernung ab - man nennt dieses Phänomen auch „Spannungstrichter“.

Indirekter Blitzschlag

Ein Blitzschlag muss einen Menschen nicht direkt treffen, er kann auch aus einigen Metern Entfernung überspringen.

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  • Berührungsspannung: Bei der sogenannten Berührungsspannung fließt ein Teil des Blitzstroms durch eine Person, die einen leitenden Gegenstand wie einen Fahnenmast oder auch eine Felswand berührt.
  • Blitzüberschlag: Ebenso möglich ist, dass die elektrische Ladung von einem Gegenstand wie einem Strommast oder Baum, in den der Blitz fährt, auf eine nahe stehende Person überspringt. Dann spricht man vor einem Blitzüberschlag.
  • Schrittspannung: Sie entsteht, wenn ein Mensch mit gespreizten Beinen auf einem Boden steht, in den der Blitz einschlägt. Der Strom breitet sich aus, überbrückt die Lücke zwischen den Beinen und fließt dann durch den gesamten Körper.

Was passiert, wenn man vom Blitz getroffen wird?

Die Elektrizität, die von einem Blitz ausgeht, ist enorm. Dennoch überleben zwei von drei Menschen, die direkt vom Blitz getroffen werden. Der Grund: Der Großteil der Spannung fließt häufig an der Körperoberfläche ab. Dennoch kann ein Blitzschlag schwere gesundheitliche Folgen haben:

  • Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand
  • Hirnblutungen
  • Nierenversagen
  • Verbrennungen
  • Blitzschlag-Narben (Lichtenberg-Figuren)
  • Schäden an Augen und Ohren
  • Verwirrtheit, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Geschädigte Nervenbahnen
  • PTBS und Depressionen
  • Berufsunfähigkeit

Verhalten bei Gewitter im Freien

Sind Sie gerade im Freien unterwegs, sollten Sie von Hügeln, Seen, Flüsse, Bäume und Masten Abstand halten. Blitze suchen sich immer den einfachsten Weg. Dazu gehört auch der Weg über Wasser und Feuchtigkeit - wegen der guten Leitfähigkeit. Sind Sie gerade baden oder auch auf einem Schiff im Wasser, sollten Sie möglichst schnell aus dem Wasser, da dieses den Blitz auch noch mit 100 Meter Abstand zum Einschlagsort leitet. Auch Blitzeinschläge ins Feld sind besonders gefährlich.

Wenn Sie bei einem Gewitter kein festes Gebäude mehr erreichen können, sollten Sie sich im Freien möglichst eine Mulde suchen und mit geschlossenen Füßen hinhocken. Steht man mit ausgebreiteten Beinen da, kann die Spannung sich zwischen den Füßen ausbreiten, sodass der Strom durch den Körper fließt. Die Beine müssen dabei eng beieinander stehen, um die Schrittspannung gering zu halten.

Sofern es für Sie nicht möglich ist, Schutz in einem Gebäude oder in einem Fahrzeug zu suchen, ist ein richtiges Verhalten, sich eine Mulde zu suchen, in die Hocke zu gehen, und die Arme, um die Beine zu legen. So verringern Sie die Angriffsfläche für einen Blitzschlag.

Auch Wanderer in den Bergen sind oft exponiert. Sie sollten sich in mindestens zehn Meter Abstand voneinander hinhocken und einander nicht berühren - also auch keine Kinder an die Hand nehmen. Felsen sollten nicht berührt werden. Besondere Gefahr geht von metallenen Leitern oder Geländer aus. Nicht angreifen!

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Vermeiden Sie den Aufenthalt in der Nähe von hohen Objekten, die deutlich höher als die Umgebung sind (z.B. einzelner Baum auf einer Wiese). Halten Sie einen Abstand von einigen Metern (mindestens drei Meter). Blitze schlagen mit höherer Wahrscheinlichkeit in diese herausragenden Objekte ein und es besteht die Gefahr, dass der Blitz vom Baum auf die Person überspringt, wenn diese zu nah am Baum steht.

Verhalten bei Gewitter im Haus

Sind Sie gerade mit dem Auto unterwegs, schützt Sie dieses wie ein Faraday’scher Käfig, also ein vollständig geschlossenes Metallgitter. Schlägt der Blitz also in das Auto ein, entsteht nur an der Oberfläche eine starke Ladung. Die komplette Spannung wird über die Außenseiten des Autos in die Erde abgeleitet. Im Fahrzeuginneren entsteht kein elektrisches Feld.

Dass man bei Gewitter besser nicht duschen sollte, davon haben Sie sicher schon einmal gehört, aber stimmt das auch? Ja, tatsächlich kann sich die Spannung eines in unmittelbarer Nähe einschlagenden Blitzes über das Wasserleitungsnetz ausbreiten. Außerdem sollten Sie nicht während einem Gewitter die Heizung aufdrehen, da Heizungen, die an metallene Heizungsrohre angeschlossen sind ebenfalls die Spannung leiten.

Duschen bei Gewitter ist in der Regel sicher. Das gilt allerdings nur, wenn das Haus mit einer Blitzschutzanlage ausgestattet ist. Das sind heute die meisten Gebäude. In Gebäuden ohne Blitzschutzsystem sollten Sie bei Gewitter den Kontakt mit allen metallenen Leitungen meiden, die von außen ins Haus führen. Dazu gehören Wasser-, Gas- und Stromleitungen. Außerdem Telefonleitung, Fernwärmeversorgung und Antennenkabel.

Schlägt ein Blitz in der Umgebung des Hauses ein, kann die Spannung auch auf eine in der Nähe verlaufende Leitung für den Strom oder das Telefon überspringen und wird von dieser bis zum Haus geleitet. Deshalb sollten Sie während eines Gewitters unbedingt Ihre Elektronik vom Netz nehmen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte am besten alle Stecker von Elektrogeräten ziehen.

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Beim Telefonieren mit dem Handy oder einem schnurlosen Festnetztelefon kann Ihnen zwar nichts passieren, jedoch kann auch hier die Basisstation durch Überspannung zerstört werden.

Blitzschutz für Ihr Zuhause

Da Gewitter oft sehr lokal auftreten, kann es auch sehr gut sein, wenn Sie gerade unterwegs sind, dass Sie überhaupt nicht mitbekommen haben, dass es über Ihrem Zuhause ein kräftiges Gewitter gibt. Oder falls Sie es doch mitbekommen sollten und keine Möglichkeit haben, elektronische Geräte im Notfall so schnell vom Netz zu nehmen, entsteht bei vielen ein mulmiges Gefühl.

Weil Blitzableiter für die meisten Wohngebäude nicht vorgeschrieben sind, ist ein äußerer Blitzschutz an Mietshäusern längst nicht die Regel. Um eingesteckte Elektrogeräte bei Gewitter vor Überspannungsschäden zu schützen, ist es sinnvoll, das Haus nicht nur mit einem Blitzableiter, sondern mit einem Blitzschutzsystem auszustatten. Es beinhaltet Überspannungsschutzgeräte, die von einem Elektriker im Verteilerkasten eingesetzt werden.

Wollen Sie Ihr Haus wirkungsvoll schützen, benötigen Sie einen äußeren und einen inneren Blitzschutz. Der äußere Blitzschutz ist dafür da, den Blitz einzufangen und ihn ins Erdreich zu leiten. Er wird im Volksmund häufig auch vereinfacht als Blitzableiter bezeichnet und ist ein rund zehn Millimeter dicker Draht aus Edelstahl oder feuerverzinktem Stahl, der die Fassade entlang vom Dach bis ins Erdreich führt und die Spannung eines direkt am Haus einschlagenden Blitzes dorthin ableitet.

Der innere Blitzschutz verhindert, dass es zu gefährlichen Spannungsunterschieden im Gebäude kommt.

Erste Hilfe nach Blitzschlag

Bekommt ein Blitzopfer in den ersten fünf Minuten nach dem Blitzschlag Hilfe, liegt die Überlebenschance bei 80 Prozent. Die Versorgung der Opfer erfolgt nach den üblichen Erste-Hilfe-Regeln:

  1. Rufen Sie einen Rettungsdienst.
  2. Überprüfen Sie die Atmung des Blitzopfers.
  3. Bei einem Bewusstlosen, nicht atmenden Verletzten beginnen Sie sofort mit der Wiederbelebung (Reanimation).
  4. Eine bewusstlose, aber atmende Person bringen Sie in die stabile Seitenlage.
  5. Sofern möglich, versorgen Sie etwaige Verbrennungen durch den Stromstoß und Verletzungen durch den Sturz, wenn möglich mit Verbandmaterial.

Anders als bei anderen Unfällen durch Stromschläge besteht nach einem Blitzschlag keine Gefahr für die Helfenden.

Die Auswirkungen eines Blitzschlags treten oft erst verzögert auf. Auch wenn sich der oder die Betroffene nach einem Blitzschlag wohlfühlt, sollte das Blitzopfer daher sofort in ein Krankenhaus gebracht und überwacht werden.

Statistiken und Fakten

Sommerliche Gewitter bringen mehrere Gefahren mit sich: Von Überflutungen und Vermurungen über Hagel bis hin zu Sturmböen. In Österreich kommt es jährlich zu etwa 1,3 Mio. Blitzentladungen, von denen rund 20 % in den Boden einschlagen. Besonders viele Blitze pro Jahr treten im südöstlichen Berg- und Hügelland sowie entlang der Nordalpen auf.

Drei Menschen jährlich werden hierzulande im Schnitt pro Jahr vom Blitz getroffen und starben, rund dreimal so viele werden verletzt. Im Jahr 2016 wurde jedes fünfte Feuer von einem Blitz verursacht. Schäden in der Höhe von 14,3 Millionen Euro entstanden.

Die Zahl der Todesfälle durch Blitzschlag ist in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zurückgegangen: Während es in den 1960er-Jahren noch 20 bis 40 Blitztote pro Jahr gab, sind es heutzutage durchschnittlich ein bis zwei. Schätzungsweise enden ein Drittel aller Blitzunfälle tödlich. Damals waren vor allem Menschen in der Landwirtschaft betroffen, heute ereignen sich viele Unfälle bei Freizeitaktivitäten.

Laut einer neuen Studie des ESSL gab es in Europa zwischen 2001 und 2020 durchschnittlich 64 Todesfälle durch Blitzschlag pro Jahr. Die Mehrheit der Opfer ist männlich (78%) und stammt überwiegend aus Osteuropa - insbesondere aus der Türkei bzw. aus Bulgarien, Moldawien und Rumänien. Die wenigsten Blitztoten wurden in West- und Nordeuropa verzeichnet. Das liegt einerseits an der geringeren Blitzhäufigkeit, andererseits aber auch an der inhomogenen Datenverfügbarkeit sowie an gesellschaftlichen Aspekten: In diesen Regionen arbeiten deutlich mehr Menschen im Freien, vor allem in der Landwirtschaft, oft ohne ausreichende Schutzmöglichkeiten.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Lotto-Sechser ist in Österreich in etwa vergleichbar zu einem Blitzschlag.

Ein Blitz kündigt sich in der Regel nicht an und er kann auch mehrere Kilometer abseits des Gewitterkerns einschlagen. In den Bergen können Blitze überall einschlagen.

Blitzdichte in Österreich

Am niedrigsten ist die Blitzdichte in den Bezirken Bludenz und Landeck mit durchschnittlich 8,2 bzw. 8,6 Blitzen pro km².

Verhaltensregeln bei Freizeitaktivitäten

Der Schutz vor Blitzen beginnt bereits bei der Planung von Freizeitaktivitäten: Im Normalfall sollte vermieden werden, während eines Gewitters überhaupt unterwegs zu sein. Je nach Wettervorhersage muss die Tourenplanung angepasst werden - nur bei stabilen Wetterlagen sind sehr lange bzw. exponierte Touren sicher machbar.

Generell sollte man sich nicht ausschließlich auf automatisierte Prognosen einer vorinstallierten Handy-App verlassen. Es ist ratsam, schriftlichen Prognosen von Meteorologen zu lesen und idealerweise mehrere Quellen zu vergleichen. Ziel ist es, die Gewitterwahrscheinlichkeit einzuschätzen und die Tour entsprechend anzupassen. Tatsächlich gibt es kein „perfektes“ Wettermodell, das immer akkurate Gewitterprognosen liefert, ebenso wenig wie eine „perfekte“ App.

Bei einer Gewittervorwarnung sollte man von einer erhöhten Gefahr ausgehen. Bei einer erhöhten Gewitterneigung sollte man jedenfalls nur kurze Touren mit Ausstiegs- und Einkehrmöglichkeiten planen. Es ist auch ratsam, früher zu starten und längere Klettersteige zu vermeiden.

Unterwegs sollte man dann stets die Wolken im Auge behalten: Wenn viele Quellwolken in die Höhe wachsen bzw. zusammenwachsen und dunkler werden, nimmt die Gewittergefahr zu. Falls das Handynetz es ermöglicht, kann man auch gelegentlich aktuelle Radar- bzw. Blitzdaten checken. Sobald man einen Donner hört, muss sofort die Lage überprüft werden: Wo bildet sich das Gewitter bzw. wo zieht es hin?

Wenn man von einem Gewitter im Freien erwischt wird, sollte man zunächst hohe bzw. exponierten Orte sowie stromleitende Gegenstände meiden (Klettersteige sind besonders gefährlich). Am besten ist der Unterschlupf in einem Haus mit verschlossenen Fenstern oder im Auto.

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