Psychische Beschwerden und Entwicklungsverzögerungen bei Kindern und Jugendlichen sind weiter verbreitet als in der Öffentlichkeit angenommen wird. Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind oft schwer zu erkennen, da sie sich hauptsächlich im Inneren abspielen und zunächst das Denken und Fühlen beeinflussen, bevor sie Auswirkungen auf das Verhalten haben. Entwicklungsbedingte Verhaltensweisen in der Kindheit und Jugend erschweren die Identifizierung zusätzlich.
Wichtig: Selbstdiagnosen können zu einer falschen Behandlung führen. TherapuetInnen und ÄrztInnen verfügen über die notwendige Ausbildung und Erfahrung, um Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln.
Anpassungsstörung: Symptome und Definition
Trauer, Sorge, Ängste und der Verlust von Freude sind Symptome einer Anpassungsstörung. Diese Reaktionen sind normal, wenn man Stress erlebt. Wenn diese Symptome jedoch stark sind oder lange anhalten, können sie das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Betroffene fühlen sich überfordert und zeigen oft Zeichen von Depressionen und Angststörungen.
Nach der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 müssen folgende Symptome für die Diagnose der Anpassungsstörung vorliegen:
- Die Betroffenen haben eine identifizierbare psychosoziale Belastung erlebt, die nicht außergewöhnlichen oder gar katastrophalen Ausmaßes war.
- Die Symptome müssen innerhalb eines Monats nach dem Erlebnis auftreten.
- Die Betroffenen haben Symptome und Verhaltensstörungen, wie sie auch bei affektiven (zum Beispiel Depression) und neurotischen Störungen, bei Belastungsstörungen, bei Störungen des Sozialverhaltens oder somatoformen Störungen (körperliche Beschwerden ohne erkennbare physische Ursache) vorkommen. Die Symptome variieren in Art und Schwere.
- Die Symptome der Anpassungsstörung dauern nicht länger als bis sechs Monate nach dem Ende des belastenden Ereignisses an. Ausnahme ist eine depressive Anpassungsstörung, die teils um einiges länger anhält.
Abhängig davon, welche Symptome im Vordergrund stehen, unterscheiden Fachleute verschiedene Unterformen von Anpassungsstörungen:
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- Kurze depressive Reaktion
- Längere depressive Reaktion (bis zu zwei Jahre Dauer)
- Angst und depressive Reaktion gemischt
- Mit vorwiegender Beeinträchtigung von anderen Gefühlen
- Mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens
- Mit gemischter Störung von Gefühlen und Sozialverhalten
- Mit sonstigen vorwiegend genannten Symptomen
Typische Symptome einer Anpassungsstörung
Zu den typischen Symptomen zählen:
- Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafprobleme
- Gefühl der Überforderung
- Rückzug aus dem Sozialleben oder (häufig bei Kindern und Jugendlichen) Störung des Sozialverhaltens
- Anzeichen von Angststörungen oder Depressionen
Eine Anpassungsstörung zeigt sich bei Betroffenen oft auch körperlich in Form von Bauchschmerzen, Verspannungen oder Herz-Kreislauf-Problemen.
Anpassungsstörung: Symptome bei Säuglingen
Eine Geburt ist für Mutter und Baby belastend. Die Geburt ist für beide mit Stress verbunden und verläuft nicht immer ohne Komplikationen. Es besteht die Möglichkeit, dass es durch diese Belastung bei beiden zu einer Anpassungsstörung kommt. Anpassungsschwierigkeiten zeigen sich bei Säuglingen zum Beispiel durch exzessives Schreien, Schlaf- und Fütterstörungen. Diese Probleme werden als frühkindliche Regulationsstörungen bezeichnet.
Eine Regulationsstörung weist potenziell auf eine Störung in der Eltern-Kind-Beziehung hin. Denn Säuglinge sind vollständig auf die Versorgung durch ihre Eltern angewiesen. Wenn Eltern mit der Betreuung des Kindes überfordert sind, sind beide Seiten schnell frustriert. Die Kinder reagieren mit vermehrter Unruhe und Schreien. Die Verzweiflung der Eltern wird dadurch weiter verstärkt. Eltern sollten sich daher schnell professionelle Hilfe bei Kinderärzten oder speziellen Kliniken suchen, wenn sie spüren, dass sie mit der Situation nicht zurechtkommen.
Anpassungsstörung: Symptome bei Kindern und Jugendlichen
Bei Kindern sind starkes Daumenlutschen und Bettnässen sowie ein Rückfall in solche Verhaltensweisen ein möglicher Hinweis auf eine Anpassungsstörung.
Bei älteren Kindern und Jugendlichen äußert sich eine Anpassungsstörung oft in einem gestörten Sozialverhalten. Sie reagieren auf eine belastende Situation unter anderem mit Aggressionen, Lügen, Schwänzen, Stehlen und weiteren dissozialen Verhaltensweisen.
Risikofaktoren für psychische Störungen
Ein Risikofaktor ist ein Merkmal oder eine Eigenschaft, die bei einer Personengruppe die Wahrscheinlichkeit erhöht, an einer bestimmten Störung zu erkranken.
Die Pubertät ist eine Zeit großer Veränderungen, sowohl körperlich als auch psychisch. In dieser vulnerablen Phase kann es zu einem Missverhältnis zwischen der körperlichen und der psychischen Reife kommen.
Familiäre Einflüsse
Familiäre Einflüsse spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen.
- Erziehungsstil: Inkonsequentes Verhalten der Eltern kann zu Delinquenz (Verstöße gegen das Gesetz) beim Kind führen. Überprotektion und elterliche Einmischung können emotionale Störungen wie Trennungsangst begünstigen.
- Konflikte und Belastungen der Eltern können einen besonders großen Einfluss auf die psychische Gesundheit des Kindes oder Jugendlichen ausüben.
- Psychische oder soziale Auffälligkeiten eines Elternteils.
Schulischer Leistungsdruck
Der hohe Leistungsanspruch in der Schule kann eine erhebliche Belastung für Kinder und Jugendliche darstellen und als Risikofaktor für psychische Probleme wie Burn-out gelten.
Weitere psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter
Die emotionalen Störungen des Kindesalters umfassen vorwiegend Angststörungen, die im Kindesalter auftreten.
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung)
ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die vermutlich genetisch bedingt ist.
Typische Merkmale von ADHS sind:
- Unaufmerksamkeit: Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Aufgaben zu erledigen und Anweisungen zu befolgen.
- Hyperaktivität: Rastlosigkeit, Zappeln, übermäßiges Reden und Herumlaufen.
- Impulsivität: Schwierigkeiten, abzuwarten, Entscheidungen zu überdenken und Handlungen zu kontrollieren.
Depressionen
Depressionen sind nicht nur eine „Erwachsenen-Krankheit“.
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