Sehstörungen können vielfältige Ursachen haben und sich unterschiedlich äußern. Zu neurologisch bedingten Sehstörungen können das Wahrnehmen von Doppelbildern, Gesichtsfeldeinschränkungen sowie Abweichungen im Farb- und Kontrastsehen zählen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Treten akute Symptome, wie Doppelbilder, Sehverlust, ein herabhängendes Lid, Pupillenstörungen oder Gesichtsfeldausfälle auf, ist eine interdisziplinäre Abklärung durch Augenheilkunde, Neurologie, Kardiologie und Radiologie unbedingt notwendig.
Ursachen von Sehstörungen
Sehstörungen wie etwa Doppelbilder sind häufig neurologisch bedingt. „Sie können zum Beispiel erste Anzeichen einer Multiple-Sklerose-Erkrankung sein“, so Dr. Vassilios Kessaris, Augenspezialist am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Auch Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Morbus Parkinson werden als weitere neurologisch bedingte Auslöser in Erwägung gezogen.“
Das Wahrnehmen von Doppelbildern kann darüber hinaus durch die rheumatische Entzündung der Schläfenarterie, der Arteriitis temporalis, bedingt sein. „Entzündet sich die Schläfenarterie, besteht die Gefahr, dass auch das Auge betroffen ist und der Patient Seheinschränkungen bis hin zur Erblindung erleidet“, so Kessaris.
Weitere Ursachen für Doppelbilder können sein:
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- Müdigkeit
- Stress
- Alkohol
- Augenerkrankungen
- Schielen
- Verletzungen
- Lähmungen
- Bestimmte Erkrankungen wie Diabetes oder Multiple Sklerose
Abhängig von der Ursache unterscheidet der Arzt monokulare und binokulare Doppelbilder.
Monokulare Doppelbilder
Monokular bedeutet „nur ein Auge betreffend“. Ein monokulares Doppelbild bleibt auch dann bestehen, wenn Betroffene ein Auge abdecken. Bei dieser Form des Doppeltsehens liegt das Problem im Augapfel, der auf Licht reagiert.
Das ist bei verschiedenen Augenerkrankungen der Fall:
- Weit- oder Kurzsichtigkeit (z. B. wegen fehlender oder falscher Brille)
- Erkrankungen der Hornhaut (z.B. Hornhautverkrümmung)
- Trübungen der Linse (grauer Star)
- Verdichtung des Linsenkerns (Katarakt)
- Verlagerung der Linse
- Netzhauterkrankungen (z.B. ein Gefäßverschluss in einem oder mehreren Gefäßen, die das Auge mit Blut versorgen)
- Trockenes Auge
Binokulare Doppelbilder
Binokular bedeutet „beide Augen betreffend“. Bei einer binokularen Diplopie erzeugen beide Augen gemeinsam die Doppelbilder. Betroffene sehen diese nur dann, wenn beide Augen offen sind. Wird ein Auge geschlossen - egal welches - verschwindet das Doppelbild. Typischerweise erscheinen die Doppelbilder nach oben, unten oder zur Seite versetzt oder gekippt.
Doppelbilder auf beiden Augen treten auf, wenn die Augen nicht parallel ausgerichtet sind. Das führt dazu, dass das Gehirn die Seheindrücke beider Augen nicht mehr vollständig zu einem Bild zusammenführt.
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Die folgenden Augenerkrankungen können binokulare Doppelbilder auslösen:
- Schielen (Strabismus)
- Entzündungen der Augenmuskeln
- Erkrankungen der Augenmuskeln
- Tumorerkrankungen des Auges
Weitere bekannte Auslöser für binokulare Doppelbilder sind beispielsweise Verletzungen oder Schäden am Gehirn:
- Schlaganfall
- Kopfverletzungen (wie z.B. ein Bruch der Augenhöhle)
- Hirntumor
- Gefäßerweiterung im Gehirn (Gehirnaneurysma)
- Lähmungen der Hirnnerven: Auslöser können neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Myasthenia gravis oder Borreliose sein.
Auch Erkrankungen, die den gesamten Körper betreffen, sind mitunter Ursache für Doppelbilder:
- Endokrine Orbitopathie: Ausgelöst durch eine Schilddrüsenerkrankung kommt es zu einer entzündlichen Erkrankung der Augenhöhle.
- Durchblutungsstörungen infolge von Diabetes oder Bluthochdruck
Symptome von Diplopie
Wer ein und denselben Gegenstand unscharf oder doppelt, also (leicht) waagerecht, senkrecht oder schräg verschoben wahrnimmt, der sieht doppelt. Doppelbilder treten plötzlich (akute Diplopie) oder schleichend auf, in der Ferne oder in der Nähe oder auch nur beim Blick zur Seite.
Folgende Symptome deuten auf schwerwiegende Ursachen hin und geben dem Arzt erste Hinweise auf den Grund der Sehstörung:
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- Störungen bei der Augenbewegung
- Hängen des Oberlides
- Lidschwellungen
- Sichtbares Schielen
- Hervortretende Augen
- Schmerzen bei Augenbewegung
Mögliche Auswirkungen von Diplopie sind:
- Höhen, Tiefen und Entfernungen werden nicht mehr richtig eingeschätzt. (Verletzungsgefahr!)
- Betroffene greifen daneben oder stoßen sich.
- Unsicheres Gehen, insbesondere beim Treppen steigen
- Schwierigkeiten beim Lesen
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Verschwommen sehen
Diagnose
Erster Ansprechpartner bei Doppelbildern ist der Augenarzt und gegebenenfalls der Orthoptist. Während der Augenarzt die Sehfähigkeiten untersucht, beschäftigt sich der Orthoptist mit der Augenstellung, der Beweglichkeit der Augen und mit ihrem Zusammenspiel.
Für die Diagnose erkundigt sich der Augenarzt zunächst genau nach den Beschwerden, um Hinweise für mögliche Ursachen zu finden. Im Anschluss untersucht er beide Augen eingehend - unabhängig davon, ob die Doppelbilder nur auf einem oder auf beiden Augen auftreten.
Die Orthoptik ist eine Fachrichtung der Augenheilkunde, die sich speziell mit Bewegungsstörungen der Augen beschäftigt. Der Orthoptist prüft, ob Betroffene schielen, dreidimensional sehen und ob beide Augen richtig zusammenspielen.
Da Diplopie viele Ursachen haben kann, sind für eine sichere Diagnose oft weitere Untersuchungen notwendig. Dazu zählen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz- oder Computertomografie. Sie machen Veränderungen der Augenhöhe, des Schädels oder des Gehirns sichtbar.
Behandlung von Sehstörungen
Wie Diplopie behandelt wird, hängt von der jeweiligen Ursache ab. Mit der Behandlung der Grundkrankheit verschwinden meist auch die Doppelbilder.
Behandlung von monokularen Doppelbildern
Bei monokularen Doppelbildern liegt in der Regel eine Augenerkrankung vor, die der Augenarzt entsprechend behandelt:
- Fehlsichtigkeit: Kurz- oder Weitsichtigkeit gleicht der Arzt mit einer entsprechend angepassten Brille oder mit Kontaktlinsen aus.
- Hornhautverkrümmung: Mit einer Laserbehandlung verändert der Arzt die Hornhaut so, dass die Netzhaut wieder ein scharfes Bild erzeugt. Die Sehschärfe ist wiederhergestellt und die Doppelbilder verschwinden.
- Grauer Star (Katarakt): Ist die Linse getrübt, sehen Betroffene „wie durch einen Schleier“. Bei der Kataraktoperation ersetzt der Arzt die Linse durch eine künstliche Linse.
- Trockenes Auge: Wenn die Augen nicht genügend Tränenflüssigkeit produzieren, entzünden sie sich möglicherweise, und es kommt zum Doppeltsehen. Dann verschreibt der Arzt Augentropfen als Tränenersatz.
Behandlung von binokularen Doppelbildern
Bei binokularen Doppelbildern ist nicht das Auge selbst erkrankt, sondern die Diplopie ist Folge einer anderen Erkrankung. Abhängig von der jeweiligen Ursache wird der Arzt die passende Therapie beginnen. Ist die Behandlung erfolgreich, so bessern sich auch die Doppelbilder.
In der weiteren Therapie können Doppelbilder durch sogenannte Prismenfolien ausgeglichen werden. „Diese Folien lenken den einfallenden Lichtstrahl so um, dass Patienten wieder einfach sehen.“ Die Orthoptistinnen passen die Prismenfolie auf die Brille der Patienten an.
Bei Gesichtsfeldausfällen wie Hemianopsien wird mit einem kompensatorischen Explorationstraining begonnen. Dabei werden Blicksprünge und -bewegungen ins betroffene Halbfeld trainiert.
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung gibt es Augenübungen, die Ihnen helfen, wieder besser zu sehen.
- Konzentrieren Sie sich auf ein bestimmtes Ziel wie beispielsweise ein Foto.
- Halten Sie das Bild auf Augenhöhe eine Armlänge entfernt.
- Versuchen Sie, so lange wie möglich nur ein einziges Bild zu sehen.
- Bewegen Sie das Foto langsam und gleichmäßig auf die Nase zu.
- Stoppen Sie, sobald aus dem Einzelbild zwei Bilder werden, und gehen Sie in die Position zurück, in der sie zuletzt ein Bild gesehen haben.
- Beginnen Sie die Übung.
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