Psychische Krankheiten: Synonyme und verwandte Begriffe

Psychische Erkrankungen umfassen ein breites Spektrum von Zuständen, die sich auf das Denken, Fühlen, Verhalten und die Interaktionen eines Menschen auswirken können. Es ist wichtig, die verschiedenen Begriffe und Synonyme zu verstehen, die in diesem Bereich verwendet werden, um eine klare Kommunikation und ein besseres Verständnis zu gewährleisten.

HIV-induzierte psychische Störungen

HIV-induzierte psychische Störungen stellen eine zunehmend relevantere Herausforderung in der klinischen Psychiatrie dar. Sie können in jedem Krankheitsstadium der HIV-Infektion auftreten, werden jedoch häufiger bei symptomatischen Patienten beobachtet. Aufgrund des Überlebensvorteils unter HAART ist künftig mit einer Zunahme der durch die Neurotropie des HI-Virus bedingten kognitivmotorischen, affektiven und schizophreniformen Störungen zu rechnen.

Bei AIDS (“acquired immunodeficiency syndrome”) handelt es sich um eine Immunsystemerkrankung, die auf eine Infektion mit dem humanpathogenen Retrovirus HIV (human immunodeficiency virus) aus der Gruppe der Lentiviren zurückzuführen ist.

Die Übertragung des HI-Virus geschieht mehrheitlich durch Sexualkontakte, aber auch durch Benutzung kontaminierter Spritzen und Kanülen bei intravenösem Drogengebrauch. Von der Mutter auf das Kind kann das Virus intrauterin, perinatal oder durch Muttermilch übertragen werden.

Die HIV-Erkrankung wird nach den Kriterien der CDC (Center for Disease Control and Prevention)-Klassifikation eingeteilt, wobei sowohl klinische (A bis C) als auch Laborkategorien (1 bis 3) berücksichtigt werden. Trotz moderner antiretroviraler Kombinationstherapien wie HAART (“highly active antiretroviral therapy”) kann die HIV-Infektion auch heute noch nicht geheilt werden.

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HIV-induzierte psychische Störungen können in jedem Krankheitsstadium der HIV-Infektion auftreten. Gleichwohl werden sie während der klinischen Manifestation C oder B der CDC-Klassifikation wesentlich häufiger und ausgeprägter beobachtet.

Von den primär durch das HI-Virus induzierten psychopathologischen Syndromen sind sekundäre, durch psychotrop wirksame Internistika (z. B. antiretrovirale Substanzen, Tuberkulostatika) bzw. durch opportunistische ZNS-Infektionen oder ZNS-Malignome hervorgerufene delirante Zustandsbilder zu unterscheiden.

Mit der Einführung von HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) Mitte der 1990er-Jahre gelang es, die Mortalitätsraten zumindest in der entwickelten Welt deutlich zu verringern. Auf der anderer Seite muss angesichts des signifikanten Überlebensvorteils unter HAART künftig mit einer Zunahme der durch die Neurotropie des HI-Virus bedingten kognitivmotorischen, affektiven und schizophreniformen Störungen gerechnet werden.

Die Prävalenzangaben zur HIV-induzierten schizophreniformen Störung schwanken zwischen 0,23 und 15,2%. Die durchschnittliche Inzidenz der HIV-induzierten Manie liegt bei ca. 8%. Schätzungen der Prävalenz von Depressionen im Gefolge bzw. im Kontext einer HIV-Erkrankung sind inkonsistent.

Klinische Erscheinungsformen

HIV-induzierte kognitiv-motorische Störungen: Klinisch imponieren bei den HIV-induzierten kognitiv-motorischen Störungen kognitive, behaviorale und/oder motorische Symptome. Häufige HIV-induzierte kognitive Defizite sind Konzentrationsstörungen, Verlangsamung der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, Vergesslichkeit, implizite Lern- und Gedächtnisstörungen und Schwierigkeiten bei der Problemlösung (exekutive Funktionen). Auf der Verhaltensebene werden oftmals Passivität, Apathie, Gleichgültigkeit, Indolenz, Trägheit, Initiativlosigkeit und sozialer Rückzug, gelegentlich psychotische Symptome beobachtet. An motorischen Symptomen finden sich meistens Verlangsamung der Feinmotorik (z. B. Knöpfe schließen, Tippen auf Rechnertastatur) und Gangstörungen. Störungen der höheren kortikalen Funktionen (z. B. Aphasie und Agnosie) entwickeln sich erst spät.

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AIDS mania: Für die im Gefolge der HIV-Erkrankung in Erscheinung tretenden maniformen Zustandsbilder wurde der Begriff “AIDS mania” eingeführt. In der Tat lässt sich die HIV-induzierte Manie durch die klinischen Befunde vorläufig hinreichend begründen. Phänomenologisch kommen häufiger Gereiztheit und Irritabilität als gehobene Stimmung und Euphorie vor. Die betroffenen HIV-Kranken zeigen seltener Rededrang, weisen häufiger kognitive Symptome auf und sind weniger betriebsam und antriebsgesteigert als Patienten mit “primärer” Manie.

HIV-induzierte Depression: Die Unterscheidung zwischen HIV-induzierten depressiven Zustandsbildern und “primären” Depressionen auf der Basis einer psychopathologischen Analytik ist schier unmöglich. Weiters besteht bei der HIV-Erkrankung infolge der möglichen Affektion subkortikaler Hirnareale ein gleitendes Spektrum von melancholischem Erscheinungsbild, demenziellem Syndrom und motorischen Auffälligkeiten, so dass die HIV-induzierte Depression gegenüber der HIV-induzierten Demenz mit Begleitdepression nur schwer abzugrenzen ist.

HIV-induzierte schizophreniforme Störung: Häufig zu beobachtende Symptome sind Verfolgungs- und Größenideen, Zönästhesien, akustische und optische Halluzinationen, kognitive Leistungseinbußen sowie inadäquater Affekt. Bizarrer Wahn, Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Willensbeeinflussung und Wahnwahrnehmung prägen eher selten das klinische Bild der HIV-induzierten schizophreniformen Störung. Vereinzelt werden katatone Symptome beobachtet.

Diagnostik

HIV-induzierte kognitiv-motorische Störungen: Zur Diagnosestellung dieser Störungen sind neben einer umfassenden psychiatrischen und neurologischen Befunderhebung Feinmotorikuntersuchungen und neuropsychologische Diagnostik notwendig. Der Finger Tapping Test (TAP) und der Wiener Reaktionstest (RT) können vorteilhaft zur Beurteilung der Feinmotorik verwendet werden. Als neuropsychologischer Screeningtest zur Erfassung HIV-induzierter kognitiver Leistungseinbußen dient die HIV-Demenz- Skala nach C. Power.

In einer klinisch-funktionellen Perspektive bietet sich eine Schweregrad- und Verlaufseinteilung der HIV-induzierten kognitiv-motorischen Störungen nach der Memorial-Sloan-Kettering (MSK)-Skala an. Aus differenzialdiagnostischen Gründen sind apparative Diagnostik (kraniale MRT, CCT, evtl. EEG, evtl. multimodal evozierte Potenziale, evtl. SPECT, evtl. PET) und Liquoranalytik einschließlich der HI-Viruslastbestimmung durchzuführen.

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Differentialdiagnostik

In der Differenzialdiagnostik der HIV-induzierten Manie und der HIV-induzierten schizophreniformen Störung sind neben bipolaren affektiven Störungen, Schizophrenie, schizoaffektiven Störungen und drogeninduzierten Psychosen delirante, paranoid-halluzinatorische und maniforme Syndrome aufgrund von ZNS-Malignomen, Neurosyphilis und opportunistischen Infektionen auszuschließen.

Gleichfalls sind die durch Pharmaka verursachten maniformen Zustandsbilder (z. B. Didanosin, Zidovudin oder AZT) und paranoid-halluzinatorischen Phänomene auszuschließen.

Die HIV-induzierte Depression ist von unipolaren und bipolaren affektiven Störungen, Demenzerkrankungen, Neurosyphilis, opportunistischen Infektionen und depressiven Syndromen im Gefolge von ZNS-Malignomen abzugrenzen. Zahlreiche bei HIV-Patienten eingesetzte Arzneimittel können depressive Zustandsbilder hervorrufen (z. B. Foscarnet, Lamivudin, Pyrimethamin, Cotrimoxazol).

Pharmakokinetische Arzneimittelinteraktionen

Seit Einführung von HAART impliziert eine effiziente HIV-Therapie polypharmazeutische Kombinationsstrategien. Weiters machen komorbide Störungen (z. B. Depressionen, schizophreniforme Störungen) bei der HIV-Erkrankung die Applikation diverser Pharmaka notwendig. In diesem Kontext ist das gehäufte Auftreten von pharmakokinetischen Arzneimittelinteraktionen zu beachten.

Im Gegensatz zu den Nukleosidanaloga (NRTI) werden die nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) und die Protease-Inhibitoren (PI) durch Phase-I-Reaktionen biotransformiert; sie sind größtenteils Substrate von CYP3A4. Ihr Abbau kann durch CYP3A4-Inhibitoren (z. B. Ciprofloxacin, Ketoconazol, Clarithromycin, Erythromycin, Grapefruit) gehemmt und durch CYP3A4-Induktoren (z. B. Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon, Rifabutin, Rifampizin, Johanniskraut) beschleunigt werden. Gleichzeitig sind die meisten PI und NNRTI CYP3A4-Inhibitoren. Ritonavir hemmt sogar 4 Isoenzyme des Leberenzymsystems Cytochrom- P-450 (CYP). Andererseits induzieren Efavirenz, Nevirapin und Ritonavir CYP3A4. Hieraus ergeben sich komplexe Interaktionsmöglichkeiten.

Kombinationsbehandlungen aus antiretroviralen Medikamenten mit CYP3A4- inhibitorischer Potenz und klassischen, trizyklischen Antidepressiva, die im Wesentlichen über CYP3A4 metabolisiert werden, sollten vermieden werden; andernfalls besteht ein erhöhtes Risiko, fatale Erregungsleitungsstörungen am Herzen oder ein delirantes Syndrom zu erleiden.

Sollte die Gabe von Benzodiazepinen (größtenteils CYP3A4-Substrate) indiziert sein, sind vorzugsweise die nicht durch das CYP-System verstoffwechselten Benzodiazepine Lorazepam und Oxazepam zu wählen. Mit Methadon (CYP3A4-Substrat) substituierte HIV-Patienten benötigen bei gleichzeitiger Gabe von Nevirapin bzw. Efavirenz (CYP3A4-Induktoren) höhere, bei Kombinationen mit Protease-Inhibitoren (CYP3A4-Inhibitoren) niedrigere Methadondosierungen. Analog verhält es sich mit dem über CYP3A4 abgebautem Phosphodiesterasehemmer Sildenafil.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens ein Trauma. Bedrohliche Ereignisse bedeuten eine massive Beanspruchung der menschlichen Bewältigungsmechanismen. Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt als verzögerte oder verlängerte psychische Reaktion in Folge eines Traumas auf.

Synonyme deutschsprachige Wörter für das aus dem griechischen stammende Wort Trauma sind die Begriffe "Verletzung" oder "Wunde". Der Begriff wird sowohl in der Medizin, als auch in der Psychologie/Psychiatrie und Psychotherapie als Fachbegriff verwendet. Konkret versteht man unter dem Begriff Trauma eine von außen einwirkende körperliche und/oder seelische Verletzung, welche mit Todesangst und Vernichtungsgefühl einhergeht. Eine traumatische Erfahrungen ist eine existentiell erlebte Bedrohung der körperlichen und/oder seelischen Unversehrtheit.

Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt als verzögerte oder verlängerte psychische Reaktion auf ein extrem belastendes Ereignis (Trauma) auf. Man spricht hier auch von einer sog. Traumafolgestörung bzw. PTBS ist in jeder Altersstufe möglich. Es können nicht nur Menschen eine PTBS entwickeln, die ein Trauma erlebt haben, sondern auch Menschen, die Zeuge eines solchen Geschehens wurden. Im Hintergrund einer PTBS kann ein einmaliges Trauma liegen. Es kann sich aber auch um eine Serie von schrecklichen Ereignissen handeln.

Bereits während und unmittelbar nach und mitunter auch noch Wochen nach einer traumatischen Erfahrung zeigen Betroffene Reaktionen auf das belastende Ereignis. Bedrohliche Ereignisse bedeuten eine massive Beanspruchung der menschlichen Bewältigungsmechanismen. Es besteht in solchen Situationen ein innerer und äußerer Ausnahmezustand. Die psychische Stabilität ist akut gefährdet.

Von einer PTBS spricht man wenn innerhalb von 6 Monaten nach dem außergewöhnlichen Ereignis noch typische Symptome bestehen und die Leistungsfähigkeit in wichtigen Lebensbereichen eingeschränkt ist. Die Symptome können dabei in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten und müssen bereits länger als ein Monat andauern.

Es gibt noch weitere Einflussfaktoren die die Entwicklung einer PTBS begünstigen. Unmittelbar nach dem belastenden Ereignis sind emotionale Zuwendung und Unterstützung wichtig. Betroffene können sich auch an eine Kriseninterventionseinrichtung oder eine Ambulanz für Psychiatrie, Psychosomatik bzw. wenden.

Behandlung

Eine posttraumatische Belastungsstörung wird in der Regel psychotherapeutisch behandelt. Mitunter kann eine Psychopharmakotherapie begleitend notwendig sein.

  • Stabilisierung: Patient:in und Psychotherapeut:in entwickeln gemeinsam eine geeignete Behandlungsstrategie. Ziel ist, dass der Alltag leichter bewältigt werden kann.
  • Traumakonfrontation und Integration: Ziel der Therapie ist, dass die erlebten Erfahrungen bearbeitet und integriert werden können und die auftretende Folgesymptomatik geheilt oder zumindest reduziert werden kann.

Eine Phase in der Behandlung ist die Auseinandersetzung mit den belastenden traumatisierenden Geschehen an sich. Dabei wird die Patient:in im geschützten Rahmen der Therapie langsam an das Trauma herangeführt.

Wahn

Bei Wahn handelt es sich um eine Fehlbeurteilung der Realität.

Häufig treten Wahnvorstellungen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Manie auf. Es gibt unterschiedliche Arten von Wahnthemen wie den Beziehungswahn oder Eifersuchtswahn. Die Übergänge zwischen normalen Vorstellungen und krankhaften Wahnvorstellungen sind meist fließend. Entscheidend ist die subjektive Gewissheit der Patient:in über die Wahninhalte.

Rund 2 - 3 % aller Menschen sind von wahnhaften Störungen betroffen.

Die Ursachen des Wahns sind noch nicht vollends erforscht. Neuere Studien gehen davon aus, dass Störungen in einer bestimmten Region im Frontallappen des Gehirns (der ventromediale präfrontale Cortex) die Wahnvorstellungen auslösen könnten, unter Einfluss des Botenstoffs Dopamin. Diese Hirnstrukturen sind unter anderem dafür verantwortlich, wie subjektive Vorstellungen über die Realität geschaffen werden, welche Gefühle in verschiedenen Situationen empfunden werden und geben Einsicht darüber, was man selbst und was andere denken.

Bei Wahn werden realen Sinneswahrnehmungen (z. B. ein Auto, das vor der Haustür parkt) abnorme Bedeutungen zugeordnet (z. B., dass man von jemandem überwacht wird). Wahnvorstellungen beginnen mit einer Wahnstimmung, also dem unbestimmten Gefühl, dass irgendetwas vor sich geht. Nach und nach tritt die Wahngewissheit ein - einzelne Wahnerlebnisse (z. B. Auto, das vor der Tür steht; Mann, der einen seltsam angesehen hat) werden verknüpft, manchmal zu zusammenhängenden Wahnsystemen, in die auch andere Personen einbezogen werden.

Arten von Wahnvorstellungen

Es gibt verschiedene Arten von Wahnvorstellungen, die sich inhaltlich unterscheiden. Hier ist eine Übersicht:

Wahnthema Beschreibung Vorkommen
Beeinträchtigungswahn Ständige Benachteiligung und Ungerechtigkeiten werden wahrgenommen Besonders bei älteren Menschen
Beziehungswahn Erkrankte:r hat das Gefühl, alles um ihnherum geschieht seinetwegen und um ihm ein Zeichen zu geben; Gefühl, dass andere über einen spotten und lachen Häufigstes Thema bei wahnhafter Störung und oft bei beginnender Schizophrenie
Dermatozoenwahn Überzeugung, dass kleine Tierchen, Würmer oder Parasiten den Körper befallen haben, verbunden mit Halluzinationen des Spürsinns Vorwiegend bei älteren Frauen, öfters im Zusammenhang mit Demenz; tritt vor allem bei organisch psychischen Störungen auf
Doppelgängerwahn Erkrankte:r ist überzeugt, dass eine Bezugsperson eine Doppelgänger:in hat oder die eigene Person durch eine Doppelgänger:in verdrängt wird Kann unter anderem bei Schizophrenie, Demenz auftreten
Dysmorphophobie Wahnhafte Idee, dass man von anderen, aufgrund von tatsächlichen oder eingebildeten Missbildungen des Körpers, abschätzig beurteilt wird Gelegentlich bei beginnender Schizophrenie
Eifersuchtswahn Betroffene Person ist unkorrigierbar von der Untreue der Partner:in überzeugt Bei wahnhafter Störung, Alkoholismus, Schizophrenie; bei Männern häufiger als bei Frauen
Eigengeruchsparanoia Eingebildete Wahrnehmung eines unangenehmen eigenen Körpergeruchs Z. B. als Symptom von schizophrenen Störungen
Größenwahn Eigene Person, Fähigkeiten und Bedeutung werden maßlos überschätzt Bei Schizophrenie, Manie, organischen psychischen Störungen
Hypochondrischer Wahn Krankheitswahn; umfasst unter anderem Eigengeruchsparanoia, Dysmorphophobie, Dermatozoenwahn Unter anderem bei Schizophrenie, Demenz
Kleinheitswahn Gegenstück zum Größenwahn - Betroffene zweifeln ihre Fähigkeiten, manchmal sogar ihre Existenz an; Gefühl der Ohnmacht Unter anderem in Verbindung mit Depressionen
Liebeswahn Wahnhafte Idee, von einer bestimmten Person geliebt zu werden Oft bei wahnhafter Störung, bei Frauen häufiger als bei Männern
Querulantenwahn Wahnhafte Überzeugung, ständig Rechtskränkungen zu erleiden Auslöser sind tatsächliche oder eingebildete Ungerechtigkeiten, Persönlichkeit meist starrsinnig und rechthaberisch (paranoide Persönlichkeitsstörung)
Schuldwahn Überzeugung, dass man schuld an einem Verbrechen oder einer sonstigen Verfehlung ist Unter anderem in Verbindung mit Depressionen
Verarmungswahn Wahnhafte Idee, vor dem finanziellen Ruin zu stehen Unter anderem in Verbindung mit Depressionen
Verfolgungswahn Erkrankte:r hat das Gefühl, bedroht und verfolgt zu werden bzw., dass ein Komplott (gegen ihn) geschmiedet wird Besonders häufig bei Schizophrenie

Behandlung

Die Therapie erfolgt mittels Medikamente und Gesprächstherapie. Dabei ist zu beachten, dass Psychopharmaka nicht immer Wirkung zeigen, was unter anderem an der unklaren zugrundeliegenden Ursache der Wahnvorstellungen liegt. Auch die psychotherapeutischen Gespräche werden zum Teil schlecht angenommen, da die Betroffenen so sehr von ihren Wahnwahrnehmungen überzeugt sind, dass sie die objektive Realität, die neben ihrer subjektiven Realität besteht, nicht akzeptieren können.

Es ist wichtig, dass die Betroffen:e versucht, durch den Wahn vernachlässigte Aufgaben (z. B. die Ausbildung) wieder aufzugreifen und auch die sozialen Kontakte wieder stärker zu pflegen, wenn das durch den Wahn nicht möglich war. Zusätzlich sollten Menschen mit Wahnvorstellungen keine Drogen (z. B. Alkohol) konsumieren.

Bipolare Störung

Bipolare Störung ist die etablierte Kurzbezeichnung für die bipolare affektive Störung (BAS). Bei der BAS handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die zu den Stimmungsstörungen (Affektstörungen) gehört. Die Krankheit zeigt sich durch extreme, zweipolig entgegengesetzte (= bipolare) Schwankungen, die Stimmung, Antrieb und Aktivitätslevel betreffen. Diese Auslenkungen treten phasenhaft auf und reichen weit über das Normalniveau hinaus.

Die Betroffenen pendeln dabei zwischen Depression und Manie hin und her, ohne diese Wechsel willentlich noch kontrollieren zu können. Zwischen diesen Episoden kehren Menschen mit bipolarer Störung in der Regel in einen unauffälligen Normalzustand zurück. Antrieb und Gefühlsleben unterliegen dann wieder den normalen Schwankungen. Die BAS tritt in unterschiedlichsten Schweregraden auf.

In Abhängigkeit vom Verlauf kann bei leichten Fällen alleine mit Psychotherapie eine Stabilisierung erzielt werden. Hierbei ist das frühzeitige Erkennen der Störung ein wichtiger Faktor. Zusätzlich kann eine medikamentöse Behandlung erfolgen.

Eine bipolare Störung tritt nicht urplötzlich bei einem vorher völlig gesunden Menschen auf, sondern entwickelt sich schleichend.

Bipolare Störungen gehören laut der Weltgesundheitsorganisation zu den zehn Krankheiten, die weltweit am meisten zu dauernder Beeinträchtigung führen. Nicht zu unterschätzen ist auch das erhöhte Suizidrisiko: Ungefähr 25 % bis 50 % aller Menschen mit bipolarer Störung unternehmen mindestens einen Suizidversuch. Etwa 15 % bis 30 % der Patienten töten sich.

Bezeichnungen

Bis vor einigen Jahren wurde die bipolare Störung meist manisch-depressive Erkrankung, manisch-depressive Psychose oder manisch-depressives Irresein genannt. Umgangssprachlich wird sie mitunter als manische Depression bezeichnet, was missverständlich ist. Auch die Bezeichnungen manisch-depressive Erkrankungen oder manisch-depressive Krankheit sind als Synonyme gebräuchlich und werden in der Öffentlichkeit in der Regel besser verstanden.

Ein unter Ärzten und Behörden oft verbreiteter Ausdruck für die bipolare Störung ist bipolare Psychose oder affektive Psychose.

Beschreibung

Die bipolare affektive Störung ist durch einen episodischen Verlauf mit depressiven, manischen, hypomanischen oder gemischten Episoden gekennzeichnet:

  • Depressive Phasen: zeichnen sich durch überdurchschnittlich gedrückte Stimmung und verminderten Antrieb aus. Bei starken Depressionen kann es zu Suizidgedanken kommen.
  • Manische Episode: ist durch gesteigerten Antrieb und Rastlosigkeit gekennzeichnet, was oft mit inadäquat überschwänglicher oder gereizter Stimmung einhergeht. Dabei ist die Fähigkeit zur Prüfung der Realität mitunter stark eingeschränkt, und die Betroffenen können sich in große Schwierigkeiten bringen.
  • Hypomanie: versteht man eine nicht stark ausgeprägte Manie, typischerweise ohne gravierende soziale Konsequenzen. Eine Hypomanie liegt jedoch bereits deutlich über einem normalen Aktivitäts- und/oder Stimmungsausschlag.
  • Gemischte Episode: ist gekennzeichnet durch gleichzeitiges oder rasch wechselndes Auftreten von Symptomen der Manie und der Depression. Beispielsweise trifft ein verstärkter Antrieb mit einer gedrückten Grundstimmung zusammen.

Meist beginnt eine bipolare Störung in der Adoleszenz oder dem frühen Erwachsenenalter. Oftmals wird sie sowohl von Betroffenen als auch von Medizinern erst viele Jahre nach Ausbruch erkannt. Häufig hat also bereits eine lange Leidenszeit bestanden, bevor eine Behandlung beginnt.

Die bipolare Störung wird oft mit Kreativität in Verbindung gebracht. Zu den Betroffenen zählen viele erfolgreiche Menschen. Der gesteigerte Antrieb in hypomanen Phasen kann für ungewöhnliche und gewagte Projekte begeistern, und Ziele werden oft mit großem Engagement verfolgt.

Diagnostik

Hypomanien werden von Ärzten oft nicht zur Kenntnis genommen, oder sie erfahren in der Anamnese nichts davon, so dass bipolare Störungen dann nicht angemessen behandelt werden. Aber auch Depressionen werden oft nicht erkannt. Noch weniger bekannt sind die Symptome manisch-depressiver Krankheiten in der Öffentlichkeit. Daher wird nur ein geringer Teil aller Betroffenen derzeit korrekt diagnostiziert.

Die Diagnose wird oft erschwert durch:

  • Mischzustand: Oft gehen gleichzeitig depressive Symptome mit einher, die letztlich in einen Mischzustand münden können.
  • Alkohol- oder Drogenkonsum: In der Manie kommt es vielfach zu exzessivem Alkohol- oder Drogenkonsum, so dass eine bipolare Störung vorschnell als Alkohol- oder Drogenabhängigkeit eingeordnet wird.
  • Depression: Eine rezidivierende unipolare Depression ist die häufigste Fehldiagnose bei bipolaren Störungen.
  • ADHS: Bei Kindern und Jugendlichen ist die Abgrenzung zum Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) manchmal schwierig.
  • Schizophrenie: Psychotische Symptome, die bei schweren Manien auf deren Höhepunkt vorkommen können, führen oft zur Fehldiagnose einer Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Störung.

Heute werden bipolare Erkrankungen nach den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (ICD-10) oder der Amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (DSM-5) diagnostiziert. Bei ICD-10 und DSM-5 handelt es sich um Diagnosekataloge mit genauen Kriterien, welche die Symptome und andere Bedingungen (z. B. Anhalten der Symptome über einen definierten Zeitraum) beschreiben, die für eine Diagnose erfüllt sein müssen.

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