Eine unruhige Nacht, die uns morgens zerknirscht in den Tag starten lässt, kennt fast jeder. Im besten Fall sind solche Schlafstörungen von kurzer Dauer und wir finden rasch wieder in den gewohnten Rhythmus zurück. Kurzfristige Schlafstörungen sind also kein Grund zur Sorge. Problematisch wird es hingegen, wenn der Schlaf dauerhaft gestört ist. Wenn Schlafen zu einem immer größeren Thema wird und wir versuchen, willentlich einzuschlafen, passiert in der Regel das genaue Gegenteil. Ein Teufelskreis beginnt, der für die Betroffenen extrem belastend ist. Denn Schlafmangel führt dazu, dass die körperliche und psychische Leistungsfähigkeit deutlich abnimmt. Darüber hinaus erhöht sich die Anfälligkeit für Krankheiten.
Schlafstörungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden überhaupt. Eine große Online-Umfrage, bei der die MedUni Wien 1.000 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren zu ihren Schlafgewohnheiten befragt hat, lässt sogar darauf schließen, dass es in Österreich in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme an Menschen mit Schlafproblemen gibt. Viele davon sind nur vorrübergehend und daher nicht besorgniserregend. Wer jedoch regelmäßig unausgeschlafen ist, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Trotzdem nehmen die wenigsten Menschen mit Schlafproblemen medizinische Hilfe in Anspruch. Das ist einerseits verständlich, da in sehr vielen Fällen bereits eine gesunde Schlafhygiene oder leichte Schlafmittel auf pflanzlicher Basis die Beschwerden deutlich mindern.
Als Panikattacken, Panikstörungen oder Panikanfälle werden wiederkehrende Angstattacken bezeichnet, zu denen es meist plötzlich und ohne ersichtlichen Grund kommt. Zumindest für Außenstehende. Die Panik gibt den Betroffenen zusammen mit den weiteren auftretenden Symptomen (wie Herzklopfen, Schwitzen und Atemnot) das Gefühl, es läge eine lebensgefährliche Situation vor. Wer diese Angstanfälle erlebt, hat das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Die heftige Alarmreaktion kann so weit reichen, dass Patienten befürchten, zu sterben.
Ursachen von Panikattacken
Es gibt nicht einen genauen Auslöser für Panikattacken. Die Auslöser für die Panikanfälle sind vielfältig. Oft haben die Kinder Angst, vor anderen Menschen zu sprechen oder fürchten sich vor Tieren oder der Dunkelheit beim Einschlafen. Die Auslöser dafür sind höchst unterschiedlich und erstrecken sich von vermehrtem Stress über körperliche Erkrankungen (z.B. Rheuma, Asthma) bis hin zu direkten Schlafkrankheiten wie Schnarchen, Atmungsaussetzer (Schlafapnoe) oder plötzlichen Schlafattacken (Narkolepsie).
Vereinzelte Panikattacken sind relativ häufig. Bis zu 20 Prozent der Menschen erleiden mindestens einmal in ihrem Leben eine Panikattacke. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Doch macht eine einzelne Attacke noch keine Panikstörung aus.
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Neben den wiederkehrenden, unerwarteten Panikattacken kommt es bei Patient:innen der Panikstörung auch zu anhaltenden Sorgen über das neuerliche Auftreten der Panikattacken (Angst vor der Angst) sowie zu deutlichen Verhaltensanpassungen, um mögliche Attacken zu verhindern.
Wie bei der Entstehung der meisten psychischen Erkrankungen wird auch für Panikstörungen und Panikattacken ein Zusammenspiel aus bio-psycho-sozialen Faktoren als Ursache angenommen.
Weitere Ursachen
- Körperliche Ursachen: Erkrankungen des Stoffwechsels, der Atemwege (z.B. Asthma) oder hormonelle Veränderungen (in den Wechseljahren oder während der Schwangerschaft) können zu einer Insomnie führen. Da unser Schlaf von hormonellen Faktoren und der Schilddrüse beeinflusst wird, sind Frauen häufiger von Schlafproblemen betroffen als Männer.
- In 50 Prozent der Fälle stehen hinter einer Insomnie psychologische und psychiatrische Faktoren.
- Schlafstörende Substanzen: Medikamente können ein Grund dafür sein, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus aus dem Gleichgewicht gerät. Speziell Arzneimittel, die in den Neurotransmitter-Haushalt eingreifen, können Schlafstörungen nach sich ziehen. Zu diesen Medikamenten zählen etwa Antidepressiva, Neuroleptika, Antiparkinsonmittel, Antidementiva und Anticholinergika. Koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, Tee oder Cola wirken sich negativ auf den Schlaf aus. Ebenso wie Alkohol. Dieser hilft war zunächst beim Einschlafen, führt aber zu unruhigem Schlaf und dazu, dass man meist zu früh wieder aufwacht. Vorsicht ist auch bei Schlafmitteln geboten.
Symptome und Diagnose
Nach der ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen definiert man Panikattacken als plötzlich auftretende Angstanfälle (Panik), die mit einer Vielzahl körperlicher Symptome einhergehen. Die Angstzustände, die Betroffene dabei empfinden, beschränken sich oft nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände und sind deshalb auch nicht vorhersehbar. Dadurch entwickeln viele die Angst, unter einer gefährlichen körperlichen Erkrankung zu leiden. Da es für eine Panikattacke jedoch keine körperlichen Auslöser gibt, dauert es oft mehrere Jahre, bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt.
Von einer Panikattacke spricht man dann, wenn intensive Angst oder intensives Unbehagen plötzlich und unerwartet „anflutet“, wie es in der psychiatrischen Fachsprache heißt. Diese Anflutung kann sowohl aus einem bereits ängstlichen Zustand als auch aus einer entspannten Situation heraus entstehen. Laut dem Diagnostischen und Statistischen Manual für psychische Störungen (DSM-5) braucht es mindestens vier von insgesamt 13 Symptomen für eine Panikattacke.
Die Phasen starker Angst während der Panikattacke dauern meistens nur wenige Minuten an, meist maximal eine halbe Stunde, und vergehen von allein. Es können in extremen Ausnahmefällen aber auch mehrere Stunden sein.
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Symptome im Überblick
- Herzrasen
- Schweißausbruch
- Atemnot
- Beben
Behandlung von Panikattacken
Bei wiederholten Panikattacken empfiehlt es sich, einen Mediziner oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Panikstörungen lassen sich mit einer Psychotherapie sehr gut behandeln. Bewährt haben sich die kognitive Verhaltenstherapie. Die Konfrontationstherapie ist ein Bestandteil davon. Betroffene lernen, dass die körperlichen Reaktionen durch die eigenen angstauslösenden Gedanken selbst erzeugt werden. Bei Panikattacken ist es wichtig, sich gut zuzureden und abzulenken, um das Gefühl der Angst abzuschwächen. Es hilft, tief ein- und auszuatmen. Dies beruhigt. Entspannungsverfahren, wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung, bieten sich ebenso an.
Eine spezifische Therapie einer akuten Panikattacke ist zumeist nicht notwendig. In bestimmten Fällen, die laut medizinischer Leitlinie begründete Ausnahmen darstellen sollen, kann ein Beruhigungsmittel die Attacke schnell beenden.
Bei Panikstörungen sollten Betroffene sowohl über Psychotherapie als auch über Pharmakotherapie aufgeklärt werden. Die Wahl der passenden Behandlungsform bei wiederkehrenden unerwarteten Panikattacken sollte sich nach deren Ausprägung sowie nach den Bedürfnissen der Patient:innen richten.
Gerade im Bereich der Angsterkrankungen kommt auch der Phytotherapie zunehmend große Bedeutung in der Behandlung zu. Vor allem der Wirkstoff Silexan® ist dabei hervorzuheben. Er wird aus dem medizinischen Lavendel gewonnen und unter dem Handelsnamen Lasea® wirksam zur Behandlung von ängstlicher Verstimmung eingesetzt. Dieses Krankheitsbild ist unter anderem durch anhaltende Sorgen und kreisende Gedanken gekennzeichnet. Wie weiter oben erwähnt, können Panikattacken bei einer Panikstörung auch mit anhaltender Besorgnis und dauerhaften Sorgen (Angst vor der Angst) vor der nächsten Attacke einhergehen.
Selbsthilfemaßnahmen im Akutfall
- Bewusstmachung: Dieser Zustand vergeht wieder und bleibt nicht anhaltend.
- Muskelentspannung: Während einer Panikattacke wird sich die Muskulatur verspannen.
- Bauchatmung: Sie versuchen ganz bewusst und langsam in den Bauch zu atmen.
- Es kann hilfreich sein, bestimmte Verfahren für die Muskelentspannung sowie Atemtechniken zu üben.
Tipps für Angehörige
- Psychoedukation: Informieren Sie sich über das Krankheitsbild.
- Kommunikation: Sprechen Sie offen mit den Betroffenen darüber, was Betroffene von Ihnen benötigen, um gegebenenfalls nach den entsprechenden Wünschen reagieren zu können.
- Unterstützung: Bieten Sie an, gemeinsam Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen und bei der Wahl der passenden Therapien hilfreich zur Seite zu stehen. Respektieren Sie gleichzeitig geduldig, wenn Betroffene Ihre Unterstützung erst einmal nicht annehmen.
- Grenzen wahren: Gleichzeitig ist es wichtig, dass auch Sie auf Ihre Grenzen achten. Sprechen Sie mit den Patient:innen darüber, wie Sie die Situation erleben und was Sie dabei leisten können und was nicht. Achten Sie selbst gut auf Ihre Gesundheit.
Nachtschreck (Pavor Nocturnus)
Mitten in der Nacht panisch schreiend und um sich schlagend, aber am nächsten Morgen nicht wissend, was sich zugetragen hat - die dahintersteckende Schlafstörung der Nachtangst sorgt für nächtliche Schreckensmomente. Sämtliche unerwünschte Symptome, die im Schlaf auftreten, werden dabei unter den Parasomnien zusammengefasst. Und ein Symptom - das Hochschrecken mitten in der Nacht, begleitet von Angst- bzw. Panikzuständen, die schreiend geäußert werden - geht auf den sogenannten Nachtschreck bzw. Pavor nocturnus zurück.
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Diese Störung ist nicht mit jener Parasomnie des Albtraumes zu verwechseln, denn dieser findet zum einen in der Traumphase statt, zum anderen kann man sich häufig an ihn erinnern. Bei der Nachtangst verhält es sich jedoch anders: Zunächst kennzeichnet die Störung ein (teilweises) Aufwachen, welches an intensive Angstgefühle gekoppelt ist und auch häufig mit lautem Schreien einhergeht. Des Weiteren wird der Pavor nocturnus von einem erregten Zustand der betroffenen Personen begleitet: Starkes Schwitzen, Herzrasen und eine beschleunigte Atmung sind typische Anzeichen der Parasomnie. Weiters sind die Pupillen geweitet, die Augen weit aufgerissen; Betroffene schlagen oftmals um sich, sind aber nicht ansprechbar. In der Regel dauert eine solche Episode bis zu 15 Minuten; danach legen sich die Personen wieder hin, schlafen weiter und können sich am nächsten Morgen nicht an den unterbrochenen Schlaf erinnern.
Bis heute ist noch nicht geklärt, wodurch der Nachtschreck ausgelöst wird. Vermehrter (emotionaler) Stress wie der Wechsel vom Kindergarten in die Schule oder ein innerfamiliärer Krankheitsfall, Fiebererkrankungen, laute Geräusche oder Schlafmangel können das Auftreten der Störung ebenfalls begünstigen.
Am wichtigsten ist es jedoch, die Person nicht aufzuwecken, denn diese wäre sodann verwirrt und orientierungslos. Außerdem könnte das erneute Einschlafen schwerfallen. Ebenso sollten Eltern den Kindern nicht davon erzählen, was sich in der Nacht zugetragen hat, denn „Kinder erinnern sich nicht an die Vorfälle. Somit steht im Vordergrund, dass Angehörige auf eine Minimierung des Verletzungsrisikos bei betroffenen Personen achten.
Schlafhygiene
Die Entwicklung einer gesunden Schlafhygiene gilt als „Erste Hilfe“ bei Schlafstörungen. Viele der folgenden Tipps hören sich banal an, sind aber - vorausgesetzt sie werden regelmäßig beachtet - sehr wirkungsvoll.
- Halten Sie sich an regelmäßige Schlafzeiten.
- Verzichten Sie auf späte, zu scharfe oder reichhaltige Mahlzeiten.
- Verzichten Sie auf Nikotin, Koffein, Alkohol oder Drogen. Auch Medikamente können Schlafstörungen verursachen.
- Sorgen Sie für Ruhe, Dunkelheit und eine angenehme Atmosphäre im Schlafzimmer. Entfernen Sie elektronische Geräte.
- Schlafzimmer immer gut lüften. Die Raumtemperatur sollte 18 Grad Celsius nicht überschreiten.
- Zwei Stunden vor dem Schlafengehen auf Handy und Laptop verzichten. Die blauen Wellenlängen des Lichts aus Leuchtdioden, mit denen Laptop und Handy ihre Helligkeit erzeugen, machen uns wach.
- Mindestens zwei Stunden vor dem zu Bett gehen keinen Sport mehr treiben.
- Reduzieren Sie den Mittagsschlaf auf maximal 15 - 30 Minuten.
- Sollte das Einschlafen nicht klappen, nicht stressen lassen! Besser wieder aufstehen und einer ruhigen Tätigkeit nachgehen, bis man sich richtig müde fühlt.
- Zur Not auf natürliche Schlafmittel zurückgreifen. Sie wirken gut, sind besonders verträglich und ihr Abhängigkeitsrisiko ist sehr gering.
Schlafstörungen im Überblick
Rund 100 verschiedene Schlafstörungen sind bekannt. In nachfolgender Tabelle werden einige der häufigsten Symptome von Schlafstörungen angeführt:
Symptome | Beschreibung | Störungsgruppe |
---|---|---|
Einschlafstörungen | Einschlafen braucht länger als 30 min, mind. 4-mal wöchentlich, länger als 1 Monat | Insomnie |
Durchschlafstörungen | Einschlafen nach nächtlichem Erwachen braucht länger als 30 min, mind. 4-mal wöchentlich, länger als 1 Monat | Insomnie |
Schnarchen | Laute Atemgeräusche, vor allem bei Rückenlage | Direkte (organische) Schlafkrankheit |
Atmungsaussetzer (Schlafapnoe) | Atempausen während des Schlafs, gehen einher mit Schnarchen, schlechtem Schlaf und Tagesmüdigkeit | Direkte (organische) Schlafkrankheit |
Plötzliche Schlafattacken (Narkolepsie) | Müdigkeit, plötzliches Einschlafen untertags, einhergehend mit Muskellähmungen | Direkte (organische) Schlafkrankheit |
Unruhige Gliedmaßen (Restless-Legs-Syndrom) | Gliedmaßen (v.a. Beine) zucken in Ruhephasen, längere Einschlafphase, Reduktion der Schlafqualität | Direkte (organische) Schlafkrankheit |
Übermäßiges Schlafbedürfnis | Gesteigertes Schlafbedürfnis, trotzdem Tagesmüdigkeit | Hypersomnie |
Schlafbedürfnis passt nicht zu Tag-Nacht-Zyklus | Schlaf ist möglich, jedoch nicht zur passenden Tageszeit, Gründe sind z.B. Jetlag oder Schichtarbeit | Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung |
Zähneknirschen (Bruxismus) | Reiben der Zähne aneinander, Schmerzen der umliegenden Muskulatur | Parasomnie |
Schlafwandeln | Verlassen des Bettes, Ausführen von Handlungen ohne spätere Erinnerung daran | Parasomnie |
Nächtliche Panikzustände (Pavor nocturnus) | Plötzliches Erwachen aus dem Tiefschlaf, eingeleitet durch lauten Schrei, Angstzustand beim Erwachen | Parasomnie |
Albträume | Beunruhigende Gefühle werden beim Träumen verursacht, führen meist zu Erwachen aus dem REM-Schlaf | Parasomnie |
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