Leistungstests in der Psychologie: Merkmale und Anwendungen

In der Psychologie werden verschiedene Testverfahren eingesetzt, um psychische Merkmale von Personen, Personengruppen oder Organisationen zu erfassen. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen Leistungstests und Persönlichkeitstests.

Was sind Leistungstests?

Leistungstests sind psychologische Testverfahren zur Erfassung von Leistungsmerkmalen einer Person. Sie werden als Methodenklasse den Urteilsmethoden (Beurteilung/Bewertung von Sachverhalten) und den Deutungsmethoden (projektive Verfahren) gegenübergestellt. Der gemeinsame Nenner dieser Tests ist, dass Problemstellungen vorgegeben werden, die zu lösen sind.

Gemessen werden Parameter, welche die Lösungsmenge und Lösungsgüte bewerten (Menge richtiger Lösungen, Qualität der Lösungen, Lösungszeiten, Fehler usw.). Im Unterschied zu Persönlichkeitstests gibt es bei Leistungstests ein "besser" oder "schlechter" bezüglich der erreichten Leistung.

Man kann zwischen allgemeinen Leistungstests und speziellen Leistungstests unterscheiden:

  • Allgemeine Leistungstests erfassen Merkmale, die in jeder Leistung enthalten sind.
  • Spezielle Leistungstests erfassen nur besondere Leistungen.

Unterschied zu Persönlichkeitstests

Ein Persönlichkeitstest ist ein psychologisches Testverfahren zur Erfassung von Persönlichkeitseigenschaften. Im Gegensatz zu Leistungstests, welche die kognitive Leistungsfähigkeit messen, geht es in Persönlichkeitstests um die Beschreibung und Vorhersage emotionaler und motivationaler Aspekte des Verhaltens.

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Während Leistungstests die kognitive Leistungsfähigkeit einer Person messen, zielen Persönlichkeitstests darauf ab, emotionale und motivationale Aspekte des Verhaltens zu beschreiben und vorherzusagen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Gegenüberstellung zu Persönlichkeitstests schon problematischer ist, weil die Merkmale der Leistungsfähigkeit selbst auch zu den Persönlichkeitsmerkmalen gehören.

Arten von Leistungstests

Die wichtigsten Arten von Leistungstests klassifiziert nach dem, was mit dem Test gemessen wird:

  • Intelligenztests, Tests der allgemeinen Leistungsfähigkeit
  • Wissenstests (sog. kristallisierte oder kristalline Intelligenz)
  • Problemlösetests (sog. fluide Intelligenz)
  • Tests zur Erfassung von Basisgrößen der Informationsverarbeitung (Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Kapazität des Arbeitsgedächtnisses)
  • Lerntests, die im Unterschied dazu die Veränderung der Leistungsfähigkeit in der Zeit (Lern- und Übungseffekte) erfassen
  • Konzentrations-/Aufmerksamkeitstests
  • Gedächtnistests
  • Sprachtests
  • Tests zur Prüfung sensomotorischer Funktionen

Je nach der für die Lösung der Aufgabenstellung zur Verfügung gestellten Zeit unterscheidet man Schnelligkeitstests und Niveautests.

Einsatzgebiete von Leistungstests

Ein Einsatz von Leistungstests erfolgt z. B. in der Neuropsychologie zur Störungsidentifikation, im Rahmen der Rehabilitation, bei Bildungs- oder Berufswahlentscheidungen und in Auswahlverfahren.

Leistungstests werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt, um:

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  • Störungen zu identifizieren (z.B. in der Neuropsychologie)
  • Rehabilitationsmaßnahmen zu unterstützen
  • Bildungs- oder Berufswahlentscheidungen zu treffen
  • Auswahlverfahren in Unternehmen zu optimieren

Qualität von psychologischen Tests

Gemäß der Definition von Lienert und Raatz muss ein psychologisches Testverfahren die folgenden Kriterien erfüllen:

  • Es muss wissenschaftlich fundiert sein.
  • Es muss unter Standardbedingungen routinemäßig durchführbar sein.
  • Es muss eine relative Positionsbestimmung eines Individuums bzgl. Gruppe oder Kriteriums ermöglichen.
  • Es muss empirisch abgrenzbar sein, d. h. keine versteckten Merkmale und Phänomene erfassen wie z. B. das Unbewusste in der Psychoanalyse, sondern beobachtbare und messbare Eigenschaften (Konstrukte), also erlebnis- und verhaltensanalytisch, phänomenologisch und nicht nur rein begrifflich abgrenzbare Eigenschaften.
  • Es muss ein zu untersuchendes Merkmal eindimensional und metrisch abbilden.

Wissenschaftlich fundierte Tests müssen bestimmte Testgütekriterien erfüllen. Für Tests im Bereich der Eignungsdiagnostik gibt es die DIN-Norm 33430, die allerdings zu den freiwilligen Normen gehört und nicht rechtsverbindlich ist. In Deutschland existiert mit dem Testkuratorium der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen eine Einrichtung zur Überwachung der Qualität psychologischer Verfahren.

Beispiele für psychologische Tests

Im Folgenden werden einige Beispiele für psychologische Tests aus verschiedenen Bereichen aufgeführt:

Test Beschreibung Anwendungsbereich
APM (Advanced Progressive Matrices) Sprachfreie Beurteilung des allgemeinen intellektuellen Niveaus bei Erwachsenen. Eignungsdiagnostik, Personalauswahl
BMT (Basis Matrizen Test) Erfasst die allgemeinen kognitiven Fähigkeiten anhand des logischen Schlussfolgerns. Klinische Psychologie, Neuropsychologie, Bildungsbereich, Fahreignungsdiagnostik
BUEVA-III Testbatterie zur Feststellung des Entwicklungsstandes und der Schulreife von Kindern im Kindergartenalter. Früherkennung von Entwicklungsstörungen

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