Psychosomatische Schmerzen: Ursachen und Behandlung

Psychosomatische Beschwerden sind körperliche Symptome, die durch psychische Faktoren beeinflusst oder verursacht werden. Diese Symptome können real und schmerzhaft sein, entstehen jedoch häufig in Verbindung mit emotionalen oder psychologischen Schwierigkeiten. Psychosomatische Beschwerden beziehen sich auf körperliche Symptome, die keine medizinisch erklärbare Grundlage haben, sondern durch psychische Faktoren wie Stress, Angst, Depression oder emotionale Konflikte hervorgerufen werden. Dazu gehören häufige Beschwerden wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen oder Müdigkeit.

Immer dann, wenn unangenehme Gefühle, wie Angst, Depression, Burn-Out oder belastende soziale Situationen, wie Mobbing, Beziehungskrisen oder körperliche Erkrankungen und Behinderungen Stress, Beschwerden oder Schmerzen und Krankheiten verursachen, dann ist das Fachwissen der Psychosomatik gefragt.

Was sind psychosomatische Störungen?

Als psychosomatische Erkrankungen bezeichnet man Krankheitsbilder, bei denen körperliche und psychische Symptome einander bedingen oder in Zusammenhang stehen. Wie körperliche Krankheiten auch psychisch belastend sein können, können sich auch seelische Probleme in körperlichen Folgeerscheinungen äußern. Körperliche Beschwerden, die aber keine physische Ursache haben oder körperliche Krankheiten, die das psychische Leidensausmaß nicht erklären (Somatisierungsstörungen). Manche psychischen Erkrankungen zeigen sich nur durch körperliche Symptome, ohne dass die Person psychische Veränderungen wahrnimmt.

Psychosomatische Störungen, auch Somatoforme Störungen genannt, sind körperliche Beschwerden und Erkrankungen, die durch seelische Belastungen, Lebenskrisen oder traumatische Erfahrungen ausgelöst werden. Sie treten auf, wenn keine organische Ursache für die körperlichen Symptome gefunden werden kann.

Etwa 20% der Menschen leiden unter körperlichen Beschwerden, für die keine ausreichende körperliche Ursache oder Erklärung gefunden werden kann. Das ist oft frustrierend, hinterlässt es doch mitunter das Gefühl, von Ärzt/-innen nicht ernst genommen oder nicht gut genug untersucht worden zu sein. Da die Beschwerden im Körper wahrgenommen werden, gehen Betroffene davon aus, dass eine körperliche Erkrankung die Ursache ist. Viele haben bereits einen regelrechten Ärzt/-innenmarathon hinter sich, zahlreiche Untersuchungen durchführen lassen und entsprechende Befunde gesammelt.

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Formen psychosomatischer Störungen

  • Somatoforme autonome Funktionsstörung: körperliche Beschwerden ohne (ausreichende) organische Erklärung, hauptsächlich einem Organ (-system) zugeordnet, z.B.
  • Somatoforme Schmerzstörung: chronische Schmerzen ohne (ausreichende) organische Erklärung, z.B.

Etwa ein Drittel der Patient*innen in einer Allgemeinpraxis leidet an Schmerzen und körperlichen Beschwerden, die sich organmedizinisch fürs Erste nicht erklären lassen. Oft liegt eine hohe seelisch-emotionale Belastung vor, die vielfältige Ursachen im beruflichen und privaten Umfeld der Erkrankten haben kann. Ein endloser Irrweg von einem Spezialisten zum anderen mit vielen kostspieligen Untersuchungen kennzeichnet häufig den Leidensweg.

Ursachen psychosomatischer Schmerzen

Die Ursache einer Psychosomatischen Störung kann nicht auf eine, alles erklärende Ursache, reduziert werden. Vielmehr handelt es sich bei der psychosomatischen Störung, um einen komplexen langandauernden Prozess, welcher durch verschiedene Faktoren (biologischen, genetischen, psychischen und sozialen) ausgelöst und aufrecht gehalten wird.

Die Ursachen für somatoforme Störungen sind vielfältig. Meistens liegen sowohl körperliche als auch seelische Belastungen zugrunde. Psychische Auslöser können genauso für viele Symptome und auch Schmerzen verantwortlich sein wie körperliche. Sowohl körperliche als auch psychische Auslöser für Schmerzen werden in unserem schmerzverarbeitenden System im Gehirn verarbeitet.

Bei unterschiedlicher Neigung bzw. Anfälligkeit und oft schwierigen biographischen Erfahrungen finden sich auslösende und verstärkende Faktoren, die schließlich zu einem Teufelskreis führen: Die Betroffenen nehmen Symptome vermehrt wahr, bewerten diese als krankhaft und kommen damit in eine zunehmende Anspannung. Dies wiederum verstärkt die Ausprägung der Beschwerden und führt unweigerlich zu Verhaltensänderungen.

Die moderne Psychosomatik bezeichnet heutzutage jenen Bereich der Medizin und angrenzender Wissenschaften, der die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und sozialem Umfeld (z.B. Beruf, Familie) bei der Diagnose und Therapie von Beschwerden sowie Erkrankungen unter den aktuellen wissenschaftlichen Gegebenheiten berücksichtigt. Bei psychosomatischen Erkrankungen können etwa seelische Belastungen, Stress, Lebenskrisen oder traumatische Erfahrungen körperliche Beschwerden auslösen und/oder verstärken. Dabei kann es z.B. zu Verdauungsproblemen, chronischen Schmerzen, Herzbeschwerden oder Tinnitus kommen.

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Diagnose psychosomatischer Schmerzen

Entscheidend für die Diagnosestellung ist der chronische Verlauf mit erheblicher Beeinträchtigung der Lebensgestaltung, wie auch das Fehlen eines, den Beschwerden adäquaten organischen Befundes. Die fehlende organmedizinische Erklärung ist frustrierend und beängstigend, gleichzeitig aber auch Motor immer mehr Ärzte zu konsultieren um weitere Untersuchungen durchführen zu lassen.

Eine somatoforme Störung darf als Diagnose prinzipiell erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn organische Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen wurden. Gleichzeitig muss eine sogenannte positive psychische Diagnostik vorliegen. D.h., die Beschwerden können auf psychologischem Hintergrund erklärt werden.

Zur Abklärung bei Verdacht auf eine somatoforme Störung findet im ersten Schritt eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) statt. Dabei werden auch psychisch belastende Faktoren abgefragt. Zum Beispiel im Beruf, der Familie oder die eigene Gesundheit betreffend. Oder ob es sehr einschneidende Erlebnisse gab (z.B. Tod eines geliebten Menschen, Jobverlust etc.). Hierbei ist wichtig zu wissen, dass psychosomatische Reaktionen oft zeitversetzt einsetzen. Das erschwert, dass die/der Betroffene ihre/seine Symptome in Zusammenhang mit lebensgeschichtlichen Ereignissen bringt.

Ebenso erfolgt eine körperliche Untersuchung. Weitere Abklärungen können je nach Beschwerden notwendig sein (z.B. Laboruntersuchungen, EKG) etc. Bis zur endgültigen Diagnosestellung werden mitunter auch Fachärztinnen/Fachärzte verschiedener Richtungen hinzugezogen.

Behandlung psychosomatischer Schmerzen

Eine Vertrauensbasis wie auch entsprechende Zeit für den Patienten zu haben gilt ganz besonders für die Behandlung der Menschen mit Psychosomatischen Störungen. Erstrangig ist das subjektive Krankheitsverständnis des Patienten mit all seinen Überlegungen und sorgenvolle Überzeugungen zu erfassen. Darauf aufbauend gilt es mögliche psychische Beschwerden, die durch die Erkrankung entstanden sind, bewusst zu machen. Das Verständnis, dass auch psychosoziale und psychologische Faktoren für die Erkrankung mitverantwortlich sind, ist für viele Patienten schwer zu akzeptieren, aber hilfreich. Diese ganzheitliche Sicht ermöglicht eine Vielzahl an weiterführenden gesundheitsfördernden Maßnahmen, allen voran, psychotherapeutische Interventionen. Der Einsatz von Psychopharmaka kann vor Allem bei hartnäckigen Schmerzsyndromen Erleichterung schaffen und wird auch von den Gesellschaften für Schmerztherapie empfohlen.

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Wenn du anhaltende körperliche Beschwerden hast und vermutest, dass diese mit emotionalen oder psychischen Faktoren in Verbindung stehen, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt zahlreiche wirksame Methoden zur Behandlung psychosomatischer Beschwerden, die dir helfen können, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen.

Bei leichteren und kürzeren Verläufen umfasst die Behandlung eine klinisch psychologische oder psychotherapeutische Beratung. Für weitere Informationen können Sie sich an unsere psychosozialen Beratungsstellen wenden.

Erfolgt bereits in einem frühen Stadium eine Behandlung, liegt der Schwerpunkt auf ärztlicher, psychotherapeutischer oder klinisch-psychologischer Beratung und Beruhigung - in dem Sinne, dass keine körperliche Erkrankung vorliegt. Bei lang andauernden, sehr belastenden Beschwerden wird dabei zusätzlich ein therapeutischer Schwerpunkt auf Information und Selbsthilfe - etwa im Rahmen einer Psychoedukation empfohlen.

Bei schwereren Verläufen umfasst eine Behandlung zusätzlich Psychotherapie (z.B. Ansätze aus der Verhaltenstherapie, der Psychoanalyse oder Hypnosepsychotherapie). Dabei können auch Achtsamkeitstechniken zur Anwendung komme sowie ggf. auch psychosoziale Unterstützungsmöglichkeiten zur Alltagsbewältigung. Die Anwendung von Medikamenten sollte bei somatoformen Störungen eher zurückhaltend erfolgen. Am ehesten kommen Antidepressiva zur Anwendung. Es können u.a. auch Physiotherapie oder Ergotherapie hilfreich sein.

Wenn eine Behandlung früh beginnt, kann ein chronischer Verlauf möglicherweise verhindert werden. Schonung oder Vermeidungsverhalten bzw. nicht notwendige Diagnostik und Therapie kann sich negativ auf den Verlauf auswirken.

Die Beschwerden und die Behandlung sollten in regelmäßigen Abständen unter die Lupe genommen werden. Wirkt die Behandlung? Welche Beschwerden sind aktuell vorhanden? Die Therapie erfordert mitunter Geduld. Es ist sinnvoll, Schritt für Schritt Therapieziele zu setzen. Dabei können vorhandene Ressourcen wiederentdeckt und Problemlösungsstrategien entwickelt werden. Welche Maßnahmen individuell zu einem passen, wird im Rahmen eines therapeutischen Gesprächs besprochen. Betroffene können dann darauf achten, was davon Ihnen persönlich besonders gut tut und dies versuchen, in den Alltag einzubauen.

Prinzipiell sind Maßnahmen hilfreich, die das Gefühl vermitteln, aktiv etwas für sich zu tun. Das erfordert zwar oft Überwindung und Kraft, erweist sich jedoch meist als sehr unterstützend.

Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger.

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