Die Psychologische Bedeutung von Haaren und Frisuren

Wie wichtig ist den Menschen eigentlich das Thema Frisur und Haarpflege? Und wie sehr gehören Frisur und Würde zusammen? Die Schließung der Friseursalons während der COVID-Pandemie hat vor Augen geführt, wie bedeutsam Frisur und Haarpflege für die Kultur, die Gesellschaft und das persönliche Wohlbefinden tatsächlich sein können. Anlass genug für eine tiefenpsychologisch-repräsentative Studie.

Kulturrelevanz von Frisur und Haarpflege

Frisur und Haarpflege sind ein Zeichen des Menschseins und ein Ausdruck von Kultiviertheit. Die Befragten grenzen sich mit ihrer Frisur bewusst vom „Animalischen und Wilden“ ab. Frisuren und Haarpflege haben eine starkes gesellschaftliches Signal. Sie zeigen, welchen Stand man innerhalb der Gesellschaft hat. Eine Frisur spricht eine eigene Sprache. Als besondere Ausdrucksform zeigt sie eine Zugehörigkeit zu einer Alters- oder Stilgruppe. Sie sendet zum Teil versteckte Wertvorstellungssignale und Gruppencodes.

Mit Haarpflege, Waschen und Stylen starten viele in den Tag. Das bringt Struktur, Halt und Freude in den Alltag. Über das entsprechende Styling kann man sich für den Tag ‚in Form bringen‘ und strukturiert sich für das Anstehende. Viele fühlen sich nach einem Friseurbesuch wie ein neuer Mensch. Verjüngung und Erneuerung sind dabei erklärtes Ziel. Im Alltag kann dieses Erneuerungs- und Verjüngungsgefühl durch das tägliche Nutzen von Haarpflegeprodukten hergestellt werden. 46 Prozent befürchten - insbesondere Frauen -, ohne Haarfärbung und Strähnen an Attraktivität zu verlieren.

Haare gehören zur Haut und die bildet eine Grenze zwischen Innen und Außen. Die Frisur ist nicht nur Ausdruck der Persönlichkeit, sondern auch Mittel der zwischenmenschlichen Kommunikation. Das glauben Forscher wie der Frankfurter Soziologe Tilman Allert oder der Nürnberger Psychologieprofessor Reinhold Bergler. Sie analysieren nicht nur, was Menschen auf dem Kopf tragen und was sie damit sagen wollen.

Altbekannte Thesen zur "Haar-Psychologie"

Die Küchenpsychologie kennt altbekannte Thesen wie volles Haar bei Männern verheiße Potenz, eine Glatze stehe für Offenheit. Eine Frau mit kurzen Haaren soll selbstbewusst sein, und ein Mittelscheitel signalisiere ein geradliniges Wesen. Von solcher "Haar-Mythologie" hält der Psychologe Bergler wenig. Viele Menschen aber gingen beim Haar-Lesen eindeutig viel zu weit. Besonders Männer gaben in seinen Umfragen an, sie könnten sogar Intelligenz oder die Lebenseinstellung am Kopf ablesen.

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Die Frage, welchen Eindruck mein Haar auf andere macht, ist nur eine Perspektive. Der Frankfurter Soziologieprofessor Allert sieht die Frisur als "herausragendes Medium zur demonstrativen Artikulation". Darstellen kann die Frisur Allert zufolge nicht, wie jemand wirklich ist, sondern nur, wie er gern gesehen werden will. Aber der Test, ob das wirklich so ist, findet nicht auf dem Kopf, sondern im Gespräch statt. Dabei gibt es kaum noch einen schicht- oder berufstypischen Zwang wie den ordentlichen Scheitel für den Bankangestellten oder den strengen Dutt für die Sekretärin. "Der Konformitätsdruck nimmt ab", sagt Allert.

Dennoch signalisiert das Haar die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, glaubt Friseurin Elisabeth Zumkier aus Limburg. "Die Menschen tragen ihr Haar bewusst oder unbewusst so, wie ihr soziales Umfeld das möchte. "Aber der Stil wird dennoch gleich bleiben", sagt sie. Wer also die Haare früher lang und ordentlich trug, trägt sie hinterher vielleicht kurz - aber dennoch ordentlich. Stilbildend sind dabei häufig die Medien.

Die Psychologischen Signale von Haaren

Die Beschaffenheit unserer Haare, ob sie gepflegt sind, modisch geschnitten sind oder natürlich getragen werden, lässt viele Rückschlüsse auf die Eigenschaften und die Befindlichkeit der Träger zu. Natürlich senden wir zudem über unseren Haarschnitt und die Gepflegtheit unserer Haare psychologische Signale aus. Diese können bei unserem Gegenüber Sympathie oder Antipathie auslösen.

Für dm Qualitätstrainer Christian Wilhelmstötter ist in diesem Fall eine Frage essenziell: „Die Haare machen nicht unsere Persönlichkeit aus. Aber sie spiegeln sie wieder! Dass der sogenannte „Trennungshaarschnitt“ nicht nur ein Phänomen der sozialen Medien ist (#breakuphair) sondern durchaus einen psychologischen Hintergrund hat, bestätigt auch Psychologin Radler.

„Nach einem einschneidenden Erlebnis wie einer Trennung verlieren wir erst einmal zumindest einen Teil unserer gewohnten Identität. „Eine Frau, die ihre Haare schneiden lässt, ist dabei ihr Leben zu verändern.“ Sagte einst Coco Chanel. „Außerdem ist eine Trennung in der Regel ein massiver Angriff auf das Selbstbewusstsein. Ein Friseurbesuch würde in diesem Fall bedeuten, etwas für sich und sein angeschlagenes Selbstwertgefühl zu tun.

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Christian Wilhelmstötter hat für alle Frauen, die eine drastische Veränderung nach einer Trennung anstreben, einen guten Tipp: „Fällen Sie die Entscheidung über eine neue Frisur lieber nicht an einem Bad Hair Day. Warten Sie besser auf einen Tag, an dem die Frisur eigentlich gut sitzt! Allerdings bitte nicht vergessen: Ein neuer Haarschnitt kann zwar für den nötigen Selbstbewusstseinsschub sorgen. Eine äußerliche Veränderung kann allerdings für den wichtigen Schubser und neue Energie in Richtung neue Lebensphase sorgen.

Die Psychologie der Haarfarbe

Die Psychologie geht davon aus, dass die Haarfarbe interessante Einblicke in die Persönlichkeit geben kann. Blonde Menschen werden oft mit Fröhlichkeit und Optimismus in Verbindung gebracht. Studien zeigen, dass blonde Frauen als zugänglicher und geselliger wahrgenommen werden. Sie strahlen eine positive Einstellung und eine gewisse Leichtigkeit aus. Außerdem gelten sie als abenteuerlustig und offen für neue Erfahrungen.

Eine Theorie besagt, dass kulturelle und soziale Einflüsse eine große Rolle bei der Verbindung bestimmter Charaktereigenschaften mit bestimmten Haarfarben spielen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Selbsterfüllung. Menschen neigen dazu, sich den Erwartungen anzupassen, die mit ihrer Haarfarbe verbunden sind.

Klischees und Stereotypen rund um blonde Haare

Blonde Menschen sind wohl die am häufigsten von Klischees betroffenen. Einige dieser Klischees sind wenig schmeichelhaft:

  • Dummerchen
  • Leicht zu haben, naiv, untreu
  • Verführerisch, sexy, gerissen, wahre Flirt-Künstlerinnen, Sexbomben
  • Nur auf's Geld aus
  • Von Männern bevorzugt

Studien belegen jedoch, dass blonde Menschen oft eher kühl sind und ungern Emotionen zeigen, was sie schnell unnahbar wirken lässt. Dennoch werden sie oft von Männern bevorzugt. Eine Studie ergab, dass 67 Prozent der Männer blonde Haare an ihrer Traumfrau bevorzugen. Zudem verbinden viele Menschen blonde Haare mit Jugendlichkeit, da ein Großteil der Menschen in jungen Jahren blonde Haare hat, die erst mit der Zeit nachdunkeln.

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Früher hieß es, blonde Haare korrelieren mit Idealismus, dunkle eher mit Materialismus und rote mit kriegerischem Geist. Natürlich kann man immer Korrelationen feststellen, aber diese implizieren ja keine Kausalität. Naturblonde Leute haben vielleicht eine etwas rationalere Heransgehensweise und sind weniger theatralisch veranlagt. Auch fällt auf, daß blonde Leute oft sehr sportlich und wettbewerbsorientiert sind. Ihre Denkweise ist eher liberal kann aber auch, vor allem bei Frauen, sehr soziale Züge annehmen. (Starkes Pflichtgefühl und der Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.) Was den Blonden allerdings gar nicht zu liegen scheint, ist Gruppendenken, Herdentum und Chauvinismus.

Beweise dafür, dass die Haarfarbe Blond von Männern bevorzugt wird, gibt es nicht, nur Spekulationen. Der Anthropologe Peter Frost vermutet, dass Blondinen schon in der Steinzeit erfolgreich um die Gunst der Männer geworben haben, da sie sich vom Durchschnitt abhoben. Der Verhaltensforscher Bernhard Fink hingegen meint, dass gerade der Durchschnitt attraktiv sei, da er auf eine große genetische Vielfalt und damit Überlebensfähigkeit hinweise.

Generell scheint die Haarfarbe für Männer weniger ausschlaggebend bei der Wahl der Partnerin zu sein als andere Merkmale wie Jugendlichkeit und weibliche Formen. Frauen wiederum achten auf Vitalität und markante Gesichtszüge. Aber auch das sind nur statistische Beobachtungen - hinzu kommen viele weitere Eigenschaften, die eine wichtige Rolle bei der individuellen Partnerwahl spielen.

Dennoch hat eine Studie der University of California ergeben, dass Blondinen durch den „Prinzessinneneffekt“ oft erfolgreicher im Leben sind. Es scheint so zu sein, dass schon blonde Kinder im Durchschnitt besser behandelt werden, mehr Aufmerksamkeit bekommen und mehr verwöhnt werden. Dies lässt sich auch auf erwachsene Blondinen übertragen.

Umfragen haben ergeben, dass sich viele Menschen bei der Partnerwahl von Gegensätzen angezogen fühlen. Ein nordischer Typ Mann mit blonden Haaren und blauen Augen findet dann z. B. eher südländische, dunkelhaarige Frauen interessant. Frauen mit brünetten oder schwarzen Haaren stehen häufig auf blonde Männer.

Aber auch die Beschaffenheit der Haare ist wichtig. Die meisten Männer sind gar nicht auf eine bestimmte Haarfarbe festgelegt - sie achten eher darauf, ob die Haare gepflegt sind und glänzen. Und nach wie vor sind längere Haare beliebt.

In Großbritannien haben Untersuchungen gezeigt, dass Männer zwar für sexuelle Abenteuer und schnelle Eroberungen Blondinen bevorzugen, in der Partnerschaft und Ehe aber eher auf Brünette setzen, denen sie Werte wie Verlässlichkeit und Mütterlichkeit zuschreiben.

Haarfarben und ihre typischen Klischees

Haarfarbe Positive Klischees Negative Klischees
Blond Sinnlich, verführerisch, erotisch, glaubwürdig, weiblich, modern, romantisch, mutig, selbstbewusst, attraktiv Kindlich, naiv, dumm, leicht zu haben, untreu, gerissen, nur auf's Geld aus
Braun Geduldig, bodenständig, stressresistent, warmherzig, intelligent, seriös, fleißig, bescheiden Unsichtbar, durchschnittlich, unauffällig, natürlich, langweilig, Mauerblümchen
Rot Verführerisch, leidenschaftlich, selbstbewusst, frech, sexy, temperamentvoll, feurig, anders, einzigartig, willens- und durchsetzungsstark, unvorhersehbar, kreativ Geheimnisvoll, empfindlich, stolz, launisch, frech
Schwarz Geheimnisvoll, temperamentvoll, leistungsstark, elegant, erotisch, schön, intelligent, durchsetzungsstark Unscheinbar, emotional, unnahbar, düster

Die Psychologie der Schönheit und ihr Einfluss auf das Selbstwertgefühl lässt sich laut „Radio Wien“-Beauty-Expertin Helga Fiala über die Jahrhunderte zurückverfolgen. Auch heute haben Aussehen und Stil einen maßgeblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und Selbstbewusstsein. Speziell in Zeiten der Selfie-Kultur messen viele der Haarpflege und dem Haarstyling eine enorme Bedeutung zu. Laut einer Studie waschen sich 61 % täglich das Haar und betreiben für die Frisur einen überdurchschnittlich großen Aufwand.

Tipps für die Haarpflege

Fettige Haare machen Mühe, sie können schnell dazu führen, ungepflegt und somit weniger attraktiv zu wirken. Häufig ist eine gesteigerte Produktion von Hauttalg in der Pubertät zu beobachten, da die männlichen Hormone, die in kleinen Mengen auch jede Frau in sich trägt, in dieser Zeit besonders aktiv sind. Um fettige Haare in den Griff zu bekommen, hilft nur das regelmäßige Entfernen des überschüssigen Fettes durch Haare waschen.

Hierbei sollten am besten milde Texturen oder spezielle leicht entfettende Shampoos verwendet werden. Alternativ können auch Trockenshampoos verwendet werden, vor allem wenn schnelle Abhilfe geleistet werden soll.

Fettige Haare können zusätzlich auch schuppig sein. Grund dafür ist ein Hefepilz, den jeder auf der Haut trägt. Erhöht sich die Talgproduktion, erhält der Hefepilz ein erhöhtes Nahrungsangebot und vermehrt sich. Der Hefepilz scheidet aggressive Fettsäuren als Stoffwechselprodukte aus, die die Haut reizen. Diese reagiert mit der Bildung von Schuppen, mit Juckreiz und mit Rötungen.

Fettige und schuppige Haare sollten täglich gewaschen werden. Um die Schuppen zu reduzieren, gibt es Spezial-Shampoos für fettige und schuppige Haare, die man mehrere Wochen lang zwei bis drei Mal in der Woche anwendet.

Bürsten Sie Ihre Haare am besten vor dem Waschen sorgfältig durch. Hierbei lösen sich Schuppen von der Kopfhaut, die Sie im Anschluss wegwaschen können.

Durch Wasser und Shampoo ist die Haarstruktur offen. Schlagen Sie deshalb nach der Haarwäsche ein Handtuch wie einen Turban um den Kopf und vermeiden Sie es, Ihre Haare trocken zu rubbeln.

Styingprodukte sind bei fettigem Haar besonders wichtig. Damit sich das Fett von der Kopfhaut nicht so schnell in den Haaren verteilen kann, ist es gut, wenn das Haar nicht platt am Kopf anliegt.

Volumenschaum hält das Haar auf Abstand. Zum Stylen können Sie zusätzlich noch Haarspray, Festiger und Haarlack nehmen.

* Diese Studie wurde durchgeführt von Lönneker & Imdahl rheingold salon im Auftrag des deutschen Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e. V. 20 Frauen und Männer im Alter zwischen 16 und 69 Jahren, die regelmäßig zum Friseur gehen und Haarpflegeprodukte verwenden, wurden in zweistündigen Interviews befragt, um die Bedeutung von Frisur und Haarpflege tiefenpsychologisch zu entschlüsseln.

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