Essstörung Binge Eating: Selbsthilfe und Informationen

Wir sind die professionelle Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige, Freund*innen und Lehrerende von Menschen mit Essstörungen in Salzburg. Essstörungen sind ernstzunehmende psychische Erkrankungen.

Was sind Essstörungen?

Essstörungen sind keine Ernährungsstörungen, die durch „richtiges“ Essen gelöst werden können. Sie sind ernstzunehmende psychische Erkrankungen. Betroffene drücken so Probleme aus, die sie auf der seelischen Ebene kaum oder nur schwer verarbeiten können. Wir sprechen daher oft von einem „Hilferuf der Seele“.

Das Leben der Betroffenen kreist zwanghaft um Essen bzw. Nicht-Essen. Unbeschwertes Genießen, gesunder Appetit und Hunger sind nicht möglich. Essen ist verbunden mit Scham- und Schuldgefühlen, der Angst zuzunehmen und dem Empfinden, zu versagen. Nicht-Essen dagegen bedeutet Stolz, Unabhängigkeit und Macht. Das eigene Wohlbefinden wird von der Kontrolle des Essverhaltens abhängig gemacht. Das Essen ist vom Lebensmittel zum Lebensinhalt geworden.

Ursachen von Essstörungen

Es gibt immer mehrere Ursachen für eine Essstörung: familiäre, persönlich-individuelle, biologische, aber auch gesellschaftliche und soziokulturelle Ursachen.

Essstörungen entstehen aus heutiger Sicht der Forschung durch verschiedene Faktoren. Diese können zusammenwirken. Die Ursachen und die Zusammenhänge sind jedoch noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt.

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  • Biologische und körperliche Faktoren: Zum Beispiel genetische Veranlagung oder Beeinträchtigungen des Gehirnstoffwechsels in Bezug auf Hunger und Sättigung.
  • Gezügeltes Essverhalten: Diäten und Fasten können die Entwicklung einer Essstörung begünstigen - vor allem bei Jugendlichen mit niedrigem Selbstwertgefühl.
  • Soziale und kulturelle Faktoren: Zum Beispiel das in den westlichen Industrieländern vorherrschende Schönheitsideal eines schlanken Körpers.
  • Störungen der Entwicklung in der Kindheit und Pubertät: Zum Beispiel Schwierigkeiten im Prozess des Erwachsenwerdens.
  • Andauernde Probleme und belastende Lebensereignisse: Zum Beispiel dauernde Einsamkeit, Konflikte in der Partnerschaft, Probleme in der Familie oder der Verlust von nahestehenden Personen.

Die verschiedenen Ursachen können sich auch gegenseitig beeinflussen. Angst- und Zwangserkrankungen sowie Depressionen treten bei Betroffenen häufiger auf. Anorexie und Bulimie gehen mit einem Risiko für erhöhten Alkoholkonsum einher. Zudem spielen bei Essstörungen auch psychosomatische Zusammenhänge eine Rolle.

Formen von Essstörungen

Bei Menschen mit einer Essstörung steht das Essen im Lebensmittelpunkt. Die Gedanken und das Verhalten kreisen ständig um das Thema Essen und Gewicht. Es kommt unter anderem zu Nahrungseinschränkung oder unkontrollierten Essanfällen. Je nach Form der Essstörung treten noch weitere Probleme auf.

  • Anorexie (Magersucht): Bei Anorexie kommt es zu einem starken Gewichtsverlust. Die größte Rolle dabei spielt das Hungern. Aber auch Erbrechen, Abführmittel oder übermäßig viel Sport können zu dem Gewichtsverlust führen. Menschen mit Magersucht fühlen sich trotz Untergewicht zu dick.
  • Bulimie: Bei einer Bulimie treten vor allem Essanfälle auf. Betroffene essen sehr schnell große Portionen. Sie können diese Essanfälle nicht kontrollieren. Damit es zu keiner Gewichtszunahme kommt, entwickeln Betroffene Gegenmaßnahmen. Zu diesen zählen Erbrechen, Diäten oder Fasten, übermäßiger Sport oder Medikamente.
  • Binge-Eating-Störung: Bei einer Binge-Eating-Störung kommt es zu wiederholten Essanfällen. Betroffene entwickeln jedoch im Gegensatz zur Bulimie keine regelmäßigen Gegenmaßnahmen. Es kommt meist zu Übergewicht bzw. Adipositas. Eine Binge-Eating-Störung ist häufiger als eine Bulimie oder Magersucht.

Binge-Eating-Störung im Detail

Der englische Begriff „binge eating disorder“ steht für übermäßiges, exzessives Essen. Für die Diagnose einer Binge-Eating-Störung müssen wiederholte Essattacken auftreten. In jedem Fall öfters als einmal pro Woche. Im Gegensatz zu Anorexie und Bulimie kommt es nicht zu regelmäßigen Gegenmaßnahmen, die einer Gewichtszunahme entgegenwirken sollen. In der Folge kommt es meist zu Übergewicht bzw.

Ekelgefühle, Niedergeschlagenheit oder Schuldgefühle nach übermäßigem Essen. Die Ärztin/der Arzt erhebt die ausführliche Krankengeschichte (Anamnese). Zudem erfolgt eine körperliche Untersuchung. Auch eine neurologische Untersuchung kann notwendig sein. Zudem finden je nach Ausprägung der Symptome noch weitere Untersuchungen statt. Laboruntersuchungen: Zum Beispiel Elektrolyte, Nieren- und Leberwerte und Urinuntersuchung. Zudem schließt die Ärztin/der Arzt andere Erkrankungen als Ursache für die Symptome bzw. Gewichtszunahme aus. Zum Beispiel eine andere Essstörung oder Diabetes.

Behandlung der Binge-Eating-Störung

Die Therapie wird auf die Patientin bzw. den Patienten abgestimmt. Besonders bewährt bei der Behandlung einer Binge-Eating-Störung hat sich dabei Psychotherapie (vor allem Verhaltenstherapie). Liegt Übergewicht bzw. Adipositas vor, berät die Ärztin oder der Arzt zudem zu Möglichkeiten, das Körpergewicht zu reduzieren.

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Der Verlauf einer Binge-Eating-Störung kann sehr unterschiedlich sein. Vom Bestehenbleiben der Symptome und Rückfällen bis hin zur Heilung. Die Behandlung ist ungefähr bei drei Viertel der Patientinnen/Patienten erfolgreich.

Angebote zur Selbsthilfe und Unterstützung

Kontakt mit jemand anderem ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus der Essstörung. Je früher Sie sich Hilfe suchen und holen, desto besser sind Ihre Heilungschancen und umso kleiner die Auswirkungen der Essstörung.

Selbsthilfebücher

  • "Gemeinsam die Magersucht besiegen: Ein Leitfaden für Betroffene, Freunde und Angehörige" von Janet Treasure, June Alexander
  • "Die Bulimie besiegen: Ein Selbsthilfe-Programm" von Ulrike Schmidt, Janet Treasure, June Alexander
  • "Unterstützung für Angehörige von Menschen mit Essstörungen: Ein Leitfaden für Eltern, Geschwister, Partner und Fachpersonal" von Janet Treasure, Gráinne Smith, Anna Crane

Selbsthilfegruppen

Nachfolgend finden Sie eine Liste von Selbsthilfegruppen für Menschen mit Essproblemen und Essstörungen bzw. für Angehörige von Menschen mit Essstörungen.

Beratung und Hilfe in Salzburg

Für Angehörige, Eltern und/oder Freundinnen und Freunde ist es sehr herausfordernd, wenn ein nahestehender Mensch an einer Essstörung erkrankt ist. Und den Betroffenen fällt es oft schwer, zuzugeben, dass sie Hilfe brauchen. Denn sich einzugestehen, an einer Essstörung zu leiden, braucht Mut.

Die angeführten Beratungs-, Betreuungs- und Behandlungsstellen unterstützen Betroffene und Angehörige bei Fragen zu Essstörungen bzw. Schulen können einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention leisten.

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Sie können zudem zuerst Ihre Ärztin/Ihren Arzt für Allgemeinmedizin kontaktieren und über diese/diesen gezielte Ansprechstellen finden. Auch klinische Psychologinnen bzw. klinische Psychologen können in die Diagnose und Behandlung mit einbezogen sein.

Beratungs- und Anlaufstellen für Essstörungen finden Sie zudem unter Essstörungen: Beratung & Hilfe.

FrauenGesundheitsZentrum Salzburg

Das FrauenGesundheitsZentrum Salzburg ist seit mehr als 29 Jahren die Ansprechpartnerin in Salzburg für Betroffene, Angehörige, Lehrende, Schulen und Mulitiplikator*innen zum Thema Essstörungen.

Angebote für Mädchen

Wählen Sie aus den folgenden Themen das für Sie passende aus. Die Workshops finden bei Ihnen, vor Ort im FrauenGesundheitsZentrum Salzburg oder online statt. 0662 44 22 55.

  • „Sei wert:voll - du stehst an erster Stelle!“ Ziel dieses Workshops ist es, Mädchen und junge Frauen dabei zu unterstützen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und die Selbstwirksamkeit zu fördern.
  • „Sei echt - deinem Körper auf der Spur!“ In diesem Workshop wollen wir aufklären, warum es ein „Normal“ nicht gibt und wer hinter den Entwürfen eines Schönheitsideals steckt.
  • „Sei entspannt statt ausgebrannt - dein Stressmanagement und Resilienzworkshop“ Ziel dieses Workshops: Üben, wie subjektiver Stress bewältigt werden kann.
  • „MEINE SCHWESTER AN(N)A“ - Klassenzimmerstück zum Thema Essstörungen Das Projekt möchte Schüler*innen für dieses Thema sensibilisieren und sie auch emotional zu erreichen.

Diakonie Essstörungsklinik

Die Diakonie Essstörungsklinik (vormals Sarepta Spezialklinik für Essstörungen) bietet für Betroffene von Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) und exzessivem, übermäßigem Essen (Binge Eating Disorder) eine hochspezialisierte, stationäre Behandlung.

Das Therapieangebot ist überaus vielfältig und wird an die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen angepasst. Das Konzept stützt sich vorwiegend auf die kognitive Verhaltenstherapie, wie sie speziell für Essstörungen entwickelt wurde.

Erste Tipps für Angehörige

Sie haben soeben den ersten wichtigen Schritt getan: Sie informieren sich über den richtigen Umgang mit Ihrer/Ihrem Angehörigen. Information trägt zum Verstehen der/des Betroffenen bei. Verständnis für die/den Betroffenen ist eine wichtige Unterstützung für die Krankheitsbewältigung.

  • Ein offener Umgang mit der/dem Betroffenen ist von enormer Bedeutung. Die Essstörung soll nicht tabuisiert werden. Sie können Ihrer/Ihrem Angehörigen am besten helfen, indem Sie ihr/ihm sagen, dass Sie sich Sorgen machen und welche Veränderungen Ihnen aufgefallen sind.
  • Stellen Sie nicht Ihr ganzes Leben auf die Essstörung ein. Es ist für die Betroffene / den Betroffenen eine Entlastung, wenn Sie sich gut um Ihre eigenen Bedürfnisse kümmern.
  • Zeigen Sie klar Ihre Grenzen. Sie müssen nicht alles verstehen oder erdulden.
  • Sagen Sie der/dem Betroffenen, dass Sie sich wünschen, dass sie/er sich in medizinische Behandlung begibt. Damit übergeben Sie auch die Verantwortung der/dem Betroffenen. Das ist ein notwendiger Schritt.
  • Sehen Sie den Menschen als Ganzes. Die Essstörung ist nur ein Teil der Persönlichkeit. Es gibt auch andere Facetten, die gesehen werden möchten.

Checkliste: Bin ich betroffen?

Je mehr Fragen Sie mit Ja beantworten, desto höher ist das Risiko, in eine Essstörung hineinzurutschen.

  • Meine Gedanken drehen sich fast ständig um Essen, Kalorienverbrauch und Gewicht.
  • Mein einziges Lebensziel ist das Erreichen einer Traumfigur.
  • Allein die Waage bestimmt Laune und Wohlbefinden.
  • Ich spüre keinen Hunger mehr.
  • Ich spüre keine Sättigung mehr.
  • Essen ist mit Angst und Schuldgefühlen verbunden.
  • Ich fürchte mich vor Situationen, in denen mir andere beim Essen zusehen.

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