Einführung in die Neuropsychologie: Definition und Forschungsbereiche

Die Neuropsychologie ist ein interdisziplinäres Feld, das sich mit den Beziehungen zwischen dem Gehirn und dem Verhalten befasst. Sie untersucht, wie strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn kognitive, emotionale und motorische Funktionen beeinflussen können.

Forschungsbereiche der Neuropsychologie

Die Forschung in der Neuropsychologie ist vielfältig und umfasst verschiedene Themenbereiche. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Forschungsgebiete vorgestellt:

1. Soziale Kognition und Emotionsverarbeitung

Defizite im sozialen Verhalten und in der sozialen Funktionsfähigkeit kennzeichnen viele psychiatrische Erkrankungen. Für soziale Kognitionen sind vor allem Prozesse der Emotionswahrnehmung von Bedeutung. Aber auch die Emotionsverarbeitung und hier insbesondere die Emotionsregulation und die Inhibitionsfähigkeit sind wichtige Komponenten der sozialen Kognition.

Arbeitsschwerpunkte in diesem Forschungsbereich sind die Untersuchung von neurobiologischen Grundlagen und Korrelaten der Fähigkeit zur Emotionswahrnehmung und -regulation, die Empfänglichkeit für emotionale und sozial-emotionale Reize sowie deren Auswirkungen auf das Verhalten und die Verhaltenskontrolle in emotionalen Kontexten bei gesunden Probanden und Personen mit psychischen Erkrankungen. Anwendungsbezogenen Forschungsthemen befassen sich vor allem mit der Auswirkung von verschiedenen Interventionen auf sozial-emotionale Prozesse bei gesunden Personen und Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen.

2. Klinische Neuropsychologie und Neurowissenschaften

Kognitive Störungen sind ein Kernsymptom vieler psychiatrischer Krankheitsbilder und die klinische Neuropsychologie stellt ein wesentliches, komplementäres Instrument für die Erforschung der Pathomechanismen und Symptome psychischer Störungen dar.

Die Forschung in diesem Themenbereich ist gekennzeichnet durch einen interdisziplinär angelegten Forschungsansatz unter Verwendung verschiedener neuropsychologischer Verfahren in Kombination mit modernen neurowissenschaftlichen Methoden. Das Ziel ist ein tieferes Verständnis zu entwickeln, wie neuronale Vorgänge im Gehirn psychische Prozesse hervorbringen, aber auch welche strukturellen und funktionellen Veränderungen im Gehirn bei unterschiedlichen psychiatrischen und neurologischen Krankheitsbildern entstehen.

Ein wichtiges Augenmerk liegt dabei auch auf der Untersuchung von Geschlechtsunterschieden in kognitiven Fähigkeiten bei gesunden Männern und Frauen und deren neurobiologischen Korrelaten aber auch auf der Erforschung von geschlechtsspezifischen Unterschieden bei psychiatrischen Patient/Innen, sowohl in den mentalen Fähigkeiten als auch in der Krankheitsprävalenz und im Krankheitsverlauf

3. Gesundheit über die Lebensspanne und Altern

Das Altern ist ein fortschreitender, multidimensionaler Prozess, welcher biologische, physiologische, psychologische und soziale Veränderungen bewirkt. Kognitive Beeinträchtigungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in der älteren Bevölkerung.

Im Zuge dieser Entwicklung steigt auch das Interesse an Forschung zum gesunden Altern beziehungsweise zu Veränderungen, die damit einhergehen, wie z.B. dementiellen Prozessen. In dieser Forschungsthematik wird vor allem der Frage nachgegangen, inwieweit altersbedingte strukturelle und funktionale Veränderungen im Gehirn mit einer Verschlechterung in kognitiven Bereichen, emotionalen Kompetenzen und psychopathologischen Symptomen in Zusammenhang stehen sowie deren Auswirkungen auf Alltagsfunktionen und Lebensqualität.

Ein wichtiges Forschungsgebiet in diesem Bereich ist, den Zusammenhang zwischen diesen altersbedingten Veränderungen im Gehirn und Beeinträchtigungen in kognitiven, emotionalen und motorischen Funktionen bezüglich der Beeinflussbarkeit durch gezieltes Training / Interventionen.

Neuropsychologische Ausbildung und Zertifizierung

Um in der Neuropsychologie tätig zu sein, ist eine fundierte Ausbildung erforderlich. Ein theoretisches Curriculum umfasst in der Regel Fortbildungseinheiten aus den Bereichen neuropsychologische Grundlagen, neuropsychologische Diagnostik und neuropsychologische Behandlung.

Beim Nachweis aller geforderten Einheiten erhält man ein Abschlusszertifikat. Das Abschlusszertifikat kann gemeinsam mit der mehrjährigen praktischen Tätigkeit beim Österreichischen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz für die Eintragung der Spezialisierung Klinische Neuropsychologie eingereicht werden.

Bereich Anzahl der zu absolvierenden Einheiten
Neuropsychologische Grundlagen 30 - 50 Einheiten
Neuropsychologische Diagnostik 30 - 50 Einheiten
Neuropsychologische Behandlung 30 - 50 Einheiten

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