Laut WHO ist die Depression oder auch affektive Störung eine „weit verbreitete psychische Störung, die durch Traurigkeit, Interesselosigkeit und Verlust an Genussfähigkeit, Schuldgefühle und geringes Selbstwertgefühl, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen gekennzeichnet sein kann.
Sie kann über längere Zeit oder wiederkehrend auftreten und die Fähigkeit einer Person zu arbeiten, zu lernen oder einfach zu leben beeinträchtigen. Im schlimmsten Fall kann eine Depression zum Suizid führen.
Eine Depression ist eine psychische Störung, bei der die Betroffenen sich niedergeschlagen, freudlos und ohne Antrieb fühlen. Dazu kommen häufig Symptome wie ein geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche.
Depressionen beeinträchtigen die Betroffenen in der Regel stark, schränken ihren Alltag ein, belasten Liebesbeziehungen und führen bei manchen Patienten zur Arbeitsunfähigkeit - im schlimmsten Fall sogar zum Suizid.
ICD-Codes für diese Krankheit sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen: F53, F39, F92, F33, F34.
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Häufigkeit von Depressionen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erleiden jedes Jahr etwa sieben Prozent der Bevölkerung in Europa eine Depression. Werden Angstzustände und leichtere Formen der Depression hinzugerechnet, betreffen diese Störungen jeden vierten Europäer.
Welche Arten/Formen der Depression gibt es?
Es gibt verschiedene Formen der Depression. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Art und Häufigkeit der Symptome, die Ursache sowie durch persönlichkeitsspezifische Merkmale:
Unipolare Depression
Die unipolare Depression zählt als die "klassische Version": Hierbei treten typische Depressionssymptome wie Traurigkeit und Antriebslosigkeit über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten auf. Eine solche depressive Episode geht häufig vorbei, insbesondere dank der Therapie. Nach einer Zeit ohne Beschwerden besteht jedoch die Gefahr, dass erneut eine depressive Episode auftritt.
Bipolare Depression
Bei einer bipolaren Depression oder bipolaren Störung wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab. Typische Merkmale einer Manie sind ein übermäßiges Hochgefühl, überdrehtes Verhalten und Maßlosigkeit.
Dysthymie
Bei der Dysthymie sind die depressiven Symptome weniger stark ausgeprägt, aber über einen langen Zeitraum vorhanden. Daher wird diese Form auch als "chronische Depression" bezeichnet. Für die Diagnosestellung müssen die Symptome mindestens zwei Jahre lang vorliegen.
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Winterdepression
Manche Menschen sind nur in der dunklen Jahreszeit depressiv, aber dafür jedes Jahr wieder. Die Winterdepression zählt zu den saisonal auftretenden Störungen des Gefühlslebens (SAD = seasonal affective disorders). Die Betroffenen berichten etwa über Antriebslosigkeit, Interessenverlust und Niedergeschlagenheit - Symptome, wie sie auch bei einer klassischen Depression auftreten. Bei einer Winterdepression fallen sie meist milder aus.
Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
Depressionen treffen auch Kinder und Jugendliche. Sie zeigt sich bei ihnen oft durch Symptome wie Traurigkeit, Rückzug, aber auch Wutanfälle. Insbesondere die Pubertät als Zeit des Umbruchs mit hormonellen Turbulenzen und Stress macht die jungen Menschen für Depressionen besonders anfällig.
Altersdepression
Alt werden ist für viele Menschen ein Prozess, der vor allem Verluste mit sich bringt: Das Ausscheiden aus dem Berufsleben und das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, stürzt so manchen in eine Leere. Dies bereitet für einige Menschen den Weg in eine Altersdepression.
Postnatale Depression
Bei manchen Frauen entsteht eine Depression nach der Geburt. Mediziner sprechen dann von einer postnatalen Depression oder postpartalen Depression. Umgangssprachlich wird sie auch Wochenbettdepression genannt. In einigen Fällen tritt eine Depression auch in der Schwangerschaft erstmals auf.
Agitierte Depression
Eine agitierte Depression äußert sich in ängstlicher Getriebenheit. Die Betroffenen laufen unruhig umher und klagen über Luftnot und Herzrasen. Eine agitierte Depression wird daher auch als "Jammerdepression" bezeichnet. Während Depressive sonst eher Schwierigkeiten haben, sich zu irgendeiner Handlung aufzuraffen, haben Menschen mit agitierter Depression einen ständigen Bewegungsdrang. Ihr Verhalten ist hektisch und ziellos.
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Atypische Depression
Im Unterschied zur klassischen Ausprägung einer Depression lässt sich die Stimmung bei der atypischen Depression durch positive Ereignisse verbessern. Weitere Anzeichen sind gesteigerter Appetit und ein starkes Bedürfnis, tagsüber zu schlafen. Die Betroffenen geben sich häufig sehr theatralisch und sind leicht zu kränken.
Endogene und exogene Depression
Noch vor einigen Jahren hat man Depressionen abhängig von den vermuteten Ursachen in endogene und exogene Depressionen unterteilt. Diese Begriffe sind heute in der Fachwelt nicht mehr üblich, aber ansonsten noch weit verbreitet.
Unter einer endogenen Depression verstand man eine Depression ohne erkennbaren äußeren Auslöser oder organische Ursache. Diese Krankheitsform wurde auf veränderte Stoffwechselprozesse im Gehirn, beispielsweise aufgrund einer entsprechenden genetischen Veranlagung, zurückgeführt.
Schien dagegen ein konkreter Auslöser für eine Depression erkennbar, sprach man von einer exogenen Depression. Häufig wurden auch die Begriffe "reaktive Depression" oder "depressive Reaktion" verwendet. Wenn als Ursache einer reaktiven Depression eine seelische Belastung angenommen wurde, bezeichnete man dies als "psychogene Depression".
Wie verläuft eine Depression?
Depressionen verlaufen individuell ganz unterschiedlich. Den meisten Menschen, die unter einer Depression leiden, hilft eine konsequente Behandlung gut. Die Therapie ermöglicht es, depressive Episoden zu durchbrechen oder vollkommen abklingen zu lassen. Eine Depression gilt als heilbar.
Unbehandelt ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass eine Depression über Monate oder Jahre bestehen bleibt. Das gilt insbesondere für schwere Depressionen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten.
Etwa die Hälfte der Menschen, die einmal eine depressive Episode durchlebt haben, erleidet einen Rückfall. Bei Betroffenen mit einer schweren Depression sind es 75 Prozent. Mit jedem Rückfall steigt die Wahrscheinlichkeit, dass weitere depressive Phasen auftreten. Besonders schwer zu heilen sind chronische Depressionen. Sie werden nicht selten zum lebenslangen Begleiter und bedürfen ständiger Behandlung.
Wie lässt sich einer Depression vorbeugen?
Es gibt viele Faktoren, die eine Depression begünstigen. Nicht alle lassen sich ausschalten. Um die eigene psychische Gesundheit zu stärken und damit womöglich das Risiko einer Depression zu verringern, empfiehlt es sich, Stress zu reduzieren.
Auch ein stabiles soziales Netzwerk wirkt schützend. Pflegen Sie daher regelmäßig Kontakt zu Freunden und tauschen Sie sich über Sorgen und Probleme aus.
Sport und regelmäßige Bewegung haben sich in der Therapie von Depressionen bewährt und leisten einen Beitrag, um der Entstehung einer Depression vorzubeugen.
Milde Formen können ohne Medikamente behandelt werden, mittlere bis schwere Fälle müssen jedoch medikamentös bzw. durch professionelle Gesprächstherapie behandelt werden.
Die Behandlung wird mittels einer Kombination evidenzbasierter Verfahren durchgeführt, die individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden.
Zu Beginn der stationären Therapie legen wir gemeinsam mit dem Patienten die Therapieziele fest und erstellen einen individuellen Therapieplan. Dieser beinhaltet wöchentlich 5 Einzeltherapien und 5 Gruppentherapien, in denen aktuelle Probleme analysiert und bearbeitet werden.
Bei schweren Depressionen sind eine medikamentöse Behandlung und / oder Beratung möglich.
Während eines stationären Aufenthalts in unserer Klinik setzen Sie sich ausführlich und umfassend mit Ihrer Erkrankung auseinander und können durch die veränderte Umgebung und Distanz zum Alltag eher abschalten, als bei einer ambulanten Behandlung.
Zur Diagnose der Depression gehören die richtigen Fragen und das Wissen um die Differenzialdiagnosen. Dauer und Qualität der depressiven Stimmung spielen dabei eine wichtige Rolle.
Die Zusatzsymptome umfassen verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, negative und pessimistische Zukunftsperspektiven, Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen, Schlafstörungen und verminderter Appetit.
Der Schweregrad der depressiven Störung richtet sich nach der Anzahl der erfüllten Grund- und Zusatzsymptome. Die klinische Präsentation ist jedoch keineswegs einheitlich. So gibt es Betroffene, die sich im Rahmen der Depression angetrieben und agitiert fühlen und eine innere Unruhe verspüren. Andere wiederum wirken völlig zurückgezogen, retardiert und gehemmt.
Viele Betroffene können nicht benennen, woran sie leiden. Typische Sätze sind zum Beispiel „Ich kann nicht mehr wie früher.“, „Ich kann nicht so arbeiten/laufen/Haushalt machen.“ und „Was ist los mit mir?“ Diese Patienten beschreiben dann vermehrt körperliche Symptome.
Bei einer solchen Somatisierung ist es daher wichtig, auch an die Depression als Auslöser zu denken und gezielt danach zu fragen. Zu den häufig präsentierten Symptomen gehören Schlafstörungen, Müdigkeit, Schmerzen, Angst, Gereiztheit und gastrointestinale Beschwerden.
Patienten, die sich bei der Beschreibung ihres Zustandes schwertun, kann man konkrete Worte als Hilfestellung anbieten und abfragen, ob ihre Stimmung eher traurig, ängstlich, weinerlich, lustlos, interessenlos, freudlos, schlaflos und/oder mutlos ist.
Traurigkeit kann eine Depression begleiten. Ob jemand weinen kann oder nicht, definiert eine Depression aber nicht.
Bereits beim Allgemeinmediziner kann die Erkrankung festgestellt, die Behandlung begonnen und die entsprechenden Blutabnahmen in die Wege geleitet werden. Bei Angst und Depression sollte immer die Schilddrüsen- und Stoffwechsellage mitabgeklärt und andere Erkrankungen wie Eisenmangel und Infekte ausgeschlossen werden - Viren können eine depressionsähnliche Symptomatik auslösen.
Auch ein möglicher Substanzabusus (Cannabis, Medikamente, Alkohol) muss abgefragt werden.
Eine Depression kann mit der richtigen Behandlung in vielen Fällen innerhalb von wenigen Wochen behoben werden.
Die Frage nach Suizid muss bei Verdacht auf Depression immer gestellt werden - ob Suizidgedanken oder Suizidpläne vorliegen beziehungsweise bereits Selbsttötungsversuche (früher, derzeit, in der Familie) unternommen wurden.
Lebensüberdruss ist ein häufiger Begleiter der Depression, es gilt jedoch zu unterscheiden, ob dieser drängend ist oder nicht und ob sich der Depressive von den Suizidgedanken distanzieren kann. Sind die Gedanken drängend oder gibt es konkrete Fantasien, sollte der Patient sofort überwiesen werden.
Nicht bei jedem, der verstimmt oder traurig ist, liegt automatisch eine Depression vor. Der Zeitfaktor ist in der Psychiatrie ganz besonders wichtig. Eine depressive Verstimmung dauert einige wenige Tage an.
Im Winter, wenn es feucht, kalt, finster ist, kann es durchaus vorkommen, dass die Stimmung wie das Wetter getrübt ist, dies geht aber nach zwei bis drei Tagen wieder vorbei. Erst wenn die geschilderten Symptome über einen längeren Zeitraum - per Definition mehr als zwei Wochen - andauern, liegt eine Depression vor.
Dysthymien sind definiert als mindestens zwei Jahre andauernde depressive Verstimmungen, wobei hier keine Unterscheidungen nach der Schwere vorgesehen sind, da sie sich dadurch auszeichnen, dass sie die Kriterien beziehungsweise die Symptomanzahl selbst für eine leichte depressive Episode nicht erfüllen.
Neben der Dauer ist auch die Qualität der Verstimmung entscheidend. Depressive Menschen können selbst ganz genau unterscheiden, wann sie nur schlecht gelaunt sind und wann ihr Zustand darüber hinaus geht. Eine Verstimmung entsteht auch oft aus einer Reaktion heraus.
Auslöser können zum Beispiel eine Kränkung, eine Enttäuschung, ein Nichterreichen oder ein Nichtanerkanntwerden sein. Die Betroffenen lassen sich fast immer durch eine Veränderung aus ihrem Zustand herausführen. Die Depression hingegen verschwindet nicht einfach aufgrund eines Ortswechsels oder eines Wellnessurlaubes. Das kann kurzfristig zwar helfen, die Symptome kehren danach jedoch sofort zurück.
Eine akute Belastungssituation wiederum kann nach belastenden Ereignissen, häufig nach dem Tod einer nahestehenden Person entstehen. Das zu verarbeiten dauert eine Zeit lang. Ein trauernder, psychisch gesunder Mensch weint zwar, wenn er auf den Verlust angesprochen wird, kann jedoch den Alltag relativ gut bewältigen.
Jeder Depressive fühlt sich ausgebrannt und hat das Gefühl, er kann nicht mehr so wie früher. Dieser Zustand kann sich über Wochen und Monate noch aggravieren.
Sieht man sich Burnout-Fragebögen an, sind die Symptome praktisch die gleichen wie beim depressiven Syndrom. Beim Burnout kommen noch bestimmte Ursachen und Auswirkungen mit einer zeitlichen Abfolge hinzu.
Die Forschung, inwieweit Burnout und Depression hinsichtlich ihrer Symptomatik und Pathophysiologie dasselbe sind, beginnt jedoch gerade erst. Überlastung am Arbeitsplatz oder die Pflege von Angehörigen sind Beispiele für Dauerbelastung und Stress.
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