Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) gehört zu den sogenannten "emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen". Menschen mit dieser schweren psychischen Störung leiden unter ihren intensiven und unkontrollierbaren Emotionen.
Was ist das Borderline-Syndrom?
Laut der Borderline-Definition gehören zu den Hauptmerkmalen dieser Störung starke Schwankungen der Stimmung sowie heftige Wutausbrüche. Auch ein ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken ist typisch für Borderliner.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) unterteilt Menschen mit emotional instabilen Persönlichkeiten zusätzlich in zwei verschiedene Typen: den Impulsiven Typ und den Borderline-Typ.
Um dem Impulsiven Typ zugeordnet zu werden, müssen bestimmte Merkmale vorhanden sein. Zum Beispiel die Neigung zu Streitereien oder impulsiven, unerwarteten Handlungen ohne auf mögliche Folgen zu achten. Auch die Neigung zu unkontrollierten Wut- oder Gewaltausbrüchen und starke Stimmungsschwankungen gehören dazu.
Typische Merkmale des Borderline-Typs sind, neben der ebenfalls vorliegenden Neigung zu Streitigkeiten, Unsicherheiten im Selbstbild beziehungsweise in der eigenen Identität, Neigung zu intensiven, aber instabilen Beziehungen, Angst vorm Verlassenwerden. Zudem kommt häufig die Androhung oder Durchführung von Selbstverletzungen und ein dauerhaftes Gefühl der Leere.
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Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zeichnet sich vor allem durch Probleme in der Regulierung der eigenen Gefühle und Impulsivität aus.
- Angst vor dem Verlassenwerden: Betroffene bemühen sich verzweifelt darum, ein tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden (z.B. von der Partner:in) zu vermeiden.
- Instabile, intensive Beziehungen: Die Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeit zeichnen sich durch einen Wechsel zwischen Extremen aus: Liebe und Hass wechseln sich ab.
- Impulsivität: Die impulsiven Handlungen können dem Betroffen:en Schaden zufügen und treten in zumindest zwei Bereichen auf: z.B.
Belastende Zustände innerer Anspannung: Betroffene bewältigen diese durch impulsive Handlungen. Dabei treten unter anderem übermäßiger Alkoholkonsum, Essanfälle oder hohe Risikobereitschaft auf. Es kommt etwa zu häufig wechselnden Sexualpartnerinnen oder Sexualpartnern, rasenden Autofahrten, plötzlichen Abbrüchen von privaten Beziehungen oder spontaner Kündigung in der Arbeit. Auch selbstverletzendes Verhalten kann auftreten: zum Beispiel Schnitte in die Haut oder Zigaretten auf dem Körper ausdämpfen.
Viele Patienten mit Borderline-Syndrom wurden in ihrer eigenen Kindheit vernachlässigt oder misshandelt. Ein eigenes Kind ruft möglicherweise Erinnerungen an solche traumatischen Ereignisse wach. Die Betroffenen fühlen sich dadurch wieder in die Kinderrolle versetzt und sind häufig nicht in der Lage, ihr eigenes Kind angemessen zu versorgen. Die Elternrolle überfordert sie, erzeugt Aggression - und in manchen Fällen auch Gewalt gegen die Kinder.
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung, die dazu führt, dass Stress schlecht bewältigt oder starke innere Gefühle nicht angemessen reguliert werden können. Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung neigen zu impulsivem Verhalten. Ihre Gefühle und Stimmungen können stark schwanken, was zu extremer innerer Anspannung führen und als äußerst belastend empfunden werden kann.
Neben extremen Stimmungsschwankungen sowie anhaltenden, heftigen und kaum kontrollierbaren Gefühlen deuten außerdem noch Symptome wie starke Selbstzweifel, Dissoziation, ein ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken sowie das Gefühl der inneren Leere auf eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hin.
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Das gefährlichste Kennzeichnen der Erkrankung sind Selbstverletzungen bis hin zu Suizid, dessen Versuch etwa von jeder*jedem 10. Betroffenen unternommen wird.
Viele Gründe also, warum es ratsam ist, sich als Eltern mit Borderline-Syndrom unbedingt Hilfe zu suchen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Therapeut die Familie auf ihrem Weg begleitet. Die Eltern haben mit entsprechender Unterstützung gute Chancen, zu lernen, wie sie die Bedürfnisse ihres Kindes erkennen. Wenn die Kinder über die Krankheit der Mutter oder des Vaters aufgeklärt werden, haben sie ein besseres Verständnis für schwierige Situationen.
Wer ist vom Borderline-Syndrom betroffen?
In der Bevölkerung sind durchschnittlich etwa 1,6 Prozent von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen. Unter den jungen Menschen ist die Krankheit mit über 6 Prozent überdurchschnittlich oft vertreten.
Die Borderline-Krankheit entwickelt sich oft in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter. Die ersten Anzeichen für die psychische Störung treten teilweise bereits im Kindesalter auf, es ist jedoch schwierig, Borderline bei Kindern zu diagnostizieren. Auffällige Anzeichen sind bei Kindern und auch Jugendlichen häufig nicht eindeutig dem Borderline-Syndrom zuzuordnen. Bei einem Verdacht auf eine Borderline-Erkrankung im jungen Alter sprechen Experten von einer Borderline-Entwicklungsstörung.
Früher galten junge Frauen als besonders anfällig für die Borderline-Störung. Neuere Untersuchungen weisen aber darauf hin, dass die Geschlechter-Verteilung ausgeglichen ist. Zwar sind bis zu 80 Prozent der Patienten in Therapie weiblich. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass sich Borderline bei Männern anders äußert als bei Frauen. Männliche Borderliner neigen unter Umständen stärker zu Gewalt gegen andere und landen daher eher in Jugendstraf-Einrichtungen als in einer therapeutischen Anstalt.
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Die Borderline-Störung bricht bei den meisten Menschen im frühen Erwachsenenalter aus. Bis zum 30. Lebensjahr sind die Beeinträchtigungen im alltäglichen Leben am schlimmsten, danach stabilisiert sich der Verlauf meist.
Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Die Borderline-Erkrankung kann von verschiedenen Einflüssen begünstigt werden. Eine mögliche Ursache stellt eine genetische Veranlagung dar, d.h. Erkrankungen wie die Borderline-Störung treten familiär gehäuft auf.
Und auch traumatische Ereignisse in der frühen Kindheit können ursächlich für eine Borderline-Störung sein. Fast zwei Drittel aller Betroffenen haben als Kind die Erfahrungen von sexueller oder körperlicher Gewalt, seelischer Misshandlung oder Vernachlässigung gemacht. Auch eine geringfügige Funktionsstörung des Nervensystems (minimale zerebrale Dysfunktion) im Kleinkindesalter kann eine Borderline-Störung hervorrufen.
Eine weitere mögliche Ursache der Persönlichkeitsstörung liegt auch in einem Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn. Zu diesen sogenannten Neurotransmittern zählen unter anderem Serotonin sowie Noradrenalin und Dopamin.
Genetische Faktoren spielen bei der Entstehung von Borderline eine Rolle, vor allem tragen aber auch bestimmte Lebenserfahrungen und schädliche Verhaltensmuster zur Entwicklung dieser Erkrankung bei.
Für die Entstehung der Borderline-Störung lässt sich das Biopsychosoziale Modell heranziehen.
- hervorrufen können.
- genetisch bedingte, erhöhte emotionale Sensitivität auf.
- stärkeren Emotionen als andere.
- diese Emotionen werden dann vom sozialen Umfeld (z.B.
- traumatisch erlebten Invalidierung).
- Emotionen eines Kindes runterspielen, als nicht passend bezeichnen oder sogar bestrafen.
- kommen.
- umzugehen und diese zu regulieren.
- Aggression, obwohl es eigentlich primär Angst oder Traurigkeit verspürt.
- sich weder auf sich selbst, noch auf andere verlassen zu können.
- die Folge sein.
Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung treten ebenso die Symptome wie beim impulsiven Typ auf. Zusätzlich kommt es zu einer veränderten Wahrnehmung der eigenen Person sowie Gefühlen der inneren Leere.
Die Hauptmerkmale der Borderline-Störung sind die starke eingeschränkte Impulskontrolle und die damit einhergehenden Stimmungsschwankungen. Den Betroffenen fehlt die Fähigkeit, Erlebtes und die dadurch ausgelösten Gefühle angemessen zu kontrollieren und zu regulieren. Daraus resultieren extreme innere Anspannungszustände, die Betroffene als unerträglich empfinden.
Um die intensive innere Anspannung kurzfristig zu reduzieren, können impulsive Verhaltensweisen auftreten. Oft kommt es auch zu dissoziativen Zuständen, also einer Abspaltung von Gefühlen oder Wahrnehmungen, um die innere Belastung besser auszuhalten.
Einige Betroffene neigen auch zu selbstverletzendem Verhalten und fügen sich beispielsweise Brandwunden zu, indem sie Zigaretten am eigenen Körper ausdrücken. Auch ist die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und des Selbstbildes (Identitätsstörungen) gestört.
In zwischenmenschlichen Beziehungen ist häufig ein Muster von Instabilität erkennbar. Andere Personen werden abwechselnd idealisiert und entwertet, was auf eine tiefe Angst vor Nähe und gleichzeitig vor Verlassenwerden zurückzuführen ist. Dies kann zu einem Wechsel aus klammerndem und ablehnendem Verhalten führen.
Innerhalb von wenigen Stunden kann die Stimmung von Borderline-Betroffenen stark schwanken. Vorübergehend, besonders wenn Belastungen auftreten, können Betroffene psychotische Symptome zeigen. Sie empfinden die Realität nicht mehr so wie sie ist, es können z.B.
Die Borderline-Störung ist gekennzeichnet durch Probleme bei der Regulierung von Gefühlen und Impulsen. Diese Probleme zeigen sich z.B. Hass und Liebe können sich schnell abwechseln, es kommt verstärkt zu Wutausbrüchen bzw. zu Angst, verlassen zu werden.
Im Allgemeinen ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung jedoch schwer zu diagnostizieren, weil Betroffene häufig aufgrund von anderen, scheinbar vordergründigen Erkrankungen in Behandlung sind.
Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Um eine Borderline-Störung zu diagnostizieren, führt das medizinische Fachpersonal zunächst eine Befragung zu familiär auftretenden Persönlichkeitsstörungen sowie psychischen Auffälligkeiten im Kindesalter durch (Anamnese). Hierfür befragt der Arzt oder die Ärztin nicht nur Betroffene, sondern nach Möglichkeit auch Bezugspersonen, z.B.
Bei Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung findet eine Reihe psychologischer Tests statt. Dabei setzen die Fachärzte strukturierte klinische Interviews und verschiedene Checklisten ein, um die Diagnose zu sichern und von anderen Persönlichkeitsstörungen abzugrenzen.
Zusätzlich führt der Arzt oder die Ärztin Untersuchungen durch, die organische Ursachen als Grund für die Borderline-Störung ausschließen. Neben einer Untersuchung des Blutes überprüft der behandelnde Arzt oder Ärztin dabei auch die Schilddrüsenwerte und den Vitamin- und Mineralspiegel der Betroffenen.
Weiterhin lassen sich bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder die Elektroenzephalografie (EEG) einsetzen, um das Gehirn genauer zu untersuchen.
Zur Diagnose wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt. Zumindest fünf der oben beschriebenen Symptome müssen vorliegen, bevor die Borderline-Störung diagnostiziert wird. Diese werden u.a. mit Selbstbeurteilungsfragebögen (wie z.B.
Bei der Diagnose wird auch darauf geachtet, die Borderline-Störung genau von anderen psychischen Störungen abzugrenzen.
Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Grundlage einer Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung stellt eine Psychotherapie dar. Zusätzlich kann eine medikamentöse Therapie durch einen Facharzt erfolgen, um Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angst zu behandeln.
Vor allem zwei therapeutische Verfahren haben sich dabei als äußerst erfolgreich in der Behandlung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung herausgestellt, nämlich zum einen die sogenannte dialektisch behaviorale Therapie und zum anderen die Schematherapie. Beide Methoden zielen darauf ab, die Krankheit als solche zu akzeptieren und Techniken zu erlernen, mit den überbordenden Gefühlen anders umzugehen und dabei vor allem selbstverletzendes Verhalten zu vermeiden.
Zwar gestaltet sich die Therapie häufig als ein mehrjähriger Prozess, aber Bohus macht Mut: „Etwa 40 Prozent der Betroffenen werden wieder ganz gesund, weitere 40 Prozent können mit etwas Hilfe ein erfülltes Leben führen“, womit die Borderline-Persönlichkeitsstörung als schwerwiegende, aber gut behandelbare Krankheit eingestuft wird.
Die Therapie kann in einer Einzelsitzung mit der Psychotherapeutin bzw. dem Psychotherapeuten oder in der Gruppe stattfinden.
Bei der Psychotherapie werden mit speziellen verhaltenstherapeutischen und psychoanalytischen Behandlungsverfahren gute Erfolge erzielt.
Psychotherapie
Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT): Den Durchbruch in der Borderline-Behandlung schaffte die US-amerikanische Therapeutin Marsha M. Linehan. Sie entwickelte die speziell auf Borderliner zugeschnittene Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT). Dabei handelt es sich um eine besondere Form der kognitiven Verhaltenstherapie.
In der ersten Therapiephase werden die Borderline-Patienten zunächst stabilisiert. Im Mittelpunkt stehen dabei Strategien, die verhindern, dass der Patient sich weiter selbst schädigt oder die Therapie vorzeitig abbricht. Im Rahmen einer Gruppentherapie werden dann verschiedene neue Verhaltens- und Denkweisen trainiert.
Ziele sind:
- Die Wahrnehmung der eigenen Person und die anderer Menschen zu verbessern
- Maßnahmen zur Selbstkontrolle und zum Umgang mit Krisen einzuüben
- Extremes Schwarz-Weiß-Denken abzubauen
- Den Umgang mit Stress und die Steuerung der eigenen Gefühle zu erlernen
Erst in einer zweiten Therapiephase rücken die belastenden Lebensereignisse in den Mittelpunkt, welche die Störung mit gefördert haben. Anders als bei einer psychoanalytisch fundierten Therapie geht es dabei nicht darum, die traumatische Erfahrung erneut zu durchleben und aufzuarbeiten. Es geht hier darum, diese Erfahrung als Teil der persönlichen, aber abgeschlossenen Vergangenheit zu akzeptieren.
Die dritte Therapiestufe ist darauf ausgerichtet, das Erlernte im Alltag anzuwenden, das Selbstwertgefühl zu steigern sowie persönliche Lebensziele zu entwickeln und umzusetzen.
Neben der Verhaltenstherapie sind auch Psychodynamische Therapieverfahren eine Möglichkeit für Borderline-Patienten. Studien bestätigen ihre Wirksamkeit, zumindest für erwachsene Patienten.
Wie alle Therapien, die ihre Wurzeln in der Psychoanalyse haben, steht auch hier die Einsicht in Zusammenhänge zwischen den biografischen Erfahrungen und aktuellen problematischen Beziehungen und Verhaltensweisen im Vordergrund. Sie sollen in eine seelische Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse münden.
Im Rahmen der Psychodynamisch-konfliktorientierten Psychotherapie werden gezielt:
- Traumata bewältigt
- Das Selbstbild des Patienten gestärkt oder überhaupt aufgebaut
- Die Beziehungsfähigkeit verbessert
- Das typische Schwarz-Weiß-Denken abgebaut
- Die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und Impulse zu kontrollieren, gestärkt (Affekt-Regulation)
Besonders bei der Borderline-Therapie von Jugendlichen ist es entscheidend, die Familie mit einzubeziehen. Zum einen, weil dadurch den Angehörigen der Umgang mit dem betroffenen Familienmitglied erleichtert wird. Vor allem aber, weil eine Zusammenarbeit mit der Familie eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass der Jugendliche sein Denk- und Verhaltensmuster erfolgreich verändert.
Besonders wichtig ist das Einbeziehen der Familie, wenn die Störung ihre Wurzeln zumindest teilweise in der Familie hat. Bestehen krankhafte Beziehungsmuster in der Familie, macht dies eine Familientherapie besonders sinnvoll.
Weitere Therapieverfahren, die bei Borderline-Störungen eingesetzt werden, sind:
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