Warum bin ich depressiv: Ursachen und Formen der Depression

Eine Depression ist mehr als nur Traurigkeit; sie ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Depression ist eine psychische Erkrankung, die tiefe Niedergeschlagenheit, Verlust von Interessen sowie Gefühle der Hoffnungslosigkeit mit sich bringt.

Formen der Depression

Man unterscheidet grundsätzlich zwei Formen der Depression:

  • Unipolare Depression: Dies ist die häufigste Form. Hier treten Anzeichen von Niedergeschlagenheit, Erschöpfung sowie Freud- und Antriebslosigkeit über mindestens zwei Wochen auf. Beschwerden wie Appetitlosigkeit und Schlafstörungen können hinzukommen.
  • Bipolare Depression: Auch bekannt als manisch-depressive Erkrankung. Menschen mit dieser Störung durchleben wechselnde Phasen extremer Stimmungsschwankungen. In der einen Phase zeigen sich die typischen Symptome einer Depression. In der anderen Phase schlägt die Stimmung ins Gegenteil um. Die Betroffenen sind dann plötzlich in Hochstimmung, sehr reizbar, extrem aktiv und selbstbewusst. Sie leiden unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen. In diesen euphorischen Phasen verlieren viele Patient:innen den Bezug zur Wirklichkeit und können halluzinieren.

Diese bipolaren Störungen treten bei etwa einem Fünftel der Patient:innen, die an depressiven Episoden erkranken, auf.

Auch die Schwere der Erkrankung kann unterschiedlich sein: Es gibt leichte, mittelgradige und schwere Depressionen.

Sie haben vielleicht schon einmal die Begriffe „endogene Depression“ und „exogene Depression“ gehört. Das sind mittlerweile veraltete Bezeichnungen und beziehen sich auf die Ursachen einer Depression. Endogen meint, dass es keine erkennbaren äußerlichen Auslöser gibt, die Depression also „von innen“ entsteht. Exogen bedeutet „von außen“. Die Ursachen wären hier also zum Beispiel psychosoziale Belastungen wie Todesfälle in der Familie oder Arbeitsplatzverlust.

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Spezielle Formen der Depression

In manchen Lebensphasen zeigen sich Depressionen in ganz speziellen Formen. Eine Depression im Alter zeigt sich anders als bei einer Frau nach der Geburt eines Babys. Auch beim Geschlecht gibt es Unterschiede: Eine Depression hat bei Männern oft andere Anzeichen als bei Frauen. Depressionen verdienen in jedem Alter und bei jede:r Betroffenen eine rasche und professionelle Behandlung.

Depressionen bei Männern

Männern fällt es manchmal schwer, über Gefühle oder ihre Depression zu sprechen. Die Rolle des starken Mannes legen viele nur schwer ab. Sie verdrängen Gefühle von Verlust, Angst und Traurigkeit. Diese zeigen sich dann auf eine andere Art und Weise, Depressionen bei Männern haben aber oft auch andere Anzeichen.

So kann sich eine Depression bei Männern zeigen:

  • Unruhe und Unzufriedenheit
  • Feindseligkeit
  • Wutausbrüche, die überraschend und untypisch sind
  • Vermehrtes Risiko-Verhalten wie: gefährliche Sportarten, schnelles Autofahren
  • Flucht vor der Wirklichkeit wie: dauernd Fernsehen oder Hobbys, die viel Zeit brauchen
  • Alkohol trinken, um sich zu betäuben und um nichts mehr zu empfinden

Es müssen nicht immer alle Anzeichen vorkommen. Die Anzeichen häufen und zeigen sich schon über einen längeren Zeitraum? Dann lassen Sie sich bitte helfen.

Alkohol macht eine Depression nur noch schlimmer. Manche betäuben aber mit Alkohol unangenehme Gefühle oder Schmerzen. Daher wird Alkohol oft als Hausmittel gegen Depressionen gesehen. Aber Alkohol löst keine Probleme,er ist kein Mittel gegen eine Depression.

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Beantworten Sie bitte diese Fragen ehrlich:

  • Trinke ich, um mich besser zu fühlen?
  • Trinke ich, um zu vergessen?
  • Trinke ich, um locker zu werden?
  • Trinke ich, um zu entspannen?

Sie haben mehrere Fragen mit Ja beantwortet? Das ist schon länger so? Dann reden Sie bitte mit Ihren Ärzt:innen.

Depressionen zu erkennen und entsprechend zu behandeln, ist bei Männern auch wegen des Themas Suizid besonders wichtig. Suizid bedeutet, sich selbst das Leben zu nehmen. Rund drei Viertel aller Suizide verüben Männer.

Wichtige Punkte sind:

  • Männern fällt es schwerer als Frauen, über Gefühle zu reden und Hilfe anzunehmen.
  • Eine Depression zeigt sich bei Männern anders. Deswegen wird die Krankheit oft spät erkannt und behandelt.
  • Der mit einer Depression oft einhergehende Leistungseinbruch kann für Männer als besonders belastend empfunden werden.

Daher ist es wichtig, die Anzeichen einer Depression bei Männern früh zu bemerken und zu behandeln.

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Depressionen im Alter („Altersdepression“)

Depressionen werden im Alter häufiger. Die Krankheit ist bei älteren Menschen aber schwieriger zu bemerken, denn die Begleitumstände sind anders. Manche leben zurückgezogen oder sind einsam. Das Essverhalten und der Schlaf ändern sich mit den Jahren. Dazu kommen körperliche Krankheiten und Schmerzen. All das macht es schwer, eine Depression zu erkennen. Oft wird eine Depression mit Trauer verwechselt oder die Anzeichen werden dem Alter zugeschrieben. Depressionen sind jedoch keine natürliche Alterserscheinung.

Das zeigen Studien für das Alter von 55 bis 74 Jahren. Konkret sind 7,5 Prozent der Frauen und 5,5 Prozent der Männer betroffen - insgesamt leiden also rund 13 Prozent der älteren Menschen an behandlungsbedürftiger Depression.

Auch Suizide sind im Alter häufiger. Deshalb ist es so wichtig, eine Depression rasch zu erkennen und ernst zu nehmen. Besonders ältere Männer setzen ihrem Leben öfter ein Ende.

Die Ärzt:innen trotzdem müssen abklären, ob die:der Patient:in nicht eine andere Erkrankung hat. Probleme mit der Konzentration, der Erinnerung und Aufmerksamkeit können auch Anzeichen einer Demenz sein. Demenz ist eine Krankheit im Gehirn, bei der einige Anzeichen ähnlich sind wie bei einer Depression. Eine Depression soll daher immer von Psychiater:innen festgestellt und behandelt werden.

Depressionen nach einer Geburt

Nach der Geburt können die Gefühle einer Achterbahnfahrt gleichen: Aufregung, Freude, Angst und Sorge wechseln einander ab. Das kann eine natürliche Antwort auf die neue Situation sein. Die Hormone stellen sich um, sobald das Kind auf der Welt ist. Durch diese Umstellung kann eine Depression ausgelöst oder begünstigt werden. Traurigkeit, Sorgen und Angst überwiegen dann.

Zusätzlich spüren viele Mütter einen hohen Druck durch die Erwartungen von ihrem Umfeld. Das kann Anzeichen einer postpartalen Depression verstärken und zu Gefühlen von Schuld führen. Viele schämen sich dann und reden nicht darüber. Das macht aber alles nur noch schlimmer.

Mediziner:innen sprechen von drei Schweregraden:

  • Manche Mütter erfahren stimmungsmäßige Labilität und depressive Verstimmung in den ersten drei bis fünf Tagen nach der Entbindung. Dies Tage werden bei uns manchmal „Heultage“ genannt, im englischen Sprachraum hat sich das Wort „Baby Blues“ durchgesetzt. Nach den Studien verschiedener Autoren sind solche Veränderungen nach etwa 40 bis 70 Prozent aller Entbindungen zu beobachten.
  • Seltener sind dagegen die so genannten Wochenbettdepressionen oder auch postpartale oder postnatale Depressionen. Sie treten bei etwa einer von zehn Müttern in den ersten Wochen nach der Geburt auf. Sie können in der Regel ambulant behandelt werden, mehrere Monate anhalten und im Einzelfall aber auch schwer ausgeprägt mit Selbstmordgedanken sein, so dass eine stationäre Behandlung nicht zu umgehen ist.
  • Schwere, so genannte Wochenbettpsychosen kommen bei sehr wenigen Patientinnen mit Wochenbettdepression vor: Etwa eine oder zwei von tausend Müttern sind betroffen.

So zeigt sich eine postpartale Depression

Bei jeder Betroffenen zeigen sich die Anzeichen auf eine eigene Art und Weise.Solche Gedanken können Mütter nach der Geburt ihres Babys beschäftigen:

  • Ich bin nur mehr traurig, dabei sollte ich mich doch eigentlich freuen.
  • Ich mache mir dauernd Sorgen, ob es meinem Baby gut geht.
  • Ich empfinde momentan ganz wenig. Ich fühle mich deswegen schuldig.
  • Ich habe Angst, meinem Baby zu schaden.

Gehen Sie bitte zu Ihren Ärzt:innen, wenn diese Aussagen zutreffen. Ganz besonders gilt das, wenn Sie das Bedürfnis haben, dem Baby zu schaden. Die Ärzt:innen können Ihnen helfen!

Die Umstellung der Hormone hat die Depression ausgelöst, nicht das Baby oder das Kümmern um das Baby. Es ist niemand daran schuld.

Merken Sie sich:

  • Ich liebe mein Kind, auch wenn ich mich gerade sehr schlecht fühle.
  • Ich bin eine gute Mama, auch wenn ich eine Depression habe.
  • Ich bekomme Hilfe und bin mit der Situation nicht alleine.

Sonderformen von Depressionen

Mediziner:innen unterscheiden auch noch weitere Arten bzw. Ausprägungsformen der Erkrankung Depression, die nicht geschlechts- oder altersspezifisch sind. Hier spricht man von Subtypen. Diese können zum Beispiel chronisch-depressiven Störungen sein, eine melancholische und psychotische Depression oder auch eine saisonal abhängige Depression, im Volksmund auch „Winterdepression“.

Ein Überblick über mögliche Sonderformen:

  • Chronische depressive Störungen: Diese Erkrankung ist eine leichte depressive Verstimmung (auch Dysthymie genannt), die gewöhnlich über zwei Jahre andauert. Die Erkrankungszeichen liegen immer oder die meiste Zeit unterhalb der Schwelle einer „richtigen“ Depression. Chronisch nennt man diese Störung, weil sie über zwei Jahre andauert und es keine Phasen ohne Symptome gibt.
  • Psychotische Depression: Von einer psychotischen Depression sprechen Ärzt:innen, wenn neben der depressiven Episode zusätzlich psychotische Anzeichen wie Wahnideen auftreten. Das können zum Beispiel sein: Verarmungswahn, Verschuldungswahn, Versündigungs- oder Verkleinerungswahn. Die Symptomatik ist oft schwerer und die Dauer der depressiven Episoden länger als bei einer Depression ohne zusätzliche wahnhafte Anzeichen. Zudem ist bei Patient:innen mit psychotischer Depression das Rückfall- und Wiedererkrankungsrisiko erhöht.
  • Melancholische Depression: Bei einer melancholischen Depression handelt es sich um eine schwere Ausprägung der Depression, bei der das wichtige Symptom der Stimmungsstörung vorliegt. Die Betroffenen beklagen, dass sie nichts mehr fühlen können, keinerlei Freude oder Lust mehr empfinden können. Bei vielen Depressiven ist dagegen die Stimmung noch anregbar. Das nennt man nicht-melancholische Depression.
  • Depression mit körperlichen Symptomen („somatisierte“ Depression): Hier stehen verschiedene körperliche Beschwerden und Missempfindungen im Vordergrund, für die Ärzt:innen keine organische Ursache finden können. Das kann zum Beispiel sein: Kopfdruck, Schwindel, Herzrasen, Verdauungsstörungen oder auch andere unspezifische Organbeschwerden.
  • Saisonal abhängige Depression (SAD, oder auch „Winterdepression“): Unter einer saisonalen affektiven Störung (SAD) versteht man eine depressive Episode, deren Beginn und Ende gehäuft zu bestimmten Jahreszeiten erfolgen. In der restlichen Zeit sind die Patient:innen gesund. Jene Patient:innen, die eine bipolare Störung haben, können auch eine manische, also positiv bzw. euphorisch gestimmte, Phase entwickeln. Eine Form der saisonalen Depression, die so genannte Winterdepression, tritt in der lichtarmen Jahreszeit, also im Herbst oder Winter, auf. Die Patient:innen sind überwiegend Frauen und leiden unter Lustlosigkeit, Schläfrigkeit, Lethargie und Heißhunger, vor allem auf Süßigkeiten. Im Sommer sind die Betroffenen dagegen symptomfrei. Die Anzeichen bessern sich meist durch eine Lichttherapie - von Tageslicht bis hin zur Therapie mit einer speziellen 10.000-Lux-Lampe.

Weitere Begriffe

Sie haben bestimmt schon einige Fachbegriffe im Zusammenhang mit Depression gehört, die wie Sonderformen klingen. Einige gängige Namen wollen wir Ihnen näher erklären:

  • Agitierte Depression: Betroffene Depressive haben hier keinen verminderten Antrieb, sondern im Gegenteil einen permanenten, rastlosen Bewegungsdrang und eine starke innere Unruhe. Oft kommen Schlaflosigkeit und Angstzustände hinzu. Die agitierte Depression ist eine spezielle Depressionsart, die von Betroffenen und Angehörigen oft zunächst nicht als Depression erkannt wird. Grund dafür sind die zum Teil anderen Symptome, die typischerweise eher nicht mit einer Depression verbunden werden.
  • Larvierte Depression: Unter einer larvierten Depression versteht man eine depressive Episode, die mit körperlichen Beschwerden einhergeht, bzw. sich hinter diesen verbirgt. Es handelt sich also nicht um ein eigenständiges Krankheitsbild. Die Diagnose ist schwierig, weil die Betroffenen über körperliche Symptome klagen. Die Betroffenen spüren weniger depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit etc., sondern vordergründig körperliche Schmerzen. Das kann alles Mögliche sein, von Herzbrennen über Rhythmusstörungen, Sinnesstörungen, Atemstörungen, Rücken- oder Kopfschmerzen und viele mehr. Die Behandlung erfolgt wie bei anderen Depressionen durch Psychotherapie und Medikamente.
  • Burn-out oder Erschöpfungsdepression: Der Begriff Burn-out ist in aller Munde. Er beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Manche sagen auch Erschöpfungsdepression dazu. Die Unterscheidung zwischen Depression und Burn-out ist nicht einfach. Derzeit gibt es noch keine klinische Definition, die eine Abgrenzung einfacher macht. Manche Expert:innen sagen, dass Burn-out keine eigenständige Krankheit ist, sondern eine Art der Depression. Die Anzeichen können einer Depression ähnlich sein. Burn-out-Betroffene können sich nur schlecht konzentrieren, machen viele Fehler. Manche verlieren auch die Energie für ihr Privatleben. Burn-out wird meist auf Überforderung und Stress im Beruf zurückgeführt.

Ursachen einer Depression

Für die Entstehung einer Depression kann nicht nur ein Faktor verantwortlich gemacht werden, sie entsteht sozusagen multifaktoriell, d.h. es sind viele Einflüsse ausschlaggebend, dass es dann im Verlauf des Lebens zu einer Depression kommt. So spielen die genetische Veranlagung, bestimmte Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren (psychosoziale Faktoren) und die aktuellen Lebensumstände eine bedeutsame Rolle.

Die Betroffenen besitzen eine durch ihre individuelle Geschichte (Veranlagung, Erziehung, Kindheitserfahrungen, Erlebnisse im Laufe des Lebens) erhöhte Empfindsamkeit gegenüber Umwelteinflüssen und Stressoren. Diese besondere Verletzlichkeit (Vulnerabilität) spielt bei dem Ausbruch und der Aufrechterhaltung einer Depression eine große Rolle.

Dabei spielen meiner Erfahrung nach vor allem die Entwicklung und Erlebnisse in der Kindheit eine entscheidende Rolle. So kann ein ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil, eine daraus resultierende „erlernte Hilflosigkeit“ sowie geringe Fähigkeiten der Betroffenen, Stress zu bewältigen ei Risikofaktoren für die Entwicklung einer Depression sein. Aber auch ein vernachlässigender, emotional kalter oder auch ein dominanter-kritisierender Erziehungsstil kann, wenn dann noch weitere belastende Erfahrungen folgen, den Grundstein für die Entstehung einer Depression legen.

Natürlich kommen dann weitere Faktoren dazu: Wie verläuft die Jugend ? Ist man gut integriert oder kommt es zu Mobbing?

Genetische Einflüsse

Zwillings- und Adoptionsstudien haben gezeigt, dass Depressionen auch eine genetische Wurzel haben. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, ist um 50 Prozent höher, wenn andere Blutsverwandte ersten Grades bereits erkrankt sind. Wenn also etwa eine Mutter an einer depressiven Störung leidet, ist dies ein Risikofaktor für das Kind - besonders dann, wenn die Störung bereits in einem frühen Alter auftrat.

Vulnerabilität

Die Vulnerabilität, zu deutsch Verletzlichkeit, beschreibt, wie anfällig ein Mensch für eine seelische Störung ist. Bei Menschen mit hoher Vulnerabilität zieht schon wenig Stress möglicherweise eine Depression nach sich. Ist die Vulnerabilität dagegen gering, schaffen es Menschen, auch sehr belastende Ereignisse gut zu bewältigen. Solche Personen bezeichnet man als resilient, also widerstandsfähig.

Nicht nur die objektive Schwere der Belastung entscheidet also, ob ein Mensch an einer Depression erkrankt, sondern die Fähigkeit, mit ihr umzugehen.

Erheblichen Einfluss haben dazu die Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Leben gemacht hat. Ein besonders großes Risiko, eine Depression zu entwickeln, haben beispielsweise Personen, die traumatische Erlebnisse wie Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit erlebt haben.

Gestörter Botenstoffwechsel im Gehirn

Nervenzellen im Gehirn kommunizieren untereinander über elektrische Impulse und Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter. Es gibt Hinweise darauf, dass dieser sogenannte Hirnstoffwechsel während einer Depression verändert ist.

So ist ein gestörter Noradrenalin- oder Serotoninspiegel im Gehirngewebe möglicherweise mitverantwortlich für eine Depression. Sind diese Botenstoffe nicht im Gleichgewicht, stört das den Austausch zwischen den Nervenzellen. Und das wiederum beeinflusst Gefühle und Gedanken negativ.

Fehlregulierte Stresshormone

Andere Erklärungsansätze bezüglich der Ursache von Depressionen sehen eine Fehlregulation der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol im Mittelpunkt. Insbesondere hat man bei depressiven Menschen einen erhöhten Cortisolspiegel festgestellt. Ein solcher kommt als Auslöser einer Depressionserkrankung infrage, aber auch als deren Folge.

Stress als Auslöser

Stress spielt bei der Entstehung einer Depression eine entscheidende Rolle. Umgekehrt verursacht eine Depression auch selbst Stress - beispielsweise, weil durch die Erkrankung viel Lebensqualität verloren geht.

Diagnose und Behandlung

Die Ärzt:in fragt nach Symptomen und wie lange diese bestehen. Zudem erkundigt sie sich nach der Lebenssituation, möglichen Problemen und auch nach möglichen Erkrankungen. Eine körpermedizinische Ausschlussdiagnostik ist unerlässlich.

Es stehen verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung zur Verfügung. Die Therapie richtet sich dabei individuell nach der Patient:in. Häufig kommt eine medikamentöse Behandlung zum Einsatz, mittels sogenannter Antidepressiva, die insgesamt eine gute Wirkung zeigen. Die Angst vieler Patient:innen vor Suchtgefahr ist dabei unbegründet.

Möglichkeiten der Behandlung

  • Medikamente (Antidepressiva)
  • Psychotherapie
  • Ergotherapie oder Musiktherapie
  • Elektrokonvulsionstherapie (EKT)
  • Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
  • Bewegungstherapie und sporttherapeutische Maßnahmen
  • Lichttherapie
  • Schlafentzugstherapie

Diese sollen mit unterschiedlichen Wirkmechanismen die Konzentration von sogenannten Neurotransmittern im Gehirn, vor allem von Serotonin bzw. Noradrenalin oder Dopamin, erhöhen.

Es dauert ungefähr 14 Tage, bis Antidepressiva wirken. Nach ungefähr drei bis vier Wochen rechnet man mit der vollen Wirkung. Dann bespricht die Ärztin oder der Arzt mit der betroffenen Person, ob die Symptome weniger geworden sind.

Studien zeigen, dass Antidepressiva Beschwerden einer Depression lindern und Rückfälle verhindern können. Jedoch wirken sie nicht bei allen Betroffenen gleich gut. Ein Teil hat weiterhin Beschwerden.

Steirische Daten zu Depression und Suizid

Ungefähr 5 von 100 Menschen in der Steiermark leiden an einer Depression, die behandelt werden muss. Das sind etwa 60.000 Menschen. Ältere Menschen erkranken häufiger als junge Menschen.

Rund jeder 5. Suizid in Österreich ist in der Steiermark. 201 Todesfälle wurden im Jahr 2019 als Suizid klassifiziert. Österreichweit waren es 1.113 Fälle.

Tabelle: Überblick über die Häufigkeit von Depressionen und Suiziden in der Steiermark

Indikator Wert
Depressionsprävalenz 5% der Bevölkerung
Suizide in der Steiermark (2019) 201
Suizide österreichweit (2019) 1.113

Tipps für den Alltag mit Depressionen

  • Nehmen Sie professionelle Hilfe an, lieber früher als später.
  • Bleiben Sie aktiv! Bewegung tut gut und lenkt von negativen Gedanken ab.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus. So können Sie auch Lösungen finden, die für Sie persönlich passen. Hilfreich kann hier zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe sein.
  • Planen Sie ihren Tag, das kann Sie im Alltag unterstützen.
  • Achten Sie auf einen guten Schlaf.

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