Burnout und Depression sind zwei psychische Erkrankungen, die in den letzten Jahren immer häufiger auftreten. Bei einem akuten Burnout und einer Depression sind die Symptome oft ganz ähnlich, wie beispielsweise Konzentrations- und Schlafstörungen, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Überforderung, gedrückte Stimmung, innere Leere sowie sozialer Rückzug.
Die Grundeinstellungen und Sichtweisen sowie das Selbstbild der Patienten und die Dynamik der Entstehung der Erkrankung unterscheiden sich jedoch bei genauerer Betrachtung. Ebenso wird die Erschöpfung von den beiden Personengruppen unterschiedlich erlebt.
Burnout: Entstehung und Symptome
Ein Burnout entsteht entweder schleichend über mehrere Jahre oder entwickelt sich rasant innerhalb weniger Monate. Für Burnout-Gefährdete hat Arbeit und Leistung meist einen sehr hohen Stellenwert, sie haben zudem ein starkes Pflicht- und Verantwortungsgefühl und neigen zu Perfektionismus. Der Weg ins Burnout beginnt aber oft erst dann, wenn eine erwartete Anerkennung oder versprochene Veränderung trotz der gesteigerten Anstrengung über lange Zeit nicht eintreten.
Überhöhte Ansprüche und die Unerreichbarkeit wichtiger Ziele führen schließlich zu einem Zustand chronischer, emotionaler, mentaler und physischer Erschöpfung. Burnout-Patienten kämpfen jedoch sehr lange dafür, das Unschaffbare trotzdem zu schaffen und überschätzen dabei tendenziell ihre Möglichkeiten. Dazu kommt, dass man im Laufe der Zeit einen Zynismus und eine Abneigung gegenüber der eigenen Arbeit erlebt und sich innerlich davon immer mehr distanziert. Oft treten begleitend auch körperliche Symptome oder Panikattacken auf, die den „Zusammenbruch“ erst spürbar machen.
Burnout tritt typischerweise auf, wenn sich eine Person überfordert fühlt, sei es durch beruflichen Druck oder durch persönliche Verpflichtungen wie die Pflege von Familienangehörigen. Zu den Symptomen können Müdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und nachlassende Motivation gehören. Es ist wichtig, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen, damit Sie Maßnahmen ergreifen können, um Ihr Stressniveau zu senken, bevor es außer Kontrolle gerät.
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Körperliche Symptome eines Burnouts
- Magen-Darm-Beschwerden
- Chronische Schmerzen
- Funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden
- Kopf-, Muskel-, Hals- und Gelenkschmerzen
- Schlaflosigkeit
- Herzrasen
- Bluthochdruck
- Häufig wiederkehrende Infekte
- Panikattacken
- Tinnitus
Psychische Burnout-Anzeichen
- Totale Erschöpfung, Energiemangel und Erholungsunfähigkeit
- Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme
- Entscheidungsunfähigkeit
- Leistungs- und Antriebsschwäche
- Versagensängste und andere Angst-Gefühle
- Gleichgültigkeit, emotionale Erschöpfung, innere Leere und Langeweile
- Desillusionierung oder Verzweiflung
- Ruhelosigkeit, nervöse Unruhe, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit
- Schwächegefühl
- Bitterkeit, Zynismus
- Gefühl mangelnder Anerkennung
- Geringe Frustrationstoleranz
Depression: Entstehung und Symptome
Zur Entstehung von Depression gibt es eine Reihe von Erklärungsmodellen und Risikofaktoren (Gehirnstoffwechsel, genetische Faktoren, kulturell-gesellschaftliche Faktoren, frühkindliche Bindungsmuster, belastende Lebenssituationen bzw. -ereignisse, etc.). Typische Kennzeichen sind die anhaltend gedrückte Stimmung bis hin zu regelmäßigen Weinattacken und Selbstmordgedanken sowie der Verlust an Freude und Interesse an diversen Aktivitäten.
Dies kann bei schweren Episoden so weit gehen, dass einfache Tätigkeiten wie Körperpflege oder Einkaufen zu unüberwindbaren Hürden werden. Die Zukunft wird weitestgehend negativ und unbeeinflussbar gesehen. Menschen, die unter Depressionen leiden, sehen sich als abhängig von ihrer Umwelt, schätzen ihren eigenen Handlungsspielraum als sehr gering ein und sehen ihre eigenen Ressourcen und Potentiale nicht. Manche depressiven Patienten sind leicht reizbar, zeigen eine erhöhte Aggressivität und sehen die Ursachen für ihre negative Gestimmtheit eher in ihrem Umfeld.
Depressionen hingegen werden oft durch Lebensereignisse wie eine Scheidung oder den Verlust des Arbeitsplatzes ausgelöst, können aber auch ohne offensichtliche Ursache auftreten. Menschen, die unter einer Depression leiden, können Hoffnungslosigkeit, Leere oder Schuldgefühle empfinden, haben Schlafstörungen, wenig Energie, leiden unter häufigen Kopf- und Magenschmerzen, haben Konzentrationsschwierigkeiten, ziehen sich von sozialen Aktivitäten zurück und verlieren das Interesse an Hobbys, die ihnen früher Spaß gemacht haben. Depressionen erfordern professionelle Hilfe, denn sie lassen sich nicht einfach überwinden.
Was ist der Unterschied zwischen einer Depression und einem Burnout?
Grundsätzlich ist es schwierig, zwischen einem Burnout-Syndrom und einer Depression eindeutig zu unterscheiden, da beide ähnliche Symptome aufweisen und zudem individuell sehr unterschiedlich verlaufen können. Symptomatisch lässt sich ein fortgeschrittener Burnout-Fall somit nicht mehr von einer Depression unterscheiden.
Der Unterschied liegt jedoch in der Entstehungsgeschichte und in der Tatsache, dass die Depression bereits als eigenständige Krankheit anerkannt ist. Der Hamburger Psychologe Matthias Burisch formuliert es so: „Burnout ist nichts Rätselhaftes; Ausbrenner haben Probleme, mit denen sie erfolglos kämpfen oder gekämpft haben, die aber prinzipiell lösbar sind. Depressive leiden an Unabänderlichem, oft Unerklärlichem.”
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Die Symptome beider Erkrankungen sollten in jedem Fall möglichst früh erkannt und behandelt werden, um eine Abwärtsspirale rechtzeitig unterbrechen zu können.
Burnout ist zu Beginn meist „situationsbezogen“ und greift erst in einem späteren Stadium auf weitere Lebensbereiche über, während die Depression sich von Beginn an in allen Lebensbereichen zeigt. Ein Unterscheidungsmerkmal besteht darin, dass Menschen in einem Burnout-Prozess normalerweise kämpfen (jedenfalls der aktive Typ). Möglicherweise gegen Windmühlen, mit den falschen Mitteln oder gegen sich selbst. Bevor sie sich schließlich geschlagen geben, haben sie in der Regel enorm viele Kämpfe hinter sich gebracht. Hilfe holen sich Burnout-Betroffene meistens dann, wenn es zu spät ist.
Das Kämpfen ist eher nicht Bestandteil einer Depression. Im Gegenteil. Die Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit stehen häufig im Vordergrund. Depressionen sind in der Regel einfach da und ohne ärztliche Hilfe nicht in den Griff zu bekommen. Depressive Menschen haben auch keinen Antrieb zu kämpfen, sie können sich zu nichts mehr aufraffen und fühlen sich oft wertlos. Es gibt Depressionen, die wie aus heiterem Himmel plötzlich auftreten - ohne erkennbaren psychischen Hintergrund.
Burnout und Depression sind zwei verschiedene, aber verwandte Zustände, die oft ähnliche Symptome aufweisen. Es ist wichtig, die Unterschiede zu verstehen, um die richtige Behandlung zu erhalten.
In der folgenden Tabelle sind die Hauptunterschiede zwischen Burnout und Depression zusammengefasst:
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| Merkmal | Burnout | Depression |
|---|---|---|
| Ursache | Chronischer Stress, meist arbeitsbedingt | Vielfältig (genetisch, biochemisch, traumatisch) |
| Fokus | Arbeit und Leistung | Alle Lebensbereiche |
| Emotionale Erschöpfung | Situationsbezogen, kann in entspannten Momenten nachlassen | Anhaltend, keine Erleichterung in entspannten Momenten |
| Kampf | Betroffene kämpfen oft gegen die Überlastung | Antriebslosigkeit, kein Kampfgeist |
| Anerkennung als Krankheit | Keine anerkannte Krankheit, Zusatzdiagnose | Klinisch anerkannte Diagnose |
Therapieansätze
Egal ob Burnout oder Depression, Psychotherapie hilft!
Die Behandlungsmöglichkeiten reichen von Therapien (die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als besonders hilfreich erwiesen) bis hin zu Medikamenten wie Antidepressiva, die das Gleichgewicht der an der Emotionsregulierung beteiligten Neurotransmitter wiederherstellen (dies sollte jedoch immer zuerst mit einer Ärztin bzw.
Aufgrund der Komplexität der möglichen Ursachen und Zusammenhänge, aber auch aus Gründen der häufig schwierigen Abgrenzung der Ätiologie und gegenüber anderen Störungsbildern steht am Beginn einer erfolgreichen Therapie eine sorgfältige medizinische und psychotherapeutische oder psychiatrische, sowie ggf. eine schlafmedizinische Diagnose. Die Therapie richtet sich dann naturgemäß nach den Erkenntnissen dieser Diagnosestellung.
Bei leichteren Beschwerden ohne Depression genügen mitunter geringe Interventionen wie die Ausarbeitung alternativer Strategien für das Arbeitsumfeld, Entspannungsverfahren und Stressbewältigungs-Techniken. Dies kann direkt am Arbeitsplatz (z.B. Arbeitspsychologe oder Coach) oder privat (Kurzzeit-Psychotherapie oder Coaching) geschehen.
Entspricht die Symptomatik jedoch einer depressiven Episode oder bestehen körperliche Symptome, die direkt oder indirekt mit einer Burnout-Symptomatik im Zusammenhang stehen, ist adäquate und regelmäßige Psychotherapie, nötigenfalls mit pharmakologischer Unterstützung, bis zum völligen Abklingen der Symptome über einen Zeitraum zumindest mehrerer Wochen indiziert. Ziel dieser Maßnahmen ist verbesserte Stressbewältigung (Coping) und Prävention (Coaching).
Es ist wichtig, daran zu denken, dass sowohl Burnout als auch Depressionen behandelbar sind, wenn sie früh genug erkannt werden. Zögere also nicht, Hilfe zu suchen, wenn du glaubst, dass du von einem der beiden Probleme betroffen sein könntest. Darüber zu sprechen, wie du dich fühlst, kann einen großen Unterschied machen!
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