In der deutschen Schauspielszene gibt es immer mehr Prominente, die offen über ihre Erfahrungen mit Depressionen sprechen. Das ist ein wichtiges Zeichen, denn es zeigt, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich Hilfe zu holen. Dieser offene Umgang trägt dazu bei, das Thema zu entstigmatisieren und Betroffenen Mut zu machen, sich ebenfalls Hilfe zu suchen.
Betroffene Schauspieler und ihre Geschichten
Cathy Hummels
Cathy Hummels (31), die Ehefrau des deutschen Nationalspielers Mats Hummels (30), sprach offen über ihre Depressionen. Zum ersten Mal sei diese große Traurigkeit mit 16 aufgetreten, damals habe sie allerdings nicht gewusst, was mit ihr passiert. Den Weg aus der Depression habe sie vor allem mit ihrer Familie gemeistert. Mats sowie ihr Bruder hätten ihr stets beigestanden. Letzterer ist laut Bericht übrigens Psychologe. Dank der Unterstützung stehe ihre Psyche ihr nun aber nicht im Weg, erklärt Hummels. "Optimismus kann man lernen", ist sie sich sicher. "Seit Jahren bin ich jetzt auch hier oben gesund.
Harald Schmidt
Entertainer Harald Schmidt (63) klärt gemeinsam mit einem Psychiatrie-Professor in einem neuen NDR-Podcast über das Thema Depressionen auf. Im Podcast spricht Schmidt auch mit Betroffenen und fragt, wie es Ihnen geht und wie sie gelernt haben mit einer Depression zu leben. Der Podcast trägt den Titel "Raus aus der Depression" und widmet sich Fragen wie "Woran erkenne ich, dass ich an einer Depression leide? Welche Therapien helfen? Welche Auswirkungen hat die Erkrankung auf Familie und Partner?" Über Ursachen, Auslöser und Behandlungen klärt Ulrich Hegerl auf, er ist Vorsitzender der Deutschen Depressionshilfe und hat die Senckenberg-Professur an der Psychiatrie der Universität Frankfurt inne: "Depressionen sind eigenständige, schwere Erkrankungen und mehr als eine Reaktion auf schwierige Lebensumstände.
Schmidt ist seit über zehn Jahren Schirmherr der Deutschen Depressionshilfe. Er spricht mit Betroffenen und zeigt sich beeindruckt von der Offenheit seiner Gesprächspartner. "Beeindruckt hat mich die große Offenheit meiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner, die einen, trotz der Krankheit, optimistisch entlassen", sagte Schmidt laut Mitteilung. "Mir wurde jetzt noch einmal sehr deutlich, wie wichtig es ist, das Umfeld der Erkrankten zu unterstützen. Ohne Hilfe von außen scheint mir das nur sehr schwer zu schaffen. Im besten Fall bietet der Podcast eine erste Orientierung für Betroffene und auch neue Anstöße, wie Hilfe möglich ist."
Nicholas Ofczarek
Schauspieler Nicholas Ofczarek sprach über depressive Verstimmungen. Er sagte, dass er manchmal auf der Straßenbahnfahrt zur Vorstellung an Angstzuständen leidet. "Es ist ein dissoziierter Zustand - halb bin ich in mir, halb bin ich weg von mir. Ich erreiche ihn inzwischen etwas öfter. Das hängt natürlich auch sehr stark von den Kollegen ab."
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Jenny Elvers
Jenny Elvers (51) geht auch nach Bekanntwerden ihres Rückfalls einmal mehr offen mit ihrer Alkohol-Problematik um, die sie in der Vergangenheit bereits begleitete. "Ich leide seit über zehn Jahren an Depressionen, darum habe ich damals auch angefangen zu trinken und mich mit Alkohol zu betäuben", erklärt sich Elvers zur neuesten Episode aktuell in "Bild". Sie sei in Behandlung: "Dreh- und Angelpunkt, warum ich trinke, sind die Depressionen."
Sie habe sich ein Ventil gesucht, nur das falsche, und an diesem einen Tag Alkohol getrunken. Ihr Sohn Paul (22) sollte sie in diesem Zustand nicht sehen, deswegen wollte sie mit dem Auto von Hamburg nach Berlin fahren, wo ihr Arzt sei: "Ich brauchte dringend Hilfe." Unterwegs habe sie gemerkt, dass sie es nicht schaffe, sicher Auto zu fahren und sei deswegen von der Autobahn abgefahren: "Ich wollte ein bisschen schlafen, bis es mir besser geht." Dennoch blickt Elvers schon wieder positiv nach vorne, eine Parallele zu ihren früheren Jahren sieht Elvers offenbar nicht: "Es ist heute kein Vergleich mit meinem Zustand vor zehn Jahren." Ihr gehe es auch jetzt schon wieder besser und es sei "dieser eine Tag, an dem ich rückfällig wurde": "Der Alkohol ist raus aus meinem Körper, ich bin wieder komplett nüchtern."
Bruce Darnell
Bruce Darnell gewährt ungewohnt ehrliche Einblicke in seine Gefühlswelt. In einem Podcast spricht Bruce jetzt ganz offen über seine Depressionen und gibt preis, wie er damit umgeht. Bereits in seiner Kindheit verspürte Bruce damals erste Anzeichen von Depressionen. "Ich glaube schon, dass es einfach in der Kindheit angefangen hat", erzählt er im Podcast und fügt hinzu: "Man hat diese Gedanken gehabt, dass man wertlos ist [...] - es war irgendwie so ein dunkler Place, eine Dark Zone einfach."
Als Bruce dann durch "Germany's Next Topmodel" über Nacht berühmt wurde, seien seine Depressionen wieder zurück gekommen. "Ich war plötzlich von dem einen auf den anderen Tag bekannt. Ich konnte das nicht verstehen. Und ich glaube, das war so ein Punkt, wo ich wirklich nur grau gesehen habe", erinnert er sich zurück.
Doch das Model ließ sich nicht unterkriegen und holte sich professionelle Hilfe. "Ich habe irgendwann gemerkt, dass es einfach nicht weiter geht und dann habe ich gedacht, okay, vielleicht muss ich einfach jemanden haben, der mir zuhört", berichtet er. Insgesamt drei Jahre lang war er dann in psychotherapeutischer Behandlung:Das hat wahnsinnig viel geholfen. Es ist einfach schön, mit jemandem über die Sachen zu sprechen.
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Heute geht es Bruce Darnell wieder gut. Er hat ein gutes soziales Umfeld, das ihm Halt gibt. Zudem versucht er, sich von negativen Dingen nicht beeinflussen zu lassen, er gönnt sich regelmäßig Auszeiten und macht Sport. "Du musst deinem Körper etwas Gutes tun", lautet sein Fazit.
Hazel Brugger
Hazel Brugger musste ihr Soloprogramm absagen, dann kam ihre Tochter zur Welt. Und die Entertainerin, sonst für ihre grandiose Komik gefeiert, konnte plötzlich nicht mehr. Es sei eine Zeit gewesen, sagt sie, in der sich ihr Leben „komplett verändert“ habe - öffentlich wie privat. „Der stete Wechsel aus totaler Wärme im privaten Zwischenmenschlichen und brutaler Kälte im Außen hatte mich sehr erschöpft.“ Was sie zunächst für eine vorübergehende Erschöpfung hielt, entpuppte sich jedoch als schwere Depression.
„Eine Depression ist eine chemische Dysbalance im Gehirn“, stellt sie nüchtern fest. Medikamente halfen, aber auch neue Rituale - etwa das tägliche Laufen, das sie nun fest in ihren Alltag integriert hat. Das Tattoo „RUN“ auf ihrem Handgelenk steht dafür: als Erinnerung an körperliche Bewegung - aber auch als Symbol für Selbstbestimmung. „Man darf vor Dingen weglaufen, wenn man sie nicht machen möchte“, sagt sie.
Tan Çağlar
Darsteller Tan Çaglar hat bereits einige schwierige Phasen in seinem Leben durchgemacht. Jetzt bekennt er sich dazu. Was folgte, waren schwere Depressionen, wie der Schauspieler jetzt ganz ehrlich erzählt. "Das ist dann erst mal etwas, womit man klarkommen muss und was mich dann tatsächlich - aufgrund dieser Veränderung - in eine tiefe Depression gebracht hat." Der Darsteller ergänzt: "Ich glaube, vier, fünf Jahre habe ich damit zu kämpfen gehabt, mich an diese Situation zu gewöhnen." Er habe sich stark zurückgezogen - bis sein Physiotherapeut ihm vom Rollstuhlbasketball erzählte.
Für Tan Çaglar wurde der Sport zum Anker und half ihm, wieder Freude am Alltag zu finden. Heute ist Basketball ein fester Bestandteil seines Lebens.
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Dieter Hallervorden
Schon in der Vergangenheit sprach Hallervorden offen über seine Depressionen, mit denen er vor einigen Jahren zu kämpfen hatte. Seine Depressionen wurden durch Tablettensucht ausgelöst, 2021 machte er einen Entzug, nachdem Zander ihn dazu gedrängt hatte. Zudem ließ er sich mehrere Wochen lang in eine psychiatrische Klinik einweisen. Zander habe ihn "vor Dummheiten bewahrt", so Hallervorden und sagt gegenüber Bild auch ganz unmissverständlich "Sie hat mich gerettet, als ich Suizidpläne hatte."
Wohl auch aufgrund dieser Liebe glaubt Hallervorden nicht, erneut in das tiefe Loch der Depression zu fallen. "Nur, wenn ich kurz vor der Premiere eine Rolle umbesetzen muss oder andere unvorhergesehene Dinge passieren, rattert das Gedankenkarussell", sagt er im Interview. "Dann greife ich aber auf einen Trick zurück. Ich übernehme den Atemrhythmus von Christiane, die in der Regel innerhalb von Sekunden in den Schlaf fällt.
Hilfsangebote
Wer Selbstmordgedanken hat oder an Depressionen leidet, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits ein einzelnes Gespräch. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich rund um die Uhr kostenlos unter der Rufnummer 142 an die Telefonseelsorge wenden. Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt ÄrztInnen, Beratungsstellen oder Kliniken.
Die Bedeutung von Offenheit
Der offene Umgang mit Depressionen in der Öffentlichkeit ist von großer Bedeutung. Es hilft, das Stigma zu reduzieren und Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Es ermutigt dazu, sich Hilfe zu suchen und über die eigenen Erfahrungen zu sprechen. Dies kann ein wichtiger Schritt zur Genesung sein.
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